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Veröffentlicht am 03.09.2023

Frauenschicksale

Marschlande
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Die Geografin Britta Stoever hat mit ihrer Familie in Hamburg gelebt und der Kinder wegen beruflich zurückgesteckt. Doch nun zieht sie ihrem Mann zuliebe ins Marschland. Das Energieeffizienzhaus, für das ...

Die Geografin Britta Stoever hat mit ihrer Familie in Hamburg gelebt und der Kinder wegen beruflich zurückgesteckt. Doch nun zieht sie ihrem Mann zuliebe ins Marschland. Das Energieeffizienzhaus, für das er sich ohne Britta entschieden hat, gefällt ihr nicht und auch sonst kommt sie nicht an. Als sie die Gegend erkunden will, fällt ihr ein Straßenschild „Abelke-Bleken-Ring“ ins Auge. Sie will wissen, wer diese Frau war und stößt bei ihren Recherchen auf eine Hexenverbrennung im 16. Jahrhundert.
Abelke war eine selbstbewusste und selbständige Frau, die sich von niemanden sagen lassen wollte, wie sie ihr Leben zu führen hat. Als Tochter eines reichen Bauern übernimmt sie den Hof nach seinem Tod und bewirtschaftet ihn ohne Ehemann. Das ist in jener Zeit ungewöhnlich und sie hat auch Neider, weil sie das erfolgreich macht. Doch dann schlägt die Natur zu und schnell ist eine Schuldige ausgemacht. Ein Scheiterhaufen wird aufgebaut und Abelke als Hexe verbrannt.
Je mehr Britta in die Geschichte von Abelke eintaucht, umso mehr erkennt sie, was in ihrem Leben nicht richtig läuft. Die Differenzen zwischen den Ehepartnern werden immer offensichtlicher und schon bald läuft alles auf eine Trennung hinaus.
Die Autorin Jarka Kubsova hat einen wunderbaren Roman geschrieben über zwei Frauen, die in unterschiedlichen Zeiten leben und beide ein selbstbestimmtes Leben führen möchten. Der Handlungsstrang um Abelke Bleken hat mir dabei viel besser gefallen als der um Britta Stoever. Abelke widersetzt sich den Gepflogenheiten ihrer Zeit und so kommt es, wie es damals kommen musste. Britta dagegen wollte Familie und Beruf unter einen Hut bringen, auch weil ihr Mann sie bedrängt hat, und hat sich dabei selbst vergessen. Beruflich hat sie durch ihre Auszeit keine Chance mehr in ihrem Job.
Dieser Roman lässt sich sehr angenehm lesen und hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Keine Freundschaft fürs Leben

Karnstedt verschwindet
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Karnstedt ist verschwunden und Simon Welde soll seinen Nachlass verwalten. Obwohl Simon verwundert ist, denn sie hatten ungefähr zwanzig Jahre keinen Kontakt mehr, reist er nach Dänemark. Das Arbeitszimmer ...

Karnstedt ist verschwunden und Simon Welde soll seinen Nachlass verwalten. Obwohl Simon verwundert ist, denn sie hatten ungefähr zwanzig Jahre keinen Kontakt mehr, reist er nach Dänemark. Das Arbeitszimmer in Karnstedts Bauernhof ist total verwüstet. Simon versucht zu ergründen, was mit Karnstedt passiert sein könnte. Dabei kommen Erinnerungen hoch an die Zeit, als sie Schüler waren und Außenseiter. Karnstedt hatte keine Haare und wurde von seinem Klassenkameraden Tummer und dessen Clique gemobbt. Auch Simon stand am Rand und was lag näher, als dass sich die beiden Außenseiter zusammentaten. Nun aber muss sich Simon mit dem auseinandersetzen, was er lange verdrängt hatte.
Karnstedt und Simon bezeichneten sich seinerzeit als Freunde, doch mir erschien es eher als eine Zweckgemeinschaft von Außenseitern. Sie verbindet das Interesse an Paläontologie und Archäologie, daher wollten sie auch später Henderson Island erkunden. Simon lässt sich von Karnstedt mitziehen, der seine Spielchen spielt und manipulativ ist. Aufgrund mangelnder Lebenserfahrung erkennt Simon nicht, was Karnstedt antreibt. Aber er hegt immer mehr Zweifel an dieser Freundschaftsbeziehung und dann geschieht am Ende der Schulzeit etwas, das den Bruch herbeiführt.
In Dänemark versucht Simon bei einer Nachbarin mehr über seinen ehemaligen Freund zu erfahren, doch als er ihr zur Küste hinterherreist, erlebt er eine Überraschung.
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Es sind eine ganze Reihe von Spuren gelegt, die man verfolgen möchte, um zu erfahren, was geschehen ist. Dabei bleibt viel Raum für Spekulationen. Die Lösung kommt erst spät und ist überraschend. Dabei ist es beeindruckend, wie viele Themen – Freundschaft, Mobbing, Liebe und Schuld - angesprochen wurden, ohne dass die Geschichte überfrachtet wirkt.
Auch wenn ich die beiden Protagonisten nicht besonders mochte, so sind die Charaktere sehr gut gezeichnet, auch die der Nebenfiguren. Ich konnte nachvollziehen, was die beiden doch sehr unterschiedlichen Jungen zusammengebracht hat und auch, was sie dann entzweit hat. Furchtbar fand ich es, dass es zu solchen Ausgrenzungen in der Schule kommen konnte, ohne dass jemand eingeschritten ist. Nur so konnten die Machtspiele weitergeführt werden und die Geschichte eskalieren und mit der Tragödie enden. Am Ende tragen alle Schuld.
Dieser vielschichtige Roman klingt noch lange nach und ich kann ihn nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Ein falsches Versprechen

Die Leiche auf dem Krabbenkutter. Ostfrieslandkrimi
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Als Fred Wolf und sein Sohn Hanno nach dem nächtlichen Fang ihren Krabbenkutter festmachen wollen, entdecken sie auf einem anderen Schiff eine tote Frau. Der herausgeputzte Kutter dienst zurzeit als Kulisse ...

Als Fred Wolf und sein Sohn Hanno nach dem nächtlichen Fang ihren Krabbenkutter festmachen wollen, entdecken sie auf einem anderen Schiff eine tote Frau. Der herausgeputzte Kutter dienst zurzeit als Kulisse für einen Werbespot der Fischrestaurantkette von Benno Garnell. In Greetsiel ist man nicht gerade erfreut darüber, dass auch hier ein Restaurant dieser Kette eröffnen soll. Hauptkommissarin Ruth Fasan und ihr junger Kollege Hagen Reese von der Polizei Greetsiel stellen schnell fest, dass es sich bei der Toten um die junge Schauspielerin Anne Jaffer handelt und dass sie ermordet wurde. Kurz zuvor hatte sie noch einen heftigen Streit mit einem Kollegen. Dann taucht auch noch ein Fremder mit Kapuze immer wieder am Drehort auf. Als Hagen ihn verfolgt, verliert der Fremde sein Handy. Was die Polizei darauf entdeckt, lässt die ganze Geschichte in einem vollkommen neuen Licht erscheinen.
Obwohl dies bereits der achte Band aus der Reihe „Polizei Greetsiel ermittelt“ ist, war es für mich der erste Fall mit diesen Ermittlern. Dieser Krimi liest sich schön flüssig und ist spannend. Allerdings wies mich mein Bauchgefühl schon recht früh auf den Täter hin. Doch bezüglich der Hintergrundgeschichte blieb der Fall weiter spannend.
Die Hauptkommissarin Ruth Fasan hat viel Erfahrung und lässt sich nicht von voreiligen Schlussfolgerungen auf eine falsche Spur locken. Hagen Reese hingegen lässt sich auch schon mal von Emotionen leiten und schmollt auch gerne mal, wenn seine erfahrene Vorgesetzte ihn dann wieder auf Kurs bringt. Aber letztendlich sind sie ein gutes Team. Im Team für den Werbespot dagegen gibt es einige Differenzen und Katharine Selma, die ihre besten Tage hinter sich hat, ist oft ziemlich theatralisch.
Mir hat dieser spannender Ostfrieslandkrimi gut gefallen.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Diebstahl, Mord und Karneval

Rosenmontag
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Köln, 1823: Im Rhein wird eine Leiche gefunden. Der Tote namens Jean Kämmerer wurde übel zugerichtet. Später findet Kriminalkommissar Gustav Zabel bei ihm ein wertvolles Vortragekreuz, das aus der Schatzkammer ...

Köln, 1823: Im Rhein wird eine Leiche gefunden. Der Tote namens Jean Kämmerer wurde übel zugerichtet. Später findet Kriminalkommissar Gustav Zabel bei ihm ein wertvolles Vortragekreuz, das aus der Schatzkammer des Kölner Doms entwendet wurde. Alles deutet darauf hin, dass der der Polizei gut bekannte Arthur Schmoor die Taten begangen hat. Die Karnevalisten sind froh, als sich alles so schnell aufklärt, fürchteten sie doch, dass der erste Karnevalsumzug in Köln von den Preußen verboten würde. Aber Gustav Zabel ist nicht überzeugt. Als ehemaliger preußischer Soldat ist er Gründlichkeit gewohnt und so ermittelt er weiter, auch wenn er damit so Manchem auf die Füße tritt.
Mir hat dieser historische Krimi sehr gut gefallen. Da ich aus dem Rheinland stamme, hatte ich auch keine Probleme mit der kölschen Sproch, die bei den Dialogen Verwendung findet und die Geschichte sehr authentisch macht.
Gustav Zabel ist ein sympathischer Ermittler, der aber in Köln ein wenig fehl am Platze wirkt. Er wurde an den Rhein versetzt und ist auch nach zwei Jahren noch nicht so ganz angekommen, sehr zum Leidwesen seiner Frau, die ihn dazu drängt, sich mehr in der Gesellschaft zu zeigen. So gerät er auch in die Vorbereitungen für den Rosenmontagsumzug. Überall stellt er seine Fragen, was ihm übelgenommen wird. Im Festordnenden Komitee wird man nicht gerne verdächtigt und seine Frau mag es nicht, dass er von einer Dirne fasziniert ist. Doch er hat die Rückendeckung seiner Königliche Hoheit Prinz Friedrich von Preußen. Auch die anderen Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt. Jeder hat so seine speziellen Macken, aber wie sagt man so schön: Jeder Jeck is anders.
Bunt mischen sich reale Personen mit fiktiven in dieser Geschichte. Die ganze Zeit versucht man mit Zabel herauszufinden, wer der Täter ist, der so brutal gemordet hat. Am Ende ist es dann ein kleines Detail, welches Zabel auf die richtige Spur bringt. Der Karnevalsumzug durch Köln kann starten und Zabel datt kölsche Lebensjeföhl genießen.
Ein unterhaltsamer und spannender historischer Krimi mit viel Lokalkolorit und interessanten Charakteren.

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Veröffentlicht am 26.08.2023

Sallie Kincaid – eine starke Frau

Vom Himmel die Sterne
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Sallie Kincaid hat als Fünfjährige ihre Mutter verloren. Ihr Vater, der Duke, hat schnell wieder geheiratet. Sallies ist ihrer Stiefmutter ein Dorn im Auge, ganz besonders als Sallie mit ihrem Stiefbruder ...

Sallie Kincaid hat als Fünfjährige ihre Mutter verloren. Ihr Vater, der Duke, hat schnell wieder geheiratet. Sallies ist ihrer Stiefmutter ein Dorn im Auge, ganz besonders als Sallie mit ihrem Stiefbruder Eddie verunglückt. Dabei hat sie es nur gut gemeint und trotzdem muss sie das Anwesen in Caywood verlassen. Erst als sie siebzehn ist, darf sie nach dem Tod der Stiefmutter zurückkommen. Sie ist fest entschlossen, sich ihren Platz in der Familie zurückzuerobern. Doch dann stirbt der Duke und Sallie muss seinen Posten übernehmen und sich in einer Männerwelt durchsetzen.
Dieser Roman der Autorin Jeannette Walls hat mich von Anfang an gepackt.
Die Personen sind alle interessant und authentische dargestellt. Sallie ist ein starkes Mädchen, das ihren Vater vergöttert. Aber sie ist nur ein Mädchen und obwohl ihr Stiefbruder Eddie dem Duke zu schwach ist, soll er einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten. Der Duke selbst ist ein Mann der im Claiborne County wie ein König herrscht. Wenn es Probleme gibt, kommt man zu ihm und er löst sie, dafür braucht er kein Gericht. Seine Geschäfte sind nicht ganz legal, aber so ist das in der Zeit der Prohibition nun einmal. Als er stirbt, muss Sallie Hals über Kopf Verantwortung übernehme. Dabei machen ihr nicht nur alte Fehden zu schaffen, auch in ihrer Familie ist nicht jeder erfreut darüber, dass Sallie an die Stelle des Dukes tritt. Eine Frau soll halt heiraten und die Geschäfte den Männern überlassen. Doch Sallie ist stark, hat ihren eigenen Kopf und erträgt auch Rückschläge. Es geht um das Überleben von vielen Menschen im County und so tut sie, was getan werden muss. So nach und nach erfährt sie einige Familiengeheimnisse, die manche ihrer Einstellungen verändern.
Es ist ein spannender Roman über eine starke junge Frau, der mich gut unterhalten hat. Empfehlenswert!

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