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Veröffentlicht am 03.09.2023

Schatten der Zukunft

Oracle
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Fünf Jahre ist es her, seit Julian zuletzt die Marker an anderen wahrgenommen hat. Medikamente haben erfolgreich dafür gesorgt, dass sie verschwunden sind. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt und Julian ...

Fünf Jahre ist es her, seit Julian zuletzt die Marker an anderen wahrgenommen hat. Medikamente haben erfolgreich dafür gesorgt, dass sie verschwunden sind. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt und Julian startet sein Studium.
Im Studentenwohnheim lernt Julian seinen Zimmernachbarn Robin kennen, der mit seiner exzentrischen Art sehr feinfühlig ist und schnell merkt, dass Julian etwas verhalten ist. Julian wagt nicht, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, lässt aber durchblicken, dass er früher Visionen hatte, die sich als Marker in angsteinflößenden Nebeln und Schatten an anderen Menschen geäußert haben. Als ein Klassentreffen ansteht, graut Julian es davor, seinen alten Mitschüler:innen zu begegnen, von denen er als Außenseiter teilweise gemobbt wurde. Er stellt sich den Geistern seiner Vergangenheit und stellt fest, dass seine früheren Visionen offenbar Auswirkungen in der jetzigen Zeit haben. Er verspürt den Drang, darüber mit jemandem zu sprechen, weiß aber wie seine Therapeutin zu den Visionen steht und redet stattdessen mit seinem Zimmernachbarn darüber. Robin findet, dass Julian der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen muss. Julians Neugier beschwört das Grauen seiner Kindheit wieder herauf, fest entschlossen dahinterzukommen, warum ausgerechnet er diese Visionen hat, und was die Marker ihm sagen wollen.

Ein Jugendthriller aus dem Handgelenk von Ursula Poznanski ist immer ein Garant für Spannung und Unterhaltung, und "Oracle" hat mich von Anfang bis Ende überzeugt! Mehr kann ich aber nicht verraten, ohne euch zu spoilern, also geht los, holt euch das Buch und lest selbst!

Veröffentlicht am 20.08.2023

Ein ganz wundervolles Buch!

Ich bin Alex
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Alex kommt an eine neue Schule, sie macht sich Sorgen, dass sie nicht so akzeptiert wird wie sie ist. Alex ist ein Mädchen, das im Körper eines Jungen geboren wurde. An der neuen Schule sind die Lehrkräfte ...

Alex kommt an eine neue Schule, sie macht sich Sorgen, dass sie nicht so akzeptiert wird wie sie ist. Alex ist ein Mädchen, das im Körper eines Jungen geboren wurde. An der neuen Schule sind die Lehrkräfte bereits informiert, den Schüler:innen sollte Alex' Transidentität erstmal nicht mitgeteilt werden. So lernt Zoé in der neuen Schule Alex auch als ganz normales, wenn auch etwas schüchternes Mädchen kennen und eine Freundchaft entsteht, in der Alex irgendwann den Mut findet, ihrer neuen Freundin ihr Geheimnis anzuvertrauen. Sie bittet Zoé es für sich zu behalten, aber natürlich wird die Freundschaft auf eine Probe gestellt.

Die Thematik von "Ich bin Alex" hat mich direkt neugierig gemacht und ich wollte wissen, wie die Geschichte des Transmädchens aufgebaut ist. In Alex kann man sich total hineinfühlen, besonders in ihre Ängste und ihre Skepsis der neuen Schule gegenüber. Dabei hat Alex ganz wunderbare Eltern, die für die Akzeptanz ihrer Tochter in der Welt kämpfen und ihr gegenüber stets sehr feinfühlig und verständnisvoll sind. Die Mentalität solcher Eltern wünscht man sich selbst! Es ist schon zum Selberlesen eine wunderbare Geschichte, ich persönlich hoffe, dass es viele Lehrer:innen und KiTa-Mitarbeiter:innen entdecken und im Unterricht schon früh im Leben Heranwachsender eine ganz selbstverständliche Akzeptanz säen.

Veröffentlicht am 16.08.2023

Verhütungsgerechtigkeit

Überfällig
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Nenne drei Verhütungsmethoden für Frauen: Antibabypille, Spirale, Verhütungsring, Diaphragma. Nenne drei Verhütungsmethoden für Männer: Kondom. Tja – und dann? Verhütung ist noch immer überwiegend Frauensache. ...

Nenne drei Verhütungsmethoden für Frauen: Antibabypille, Spirale, Verhütungsring, Diaphragma. Nenne drei Verhütungsmethoden für Männer: Kondom. Tja – und dann? Verhütung ist noch immer überwiegend Frauensache. Denn die Person, die schwanger werden kann, der ist an der Verhinderung einer Schwangerschaft eben auch besonders gelegen. Ziemlich unfair, und das findet auch Franka Frei in ihrem Buch „Überfällig“, in dem sie für eine fairere Verhütung beider Geschlechter plädiert.
Es könnte auch so einfach sein mit der Verhütung für Männer, die den Körper der Frau mit einer Mehrbelastung an Hormonen entlasten würde. Ein erhöhtes Thromboserisiko, Depressionen, Libidoverlust und Stimmungsschwankungen sind nämlich nur ein Teil der Begleiterscheinungen von mit Hormonen verhütenden Frauen. Längst gibt es nicht nur Ideen, nicht nur Prototypen, sondern funktionierende thermische Verhütungsmöglichkeiten für Männer. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Hoden deshalb außerhalb des Körpers sitzen, weil bereits die innere Körpertemperatur zu warm für Spermien sind? Erhöht man die Temperatur nur um ein paar Grad, werden die Spermien derart unbrauchbar, dass sie gar nicht mehr in der Lage sind eine Eizelle zu befruchten, geschweige denn überhaupt gescheit zu ihr hinzuschwoggern.
Eigentlich ein verdammt gutes Präparat, warum ist das noch nicht auf dem Markt? Diesen Umstand erläutert die Autorin, gibt einen historischen Abriss über die Geschichte der Verhütung und führt interessante Gespräche mit verhütenden Männern.

„Überfällig“ kann ich allen Personen egal welchen Geschlechts nahelegen. Wirklich Boys (Gays vielleicht ausgenommen), ihr solltet ein Interesse daran haben zu wissen, was in unseren Körpern gegenwärtig abgeht und wie ihr euren Anteil daran schultern könnt Schwangerschaften zu verhindern, die auch euch betreffen! Ehrlich gesagt finde ich, dass dieses Buch bereits in der Pubertät gelesen werden sollte. Junge Mädchen bekommen Hormonpräparate verschrieben, weil es „alle so machen“ ohne über die Konsequenzen nachzudenken.

Veröffentlicht am 16.08.2023

Ein Buch zum Wegschmökern!

Frau Komachi empfiehlt ein Buch
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Jeder, der vor Frau Komachis Schreibtisch in der Bücherei steht, bekommt von ihr die Frage gestellt: "Wonach suchen Sie?" Und jeder von ihnen ist auf seine oder ihre Weise suchend - in der Bibliothek als ...

Jeder, der vor Frau Komachis Schreibtisch in der Bücherei steht, bekommt von ihr die Frage gestellt: "Wonach suchen Sie?" Und jeder von ihnen ist auf seine oder ihre Weise suchend - in der Bibliothek als auch im Leben.
Da ist die junge Verkäuferin der Damenbekleidungsabteilung in einem großen Kaufhaus, die mit ihrem Job unzufrieden ist und im Gemeindezentrum eine Lehrveranstaltung besuchen will. Eine Mutter, die ihren Beruf zurückstellen musste, fühlt sich von der Gesellschaft allein gelassen dabei, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Ein Pensionär findet sich in seiner veränderten Lebenssituation nicht zurecht, die Suche nach einem Hobby führt ihn in den Go-Kurs des Gemeindezentrums. Ein junger Mann, der nach seinem Studium keine Arbeit gefunden hat und nun durchs Leben driftet, findet Inspiration in einem biologischen Bildband. Bei der Suche nach passenden Büchern erhalten sie von Frau Komachi passende Vorschläge, doch jedesmal ist da diese eine Empfehlung auf der Liste, die so gar nicht ins Konzept zu passen scheint. Jeder, der sich auf Frau Komachis Empfehlung einlässt, begibt sich anschließend auf die Findung hin zu einem neuen Selbst.

"Frau Komachi empfiehlt ein Buch" lässt sich prima wegschmökern. Die einzelnen Geschichten teilen das Buch in angenehme Abschnitte. Die titelgebende Bibliothekarin ist in ihrem eigenen Buch eine Statistin, viel näher ist man den Suchenden. Jede Person in dem Buch mit ihrer individuellen Lebenssituation bietet ein gewisses Identifikationspotential. Ich hab die Lesezeit mit diesem Buch sehr genossen!

Veröffentlicht am 09.08.2023

Ein Zwergkaninchen, das eine Familie noch enger zusammenbringt

Mischka
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Endlich hat Royas Familie eine permanente Aufenthaltserlaubnis erhalten, jetzt sind sie Niederländer! Zu einer richtigen Familie gehört aber auch ein Haustier, und so findet das weiße fluffige Zwergkaninchen ...

Endlich hat Royas Familie eine permanente Aufenthaltserlaubnis erhalten, jetzt sind sie Niederländer! Zu einer richtigen Familie gehört aber auch ein Haustier, und so findet das weiße fluffige Zwergkaninchen Mischka seinen Weg in die Familie. Jeder liebt Mischka, Royas Eltern, ihr ältester Bruder Bashir, der besonnene Hamayun und Navid, mit dem Roya zusammen in die Grundschule geht. Jeden Tag rennen sie und ihr Bruder gemeinsam nach Hause, denn wer als erstes da ist, darf mit Mischka spielen. Mit Mischka in ihrer Mitte spricht die Familie über ihre Erlebnisse auf der Flucht aus Afghanistan nach Europa, denn Roya war noch so klein, dass sie sich gar nicht an so viel erinnern kann. Erst mit den Erzählungen kommen die Erinnungen wieder.
Doch dann büxt Mischka ausgerechnet an dem Tag aus dem Stall aus, als Roya ihr Referat über Zwergkaninchen vor der Klasse halten soll. Royas Angst um das geliebte Familienmitglied überwältigt sie komplett, doch mit ihren drei großen Brüdern an ihrer Seite, mit der Roya schon mal eine Flucht quer durch Europa gemeistert hat, sollte es doch möglich sein Mischka wiederzufinden - oder nicht?

"Mischka" ist eine wunderbar sensible Annäherung an das Thema Flucht. Die Familienmitglieder um Roya finden in dem flauschigen Zwergkaninchen ein Ventil für die Erfahrungen, denn was man einem Tier ins weiche Fell flüstert, behält es ganz für sich allein.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen!