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Veröffentlicht am 24.09.2017

Eintauchen in die Welt des Flamencos

Die spanische Tänzerin
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Katarina ist schwer erkrankt in Australien. Über ihre Vergangenheit in Spanien hat sie nie gesprochen. Nun bittet sie ihre Enkelin Charlotte nach Granada zu fliegen, um dort mehr über die Herkunft eines ...

Katarina ist schwer erkrankt in Australien. Über ihre Vergangenheit in Spanien hat sie nie gesprochen. Nun bittet sie ihre Enkelin Charlotte nach Granada zu fliegen, um dort mehr über die Herkunft eines Gemäldes herauszufinden. Dieses hat sie als junges Mädchen von ihrem Vater geschenkt bekommen, der ihr am 21. Geburtstag mitteilen wollte, was es mit dem Bild auf sich hat, doch er verstarb, bevor er ihr die Geschichte erzählen konnte. Bei ihren Nachforschungen trifft Charlotte auf den Flamenco-Gitarristen Mateo von dem sie erfährt, dass ihre Großmutter in jungen Jahren eine bekannte Flamenco-Tänzerin war. Es brach der Flamencowelt das Herz, als sie unerwartet aufhörte zu tanzen und verschwand.

Der zweite Erzählstrang beginnt im Jahr 1936 und erzählt von Katarina. Sie stammt aus privilegierter Oberschicht und nimmt heimlich Flamencounterricht. Katarina verliebt sich in den Gitarristen Raul, doch aus Angst vor den Konsequenzen, hat sie sich nicht erlaubt, dass es Liebe wurde. Da sie nicht bereit war Flamenco zu leben, wurde sie auch nicht mehr von ihrer Flamencolehrerin unterstützt. Nach dem Tod ihres Vaters fällt sie eine Entscheidung und erzählt ihrer Familie von ihrer Leidenschaft. Die Mutter verwies sie des Hauses und nun war Katarina auf sich allein gestellt. Als sie Mitglied eines neuen Ensembles wird, trifft sie wieder auf ihre große Liebe Raul. Zu seiner Musik gelingt es ihr beim Flamenco das angestrebte „el duente“, eine Verschmelzung von purer Emotion und Leidenschaft, zu erreichen. Doch ihr Glück wird durch die Schrecken der Diktatur Francos bedroht.

Geschickt hat die Autorin zwei Handlungsstränge verwoben. Die Gegenwart spielt im Jahr 2016, in der sich Charlotte auf ihre Nachforschungen in Granada begibt und nicht damit rechnet, dass diese Reise sie zu einer unerwarteten Wendung in ihrem Leben führt. Die Vergangenheit umfasst die Jahre 1936 – 1944 in Spanien und erzählt die Geschichte von Katarina, die mit einem Cliffhanger endet und erst in der Gegenwart sehr gefühlvoll aufgeklärt wird.

Für mich steht in diesem Roman eindeutig das Eintauchen in die Welt des Flamencos im Vordergrund, die Schrecken der Franco Diktatur und das Leben der Widerstandskämpfer nehmen nur einen kleinen, aber entscheidenden Raum für den Verlauf der Geschichte ein. Ich konnte eintauchen in das Leben von Katarina und Charlotte. Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre, die Alli Sinclair in ihrem Roman zeichnet. Als Leserin fühlt man sich an die Orte versetzt und spürt das Leben in der jeweiligen Zeit auch bei den Gitanos. Mich haben die immer wiederkehrenden und intensiv beschriebenen Szenen der Flamenco Tänze und der Musik komplett in den Bann gezogen, teilweise sehr berührt und mitgerissen.

Ein toller Roman, der insbesondere durch die Zeichnung der Charaktere mit ihren Leidenschaften und der besonders dichten Atmosphäre begeistert. Die Handlung sowie der Schreibstil haben mich überzeugt. Empfehlenswert ist dieses Buch insbesondere für Personen die Interesse am Flamenco haben.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Vergangenheit und Gegenwart – eine untrennbare Einheit

Marlenes Geheimnis
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In ihrem neuen Roman „Marlenes Geheimnis“ erzählt Brigitte Riebe die sehr emotionale Geschichte der Familie Menzel/Auberlin auf zwei Zeitebenen.

Nane und ihre Mutter Vicky sind nach Rickenbach an den ...

In ihrem neuen Roman „Marlenes Geheimnis“ erzählt Brigitte Riebe die sehr emotionale Geschichte der Familie Menzel/Auberlin auf zwei Zeitebenen.

Nane und ihre Mutter Vicky sind nach Rickenbach an den Bodensee gekommen, um von der verstorbenen Eva Abschied zu nehmen. Hier führt Evas Tochter Marlene die gutgehende Schnapsbrennerei weiter. Das Verhältnis von Marlene und ihrer Halbschwester Vicky ist nicht das Beste. Marlene wurde geprägt durch die Flucht mit ihrer Mutter und Vicky hat es als Nachzüglerin nicht ganz einfach gehabt. Ihre Großmutter Eva hat Nane ein Notizbuch hinterlassen, in dem sie ihre Geschichte aufgeschrieben hat.

Die Erzählung von Eva beginnt im Jahr 1938 in dem Ort Reichenberg, dem heutigen Liberec in Tschechien. Das Gebiet wird von Deutschen besetzt und es erfolgt ein Attentat auf Reinhard Heydrich. Aus Rache wurde ein ganzes Dorf zerstört. Nach Kriegsende töteten die Tschechen im Gegenzug viele Sudetendeutsche. Als die Russen einmarschierten kamen die Deutschen in ein Lager, so auch Eva. Über Umwege erreicht Eva dann den kleinen Ort Rickenbach am Bodensee.

Ich mochte einfach alles an diesem Buch. Geschickt hat Brigitte Riebe zwei Erzählstränge wunderbar verwoben und auch historische Ereignisse mit einfließen lassen. Man merkt hierbei auch die gute Recherche. Bei Büchern, die auf verschiedenen Zeitebenen erzählt werden, habe ich meistens eine Ebene bevorzugt, aber hier gefallen mir beide gleich gut. Ich habe mit gefiebert, war aufgewühlt und war immer gespannt darauf wie sich die Geschichten weiterentwickeln. Geheimnisse wurden gelüftet und von bemerkenswerten Wendungen wurde ich überrascht. Es gab für mich keine Längen, die Landschaftsbeschreibungen waren wunderbar, alles wirkte sehr lebendig und die Sprache war perfekt. Einige eingestreute Dialektszenen verliehen dem Ganzen Authentizität. Man merkt, dass die Autorin viel Herzblut in dieses Buch gesteckt hat.

Der Roman hat mir wunderbar unterhaltsame, spannende und nachdenkliche Lesestunden beschert. Es beweist, dass Vergangenheit und Gegenwart eine untrennbare Einheit bilden. Für mich ein wirklich empfehlenswertes Lesehighlight 2017.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Schicksalhafte Fügung

Morgen ist es Liebe
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Eigentlich bin ich kein großer Fan von Liebesromanen, doch der Debütroman von Monika Maifeld hat mich schnell in den Bann gezogen.

Der Rechtsanwalt Martin Hallberg ist vor einer Schuld geflohen. Das ...

Eigentlich bin ich kein großer Fan von Liebesromanen, doch der Debütroman von Monika Maifeld hat mich schnell in den Bann gezogen.

Der Rechtsanwalt Martin Hallberg ist vor einer Schuld geflohen. Das Leben als Bettler hat ihn nicht geholfen, sich davon zu befreien. Nun sitzt er hoch über der Mosel in den Weinbergen auf der Bank nahe einer kleinen Kapelle und will sein Leben beenden. Er schreibt noch einen Abschiedsbrief an seine Geschwister und steckt den Brief in seine Manteltasche.

Die Ärztin Alexandra Novak will nach einer Weihnachtsfeier mit Kollegen zu ihrer Mutter fahren, wo sie die Weihnachtstage gemeinsam mit ihr verbringen will. Sie nimmt eine Abkürzung durch die schneebedeckten Weinberge, gerät mit ihrem Wagen ins Schleudern und überschlägt sich. Martin Hallberg, der den Unfall beobachtet hat, versucht sie aus dem Wagen zu ziehen, doch das Gurtschloss klemmt und so beschließt er mit Gott ein Bündnis einzugehen, wenn er die junge Frau retten kann, wird er auf seinen Freitod verzichten. Durch sein Gezerre sprang das Schloss auf und er konnte die Frau in letzter Sekunde aus dem Wagenfenster ziehen, bevor es zu brennen anfing. Als Hilfe naht, verschwindet Martin schnell und lässt seinen Mantel, den er Alexandra wegen der Kälte umgelegt hat, mit dem Brief zurück. Die Sorgen um die junge Frau und um den Abschiedsbrief lassen ihn nicht los.

Der Debütroman von Monika Maifeld ist sehr berührend mit viel Fingerspitzengefühl geschrieben, denn nichts wirkt kitschig. Die Geschichte umfasst einen Zeitraum vom 21. Dezember bis zum 8. Januar. Durch die wechselnden Perspektiven kann man sich gut in Martin, Alexandra und Martha hinein versetzen. Sie waren sehr gut beschrieben und ihre Handlungen waren nachvollziehbar. Alle hatten ihr Päckchen zu tragen und wirkten daher nicht realitätsfremd. Zu Beginn war mir natürlich klar, dass es ein Happy End geben wird, doch bis dahin gab es noch einige Verwicklungen.

Mit dem Roman habe ich angenehme Lesestunden verbracht und denke, dass es der ideale Roman für kalte Wintertage ist, der das Herz erwärmen lässt.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Die Kraft der Freundschaft

Der Sommer der Inselschwestern
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Was soll man machen, wenn nach zehnjähriger Beziehung der Bräutigam seine Braut allein vor dem Traualtar stehenlässt und verschwindet. Die Kinderärztin Andi entschließt sich zu einem Neuanfang. Kurzentschlossen ...

Was soll man machen, wenn nach zehnjähriger Beziehung der Bräutigam seine Braut allein vor dem Traualtar stehenlässt und verschwindet. Die Kinderärztin Andi entschließt sich zu einem Neuanfang. Kurzentschlossen kauft sie ein stark vernachlässigtes Haus auf Blackberry Island. Es gehört zu einem Ensembles von drei Häusern, die auf der Insel die „Drei Schwestern“ genannt werden. Andi sieht sich selbst in diesem Haus und glaubt, wenn sie das Haus in Ordnung bringt, würde ihr Leben auch wieder in Ordnung sein.

Bald lernt sie ihre beiden Nachbarinnen kennen. Die Künstlerin Boston, die voller Verzweiflung um ihren verstorbenen kleinen Sohn trauert und für sich noch keinen Weg gefunden hat, von ihm Abschied zu nehmen. Und Deanna, die alles perfekt machen will, um die Schatten ihrer Vergangenheit zu vertreiben.

Dies war mein erstes Buch von Susan Mallery und ich wurde nicht enttäuscht. Der Schreibstil ist frisch und lebendig ohne kitschig zu sein. Einige Passagen regten zum Nachdenken an und gleichzeitig kam auch eine Prise Humor nicht zu kurz. Die Figuren haben Persönlichkeit, wobei nicht alle am Anfang meine Sympathie hatten. Es war unterhaltsam, dass Miteinander der drei Frauen zu beobachten. Langsam zu sehen wie sie sich einander öffnen und sich gegenseitig Unterstützung geben. Ein wunderschönes Buch über die Kraft von Frauenfreundschaften und das Leben. Ein herrlicher Roman, den man am Schluss ungern aus der Hand legt.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Den Frauen eine Stimme geben

Der Frauenchor von Chilbury
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1940 - zu Beginn des Weltkriegs werden immer mehr Männer eingezogen. Aufgrund der fehlenden männlichen Stimmen gibt der Vikar des kleinen Dorfes Chilbury durch einen Anschlag bekannt, dass der Kirchenchor ...

1940 - zu Beginn des Weltkriegs werden immer mehr Männer eingezogen. Aufgrund der fehlenden männlichen Stimmen gibt der Vikar des kleinen Dorfes Chilbury durch einen Anschlag bekannt, dass der Kirchenchor aufgelöst wird. Die Frauen sind enttäuscht. Als die charismatische Musiklehrerin Primrose Trent in den Ort kommt, will sie den Chor wieder aufleben lassen. Die Skepsis ist zu Beginn groß, denn wie soll ein Chor ohne Bässe und Tenöre funktionieren. Doch Primrose will den Frauen eine Stimme geben und ihre Leidenschaft überträgt sich auf die anderen Mitglieder, denn wo steht geschrieben, dass das Singen ohne Männer verboten ist. Im Krieg sind die Regeln außer Kraft gesetzt und mit ihrem Chor wollen die Frauen den Menschen Zuversicht schenken.

Jennifer Ryan lässt diese wunderbare Geschichte anhand von Tagebucheinträgen, Journalen und Briefen von fünf unterschiedlichen Frauen erzählen. Margaret Tilling, die ihren Mann verloren hat und nun ihren Sohn David in den Krieg ziehen lassen muss. Die fast vierzehnjährige Kitty Winthrop, die wunderschön singen kann und für einen Verehrer ihrer Schwester Venetia schwärmt. Venetia, die Verehrer sammelt und entschlossen ist, den Künstler Alaistair Slater einzufangen, ob wohl er sich nicht für sie interessiert. Silvie, ein zehnjähriges jüdisches Flüchtlingskind, die bei der Familie Winthrop wohnt. Die Hebamme Edwina Paltry, die ihr Glück wenden möchte und ein unmoralisches Angebot annimmt. Alle von ihnen werden Veränderungen in ihrem Leben erfahren, gemeinsam wachsen und stärker werden.

Durch die besondere Art der Erzählung erhält man einen interessanten Blick auf den Alltag im Dorf während der Kriegszeit und erfährt einige Begebenheiten aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Charaktere wirken sehr lebendig, wobei mir Mrs. Tilling und Kitty besonders ans Herz gewachsen sind. Die Autorin hat auch darauf geachtet, dass der Sprachstil der schreibenden Personen, dem Alter und dem Charakter entspricht.

Für mich war dieses fabelhafte Buch ein regelrechter Pageturner und zeigt den Zusammenhalt von Frauen auch in schwierigen Zeiten, die trotz der Umstände ihre Zuversicht behalten haben. Für mich ein wirklich empfehlenswertes Lesehighlight 2017.