Puh, na das war wirklich mal ein wilder Ritt. Ich freue mich für alle, denen die Geschichte gefallen hat, aber für mich war „This is Our Time“ das erste Buch seit langem, bei dem ich ernsthaft überlegt habe, es abzubrechen. [Mini-Spoiler zum Ablauf des Buchs möglich]
📌Inhalt
Die Prämisse fand ich ganz cool, sonst wäre das Buch ja auch nicht eingezogen: Ferne wird ungewollt von einer Praktikantin am Filmset zur neuen weiblichen Hauptrolle, was dem absturzgefährdeten Hollywoodsternchen Rio gar nicht gefällt. Immerhin muss er nun vor der Kamera mit einer Amateurin arbeiten. Wie wenig er von ihr hält, macht er ziemlich deutlich – bis zu dem Moment, da sich das plötzlich ändert.
Es ist an sich keine neue Geschichte, aber das muss ja auch gar nicht sein und habe ich absolut nicht erwartet. Stattdessen habe ich mich auf ein zwar schon bekanntes Prozedere, aber eine umso interessantere Umsetzung gefreut! Nur leider hat diese dann absolut nicht zu meinem Geschmack gepasst.
🌹 Die Oberflächlichkeit
Ich liebe Enemies to Lovers. Ehrlich. Ich liebe es, wenn sich aus Hass oder Rivalität langsam mehr entwickelt, wenn die Charaktere merken, dass so viel mehr hinter der jeweils anderen Person steckt, als sie ursprünglich sehen wollten. Wenn da Gefühle aufkommen, die nicht sein sollten...
Was ich persönlich nicht mag, ist, wenn die anfängliche Rivalität und auch die weitere Entwicklung immer und immer wieder auf das gute Aussehen der Charaktere gestützt wird. Das ist einfach nicht mein Geschmack und erscheint mir oftmals zu einfach. Ich kann es nicht mehr lesen, wenn der Typ die schlimmsten Sachen sagt, aber die Frau nur auf seine Lippen starrt. Oder wenn er sich wie der letzte Idiot verhält, aber gleichzeitig sein T-Shirt auszieht und sein Sixpack viel zu überzeugend ist. Ich brauche eine Entwicklung. Ich brauche GEFÜHLE. Ich will verstehen, warum sich die Protagonistin doch noch auf ein Date einlässt; ich will eine Erklärung, die über ihre Abgelenktheit von seinem guten Körper hinausgeht. Leider haben mir persönlich genau diese Aspekte bei „This is Our Time“ gefehlt. Rio war der Arsch vom Dienst – und wurde trotzdem angehimmelt. Zwischendurch wurde gesagt, dass Ferne die Einzige wäre, die gegen seinen Charme immun wäre… und ganz ehrlich? Das hätte ich so, so gern gesehen.
❤️🔥 Die Entwicklung der Beziehung
Wie schon im vorherigen Punkt angesprochen, fehlte mir einfach die Greifbarkeit der Charaktere und ihrer Entscheidungen. Genauso war es bei der Entwicklung der Beziehung. Bei dem Verhalten, das Rio ursprünglich an den Tag gelegt hat, erschien es mir schlichtweg unfassbar unglaubwürdig, dass ein einziges kurzes Gespräch mit einer Bekannten gereicht haben soll, um ihn mehr oder minder um 180° zu drehen. Dadurch konnte ich persönlich die Liebesgeschichte nicht nachvollziehen oder fühlen. Es erschien mir persönlich schlichtweg zu haltlos.
Trotzdem muss ich sagen, dass das Buch für mich ab dem Moment, da sich die beiden Hauptcharaktere mehr aufeinander einlassen, am besten war. Die Entwicklung erschien mir zwar nicht nachvollziehbar, aber immerhin habe ich ab diesem Moment speziell zu Rio einen besseren Zugang gefunden.
🎬 Die Serie, der Plot und die Klischees
Im Buch befinden wir uns an einem Filmset, an dem eine neue Netflix-Serie gedreht werden soll. Die Serie strotzt nur so vor Klischees. Hier mal zwei Beispiele:
„Ryder [Protagonist Serie] fährt Motorrad. Er ist ein Rebell. Er ist auch ein ziemliches Arschgesicht – zumindest am Anfang. Und wegen seines dunklen Geheimnisses dann wieder am Ende von Staffel eins.“ – S. 85
„Auch im Drehbuch war Lidias Rolle schon ein Klischee. Aber in Kombination mit diesem Outfit macht es mich beinahe wütend. Was ist das für ein Frauenbild, das hier gezeigt werden soll? Die sexy Blondine als intrigante Zicke und das intellektuelle Girl next door mit College-Ambitionen, das den Bad Boy von sich überzeugt, weil es „anders“ ist? Not like other girls? Innerlich kotze ich.“ – S. 86
Die Klischees werden benannt und durch die Protagonistin immer wieder verurteilt. Umso verwirrender fand ich es, dass man denselben Klischees im Plot des Buchs begegnet:
- Der Bad Boy mit scheinbar tragischer Vergangenheit.
- Die blonde Zicke mit gemachten Brüsten, die ständig verbal auf die andere Frau losgehen muss.
- Die Protagonistin als das „ganz andere“ und doch so normale Mädchen von nebenan.
Wenn diese Vergleichbarkeit ein Stilmittel sein soll, habe ich nicht ganz verstanden, wozu es dient. Immerhin wird die Serie ja nicht unbedingt positiv eingeordnet im Buch. Wenn es ein Zufall ist – keine Ahnung. Ehrlich, mich hat’s richtig verwirrt. Zum Teil erlebt man einfach die gleichen Momente zweimal: Einmal als zu verurteilender Plot in der Serie und dann nochmal als Plot im Buch. Für mich persönlich war das nichts, weil es mir zum Teil genauso ging wie Ferne bei dem Umgang mit diesen Klischees: „Innerlich kotze ich.“
Trotzdem fand ich es cool, dass zumindest zum Teil Lidias Verhalten als blonde Zicke vom Dienst eingeordnet wird:
„Kein Wunder ist Lidia, wie sie ist. Wenn man sein Leben lang in diese Rolle gedrängt wird… “ – S. 86.
Ich hätte mir nur gewünscht, dass vielleicht allgemein mehr mit Klischees gebrochen wird, gerade im Vergleich zu der Serie. Das hätte mir persönlich besser gefallen.
🖋️ Schreibstil & Aufmachung des Buchs
Egal, was ich inhaltlich zu kritiseren habe: Der Schreibstil ist super. Man kann förmlich durch die Seiten fliegen, die Sprache ist einfach, aber bildhaft, und die verschiedenen Ergänzungen wie Chat-Nachrichten oder Schlagzeilen aus der Presse lockerten die Kapitel für mich gut auf. Allein deshalb würde ich generell auch wieder zu einem Buch von der Autorin greifen, selbst wenn mir persönlich die Umsetzung der Geschichte hier nicht gefallen hat. 😊
FAZIT
Die ersten 60 % des Buchs waren für mich so anstrengend, dass ich, wie oben schon erwähnt, überlegt habe, abzubrechen. Die nächsten 25 % fand ich sogar ganz okay, aber die letzten 15 % fühlten sich an wie ein Sprung zurück. Ein Sprung, der für mich seitens des Charakterbaus wieder nicht nachvollziehbar erschien. Und das ist okay! Es gibt zig Leute, die das Buch geliebt haben – wenn es nicht meine Art von Geschichte war, ist das so. Ich wünsche allen, die es lesen, viel Spaß bei Band 2, werde die Reihe persönlich aber nicht weiterlesen.