Cover-Bild Sekunden der Gnade
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Hard Boiled, Roman Noir
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 23.08.2023
  • ISBN: 9783257072587
Dennis Lehane

Sekunden der Gnade

Malte Krutzsch (Übersetzer)

Boston, 1974. Die Stadt kocht. Künftig sollen schwarze Kinder mit Bussen in weiße Schulen gebracht werden und vice versa. Angst geht um und Hass. Eines Nachts kehrt Mary Pat Fennessys 17-jährige Tochter Jules nicht nach Hause zurück. Mary Pat beginnt Fragen zu stellen, stößt auf Schweigen und Widersprüche, bis sie versteht: Man hat ihr das Letzte genommen, was ihr in dieser Welt Halt gab. Außer sich vor Schmerz macht sie sich auf, um Rache zu nehmen an den Verantwortlichen – und um ihre eigene Schuld abzutragen. Um jeden Preis.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2023

Liebe, Hass und Rassismus

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Southie ist ein Viertel von Boston, in dem Hoffnungslosigkeit und Kriminalität herrschen, aber auch Zusammenhalt und Unterstützung. Allerdings muss man sich an die Regeln des Viertels halten. Als ein Bezirksrichter ...

Southie ist ein Viertel von Boston, in dem Hoffnungslosigkeit und Kriminalität herrschen, aber auch Zusammenhalt und Unterstützung. Allerdings muss man sich an die Regeln des Viertels halten. Als ein Bezirksrichter feststellt, dass schwarze Schüler systematisch benachteiligt werden, soll das Dilemma aus der Welt geschafft werden, indem weiße Schüler per Bus in ein schwarzes Viertel gebracht werden und umgekehrt. Aber Mary Pat hat andere Sorgen. Ihre siebzehnjährige Tochter Jules ist nicht nach Hause gekommen und Mary Pat macht sich auf die Suche. Doch ihre Fragen stoßen entweder auf Schweigen und Beschwichtigungen oder aber es gibt Widersprüche in den Aussagen. Doch Mary Pat lässt sich nicht einlullen. Sie macht sich auf, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen – ganz gleich, was es sie selbst kostet.
Es ist eine spannende, aber auch sehr bedrückende Geschichte. Das Leben im Viertel ist hart. Auch wenn man arbeitet, ist es oft nicht möglich, seine Rechnungen zu bezahlen. So geht es auch Mary Pat. Sie ist ausgelaugt und hat nicht genügend Zeit für ihre Tochter. Aber sie liebt sie.
Es gibt aber auch massiven Rassismus. Wenn etwas schiefläuft im Viertel, können nur die Schwarzen daran schuld sein. Auch die Drogen haben sie nach Southie gebracht und daher sind sie schuld, dass Mary Pats Sohn Noel an einer Überdosis Heroin starb, weil er das in Vietnam Erlebte nicht verkraftet hat.
Auch wenn ich Mary Pats Vorgehen nicht gut finden kann, so kann ich sie dennoch verstehen. Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war, daher ist es ihr auch egal, was aus ihr selbst wird. In ihr sind Hass und Gewalt und so manch einer bekommt zu spüren, wie stark sie sein kann.
Doch am meisten hat mir der Detective Bobby gefallen. Er weiß um die Schwächen des Systems und doch setzt er alles daran, Schuldige zu überführen. Er führt einen aussichtslosen Kampf, denn überall gibt es Menschen, welche die Hand aufhalten.
Das Finale ist drastisch, aber leider auch glaubhaft.
Ein erschreckend aktuelles Thema und eine spannende Geschichte, die absolut lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Rache ist süß

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Mein erster Lehane-Roman, aber sicher nicht der letzte!

Schon von Anfang an war ich mittendrin in der Geschichte. Lehane versteht es wunderbar, das Setting und die Physiognomie der Figuren sehr plastisch ...

Mein erster Lehane-Roman, aber sicher nicht der letzte!

Schon von Anfang an war ich mittendrin in der Geschichte. Lehane versteht es wunderbar, das Setting und die Physiognomie der Figuren sehr plastisch zu beschreiben. Immer mal wieder dachte ich beim Lesen: Das ließe sich sicherlich auch wunderbar verfilmen.

Zur Story selbst: Ich mag es, wenn Romane / Geschichten an eine reale Begebenheit, ein historisches Ereignis geknüpft sind. In diesem Roman ist der kommende Bustransfer zur "Rassendurchmischung" an den Schulen 1974 in Boston immer präsent, schwebt wie ein Damoklesschwert über den Protagonisten. Aber man merkt mehr und mehr, dies ist nur ein kleiner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen könnte. Der Hass aufeinander schwelt schon sehr viel länger in beiden Milieus.

Nach dem tragischen und brutalen Tod eines schwarzen Jungen in der U-Bahn-Station im weißen-Viertel eskaliert es schließlich, jedoch nicht so, wie vielleicht angenommen. Denn der ein oder andere muss einsehen, dass Bösheit und Skrupellosigkeit auch im eigenen Umfeld sehr viel präsenter ist, als angenommen. Ein Rachefeldzug beginnt.

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Eine erschütternde Geschichte um Elternliebe, Hass und Rassismus

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Die Stadt Boston versucht mittels einem Erlass die Rassentrennung aufzuheben, Kinder sollen via Bustransfer in den Schulen „vermischt“ werden. Doch die gut gemeinte Absicht verkehrt sich zu Aufständen ...

Die Stadt Boston versucht mittels einem Erlass die Rassentrennung aufzuheben, Kinder sollen via Bustransfer in den Schulen „vermischt“ werden. Doch die gut gemeinte Absicht verkehrt sich zu Aufständen und Boykott. In dieser unruhigen Zeit verschwindet Mary Pats 17-jährige Tochter Jules, und Mary Pat macht sich auf eine einsame Suche.

Dennis Lehane packt ein nach wie vor brandheißes Eisen an, schreibt ungemein fesselnd, berührend und sehr direkt. Boston 1974 stellt sich chaotisch dar, es herrschen Banden, der Drogenhandel blüht und in den Vorstädten ist die Neigung zu Gewalt latent vorhanden. Mittendrin Mary Pat, eine Protagonistin, die sehr real erscheint, deren Gefühle gut nachvollziehbar sind und die in einen Strudel aus Hass und brutaler Rache gerät.
Die Thematik ist erschreckend aktuell, in den USA wie auch in Europa. Deshalb empfinde ich das Geschehen im Buch auch so beklemmend. Denis Lehane nimmt kein Blatt vor den Mund, stellt die Gegensätze dar und spricht aus, was viele leider wieder denken.
Eine dramatische und traurige Geschichte mit erschreckend aktueller Brisanz. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Rachefeldzug einer Mutter

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1971 stellt ein Gericht fest, dass die an öffentlichen Schulen noch immer geltende Rassentrennung verfassungswidrig ist. Letzteres bedeutet, dass ab Herbst 1974 städtische Busse Schwarze Kinder zu Schulen ...

1971 stellt ein Gericht fest, dass die an öffentlichen Schulen noch immer geltende Rassentrennung verfassungswidrig ist. Letzteres bedeutet, dass ab Herbst 1974 städtische Busse Schwarze Kinder zu Schulen transportieren, die bisher durchgehend „weiß“ waren und umgekehrt. Und das führt in Boston zu gewalttätigen Ausschreitungen gegenüber Afroamerikanern.

Mitten in diese Unruhen gerät der Autor Dennis Lehan als Neunjähriger und erzählt uns nun eine Geschichte, die echt unter die Haut geht.

Im irischen Stadtteil »Southie« werden Protestkundgebungen gegen den Gerichtsbeschluss geplant, denen sich auch Mary Pat anschließen will, denn sie hat ihre Gründe, warum alles so bleiben soll, wie es ist.
Mary Pat sie Hilfspflegerin und bringt sich und ihre 17-jährige Tochter Jules gerade so durch. Ihr erster Mann ist tot, ihr zweiter hat sie verlassen und ihr Sohn, ein Vietnamheimkehrer, ist an einer Überdosis Heroin gestorben. Jules war das Einzige, was ihr noch geblieben ist. Doch eines Nachts ist Jules mit ihren Freunden unterwegs und kommt nicht wieder nach Hause.
Es ist die gleiche Nacht, in der ein junger Schwarzer Mann in der U-Bahnstation bei einem Überfall zu Tode kommt, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Und nicht nur Mary Pat ahnt, dass Jules und ihre Freunde darin verwickelt sind.
Mary Pat macht sich mit all ihrem Schmerz auf die Suche nach ihrer Tochter und der Wahrheit. Doch sie rennt vor eine Mauer des Schweigens, was sie rasend vor Wut werden lässt.
Sie scheut auch nicht davor zurück, sich mit der mafiösen Butler-Crew anzulegen, die die wahre Macht in Southie haben. Doch was sie findet, ist auch ihre eigene Schuld, die sie bereit ist zu begleichen.

Lehan ist hier ein literarischer Krimi mit soziologischem Tiefgang gelungen, der detailliert, brutal, blutig und absolut stimmig die Spannungen und Persepektivlosigkeit damals in Boston zeigt.
Mary Pat ist keine sympathische Heldin, die aber mit der Zeit sehr viel Mitgefühl von mir bekam. Aufgewachsen mit Armut, fehlender Bildung und Gewalt kennt sie nichts anderes, als sich mit ihren Fäusten zu verteidigen. Sie weiß, dass die Cops auf der Gehaltsliste von Marty Butler stehen, also lässt ihr gesamtes Umfeld ihr gar keine andere Wahl, als als Selbstjustiz zu üben.
Ihr Gegenpart ist der Polizist Bobby Coyne, ein Vietnamveteran, der seine Drogensucht überwunden hat und Mary Pat aufhalten will. Er verurteilt ihre Vorgehensweise, sieht aber auch, dass das Justizsystem wenig mit Gerechtigkeit zu tun hat.

Lehane zeigt plausibel, wie rassistische Vorurteile entstehen, wie sie von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden und allgegenwärtig sind. Wer sich schwertut, rassistische Beleidigungen zu lesen, sollte die Finger von dem Buch lassen, denn Lehane ist gnadenlos authentisch in seiner Figurensprache.

Es war mein erstes Buch von Lehane, obwohl er mir durch seine Verfilmungen wie »Shutter Island« oder »Mystic River« bekannt ist. Und ich muss zugeben, dass ich mich am Anfang etwas schwertat mit den vielen Namen. Aber als ich drin war, hat mich die Geschichte nicht mehr losgelassen.
Lehane zwingt uns hinzusehen, und legt den Finger in die klaffende Wunde seines Landes, die auch 50 Jahre später nicht verheilt ist – und nicht nur in den USA. Er will, dass wir den strukturellen Rassismus verstehen und die damit verbundene Gewalteskalation.
Fazit
Die Story ist tempogeladen, absolut filmreif und von erschütternder Aktualität. Atmosphärisch dicht erzählt, absolut lesenswert, ganz klare Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Brutal ehrlich und deprimierend - Eine Erzählung welche unter die Haut geht

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„Sekunden der Gnade“ ist mein erstes Buch des Autoren Dennis Lehane und mit seinem neusten Werk, konnte mich der Autor wirklich voll mitreißen. Sehr gelungen stellt er das Leben im Stadtteil South Boston, ...

„Sekunden der Gnade“ ist mein erstes Buch des Autoren Dennis Lehane und mit seinem neusten Werk, konnte mich der Autor wirklich voll mitreißen. Sehr gelungen stellt er das Leben im Stadtteil South Boston, genannt Southie, in Boston im Jahr 1974 dar. Armut, Gewalt und Drogen prägen den Alltag der Bewohner:innen, zusätzlich aufgeheizt wird die Stimmung durch den anstehenden erzwungenen Schultausch. Vor diesem Hintergrund schafft Dennis Lehane eine dichte Atmosphäre und vermittelt gekonnt die vorherrschende absolute Trostlosigkeit. Der Schreibstil liest sich durchaus angenehm, aber ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, wie sehr mich die Geschichte emotional deprimiert. Die Hauptprotagonistin Mary Pat macht es einem dabei zusätzlich auch nicht leicht. Auch wenn ihre grundlegende Ziele verständlich sind, greift sie doch auf zunehmend gewaltvolle Methoden zurück. Wer detaillierte Schilderungen davon nicht aushält, wird sich mit dieser Lektüre denke ich schwer tun. Und auch der durchgängig gelebte Rassismus von fast allen Charakteren, sowohl im Verbalen, als auch in direkten Handlungen ist nur schwer auszuhalten. Einziger kleiner Lichtblick ist die Ermittler-Perspektive von Bobby, aber auch seine Sicht allein kommt natürlich nicht gegen die erschlagend negative Grundstimmung an. Damit will ich nicht sagen, dass mir der Roman nicht gefallen hätte. Denn letztendlich ist er finde ich großartig erzählt und erscheint dermaßen wahr, das es eben weh tut. Auf manche Gewalttat hätte ich zwar verzichten können, insgesamt ist das Buch aber überaus lesenswert. Deshalb vergebe ich letztendlich auch volle 5 Sterne und eine Leseempfehlung für Alle, die auf der Suche nach einer emotional anspruchsvollen Lektüre sind.

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