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Veröffentlicht am 14.10.2017

Wenn Fabelwesen zum Leben erwachen

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
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Samir ist ein Dieb, schon so lange er denken kann. Nach dem Tod seines Bruders beschließt er, sein Leben zu ändern, auf die größtmögliche Weise. Er will in der Palastwache des Weißen Königs aufgenommen ...

Samir ist ein Dieb, schon so lange er denken kann. Nach dem Tod seines Bruders beschließt er, sein Leben zu ändern, auf die größtmögliche Weise. Er will in der Palastwache des Weißen Königs aufgenommen werden, und durch einen kleinen Betrug gelingt ihm das auch. Doch statt den König zu bewachen, bringt man ihn in die Bücherstadt, wo er tagein, tagaus ein riesiges, langweiliges Tor bewachen soll. Nur staubige Bücher, staubige Bibliothekare, staubige Wachen glaubt Samir. Das ändert sich abrupt, als eines Nachts scheußliche Fabelwesen ihr Unwesen treiben und Samir sie verfolgt. Er gerät in etwas, das größer ist als er, und er muss all seinen Witz und Diebescharme zusammennehmen, um nicht nur zu überleben, sondern auch hinter die Geheimnisse und Intrigen zu kommen.

Die Idee gefällt mir gut, auch der Schreibstil ist nicht schlecht. Anfangs hielt ich zwar Samir für knapp acht bis zehn Jahre jünger, als er eigentlich ist (fünfundzwanzig), doch das legte sich nach einer Weile. So richtig-richtig abgeholt hat mich die Geschichte trotzdem nicht. Ich möchte zwar wissen, wie es weitergeht, aber mich ärgern auch ein paar Sachen, die ich unlogisch oder zu einfach gelöst finde (wie zum Beispiel die Superhilfe durch Jakobus, der sich von jetzt auf eben überzeugen lässt). Einerseits mag ich das orientalische Flair, andererseits wird das gern durch die italienischen Namen gestört, die hier und da plötzlich auftauchen. Ich weß nicht recht - ich wollte das Buch absolut mögen, aber dafür ist es mir nicht überzeugend genug, gerade der Schluss, wo Samir beschließt zurückzukehren. Echt jetzt? Als ob keiner irgendwie misstrauisch wird, nachdem er ständig weg ist oder was komisch bei ihm läuft? Ich muss wirklich auf den zweiten Band warten, um mir über diese Serie schlüssig zu werden. Es ist noch alles offen, kann noch richtig gut, aber auch richtig in den Keller gehen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Im wahrsten Sinne des Wortes

Die Magie der Lüge
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Ein paar Jahre, als es Tir Passario noch gar nicht gab und er als Nr. 19 irgendwo herumdümpelte, wurde eine junge Frau zu Anderta Passario erklärt. Auch sie verfügt über Wahrheitsmagie, doch sie nutzt ...

Ein paar Jahre, als es Tir Passario noch gar nicht gab und er als Nr. 19 irgendwo herumdümpelte, wurde eine junge Frau zu Anderta Passario erklärt. Auch sie verfügt über Wahrheitsmagie, doch sie nutzt sie etwas spezieller als Tir, könnte man sagen. Tagsüber betätigt sie sich als Wahrsagerin (im wahrsten Sinne des Wortes), nachts steigt sie bei ihren "Tageskunden" ein, von denen sie weiß, dass sie nicht da sind, und klaut ihre Wertsachen. Zusammen mit ihrem Partner Londurs hat sie ein abenteuerliches und finanzstarkes Leben. Das ändert sich abrupt, als sich durch Tir die Welt ändert und nur Anderta durch ihre Wahrheitsmagie weiß, dass sich überhaupt was geändert hat. Sie beschließt, den Schuldigen zu finden und zur Rede zu stellen, doch als ihr das gelingt, muss sie nicht nur mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpfen, sondern auch mit seinen.

Im Gegensatz zu Tir, der mir im ersten Teil Die Magie der Namen, oft auf die Nerven ging und es mir somit schwer machte, ihn als Hauptperson zu mögen, fand ich sofort Zugang zu Anderta und auch ihrem Partner Londurs. Sie sind rebellisch, haben ihren eigenen Kopf und sehen nicht ein, sich von ihren Namen zu einem Schicksal degradieren zu lassen. Anfangs erweisen sich beide als starke Persönlichkeiten; das hält sich bei Anderta nicht durchweg, weshalb es auch einen halben Punkt Abzug in der Pflicht gibt. Auch die weiteren Charaktere sind durchaus interessant (und einer der "Guten" ist mein absoluter "Lieblings"hasscharakter, eine hervorragende Leistung der Autorin!), einige, wie Tir zum Beispiel, haben sich sogar weiterentwickelt. Mein größter Kritikpunkt besteht im letzten Drittel des Buches. Es geht alles zu schnell, zu einfach und dem ersten Band viel zu ähnlich. Das wirkte auf mich extrem antiklimaktisch, sodass ich hier einen ganzen Punkt abziehen muss, obwohl mir dieser Nachfolger der Magie der Namen besser gefiel als das Ursprungsbuch. Das Ende gibt genügend Stoff für einen dritten Band her, wobei ich hoffe, dass es dabei mal ausnahmsweise keinen Deus ex machina als Lösung geben wird. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Willkommen an der Evil Äcädemy

Evil Hero
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John Taylor ist der Sohn des Superhelden Eagleman. Des toten Superheldens, denn dieser wurde vor kurzem von seinem Erzfeind The Rockstar ermordet. Dieser hat sich keinesfalls an die Superhelden- und Superschurkenetikette ...

John Taylor ist der Sohn des Superhelden Eagleman. Des toten Superheldens, denn dieser wurde vor kurzem von seinem Erzfeind The Rockstar ermordet. Dieser hat sich keinesfalls an die Superhelden- und Superschurkenetikette gehalten, sondern ihn hinterrücks ermordet - geht gar nicht! Da John bei der Superheldenakademie abgelehnt wird, bewirbt er sich kurzerhand an der Evil Äcädemy, der Schule für Superschurken, denn dort will er die Identität des Superschurkens Rockstar herausfinden. Womit John nicht gerechnet hat: dass er dort echte Freunde findet, die ihm jederzeit zur Seite stehen.

Eine klasse Idee und ziemlich witzig, sich vorzustellen, dass Schurken und Helden sich an diverse Etikette halten müssten. Mir gefiel auch die Schule und ihr Unterricht selbst, zumal sich die meisten als weniger evil herausstellten, als man meinen möchte. (Wobei die Sache mit den Krokodilen schon grenzwertig war, aber das sollte wohl das "evil" betonen. Was mir nicht so gefiel, war, dass es zwischendurch öfter abrupte Brüche gab, als ob es unnötig wäre, geschmeidige Übergänge zu schreiben. Das hat mich teilweise irritiert. In einem Moment noch ärgert sich John über einen Lehrer oder einen Schüler, und anstatt diese Momente ein wenig auszuloten, in die Tiefe zu gehen, wird das halt mal nebenbei vermerkt und weiter geht's. Das verbreitete den Eindruck, dass es zwischendurch zu zackig ging, was ein bisschen die Luft aus der Geschichte nahm. Ansonsten bin ich gespannt, ob die Reihe fortgeführt wird und werde mir dann Johns nächstes Schuljahr ansehen. 3,5/5.

Veröffentlicht am 05.09.2017

Unsterblich wie der Tod

Palast der Finsternis
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Als in Frankreich unter dem Palast eines Adligen ein weiterer, unterirdischer Palast gefunden wird, schlägt Anouks große Stunde, denn die Verantwortlichen der Ausgrabung suchen Jugendliche mit besonderen ...

Als in Frankreich unter dem Palast eines Adligen ein weiterer, unterirdischer Palast gefunden wird, schlägt Anouks große Stunde, denn die Verantwortlichen der Ausgrabung suchen Jugendliche mit besonderen Fähigkeiten, um ihn zu erforschen. Anouk, die in ihrer eigenen Familie nicht wertgeschätzt wird, reist mit vier anderen Jugendlichen nach Frankreich. Schon ihre Abreise geschieht in einem eigenen Jet, und der obere Teil des Palastes bietet allen erdenktlichen Luxus. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes, und Anouk und drei ihrer Gefährten fliehen in den unterirdischen Teil - den Schmetterlingspalast -, und geraten in ein Labyrinth von Fallen und Bösartigkeit. Was sie herausfinden, wird Leben kosten ... im schlimmsten Falle ihr eigenes.

Es spricht für die Spannung und Unterhaltsamkeit des Buches, dass ich so viele Punkte gebe, denn wenn man sich einige Sachen genauer durch den Kopf gehen lässt, hakt es an allen Ecken und Enden an der Logik. Es ist zweigeteilt - einerseits erfährt man alles über die Zeit, in welcher der unterirdische Palast gebaut wurde (Zeit der französischen Revolution, 1789) und die Adlige Aurelie, die mit ihren Schwestern dort hinunter flüchtet und die heutige Zeit mit Anouk und ihren Leidensgenossen, wobei natürlich das eine mit dem anderen zusammenhängt. Der Autor hat gut recherchiert, man taucht in das Leben der Adligen zum Ende des 18. Jahrhunderts ein, und man bekommt all die Pracht ihrer Häuser zu spüren. Gleichzeitig erlebt man das manchmal direkt schon horrorlastige Abenteuer der Jugendlichen heute. Schreiben kann er also, der Herr Bachmann, und wenn es dann irgendwann auch noch bis zum Ende schlüssig erklärbar wird, klappt's auch mal mit der Höchstpunktzahl. In dem Fall dann Abzug, 3,5/5.

Veröffentlicht am 03.09.2017

Die unfriedliche Re(li)gion

Wildeule
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Gesine Cordes war vor zehn Jahren bei der Kripo - solange, bis ihr kleiner Sohn starb und ihr Leben den Bach runterging. Mittlerweile arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin und wird immer mal wieder mit Kriminalfällen ...

Gesine Cordes war vor zehn Jahren bei der Kripo - solange, bis ihr kleiner Sohn starb und ihr Leben den Bach runterging. Mittlerweile arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin und wird immer mal wieder mit Kriminalfällen zusammengebracht. Dieses Mal wird es wieder sehr persönlich. Als Gesine auf einer Beerdigung den klassischen falschen Toten im Sarg findet, kommt die Kripo in Form von Marina Olbers und ihrer Praktikantin schnell auf Gesines Freund, den Bestattungsunternehmer Hannes. Und dieser lügt auch noch, als er in dieser Hinsicht befragt wird, und reitet mit seinen Falschaussagen auch Gesine mit rein. Doch dabei bleibt es nicht - es gibt wieder eine Tote, und auch dieses Mal sieht es so aus, als hätte Hannes die Finger im Spiel.

Wieners hat bei mir gute Karten, denn sie hat einen hervorragenden Schreibstil und extrem coole Leute zum Leben erweckt, die Spaß machen zu lesen. Trotzdem schwächelt es dieses Mal. Die Handlung wird ein bisschen an den Haaren herbeigezogen und immer dann, wenn man denkt, dass solche Handlungen bei Jugendlichen, aber sicher nicht bei Erwachsenen zu erwarten wären, passieren sie. Das hat mich dieses Mal ein bisschen (arg) genervt. Wobei es nicht der Täter ist, dessen Handlungen absurd sind, sondern fast durchweg Gesine, Hannes und Marina. Und das tut ein bisschen weh, denn Wieners' Bücher zu lesen ist normalerweise wie Heimkommen aus dem Urlaub - dieses Mal hat's nicht so einen Spaß gemacht, weil irgendjemand nach der Party nicht aufgeräumt hatte und überall angefangene Flaschen und Kippen hat rumliegen lassen. 3,5/5.