Cover-Bild Rote Augen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Edition Nautilus GmbH
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 04.09.2023
  • ISBN: 9783960543220
Myriam Leroy

Rote Augen

Daniela Högerle (Übersetzer)

Eine Frau bekommt eine Nachricht auf Facebook. Sie ist Radiomoderatorin und Denis ein Bewunderer, dessen Freundschaftsanfrage sie angenommen hat. Zögerlich lässt sie sich auf den Austausch ein und es beginnt eine Eskalation, über die sie von Anfang an keine Gewalt hat: Seine erst anbiedernd verehrenden Nachrichten werden immer aufdringlicher, schließlich offen sexistisch und rassistisch. Als sie sich von ihm distanziert, beginnt Denis, sie zu demütigen, ihr bei der Arbeit nachzustellen und Gerüchte über sie zu verbreiten. Freunde und Kolleginnen, Polizei und Anwälte reagieren hilflos oder mit Unverständnis, während das Leben der Erzählerin langsam zerstört wird. Schließlich nimmt sie Rache – und wird selbst zur Täterin erklärt.
»Rote Augen« ist ein Roman, der einen nicht mehr loslässt: Mit dem Kunstgriff einer Erzählerin, die durchgehend in indirekter Rede berichtet und somit nur darüber charakterisiert wird, was andere über sie sagen, macht Myriam Leroy die Machtlosigkeit und Isolation spürbar, der Opfer digitaler Gewalt ausgesetzt sind und die sie selbst erlebt hat. Sie zeigt: Der Frauenhass, der sich in den sozialen Netzwerken Bahn bricht, ist kein Online-Phänomen – sondern ein höchst realer Albtraum.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2023

Aufregend, polarisierend, feministisch und abgefahren.

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Knackig, polarisierend, feministisch und abgefahren.
Willkommen in meiner literarischen Wohlfühlzone!
Doch von einem Wohlfühlbuch ist “Rote Augen” weit entfernt.

Oder um es wie Le Nouveau Magazine littéraire ...

Knackig, polarisierend, feministisch und abgefahren.
Willkommen in meiner literarischen Wohlfühlzone!
Doch von einem Wohlfühlbuch ist “Rote Augen” weit entfernt.

Oder um es wie Le Nouveau Magazine littéraire sachlicher zu formulieren:

»Eine Geschichte über Belästigung, die sich zu einer Horrorgeschichte entwickelt. Eine Reise in das Herz der Misogynie.«

Eine Frau, scheinbar Radiomoderatorin, erhält per Facebook Nachrichten von einem Fan, von einem gewissen Denis.

Seine Nachrichten sind wenig subtil übergriffig und offenbaren sein Selbst- und Frauenbild. Er ist völlig von sich vereinnahmt, hat Langeweile und zu viel Zeit im Job, ist dort intellektuell unterfordert, will sie aber natürlich nicht nerven oder gar anbaggern, Zwinker Smily.
Generell alles Schlampen außer Mutti (und der Radiomoderation - noch).
Fleisch ist sein Gemüse, die Medien sind alle ferngesteuert und die politcal correctnes kann über biologische Tatsachen nicht hinwegtäuschen.

Alta, ich kenne diesen Typen! Ich begegne ihm auf der Arbeit, wo er mir erklärt, dass Kleinkinder immer zur Mutter gehören und ich zum Glück nicht zu den Frauen gehöre, die sich viel schminken, so was findet er nämlich gar nicht schön.

Ihr kennt diesen Typen auch. Ihr müsst nur unter einem beliebigen Artikel einer beliebigen seriösen OnlineZeitung in die Kommentarspalte schauen, da trefft ihr ihn in verschiedener Ausführung und er erklärt euch wie die Welt seinem gesundem Menschenverstand nach zu funktionieren hat.

Mir ist klar, wenn sein unrealistisches und völlig idealisiertes Bild von der Frau Risse bekommt oder bei Zurückweisung, wird seine Rache fürchterlich sein.

Und so kommt es auch. Als die Frau auf seine intensive Kontaktversuche immer weniger reagiert und ihn schließlich blockiert und Anzeige erstattet, verkehrt sich seine Verehrung in Hass.

Denis beginnt mit einer digitalen Hass- und Stalkingkampagne. Das volle Programm.
Die Frau fühlt sich belästigt und bedroht und nicht mehr sicher. Ihre Suche nach Hilfe und Verständnis läuft ins Lehre.
Vom Umfeld, Polizei und Justiz kommt hauptsächlich Victim blaming und Verharmlosung. Ihr Feministen Boyfriend zeigt sein wahres Gesicht.

Leroy verwendet in ihrem Roman hauptsächlich indirekte Rede durch die Ich-Erzählerin. Das gefällt mir richtig gut und verbildlicht sehr gut, wie sehr die Erzählerin in der digitalen Vorstellung von Denis und später auch von Ärtze und von Behörden zum Objekt gemacht wird. Wie wenig sie selbst das misogyne und sexistische Bild von sich selbst beeinflussen und kontrollieren kann.
Erst ziemlich am Schluß kommt die Erzählerin aktiv selbst zu Wort. Ob und in welcher Weise sie sich von dem Stalker befreien kann, verrate ich natürlich nicht, das dürft ihr selbst herausfinden!
Das letzte Drittel kann polarisieren, ich fand es folgerichtig und trotz aller Absurdität realistisch. Es hat mich aufgeregt!

Die belgische Autorin Myriam Leroy hat das Genre des Briefromans ins digitale Zeitalter überführt und hier einen Wahnsinns-Stalking Roman geschrieben. Ich fühle mich auf höchstem literarischen und gesellschaftskritischem Niveau unterhalten und bei so viel Aufregung gibts von mir natürlich ein fette Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.01.2024

Erschreckend akkurat dargestellt

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Eine Frau bekommt eine Nachricht auf Facebook. Er stellt sich als Bewunderer vor. Ihre Radiosendung sei ja so erfrischend anders, in ihrer Meinung erkenne er sich wieder.
Um es sich mit dem unbekannten ...

Eine Frau bekommt eine Nachricht auf Facebook. Er stellt sich als Bewunderer vor. Ihre Radiosendung sei ja so erfrischend anders, in ihrer Meinung erkenne er sich wieder.
Um es sich mit dem unbekannten Mann, der einen eigenen Blog betreibt, nicht zu verscherzen, geht die Frau zögernd auf seine Nachrichten ein. Reagiert, aber nicht zu viel - um keine falschen Signale zu setzen. Doch die wenigen, knappen Nachrichten von ihr reichen ihrem Fan bald nicht mehr aus. Er wird forsch, drängt auf ein Treffen in einem Café, besser noch ein Abendessen. Sie ahnt, dass dies bereits zu viel Aufmerksamkeit wäre, verknappt den Kontakt noch mehr. Dann werden seine Äußerungen zunehmend unerträglicher, er driftet ins Rassistische und Sexistische ab. Hier zieht sie die Reißleine, ent-freundet ihren Fan. Ihre Zurückweisung ruft einen unbändigen Hass in ihm hervor. Er will sie nicht nur beleidigen, er will sie gesellschaftlich vernichten.

Myriam Leroy hat mit diesem Buch eine Schublade geöffnet, deren Inhalt wahrscheinlich nur allzu vielen Frauen bekannt vorkommt. Ich habe mich gefragt, wie Männer das Buch wohl lesen, erkennen sie sich darin wieder oder kommt ihnen das Geschilderte wie ein Märchen vor? Ich frage mich deshalb, weil mich nichts, was der Fan der Radiomoderatorin äußert, wirklich überrascht hat. Und trotz dessen, dass ich nicht verwundert war, hat mich die Geschichte verstört und verärgert, weil sie in abgewandelter Form so vielen von uns passiert.
Der einzige, wirklich einzige Kritikpunkt in diesem Buch war für mich der Konjunktiv, in dem Dreiviertel der Geschichte verfasst waren. Ansonsten ein phänomenal akkurates Buch täglicher digitaler Misogynie.