Nach Regen folgt Sonnenschein
RheinkinderWas für eine schöne Überraschung! Der Klappentext des Buches hatte mich angesprochen, weil ich am Rhein lebe und mir schon weit vielen Jahren wünsche, einmal mit einem Transportschiff den Rhein von Basel ...
Was für eine schöne Überraschung! Der Klappentext des Buches hatte mich angesprochen, weil ich am Rhein lebe und mir schon weit vielen Jahren wünsche, einmal mit einem Transportschiff den Rhein von Basel bis nach Holland herunterzufahren. Ich würde sogar Kartoffeln schälen 😊.
Die Erwartungen, einiges über das Leben an Bord zu erfahren, wurden auf jeden Fall erfüllt, auch wenn es Einblicke in die Vergangenheit waren. Diese Szenen spielen sich 1965 an Bord ab und beleuchten das Leben einer 5- köpfigen Familie, die Waren auf dem Rhein transportiert.
Die Logbucheinträge spielen in drei verschiedenen Zeiten:
1965 Unbeschwerte Kindheit auf der Lucetta
1990 Heimkehr nach Emmerich
2010 Verschrottung des Schiffes, Einladung zur Feier
Die Handlung ist aus der Sicht von Hanne geschrieben, einem von 3 Kindern des Kapitäns August Bremel. Sie erinnert sich an das Schicksalsjahr 1965, das für die Familie eigentlich alles änderte, sie denkt an 1990 zurück, als es zu einem weiteren großen Verlust kam, aber auch zu einer glücklichen Fügung und sie schließt 2010 mit der Verabschiedung des Schiffes Lucetta auf dem Schiffsfriedhof ab.
Dieser Wechsel zwischen den Zeiten lässt das Buch wie ein Puzzle erscheinen, neue Teile liefern neue Informationen und ergeben erst bei Abschluss ein vollständiges Bild.
Das Buch ist erstaunlicherweise auch spannend, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Streckenweise bei den Ereignissen des Jahres 1990 liest es sich wie ein Krimi, nur dass die Polizei oder Ermittler nur am Rande auftauchen.
Es ist ein Buch, das letztendlich auch versöhnt. So schlimm die Ereignisse der Jahre 1965 und 1990 sind, so bleibt die Familie doch ein Rückhalt und vor allem die Oma kann mit ihrer reichen Lebens- und „Sprichworterfahrung“ traurige Situationen entschärfen und einem manchmal sogar bei Beerdigungen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Hätte sie sich erinnert, so hätte sie vielleicht kommentiert: „Nach Regen kommt Sonnenschein“ und tatsächlich ist es ein kleines Mädchen, das der Familie wieder eine Perspektive und eine Zukunft gibt. Dass sie dann auch noch dem Metier treu bleibt, gibt dem Ganzen einen besonderen Abschluss. Die alte Zeit endet mit der Verschrottung der Lucetta und eine neue beginnt auf einem riesigen Containerschiff auf hoher See.
Wie schon zu Beginn erwähnt, habe ich das Buch genossen und war sehr positiv überrascht, dass es so viele Seiten hatte. Seiten nicht in Bezug auf die Buchlänge, sondern es war Familiengeschichte, Drama, Krimi, Biografie, alles in einem.