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Veröffentlicht am 30.01.2024

Im Winter sind die Hütten zu - oder doch nicht?

TOD AM BERG
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Das Buch von Moni Reinsch spielt in Luxemburg und Südtirol. Es geht um Raphael, einen Investment-Banker, der mit Wirecard hohe Verluste für sich selbst eingefahren hat und nun sein bisheriges Leben mehr ...

Das Buch von Moni Reinsch spielt in Luxemburg und Südtirol. Es geht um Raphael, einen Investment-Banker, der mit Wirecard hohe Verluste für sich selbst eingefahren hat und nun sein bisheriges Leben mehr und mehr in Frage stellt. Er verordnet sich eine Auszeit und ein anderes Leben und sucht sich dafür Südtirol aus.

Meran und die höherliegenden Dörfer unterscheiden sich im beginnenden Winter deutlich von den Orten der Sommerfrische, die sie von April bis Oktober darstellen. Viele Geschäfte sind geschlossen und vor allem für Wanderer ist die Infrastruktur deutlich eingeschränkt, die Hütten auf den Bergen sind abgesperrt und eingemottet.

Dennoch macht sich Raphael auf den Weg und muss feststellen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Da muss es ein geheimes Leben auf den Hütten geben. Zunächst findet er einen toten Hund, dann ein totes Reh und kurz darauf die erste Leiche.

Die italienische Polizei verheddert sich im Zuständigkeitsgerangel und schließlich schießt man sich auf Raphael als Verdächtigen ein, er ist schließlich neu, zugezogen und verdient damit das Misstrauen aller.

Glücklicherweise hat er sich zwischenzeitlich aber auch mit einigen Einheimischen angefreundet, sonst hätte es ihn sicher nicht dort gehalten.

Das Buch würde ich nicht nur als Krimi bezeichnen. Es geht immer auch um Beziehungsgeschichten, sowohl in Luxemburg als auch in Südtirol. Und es geht darum, wie jemand sein Leben leben will, sinnvoll oder sinnlos. Die Luxemburger im Buch werden mit wenigen Ausnahmen als getrieben, geldgeil und übergriffig beschrieben. Reichtum und jedweder Luxus sind das, was am erstrebenswertesten ist und auch persönliche Beziehungen richten sich nach dem Einkommen und den beruflichen Aussichten. Nadine ist das Negativbeispiel schlechthin.

Auch in Südtirol spielen Beziehungsgeschichten eine wichtige Rolle, sie sind aber nicht vom Geld getrieben. Das Berechnende spielt hoch keine so große Rolle.

Eine neue Liebesgeschichte bahnt sich mit Maria an, schön, dass Raphael und sie sich so gut verstehen und auch einiges an Gemeinsamkeiten haben.

Raphael fühlt sich nach seinen schlechten Erfahrungen in seinem bisherigen Leben Südtirol deutlich mehr verbunden. Hier hält man auch noch zu ihm, als die Polizei ihn in Gewahrsam nimmt und ihm die Morde zur Last legt, die er nicht begangen hat. Ob jemand wirklich ein Freund ist, entscheidet sich in Krisensituationen, nicht wenn es allen gut geht.

Die Beschreibungen der Aufstiege zu den Hütten von Meran und den angrenzenden Dörfern fand ich anschaulich und es war sicher auch nicht verkehrt, immer mal wieder darauf hinzuweisen, dass ordentliches Schuhwerk überlebenswichtig am Berg ist. Aber auch ein aufgeladenes Handy und etwas Essbares im Rucksack sind nicht zu vernachlässigen.

Spannung kam mehr im letzten Drittel des Buches auf, hier hat der Krimi wieder übernommen. Ich hätte mir zum Schluss etwas mehr Hintergrund gewünscht. Aber hier sorgt vielleicht eine Fortsetzung für mehr Licht im Dunkeln.

Das Buch liest sich gut und flüssig und macht Lust darauf, die Wanderschuhe zu schnüren. Auch die gastronomischen Empfehlungen sind bestimmt nicht zu verachten.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Grantelnde Herzlichkeit

Prost, auf die Pfennigfuchser
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Hauptkommissar Tischler lebt in Brunngries, einer kleinen fiktiven Gemeinde nahe Traunstein. Seine betagte Nachbarin, Frau Kneidinger, vermisst ihre Begleitung zu einem Ausflug des Frauenbundes und bittet ...

Hauptkommissar Tischler lebt in Brunngries, einer kleinen fiktiven Gemeinde nahe Traunstein. Seine betagte Nachbarin, Frau Kneidinger, vermisst ihre Begleitung zu einem Ausflug des Frauenbundes und bittet Tischler, der Sache auf den Grund zu gehen. Tatsächlich kann Frau Zettlwieser nur noch tot aufgefunden werden, ermordet in den eigenen vier Wänden ohne ersichtlichen Grund. Denn natürlich war die 65jährige Filialleiterin einer Privatbank überall beliebt und niemand kann sich vorstellen, wer ihr das angetan haben sollte.

So beginnen die Ermittlungen, die Spurensicherung untersucht die Räumlichkeiten, der Pathologe die Leiche und so erhalten die Ermittler einige Informationen, die ihnen später noch nützlich sein werden.

Das Buch lebt von den Dialogen der ermittelnden Beamten untereinander und auch sonst sind die Protagonisten nicht auf den Mund gefallen. Tischler und sein etwas jüngerer Kollege Fink sind beide schlagfertig und geben sich nichts.

Man mag sich, aber man verbirgt es gut, diese grantige Herzlichkeit ist eigentlich ein Widerspruch, der den Umgang untereinander aber ganz gut beschreibt. Ansonsten geht es in bayerischen Kommissariaten immer noch etwas gemütlicher zu, es erinnert so ein wenig an die Rosenheim-Cops, die Rolle von Frau Stockl hat hier die Luise inne. Das Betriebsklima ist gut, den Kollegen bringt man Pralinen und Brezn mit, selbst wenn die dann etwas daran auszusetzen haben. Das gehört zum Spiel dazu. Und selbst die Dackelhündin Resi wäre auf der Polizeitstation durchaus willkommen.

Die Charaktere sind gut beschrieben, man sieht sie quasi vor sich, wie z. B. Herr Schilling die Krawatte zurechtrückt oder ein nicht vorhandenes Stäubchen von seiner Schulter entfernt. Das Kopfkino funktioniert. Es ist auch irgendwie typisch, dass Frau Kneidinger, sobald sie sich mit dem Tod der Frau Zettlwieser arrangiert hat, in erster Linie Interesse daran hat, das ihr geliehene Kochbuch wieder zurückzuerhalten. Schmunzeln musste ich über ihre Bestechungsversuche.

Für mich war es ein Krimi, bei dem man immer mal wieder lachen konnte und der nicht so bierernst zu nehmen war.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Heute bin ich über Rungholt gefahren......

Halligzorn (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 2)
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Nordfriesland erlebt einen Jahrhundertsommer. Das Kommissariat von Jüstering, mittlerweile mit zwei Polizistinnen ausgestattet, hat wenig zu tun und Minke und Lisa langweilen sich. Doch damit ist Schluss, ...

Nordfriesland erlebt einen Jahrhundertsommer. Das Kommissariat von Jüstering, mittlerweile mit zwei Polizistinnen ausgestattet, hat wenig zu tun und Minke und Lisa langweilen sich. Doch damit ist Schluss, als sich die Ereignisse überschlagen.

Auf der Halligwiese von Midsand sind seit einigen Wochen Archäologen am Werk. Der leitende Archäologe, Professor Jeske Hein, will dort das im 14. Jahrhundert bei einer Sturmflut untergegangene Everbeck gefunden haben. Ein Bernsteinpferdchen, das einer der Studenten aus dem Sand ausgräbt, ist sein bisher wertvollster Fund. Und dieses Pferdchen verschwindet eines Tages aus dem Tresor. Einen Tag später wird während des Nordfriesenfestes eine 17-jährige Schülerin ermordet. Stehen diese beiden Taten in einem Zusammenhang?

Minke und Lisa sind gefordert und werden von den Bewohnern und der Presse gehörig unter Druck gesetzt. Lisa, die Schwäbin, konzentriert sich auf den Diebstahl des Bernsteinpferdes, Minke auf den Mord an Leonie.

Ich hatte Band 1 der Hallig-Serie bereits gelesen und für gut befunden. Band 2 gewinnt durch die neue schwäbische Kollegin, die ihre Herkunft auch gar nicht verleugnen kann. Wie heißt es so schön „ Mir könnet alles, nur net hochdeutsch“. Und den Ermittlungen tut die Unterschiedlichkeit der beiden Polizistinnen auch gut. Lisa ist eher akribisch, Minke folgt ihrem Bauchgefühl und ihrem Instinkt. Beides ist für Polizeiarbeit wichtig und führt letztendlich auch zum Erfolg.

Begleitet wird der Mordfall und Diebstahl von einer Legende um die bei einer Sturmflut untergegangene Stadt Everbeck. Everbeck steht für das bei der großen Flut von 1362 untergegangene Rungholt, das sich tief ins nordfriesische Gedächtnis eingegraben hat.

Ich habe das Buch an zwei Nachmittagen ausgelesen, was dafür spricht, dass es spannend war und ich dranbleiben wollte. Mit meiner eigenen "Ermittlung" lag ich zwar nicht ganz daneben, die Auflösung war aber doch eine Überraschung für mich.

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Gut gehütete Geheimnisse

Die Windsor-Akte
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Die Geschichte beginnt in den ersten Monaten des Zweiten Weltkrieges. Der englische König Edward hat wegen Wallis Simpson auf den Thron verzichtet und befindet sich in Paris und feiert dort rauschende ...

Die Geschichte beginnt in den ersten Monaten des Zweiten Weltkrieges. Der englische König Edward hat wegen Wallis Simpson auf den Thron verzichtet und befindet sich in Paris und feiert dort rauschende Feste. Man hat ihm Bedienstete zur Seite gestellt, die aber auch vom Geheimdienst instruiert wurden und Edward bespitzeln sollen. Einer davon ist Ajax Doggerton, ein Student der Literaturwissenschaft, eigentlich in erster Linie an Shakespeare interessiert und nun damit beauftragt, sich in die große Politik möglichst unauffällig einzumischen.
England hat Angst, dass Edward sich von den Nazis umgarnen lässt, Hitler und Ribbentrop hätten nämlich gerne eine willfährige Enkelin von Kaiser Wilhelm auf dem englischen Thron gesehen.
Ajax ist kaum in Paris angekommen, da verliebt er sich schon in Lydie, eine der weiblichen Bediensteten des Herzogspaars. Seine Berichte nach London entstammen mehr seiner Phantasie als der tatsächlichen Wahrheit.
Als die Nazis in Paris einmarschieren, flüchtet das Herzogspaar nach Süden. Ihnen auf den Fersen der britische Geheimdienst mit Mordplänen an Edward und Wallis sowie die deutsche Prinzessin Katharina, die einfach nicht wahrhaben will, dass Edward sie abgelehnt hat.
Die Flucht von Katharina und Lydie vor den sie verfolgenden Agenten Gallaghers konnte man sich bildlich vorstellen. Herrlich, dieser Stopp auf dem Bauernhof mit dem kussfreudigen Gaspard. Und wie dann Lydie blitzschnell in die Rolle der Bäuerin schlüpfte. Auch der Handel mit dem Sargschreiner war genial.

Hätte das Ganze nicht einen wahren Kern, man hätte es gut für das Produkt der schriftstellerischen Phantasie des Autors halten können. Es ging manchmal zu wie in einem Bond-Film, aber auch da befand man sich ja in den Diensten Seiner oder Ihrer Majestät.

Insofern ist es sehr gut, dass Dirk Husemann ganz zum Schluss den geschichtlichen Hintergrund erläutert und erklärt, warum es für Churchill so kompromittierend gewesen wäre, wenn die Akte zu einem frühen Zeitpunkt öffentlich geworden wäre. Dass dafür auch kurz nach Kriegsende noch getötet worden wäre, zeigt einmal mehr die Verblendung und den blinden Gehorsam der mit der Akte Betrauten.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Manches Problem braucht nur einen guten Zuhörer

Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert
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Floriane ist gerade 50 geworden und hat mit ihrem Mann und guten Freunden und Kollegen eine rasante Geburtstagsparty hinter sich. Alles scheint in Ordnung, schließlich ist 50 das neue 30. Also, kein ...



Floriane ist gerade 50 geworden und hat mit ihrem Mann und guten Freunden und Kollegen eine rasante Geburtstagsparty hinter sich. Alles scheint in Ordnung, schließlich ist 50 das neue 30. Also, kein Grund zur Sorge… oder doch?

Der erste Schlag trifft sie am Abend. Gerade ist die Wohnung aufgeräumt und wieder ansehnlich, das Essen (wenn auch nur Reste von der Party) steht auf dem Tisch, als Wenzel, ihr Mann, ihr das Ende ihrer Ehe verkündet und sie bittet, innerhalb von einer Stunde die Wohnung zu verlassen. Vollkommen durcheinander flüchtet sie in das Notzimmer des Hotels, dessen Managerin sie ist, doch auch da wird ihr am nächsten Tag gekündigt. Eine über 50jährige schwäche die Credibility in einem Haus, das sich gerade zum Ziel gesetzt habe, jünger, hipper und unique zu werden. Jetzt bleibt nur noch Tante Ilse!

Auch wenn der Roman den Regeln des Spannungsauf- und abbaus folgt und damit in gewisser Weise ein Happy End erwartet werden kann, so ist er humorvoll geschrieben. Besonders gut gefallen hat mir tatsächlich die Szene mit Clemens und Cleo, die zwar Floriane vor die Tür setzen, sich aber mit ihrem „Businesskasper-Englisch“ vollkommen lächerlich machen. Und die letzte Botschaft an Wenzel zeugt wirklich von Schlagfertigkeit und Humor!!

Floriana macht tatsächlich das Beste aus ihrer Situation. Sie tut das, was sie am besten kann, nämlich zuhören, und zieht aus den Lebensbeichten ihrer Klienten auch Erkenntnisse für sich selbst. Womit wir wieder beim Denglisch wären, schließlich ergibt sich eine Win-Win-Situation.

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