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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2023

Morde und Intrigen

Der achte Kreis (Ishikli-Caner-Serie 1)
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Der Thriller „Der achte Kreis“ von Philipp Gavenbach ist der Auftakt zu einer Serie um Ishikli Caner. Das Cover in schreiendem gelb auf schwarzem Hintergrund wirkt irgendwie mysteriös und verspricht Spannung.
Der ...

Der Thriller „Der achte Kreis“ von Philipp Gavenbach ist der Auftakt zu einer Serie um Ishikli Caner. Das Cover in schreiendem gelb auf schwarzem Hintergrund wirkt irgendwie mysteriös und verspricht Spannung.
Der Klappentext hat mich in seinen Bann gezogen, denn Vatikan, Mafia und viele Intrigen, dazu alles miteinander verwickelt, das ist ungewöhnlich. Und so fängt es im Prolog gleich an: ein brutaler Auftragsmord an einer Schwangeren im Auftrag des Ordens.
Durch die vielen unterschiedlichen Settings und Figuren hatte ich Einstiegsschwierigkeiten. Allerdings kommt dann langsam Fahrt auf, und in den letzten 150 Seiten geht es actionmäßig so richtig ab. Die Geschichte ist spannungsgeladen umgesetzt. Auf einem Datenträger finden sich Beweise dafür, dass der Vatikan hinter Lügen, Morden, Intrigen und Verschleierungen steckt. Alle möglichen Gruppierungen sind nun also hinter diesen Informationen her.
Die Kriminalkommissarin Ishikli wird von ihrem Onkel gezwungen, für die Grauen Wölfe zu arbeiten. Ihr Plan auszusteigen wird durch die Entführung ihres Bruders vereitelt.
Caner, aber auch die deutschen Ermittler Freundensprung und Roth sind in die Fälle eingebunden. Alle drei sind gut charakterisiert, ebenso wie der Kardinal. Es gibt viele Tote und filmreife, blutrünstige Szenen.
Durch die vielen kurzen Kapitel und Perspektivwechsel wird die Handlung aufgelockert. Hinzu kommt der flüssige und leicht erfassbare Schreibstil, so dass man das Werk verschlingen kann.
Für Thrillerfreunde mit vielen Intrigen und Morden, aber einem gelungenen Ende und actionreicher Handlung ein MUSS !

Veröffentlicht am 13.07.2023

Das Nest

Elternhaus
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Ute Mank hat mich mit ihrem Erstlingswerk „Wildtriebe“ sehr fasziniert, denn es ist sehr wirklichkeitsnah.
Sowohl der Titel „Elternhaus“ ihres neuen Romans als auch das Cover mit der geblümten Tischdecke ...

Ute Mank hat mich mit ihrem Erstlingswerk „Wildtriebe“ sehr fasziniert, denn es ist sehr wirklichkeitsnah.
Sowohl der Titel „Elternhaus“ ihres neuen Romans als auch das Cover mit der geblümten Tischdecke und der Trinkschokolade im 70er Jahre Gedeck haben in mir heimelige Gefühle hervorgerufen. Dazu noch die Generation der Eltern mit ihrem Streben nach einem Häuschen und den vielen Entbehrungen der Kriegsgeneration haben mich sehr an meine Eltern und meine Kindheit erinnert. Ute Mank ist ein tiefgründiger wie unterhaltsamer Roman gelungen, der zum Nachdenken anregt, welche Verpflichtungen die junge Generation ihren Eltern gegenüber hat und natürlich auch: „ Wer wird uns später unterstützen und versorgen?“ Wird die Rente einmal ausreichen?
Die Eltern dreier Töchter haben gesundheitliche Probleme, und es wird immer schwieriger im eigenen Haus zu leben. Die vielen Denkanstöße und die Konflikte zwischen den 3 Schwestern sind sehr realitätsnah. Jede ist in ihrer Individualität perfekt gezeichnet, jedoch fühlt sich nur Sanne, die in der Nähe der Eltern wohnt, direkt für deren Wohlergehen und den Umzug in eine kleine Wohnung verantwortlich. Trotzdem hat sie ein schlechtes Gewissen. Petra, die Tochter, die früh ausgezogen ist und ihrer eigenen Wege gegangen ist, wird erst jetzt bewusst, welche Rolle ihr Elternhaus als Nest gespielt hat. .Sie ist gegen den Auszug der Eltern, denn dadurch wird sie auch ihrer Heimat beraubt. Gitti, die Jüngste, verhält sich eher passiv. Sie wirft Sanne aber vor, die Eltern zu entmündigen und Entscheidungen über ihren Kopf hinweg zu treffen.
Obwohl im Großen und Ganzen eher unaufgeregt erzählt, habe ich gerade deswegen zum Nachdenken innegehalten.
Besonders die Rückblenden in die Kindheit haben mich berührt, denn ich konnte mich dadurch besonders gut identifizieren. Durch die anschauliche Erzählweise ist es der Autorin gelungen, dass man sich in jede Person hineinversetzen kann und deren individuellen Lebensweg verstehen lernt.
Aber es geht auch um veränderte Rollenbilder, eine Gesellschaft im Umbruch. Dabei zeichnet sie Lösungswege auf, die gut nachvollziehbear sind.
Dieser Roman ist besonders interessant für die „ältere Generation“, aber auch für mittelalte Kinder und ältere Enkel mit ein wenig Lebenserfahrung.
Ich empfehle dieses anspruchsvolle Werk sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 29.06.2023

Prima Unterhaltung für eine anspruchsvolle Leserschaft

Die Affäre Alaska Sanders
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Das wenig spektakuläre Cover mit der typisch amerikanischen Tankstelle und dem Mann, der Alaska Sanders wohl zuletzt gesehen hat, ist kein Reißer im Buchladen, passt jedoch zur Thematik. Wichtig ist zu ...

Das wenig spektakuläre Cover mit der typisch amerikanischen Tankstelle und dem Mann, der Alaska Sanders wohl zuletzt gesehen hat, ist kein Reißer im Buchladen, passt jedoch zur Thematik. Wichtig ist zu erfahren, dass es sich um die Fortsetzung zu Dickers Weltbestseller „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ handelt, jedoch ist die Lektüre dieses Vorgängerromans für das Verständnis des vorliegenden Werkes nicht notwendig.
Wir treffen hier den Schriftsteller Markus Goldman und seinen Freund, Sergeant Perry Gahalowood, aus „Harry Quebert“, die gemeinsam ermitteln. Im April 1995 wird die Leiche Alaska Sanders geborgen. Zunächst führen die Ermittlungen zu einem schnellen Abschluss des Falles.
Im Juni 2010 erhält Gahalowood jedoch eine anonyme Nachricht, die ihn veranlasst, erneut zu ermitteln, da es einige Ungereimtheiten gibt.
Die Charaktere und Schauplätze wirken sehr authentisch. Die Rahmenhandlung wird in der Ich-Perspektive aus Goldmans Sicht erzählt.
Aber man kann keine einfach gestrickte, lineare Narration erwarten. Somit wendet sich Dicker an eine wache, interessierte Leserschaft, die zum Mitdenken aufgefordert wird, denn es gibt einen sehr wendungsreichen Plot mit vielen Rückblenden in die Vergangenheit. Zeitweise ist unklar, ob Goldman oder Dicker die Geschichte erzählt. Protokolle von Befragungen, Sprünge in den Zeitebenen und Schauplätzen sind gut miteinander verwoben und werden in einem schlüssigen Ende zusammengeführt. Die Vielschichigkeit des Romans führt den Leser oft an der Nase herum. Zum Glück gibt es Kapitelüberschriften, die auf Zeit und Ort des nachfolgenden Teils hinweisen.
Der Spannungsbogen setzt erst nach einer Weile ein, ist aber bis zum Ende existent.
Der sehr flüssige aber einfache Schreibstil erleichtert die anspruchsvolle „Lesearbeit“.
Man findet keinen klassischen, spannenden Kriminalroman vor, sondern wird auch mit einer sehr tragischen Liebesgeschichte konfrontiert. Gesellschaftskritik kommt ebenfalls nicht zu kurz.
Also, prima Unterhaltung für eine anspruchsvolle Leserschaft.

Veröffentlicht am 23.05.2023

Klimakatastrophe

Blue Skies
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Mit großer Begeisterung habe ich bereits mehrere Werke von T. C. Boyle gelesen, in denen es um gesellschaftliche Probleme und aktuelle Themen geht.
Wir haben hier einen Roman mit einer erschreckenden Zukunftsvision.
Das ...

Mit großer Begeisterung habe ich bereits mehrere Werke von T. C. Boyle gelesen, in denen es um gesellschaftliche Probleme und aktuelle Themen geht.
Wir haben hier einen Roman mit einer erschreckenden Zukunftsvision.
Das Cover in schreiendem Orange symbolisiert Feuer in einer zu sonnigen Gegend mit Palmen. Es passt perfekt zur Apokalypse an der Zentralküste Kaliforniens, einer ehemals feuchten und kühlen Gegend, wo es immer heißer wird, Winde , Trockenheit, akuter Wassermangel und Brände vorherrschen. Missernte folgt auf Missernte. Nahrung und Trinkwasser werden knapp.
Im Mittelpunkt des Werkes steht eine Familie, die Eltern, Frank und Ottilie, die in Kalifornien leben. Sohn Cooper ist Entomologe und erlebt das voranschreitende Artensterben aus nächster Nähe. Ottilie züchtet Insekten als Proteinquelle und versucht verzweifelt, Wasser zu sparen.
Die Tochter Cat lebt in Florida, wo es jetzt häufig zu heftigen Stürmen mit sehr viel Regen kommt. Auch die Insektenwelt spielt verrückt, denn sie werden immer größer und zu einer Plage.
Florida wird überschwemmt, und so auch das Strandhaus, in dem Cat mit ihrem Mann lebt, bis nur noch das Boot als Fortbewegungsmittel taugt.
Das Gefüge der Familie ist einer Zerreißprobe ausgesetzt. Cooper erleidet einen gefährlichen Zeckenbiss, Cat, häufig beruflich alleingelassen von ihrem Lebensgefährten Todd, spricht immer mehr dem Alkohol zu und glaubt, durch den Kauf einer Tigerpython, ihren Erfolg als Influenzerin verbessern zu können. Viele Tragödien erschüttern die Familie. Der sonst ständig propagierte „ Amercan Dream“, wo alles immer größer, besser und schneller wird, gerät völlig aus den Fugen.
Boyles flotter Schreibstil macht das Werk zu einem Leseerlebnis, und der flüssige Handlungsverlauf läßt einen den Roman“verschlingen“. Besonders gut haben mir die wissenschaftlichen Exkurse des Autors gefallen.
Die amerikanische Durchschnittsfamilie wird mit einer satirischen Gesellschaftsanalyse verbunden, mit dem vorherrschenden Thema Klimawandel.
Das dystopische Werk fordert zum Nachdenken und Handeln auf, ist aber gleichzeitig ein sehr unterhaltsamer und brillanter Roman, den ich allen interessierten Lesern empfehlen kann.

Veröffentlicht am 30.04.2023

Auf in ein neues Leben

Gelegenheiten
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Die Provence ist in den letzten 50 Jahren zu einem Sehnsuchts – und Zufluchtsort stilisiert worden. Es wird ein sorgenfreies Leben, umgeben von Natur und Lavendelfeldern ( vielen Dank für das Lavendelsäckchen! ...

Die Provence ist in den letzten 50 Jahren zu einem Sehnsuchts – und Zufluchtsort stilisiert worden. Es wird ein sorgenfreies Leben, umgeben von Natur und Lavendelfeldern ( vielen Dank für das Lavendelsäckchen! ), unter immer blauem Himmel und angenehmer Temperatur propagiert.
Den Traum, dort zu leben und einen Roman zu schreiben, hatte ebenfalls die Protagonistin dieses Romans seit ihrer Jugend. Jedoch hat sie sich zuerst für ein karriereorientiertes Leben mit Marc, ihrem karrierebeflissenen Partner in der Großstadt Berlin entschieden. Finanziell weniger betuchte Personen würden wohl gerne mit ihr tauschen, denn sie hat ein vermeintlich perfektes Leben mit einem gut bezahlten Job, Luxusbekleidung, tollen Reisen, einer Penthousewohnung und angesehenen Freunden der gleichen gesellschaftlichen Klasse. Aber Klara befindet sich in einer Selbstfindungskrise und ist sich nicht sicher, ob sie dieses Leben weiterhin führen möchte.
Also bricht sie eines Tages alle Brücken in Berlin ab, zieht zunächst zu ihren Eltern, bevor sie ganz in die Provence geht, um dort die erhoffte Leichtigkeit und Befriedigung zu finden. Doch sie ist getrieben von Selbstzweifeln und reflektiert die Sicherheit ihres bisherigen Lebens.
Schließlich gelingt es ihr aber, ihr eigenes Buch zu schreiben. Aber wird sie die Karla sein können, die sie schon immer sein wollte?
Wir haben hier eine seichte Geschichte, die auch das Auf und Ab einer solchen Entscheidung zeigt, jedoch vielen Leuten Mut machen möchte, ihre Träume zu verwirklichen. Man kann sich gut in die Ich – Erzählerin hineinversetzen. Alle Charaktere sind realitätsnah und sympathisch dargestellt. Die Handlung beinhaltet etliche Klischees und ist auch teilweise vorhersehbar, aber das Ziel der Autorin ist geglückt, uns einen Gute – Laune – Roman zu präsentieren, der sich als Urlaubslektüre eignet und der Selbsthinterfragung dient.
Romy Schneiders Schreibstil ist flott und liest sich problemlos.
Das Cover gefällt mir gut, mit bunten Farben und der Protagonistin Klara. Es passt sehr gut zu dieser Geschichte.
Man kann sich sehr gut in das Setting und die Gefühle der handelnden Personen hineinversetzen und man möchte sofort in die Provence entfliehen, aber da gibt es leider einen Wermutstropfen: den Klimawandel! Leider ist es im Hochsommer oft über 40° C heiß, und die Böden sind wegen Regenmangels ausgetrocknet ( Waldbrandgefahr).
Aber auf jeden Fall eignet sich das Werk zum Träumen und zur Evasion aus der täglichen Tretmühle.