Cover-Bild Die Wurzel alles Guten
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 21.08.2017
  • ISBN: 9783312010387
Miika Nousiainen

Die Wurzel alles Guten

Roman
Elina Kritzokat (Übersetzer)

Schon bei der Anmeldung ist es Pekka Kirnuvaara aufgefallen: Sein neuer Zahnarzt trägt denselben ungewöhnlichen Nachnamen wie er. Und dann hat er praktisch die gleiche Nase. Auf Pekkas bohrende Fragen nach Herkunft und Familie antwortet Esko seinerseits mit unablässigem Bohren. Erst kurz vor Ende der Behandlung gibt er endlich zu, dass sie Halbbrüder sein müssen – und willigt ein, mit Pekka nach dem gemeinsamen Vater zu suchen. Auf ihrer Reise finden sie weitere Halbgeschwister; ihr Erzeuger hat eine Spur von Nachkommen durch die halbe Welt gelegt. Eine originelle Komödie aus Finnland über Herkunft, Identität und Vorurteile – und dazu die schönste Geschwistergeschichte südlich des Polarkreises.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2017

Eine Wurzelbehandlung der besonderen Art

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Bereits bei der Anmeldung fällt Pekka Kirnuvaara auf, dass sein neuer Zahnarzt denselben ungewöhnlichen Nachnamen wie er hat. Und äußerlich sehen sie sich auch etwas ähnlich. Das lässt Pekka natürlich ...

Bereits bei der Anmeldung fällt Pekka Kirnuvaara auf, dass sein neuer Zahnarzt denselben ungewöhnlichen Nachnamen wie er hat. Und äußerlich sehen sie sich auch etwas ähnlich. Das lässt Pekka natürlich keine Ruhe und in jeder freien Minuten in der Zahnarzt Esko nicht in seinem Mund herumwerkelt, stellt Pekka immer wieder Fragen nach Eskos Familie bzw. Herkunft. Doch dieser bleibt zunächst ernst und will lediglich die Zähne seines Patienten Pekka herrichten. Kurz vor Ende der Behandlung lässt sich Esko dann doch erweichen und gibt zu, dass die beiden Halbbrüder sein müssen und begründet dies mit dem Auftreten eines genetischen Defekts und somit dem Fehlen bestimmter Zähne. Nach anfänglichem Zögern, willigt Esko schließlich ein, sich mit Pekka auf die Suche nach ihrem gemeinsamen Vater zu machen. Was sie dabei alles erleben, wen und wo überall sie am Ende auf der Welt nach ihm suchen, wird hier natürlich nicht verraten. Nur so viel – am Ende sind die beiden nicht alleine und die Suche nach dem Vater ist zeitgleich eine wundervolle Reise/Suche nach sich selbst.

Bereits der Anfang fesselt und liest sich unglaublich geschmeidig. Die beiden Halbbrüder können nicht unterschiedlicher sein, was einem beim Lesen immer wieder schmunzeln lässt. Da ist der liebenswerte Pekka, der es eigentlich allen recht machen will und so Pech mit seiner Frau hatte und nun auf der Suche nach seinem Vater ist. Dann ist da noch der nüchterne Zahnarzt Esko, der fast schon gefühlskalt wirkt, bzw. nach außen Distanz wahren will, aber innerlich gern anders würde. In seinem bisherigen Leben stand die Mundhygiene an erster Stelle. Die Zähne sind sein Element, da taut er auf, erfreut oder beklagt sich an der Zahnpflegekultur.
Die Geschichte wird stets im Wechsel dieser beiden Hauptpersonen geschildert, was diesem Buch eine unglaubliche Tiefe gibt, die man so anfangs eigentlich nicht erwartet hätte. Denn dadurch erhalten wir einen wunderbaren Einblick in die jeweilige Gefühlslage der 2 Halbbrüder und dürfen uns immer wieder durch humorvolle Zahnarztmetaphern an Eskos Gefühlen erfreuen.
Im weiteren Verlauf ihrer Suche wird es aber auch ein stückweit ernster. Die beiden werden während ihrer Suche mit den Schicksalen anderer Menschen konfrontiert, die es nicht alle so einfach hatten. Trotzdem verliert mit den dabei anklingenden gesellschaftsrelevanten Themen das Buch nie seine gewisse Leichtigkeit. So nimmt es uns Leser auf eine Reise mit, bei der wir nicht nur neue Länder/Kontinente kennenlernen, sondern wir erfahren auch eine kleine Wandlung unserer Charaktere. Analog könnte man auch diese Entwicklung an den Kapitelüberschriften erkennen, denn
die Geschichte ist in 5 größere Abschnitte unterteilt, die mit Überschriften einer Zahnbehandlung tituliert sind. Diese Überschriften beschreiben einen Prozess und diesen Prozess machen Esko und Pekka auch durch. Jeder der beiden verändert ein stückweit seine Einstellung zum Leben und seine Art insgesamt. Wie der Prozess zur Heilung eines kranken Zahns, könnte man hier quasi als Heilung der jeweiligen Seelen ansehen.

Das Buch hat mich absolut positiv überrascht, da es aufgrund seiner humorvollen, aber auch nachdenklichen Art mal was komplett anderes war. Eine wundervolle Reise zweier unterschiedlicher Halbbrüder auf der Suche nach ihrem Vater und ihrer Identität. Schade, dass schon nach 254 Seiten Schluss war. Dieses Buch sollte man gelesen haben.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Zahnpflege als Beginn der Familienzusammenführung

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Ein – ungeliebter – Besuch beim Zahnarzt, der denselben seltenen Nachnamen trägt, dieselbe Nasenform hat und dem ebenfalls die Fünferzähne fehlen, lässt Pekka den richtigen Schluss ziehen, dass sie Halbbrüder ...

Ein – ungeliebter – Besuch beim Zahnarzt, der denselben seltenen Nachnamen trägt, dieselbe Nasenform hat und dem ebenfalls die Fünferzähne fehlen, lässt Pekka den richtigen Schluss ziehen, dass sie Halbbrüder sind. Die beiden grundverschiedenen Männer – einer gefühlvoll, der andere in sich gekehrt und nur in seinem Beruf aufgehend – begeben sich auf die Suche ihren familiären Wurzeln, die sie von Finnland über Schweden und Thailand nach Australien führt. Auf den Stationen finden sie weitere, ebenfalls als Kleinkinder vom Vater verlassene Halbschwestern und am Ende auch eine Erklärung für das Verhalten ihres Erzeugers.

Dieses Buch hat mich wirklich positiv überrascht. Meine bisherigen Erfahrungen bei Büchern finnischer bzw. allgemein skandinavischer Autoren waren eher so, dass sie eine düstere Grundstimmung hatten. Nicht so hier.
Die erste Hälfte der Geschichte ist überwiegend humorvoll gehalten, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass der Zahnarztbruder keinen Humor kennt und immer wieder Pekka gegenüber Vorhaltungen bzgl. seiner schlechten Zahnpflege macht. In diesem Teil also darf häufig geschmunzelt werden. Erst der zweite Teil ist in einem nachdenklicheren Ton gehalten. Es werden so manche gesellschaftlichen Probleme in den Herkunftsländern der fünf Halbgeschwister angesprochen – Fremdenfeindlichkeit in Finnland und Schweden, das Gesundheitssystem in Finnland, Sextourismus in Thailand, die Stellung der Aborigines in Australien. Gefallen hat mir, wie sich Tipps vom Zahnarzt als roter Faden durch die Geschichte ziehen. Pekkas leidvolle Probleme mit seinen Zähnen kann sicherlich jeder am eigenen Leib nachvollziehen. Recht originell ist der Rahmen der Geschichte, also wie die Halbbrüder sich auf die Spuren ihres Vaters quer über den Erdball begeben. Das Motiv für das Verhalten ihres Vaters, sie als Kleinkinder im Stich gelassen zu haben, wie sie es letztlich ermitteln, überzeugt mich weniger, wohl aber, wie sich insbesondere der Zahnarztbruder allmählich komplett wandelt.

Eine sehr schöne Geschwistergeschichte über Schicksale und die Suche nach den eigenen Wurzeln.