Cover-Bild Töte mich
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 112
  • Ersterscheinung: 23.08.2017
  • ISBN: 9783257069891
Amélie Nothomb

Töte mich

Brigitte Große (Übersetzer)

Die 17-jährige Tochter des Grafen Neville gibt Anlass zur Sorge. Eines Nachts wird sie im Wald halberfroren von einer Wahrsagerin aufgefunden. Als der Vater das Mädchen abholt, prophezeit ihm die Hellseherin, er werde demnächst einen Menschen töten. Die Tochter macht sich diese Weissagung zunutze. Sie versucht den Vater davon zu überzeugen, dass sie das perfekte Opfer ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2017

Das letzte Fest auf Le Pluvier

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Der 68-jährige Graf Henri Neville ist bankrott. Das Familienschloss in den belgischen Ardennen, Le Pluvier, kann er nicht mehr länger halten; aber bevor seine Familie es endgültig verlassen muss, möchte ...

Der 68-jährige Graf Henri Neville ist bankrott. Das Familienschloss in den belgischen Ardennen, Le Pluvier, kann er nicht mehr länger halten; aber bevor seine Familie es endgültig verlassen muss, möchte er noch ein letztes seiner legendären Feste abhalten.
Kurz vor dieser Garden Party aber wird seine Tochter Sérieuse von einer Wahrsagerin im Wald aufgegriffen. Bei dieser Gelegenheit wird im prophezeit, er werde auf der Feier einen seiner Gäste töten – wirklich unerhört.

Viel mehr Details möchte ich nicht nennen, denn das nur 110 Seiten starke Büchlein (großzügig bedruckt) soll noch ein paar Überraschungen offenhalten.
Leider finde ich, dass der Klappentext schon viel zu viel verrät, denn natürlich lässt sich auf so begrenztem Platz nicht wesentlich mehr erzählen – ich fühlte mich sehr an Kurzgeschichten erinnert.

Gut gefallen hat mir hingegen Nothombs Art zu schreiben – nicht anspruchslos, wozu die ein oder andere Anspielung beitragen mag, aber nichtsdestotrotz sehr angenehm und flüssig zu lesen - und der leise, trockene Humor, der gelegentlich trotz des ernsten Problems, mit dem sich Graf Neville herumplagte, durchklang.

Leider war der Fokus etwas anders gesetzt als ich es erwartet hatte: sehr viel Raum wird darauf verwendet, Graf Nevilles Leidenschaft für das Gastgeben, die Fesseln seines Standes und seine Bemühungen, den Schein zu wahren, zu beschreiben.
Wegen des Titels, des Covers und der Inhaltsbeschreibung ging ich davon aus, wesentlicher Bestandteil des Romans wäre Sérieuses Empfindungslosigkeit und ihr Wunsch, getötet zu werden. Allerdings wurden diese Punkte nur am Rande thematisiert, wodurch ihr Handeln eher bizarr und unnachvollziehbar wirkte. Einen wirklichen Einblick in ihre Gedanken- und (Nicht-)Empfindungswelt erhält man nicht.
Auch mit dem Grafen konnte ich nicht so recht warm werden, was aber sicher so beabsichtigt ist – immerhin ist er auch der Einzige, der konsequent beim Nachnamen genannt wird.
Durch diese Erwartungshaltung wurde mein Lesevergnügen leider etwas geschmälert. Wer sich von dem Roman aber nicht erhofft, allzu viel über Sérieuse zu erfahren, wird mit dem kauzigen, in seiner Rolle des Adligen gefangenen Grafen sicher gute Unterhaltung finden.

Veröffentlicht am 06.09.2017

…und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch

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Graf Neville lebt mit seiner Familie in einem Schloss, das er wahrscheinlich wegen Geldmangels aufgeben muss. Doch das ist nicht die einzige Sorge des Grafen: Seine 17-jährige Tochter Sérieuse glaubt, ...

Graf Neville lebt mit seiner Familie in einem Schloss, das er wahrscheinlich wegen Geldmangels aufgeben muss. Doch das ist nicht die einzige Sorge des Grafen: Seine 17-jährige Tochter Sérieuse glaubt, empfindungslos geworden zu sein. Sie verletzt sich selber, um etwas zu spüren. Eines Abends geht sie in einen Wald und wäre fast erfroren, hätte nicht eine Wahrsagerin sie gefunden. Diese nimmt sich ihrer an und lässt den Grafen seine Tochter abholen. Bei dieser Gelegenheit prophezeit sie ihm, dass er bei seinem in Kürze stattfindenden Gartenfest jemanden töten wird. Als Sérieuse das hört, versucht sie ihren Vater zu überzeugen, sie zu töten, denn sie möchte nicht mehr weiterleben. Eine schreckliche Situation für den Grafen…
„Töte mich“ ist ein kleiner Roman der erfolgreichen Autorin Amélie Nothomb. Sie entführt uns in eine Welt, die die meisten von uns wohl so nicht kennen. Das Leben auf dem Schloss der Nevilles ist von Entbehrungen gezeichnet, den Schein zu wahren ist das wichtigste, dem hat sich alles unterzuordnen. Mit den Personen in diesem Buch konnte ich nicht so recht warm werden, dafür ist ihr Handeln in meinen Augen zu unrealistisch. Der Schreibstil hingegen gefällt mir recht gut, er ist flüssig und passt zu den Schlossbewohnern. Die 111 Seiten dieses Büchleins sind schnell gelesen. Für mich liest sich dieses Buch eher wie ein langes Märchen als wie ein Roman. Gerade zum Schluss wird es ziemlich märchenhaft.
Das Cover ist typisch für den Diogenes-Verlag: Das Coverbild ist in einen dünnen „Rahmen“ eingefasst. Das Foto darauf ist super gemacht, es zeigt eine Frau, die dadurch, dass ihr Kleid das gleiche Muster wie die Wand dahinter hat, fast unsichtbar wird. Der Titel macht neugierig und passt zum Buch.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Amüsement auf 110 Seiten

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Amüsement auf 110 Seiten


Amélie Nothomb hat mit "Töte mich" einen amüsanten Roman geschaffen, der mich zwar erheiterte aber das war es dann auch schon.

Graf Henri Neville besitzt zwar ein Schloss, ...

Amüsement auf 110 Seiten


Amélie Nothomb hat mit "Töte mich" einen amüsanten Roman geschaffen, der mich zwar erheiterte aber das war es dann auch schon.

Graf Henri Neville besitzt zwar ein Schloss, Le Pluvier, in den belgischen Ardennen, sein Adel ist aber so verarmt, dass er dieses auch bald veräußern muss. Seine Garden Parties sind berüchtigt, sein ganzer Stolz, einmal noch will er sich den restlichen Leuten von Rang und Namen zeigen und alles perfekt machen. Als seine jüngste Tochter Serieuse von einer Wahrsagerin mitten in der Nacht im Wald aufgegriffen wird, macht diese ihm eine Weissagung die es in sich hat. Er, Henri, wird bei diesem Fest einen Gast töten. Dies alles ist noch im Bereich des vorstellbaren, doch als Henri nun beginnt über einen echten Mord nachzudenken, driftete für mich der Witz ins makabre ab. Henris Tochter bietet ihm sogar noch einen Ausweg in seiner Not, so ziemt es sich ja nicht einen Gast umzubringen, warum nicht die leidgeplagte Tochter?

Schön sind an diesem Roman die Wortspielchen mit den Namen die einem bekannt sind und einen interessanten Bezug zur Geschichte darstellen. Die beiden Erstgeborenen von Henri und seiner Frau Alexandra heißen beispielsweise Oreste und Electre ( Vater - und Muttermord), diese Wortspielchen machten es für mich dann wieder wett, das Buch doch lesenswert.

Das Ende nehme ich hier natürlich nicht vorweg, aber es kam sehr abrupt und leider überhaupt nicht plausibel. Habe lange überlegt ob ich 3 oder 4 Sterne verteilen soll.......habe eine Nacht drüber geschlafen, und es reicht leider nur für 3 Sterne.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Das Verbrechen des Grafen Neville

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In Amélie Nothombs “Töte mich“ (“Le crime du comte Neville“) geht es um den Grafen Henri Neville und seine Familie, bestehend aus seiner Frau Alexandra und den Kindern Oreste, Electre und Sérieuse. Eines ...

In Amélie Nothombs “Töte mich“ (“Le crime du comte Neville“) geht es um den Grafen Henri Neville und seine Familie, bestehend aus seiner Frau Alexandra und den Kindern Oreste, Electre und Sérieuse. Eines Tages verbringt die 17jährige Sérieuse die Nacht im Wald, wo sie von der Wahrsagerin Rosalba Portenduère gefunden wird. Als Graf Henri seine Tochter abholt, muss er sich nicht nur die Vorhaltungen von Madame Portenduèrre anhören, sondern erfährt auch, dass er bei dem in Kürze stattfindenden großen Fest einen Gast ermorden wird. Die Garden Party wird das letzte gesellschaftliche Ereignis sein, bevor der hoch verschuldete Graf sein Schloss Le Pluvier in den belgischen Ardennen verkaufen und in eine einfache Behausung auf dem Grundstück ziehen wird. Serieuse drängt ihren Vater, sie zu töten, weil sie nichts mehr fühlt und des Lebens überdrüssig ist. Graf Henri ringt mit sich, ob er seine Tochter oder einen missliebigen Gast töten soll. Letzteres scheidet aus, weil ein vorsätzlicher Mord an einem Gast ihn ins Gefängnis bringen und das Ansehen seiner Familie für immer zerstören würde. Am Ende kommt alles natürlich anders gedacht.
Amélie Nothomb siedelt ihren Roman in einem dekadenten Milieu an, wo nichts wichtiger ist, als den Schein zu wahren. Das ganze Jahr über wird eisern gespart, um einmal im Jahr alles, was Rang und Namen hat, zu einem glanzvollen Fest einzuladen. So hat es schon Henris Vater Aucassin gehalten, der seine Familie hungern und frieren ließ, so dass Henris geliebte ältere Schwester an Unterernährung starb. Manches ist dem Leser aus früheren Romanen vertraut, zum Beispiel die ausgefallenen Namen, bizarre Charaktere und groteske Elemente im Handlungsverlauf. Es gibt nichts wirklich Neues. Dieser Roman ist sicher nicht ihr bester. Mir haben ihre frühen Romane wesentlich besser gefallen, z.B. “Stupeur et tremblements“.
Einmal mehr ist mir im Übrigen klar geworden, wie viel bei der Übersetzung verloren geht. Als der Vater den Vorschlag der Tochter, sie als Opfer zu wählen, nicht ernst nimmt, sagt sie vermutlich “Je suis sérieuse“ - “Ich meine es ernst.“ (S. 64). Der Doppelsinn “Ich bin Sérieuse“ geht verloren. Die Antwort des Vaters “Und machst auch noch billige Witze“ muss dem deutschen Leser ziemlich rätselhaft vorkommen.
Ich empfehle “Töte mich“ nur bedingt. Wirklich überzeugt hat mich der Roman nicht.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Nur erheiternd

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Graf Neville holt seine siebzehnjährige Tochter bei einer Wahrsagerin ab. Diese hatte Sérieuse in der Nacht im Wald gefunden. Bevor die beiden aber wieder nach Hause gehen, sagt ihm die Wahrsagerin noch, ...

Graf Neville holt seine siebzehnjährige Tochter bei einer Wahrsagerin ab. Diese hatte Sérieuse in der Nacht im Wald gefunden. Bevor die beiden aber wieder nach Hause gehen, sagt ihm die Wahrsagerin noch, dass er jemanden bei seinem nächsten Empfang töten wird.

Das Cover ist typisch Diogenes. Schlicht, aber doch mit hohem Wiedererkennungswert. Allerdings gefällt es mir nicht so gut, aber das liegt wieder am Motiv.
Als ich das Buch in Händen hielt, war mein erster Gedanke, oh, das ist aber dünn. Und so fragte ich mich danach, wie die Autorin in einem so kurzen Büchlein Spannung aufbauen will.
Aber sie beginnt direkt mit meinem kurzen und knackigen Schreibstil und somit wird einem so einiges klar, wie sie in der Kürze der Zeit einiges ins Buch schaffen möchte.
Dadurch sind die Sätze auch sehr kurz gehalten und man ist aber sofort mittendrin in der Geschichte. Es wird wirklich keine Zeit verloren. Aber gut, großartige Beschreibungen sind natürlich auch nicht möglich.
Die Dialoge wirken durch diese kurzgehaltenen Sätze ein wenig komisch. Und man muss unwillkürlich schmunzeln, obwohl das Thema das besprochen wird nicht immer komisch ist.
Aber es hat ein bisschen was von Slapstick.
Am Anfang hätte ich das Buch in eine andere Zeit getan und war ein wenig erstaunt, als sich herausstellte, dass es schon im Jahre 2014 spielt.
Durch die altmodische Art vom Grafen Neville aber wirkt die Ausdrucksweise sehr gehoben und das lässt auf eine Zeit in Richtung Jane Austen schließen.
Nach der Hälfte des Buches hatte ich immer noch nicht so richtig durchschaut, wohin die Reise gehen soll, obwohl einem das Thema Verlust ganz viel begleitet. Und das nicht nur in der unheilvollen Weissagung der Wahrsagerin vom Anfang.
Und so ergibt sich Graf Neville schnell in sein Schicksal.
Dieser ist eh ein sehr seltsamer Charakter. Einerseits ist er der Meinung, dass er alles für seine Familie tut, aber andererseits hatte ich das Gefühl, dass ihm Prestige wichtiger ist. Halt einer vom alten adligen Schlag, würde ich behaupten. Ein wenig gefühlskalt und sehr darauf bedacht, dass man nicht in Verruf gerät.
Am Ende wird dann doch alles gut und es wirkt irgendwie heiter. Wie der Rest des Buches wusste ich es nicht so recht einzuordnen. Und leider stehe ich etwas ratlos dem Buch gegenüber. Ist es jetzt eine Art Komödie? Oder doch eher eine Tragödie? Was möchte die Autorin mit dem Buch ausdrücken?
Vielleicht denke ich auch einfach nur zu viel nach und hätte das Büchlein einfach auf mich wirken lassen sollen. Ich weiß es leider nicht und bin nach der Lektüre zwar etwas erheitert, aber trotzdem nicht wirklich zufrieden.

Mein Fazit: Ein kurzer Roman der mich zwar zum Schmunzeln gebracht hat, aber mehr leider auch nicht. Dazu kommt, dass ich es nicht so richtig einordnen kann. Vielleicht ist es ja eine tragische Komödie. Auf jeden Fall bin ich recht ratlos und konnte leider nicht so viel mit Töte mich anfangen.