„Das Fundbüro der Wünsche“ von Caroline Wallace ist eine fast märchenhafte Geschichte um ein junges Mädchen, das als vermeintliches Findelkind in einem Bahnhof aufwächst und sich nach dem Tod ihrer schrecklichen Ziehmutter auf die Suche nach ihrer Herkunft und ihrem realen Ich macht. Schauplatz ist hier durchgehend das Fundbüro des Bahnhofs in Liverpool, sowie später auch die nähere Umgebung dazu. Protagonisten sind zum einen Martha, das Findelkind und ihre Freunde aus eben dem besagten Bahnhof. Erzählt wird die Geschichte aus Martha's Perspektive. Martha wirkt, geprägt durch ihr stark auf den Bahnhof beschränktes Leben, durchweg etwas naiv, unbeholfen und lebt überwiegend in ihrer eigenen (teils magischen) Welt. Ihre Lebenserfahrungen zieht sie aus den Erzählungen im Bahnhof, wie auch aus verlorengegangenen und von ihr heimlich gesammelten Büchern. Hinzu kommt, dass Martha eine „Gabe“ besitzt: Bei Berührung verlorener Gegenstände sieht Martha die Geschichten und Hintergründe eben dieser Gegenstände.
Ich muss ehrlich sagen, dass die Geschichte mich ein wenig zerrissen hat. Der Anfang und die Grundidee des Romans hatten viel Potential und klangen toll. Die erste Hälfte der Geschichte gefiel mir dann auch wirklich gut. Der Schreibstil ist sehr angenehm und das Buch lässt sich sehr flüssig lesen. Die Figuren sind, bis auf wenige Ausnahmen, sehr sympathisch und gut durchdacht. Man kommt gut in die Geschichte hinein und fühlt mit den Figuren mit. Einzelne Szenen haben mich tief bewegt oder waren sehr bewegend. Soweit so gut.
Aber.. Die zweite Hälfte des Buches hat mir persönlich leider gar nicht mehr zugesagt. Die Grundstimmung wandelte sich von „märchenhaft“ zu „unlogisch realistisch“ (so möchte ich es hier einmal nennen). Für meinen Geschmack schlichen sich ab etwa der Hälfte des Buches viel zu viele (und auch sehr unschöne) Logik-Fehler ein. Das Verhalten der Figuren war für ich häufig nicht mehr nachvollziehbar oder nicht akzeptabel, halt völlig unrealistisch. Meine Meinung hierzu: Wenn die Autorin schon die etwas "märchenhafte Ebene" verlässt, erwarte ich einfach logische Entwicklungen der Szenerien. Ich würde gerne Beispiele für meine Kritikpunkte geben.. Das wäre allerdings nicht ohne „Spoiler“ möglich. Vielleicht ein Versuch per Andeutung: Wenn es eine tief traumatisierte, über Jahrzehnte von der Außenwelt isolierte Person gäbe, würde eben diese Person NICHT von heute auf morgen alle bisherigen Verhaltensweisen (Angst, Stummheit, Isolation, Verwahrlosung, Scheu wie ein Tier, etc.) ablegen und wieder völlig „normal“ werden. Ganz nach dem Motto: Friede, Freude, Eierkuchen. Das sind Inhalte, die ich (wie bereits gesagt) weder akzeptabel für eine derartige Geschichte finde, noch gerne lesen mag.. Andere mögen diese / meine Ansichten nicht teilen. Insofern ist es wohl auch Geschmackssache, ob einem das Buch nun liegt oder nicht. Von mir gibt es (wegen der guten ersten Hälfte) 3 Sterne!