Profilbild von Buecherliebling88

Buecherliebling88

Lesejury Star
offline

Buecherliebling88 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherliebling88 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2023

Gute Ideen, fantasievolles Setting, aber etwas ausbaufähige Umsetzung

Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber
0

Inhalt
Bei „Spiegelstadt: Tränen aus Gold und Silber“ handelt es sich um Band 1 der „Spiegelstadt“-Dilogie von Christian Handel und Andreas Suchanek.

Max lebt in Berlin und führte bislang ein recht normales ...

Inhalt
Bei „Spiegelstadt: Tränen aus Gold und Silber“ handelt es sich um Band 1 der „Spiegelstadt“-Dilogie von Christian Handel und Andreas Suchanek.

Max lebt in Berlin und führte bislang ein recht normales Leben. Bis er auf einer glamourösen und wilden Party auf den geheimnisvollen Lenyo trifft und sich plötzlich nicht mehr im Berlin der jetzigen Zeit, sondern im Berlin der 20er-Jahre wiederfindet. Und nicht nur das – die Spiegelstadt wird bevölkert von vielgestaltigen Feen-Wesen und befindet sich darüber hinaus mitten in einem blutigen Konflikt. Auf der Suche nach magischen goldenen Tränen, mit deren Hilfe Max wieder zurück in seine Welt reisen kann, geraten er und Lenyo immer mehr zwischen die Fronten.

Meine Meinung
Das Cover des Buches gefällt mir richtig gut. Durch die überwiegend schwarz und goldfarben gehaltene Farbgestaltung wirkt es edel und man erkennt sofort sowohl einen Bezug zur Zeit der „Goldenen 20er“ als auch zu Feen, was direkt einen Rückschluss auf den Inhalt der Geschichte gibt. Das mag ich immer sehr gern, weil man dann auf einen Blick sieht, was einen erwartet.

Der Schreibstil ist recht locker und angenehm zu lesen und man wird von Anfang an in die Geschichte hineingezogen. Was mir an einigen Stellen jedoch aufgefallen und nicht ganz so gut gefallen hat, ist die teilweise ziemlich flapsige Ausdrucksweise von Max, die ich meist als eher ein wenig unbeholfen und peinlich empfunden habe.

Die Charaktere sind größtenteils wirklich sympathisch und auch angenehm unterschiedlich, bleiben allerdings zum Teil auch recht blass und oberflächlich, da in der Geschichte viel in kurzer Zeit passiert und wir deshalb das Seelenleben und auch die Charakterentwicklung der einzelnen Personen leider kaum kennenlernen können. Gerade Max und Lenyo sind sicherlich tiefgründig und haben so einiges an Hintergrundgeschichte, die es zu erzählen lohnt, aber dadurch, dass das Erzähltempo so hoch ist, werden solche Geschichten eher nur angerissen oder im Schnelldurchlauf erzählt, sodass bei mir kaum Gefühle oder eine Bindung zu den Personen entstehen konnte. Das fand ich ein wenig schade.

Die Handlung der Geschichte fand ich von der Idee her richtig gut und auch die geschilderte Atmosphäre mochte ich total gern. Das Flair hat mich etwas an den Film „Midnight in Paris“ erinnert, in dem der Protagonist immer nachts im Paris der 1920er Jahre landet. Auch die Geschichte der Spiegelstädte und der Machenschaften, die im Hintergrund im Feenreich ablaufen, sind sehr fantasievoll und toll erzählt.

Wie oben bereits erwähnt, ist das Erzähltempo ziemlich hoch – es gibt kaum einmal einen Moment zum Verschnaufen, da passieren schon wieder die nächsten Dinge. Es geht alles Schlag auf Schlag und turbulent, was die Geschichte sehr kurzweilig macht. Leider bleibt dabei aber die Charakterentwicklung und Tiefgang und auch das Gefühl auf der Strecke. Ich könnte mir vorstellen, dass ein paar Seiten mehr, auf die sich der Inhalt verteilt, der Geschichte gut getan hätten.


Fazit
Insgesamt ein unterhaltsames Buch mit einer richtig tollen Idee und einem spannenden Setting, dem es aber aufgrund der Kürze und Schnelligkeit leider an Tiefgang gefehlt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2023

Unterhaltsame Lektüre mit ein paar Schwächen

Room for Love 1. Two in a Room
0

Inhalt
Bei „Two in a room“ handelt es sich um den ersten Band der „Room for Love“-Reihe von Laura Labas.

Es geht um Shiloh und Miles, die aus völlig unterschiedlichen Leben kommen. Miles hat reiche Eltern ...

Inhalt
Bei „Two in a room“ handelt es sich um den ersten Band der „Room for Love“-Reihe von Laura Labas.

Es geht um Shiloh und Miles, die aus völlig unterschiedlichen Leben kommen. Miles hat reiche Eltern und sein Leben zeichnete sich bisher vor allem dadurch aus, dass er sich mit Frauen, Alkohol und schnellen Autos umgeben und dadurch immer wieder für Skandale gesorgt hat. Shiloh hingegen ist chronisch unterfinanziert, wohnt in einer kleinen WG, studiert Mathematik und blockt Freundschaften oder Beziehungen jeder Art ab, um sich emotional auf niemanden einzulassen.

Als Miles auf den Straßen New Yorks mit seinem Fahrrad in einen Unfall verwickelt ist und Shiloh zufällig vor Ort ist und ihm hilft, treffen die beiden erstmals aufeinander. Und obwohl sie vordergründig so verschieden sind, spüren sie sofort eine gewisse Verbindung zueinander. Und mit der Zeit stellt sich die Frage, ob die beiden wirklich so verschieden sind, wie sie anfangs dachten…

Meine Meinung

Der Schreibstil der Autorin hat mir insgesamt ganz gut gefallen. Ich habe mich schnell abgeholt und in die Geschichte gezogen gefühlt. Was mir leider – vor allem zu Beginn der Geschichte – etwas gefehlt hat, ist das Gefühl. Auch wenn an sich gefühlvolle Szenen beschrieben wurden, kamen die Emotionen leider nicht wirklich bei mir an, was ich sehr schade fand.

Die Charaktere, allen voran Shiloh und Miles, mochte ich gerne, aber auch hier hatte ich erst ein paar Anlaufschwierigkeiten bis ich das Gefühl hatte, ihnen wirklich näherzukommen, sie zu verstehen und etwas besser zu kennen. Dadurch, dass die Geschichte ausschließlich aus Shilohs Sicht erzählt wird, blieb Miles für mich auch bis zum Schluss ein wenig blasser.

Shiloh ist einerseits stark und versucht, ihren eigenen Weg zu gehen und sich von ihren Eltern bzw. deren Vorstellungen für ihr Leben abzunabeln und abzugrenzen, andererseits zweifelt sie auch viel und lässt sich schnell verunsichern. Ihre Charakterentwicklung fand ich überwiegend gut, jedoch gibt es eine Szene, in der ich ihre plötzliche Veränderung nicht ganz so nachvollziehen konnte und im Gesamtkontext in dieser Intensität auch unglaubwürdig fand.

Die Nebencharaktere sind allesamt auch recht blass geblieben, aber Shilohs Mitbewohnerin Bronwyn mochte ich sehr gerne. Sie hat der Geschichte und auch Shiloh selbst wirklich gutgetan und hat mit ihrer offenen Art ein bisschen frischen Wind hereingebracht. Umso mehr freut es mich, dass sie und Nick (der andere Mitbewohner von Shiloh), die Protagonist:innen des zweiten Bandes sind.

Die Handlung war durchgehend spannend, auch durch verschiedene (Neben-) Handlungsstränge, bei denen es immer wieder neue Entwicklungen gab und die dazu eingeladen haben, mitzurätseln, was wohl passiert ist oder wie es ausgehen wird. Das mochte ich sehr gern.

Fazit
Insgesamt fand ich das Buch angenehm zu lesen und ziemlich unterhaltsam, allerdings habe ich wenig und auch erst recht spät Zugang zu den Personen gefunden und konnte die beschriebenen Emotionen selbst nicht so gut nachvollziehen oder mitfühlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2023

Herausfordernde Lektüre mit wichtigen Themen, distanzierten Charakteren und einem enttäuschenden Ende

Babel
0

Inhalt
In „Babel“ geht es um den chinesischen Waisenjungen Robin, der sich schon seit jungen Jahren darauf vorbereitet, einmal nach Oxford zu gehen, um dort an dem renommierten Königlichen Institut für ...

Inhalt
In „Babel“ geht es um den chinesischen Waisenjungen Robin, der sich schon seit jungen Jahren darauf vorbereitet, einmal nach Oxford zu gehen, um dort an dem renommierten Königlichen Institut für Übersetzung zu studieren und später im Dienste Großbritanniens als Übersetzer zu arbeiten.

Als er endlich dort aufgenommen wird, geht für ihn zunächst ein Traum in Erfüllung. Doch je länger er dort ist und je mehr mitbekommt, was in Babel und in der ganzen Welt passiert, umso mehr bekommt seine scheinbar heile Welt Risse. Und schließlich muss er sich für eine Seite entscheiden…

Meine Meinung

Den Schreibstil der Autorin habe ich anfangs als ziemlich gewöhnungsbedürftig empfunden. Zum einen schreibt und beschreibt sie relativ sachlich und wenig emotional, zum anderen wirkt das Buch durch viele sprachwissenschaftliche Beschreibungen/Erklärungen und Fußnoten oftmals sehr wissenschaftlich und nüchtern. Ebenso trägt die Erzählperspektive in der dritten Person (jedoch aus Robins Sicht) dazu bei, dass ich die Handlungen und auch die Personen oftmals recht distanziert wahrgenommen habe.

Das alles war am Anfang ein wenig sperrig zu lesen, mit der Zeit habe ich mich allerdings daran gewöhnen und besser in die Geschichte hineinfinden können.

Bei der Handlung bzw. dem Inhalt der Geschichte gibt es zwei wesentliche nennenswerte Aspekte: einmal den klassisches Handlungsstrang, in dem wir erfahren, wie es Robin ergeht und wie er sich in Babel schlägt und dann die schon erwähnten sprachwissenschaftlichen „Ausflüge“, die sich durch Robins Interesse an Sprache und seiner Arbeit in Babel ergeben.

Auch wenn die ganzen linguistischen Überlegungen und Erklärungen manchmal ein wenig trocken und sehr wissenschaftlich wirkten, fand ich sie insgesamt doch unglaublich spannend und lehrreich. An diesen Stellen wird einem immer wieder bewusst, was Sprache überhaupt bedeutet und was dieses Konzept alles beinhaltet. Für Menschen, die Sprache lieben und auch selbst gern über Wörter, deren Herkunft und deren Bedeutungen nachdenken, sind diese Abschnitte auf jeden Fall sehr unterhaltsam.

Die tatsächliche Handlung an sich nimmt erst relativ spät im Buch so richtig Fahrt auf. Vorher war das Erzähltempo meiner Meinung nach eher gemächlich und leider manchmal auch oberflächlich. Lange weiß man nicht genau, in welche Richtung sich diese Geschichte wohl entwickeln wird. Nachdem sich dies aber beginnt abzuzeichnen, wird es etwa im letzten Viertel wirklich spannend und es passiert so einiges, mit dem man nicht unbedingt rechnet. Zum Ende hin muss ich allerdings sagen, dass ich manche Entwicklungen zum einen nicht so richtig nachvollziehen konnte und zum anderen hätte ich mir tatsächlich ein anderes Ende vorgestellt oder gewünscht. Robins Entwicklung gefällt mir hier leider nicht mehr und für das große Finale ist es dann doch ein wenig enttäuschend.

Was mir allerdings sehr gut gefallen hat, sind die vielen verschiedenen Themen, die die Autorin in die Geschichte eingebaut hat, wie zB Rassismus oder Kolonialismus. Auch hier konnte man wieder eine ganze Menge lernen. Einige Szenen haben mich in ihren Beschreibungen wirklich traurig und wütend gemacht, aber gerade deshalb habe ich sie auch als augenöffnend und wichtig wahrgenommen.

Die Charaktere haben mir größtenteils gut gefallen, auch wenn sie leider bis zum Schluss wenig greifbar geworden sind. Ich konnte mit keinem Charakter so richtig mitfühlen oder mich in die entsprechende Person hineinversetzen. Das fand ich ein wenig schade.

Fazit
Insgesamt ein beim Lesen ziemlich herausforderndes Buch, aus dem man viel lernen kann, das allerdings an einigen Stellen etwas mehr Emotionalität und einen etwas höheren Unterhaltungsfaktor hätte vertragen können. Auch das Ende hat mich leider nicht überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2023

Tolles Setting, großes Potenzial, gemischte Gefühle

Fates & Furies 4. Doomed
0

Inhalt
Bei „Doomed: göttlich verboten“ handelt es sich um den vierten Teil der „Göttlich“-Reihe von Josephine Angelini. Dieser Band ist allerdings unabhängig von den ersten drei Bänden lesbar und spielt ...

Inhalt
Bei „Doomed: göttlich verboten“ handelt es sich um den vierten Teil der „Göttlich“-Reihe von Josephine Angelini. Dieser Band ist allerdings unabhängig von den ersten drei Bänden lesbar und spielt zeitlich vor diesen.

Es geht um die 17-jährige Daphne, die wie ihre Mutter und deren Mutter zuvor etwas an sich hat, das Fluch und Segen zugleich ist: DAS Gesicht. Sie sieht aus wie Helena von Troja, die mit ihrem Aussehen nicht nur allen Männern den Kopf verdreht, sondern auch Kriege und Verdammnis ausgelöst hat. Daphne versucht daher, ihr Aussehen so gut es geht zu verbergen. Doch da stößt sie plötzlich auf ein Graffiti, das ihr Gesicht zeigt und sie merkwürdig fasziniert. Der Erschaffer der Straßenkunst ist allerdings niemand geringerer als Ajax, Sohn des Apollo und damit auch ihr Todfeind. Und nichtsdestotrotz fühlen sich Daphne und er von ihrer ersten Begegnung an magisch zueinander hingezogen…

Meine Meinung
Da ich die anderen drei Bände der Reihe nicht gelesen habe, bin ich mit diesem Buch erstmals in die Welt der Scions (Halbgötter) eingetaucht. Der Geschichte stehe ich insgesamt ein wenig zwiegespalten gegenüber, habe mich aber zu jeder Zeit gut unterhalten gefühlt.

Insgesamt fand ich die Geschichte rund um Daphne und Ajax interessant und die gesamte Welt wirklich einfallsreich aufgebaut. Allerdings habe ich mich von Anfang bis leider noch zum Ende hin ein wenig schwer getan mit dem Schreibstil der Autorin bzw. der Vielzahl an Namen (von Scions, Häusern, Göttern etc.) und Informationen, die immer wieder und teilweise sehr gehäuft aufgeworfen wurden. Einige Szenen musste ich mehrmals lesen und hatte trotzdem bis zum Schluss nicht das Gefühl, dass ich der kompletten Handlung bzw. den Erklärungen dahinter vollständig folgen kann. Das fand ich wirklich schade.

Die Charaktere, insbesondere Daphne und Ajax, waren größtenteils interessant und insgesamt sehr vielfältig, jede:r für sich ist mir allerdings leider oft zu oberflächlich geblieben. Ich hatte an einigen Stellen das Gefühl, dass hier viele Sachen nur kurz angerissen wurden, aber bevor es mehr in die Tiefe gehen oder spannender werden konnte, ging es direkt weiter zur nächsten Situation. Hier hätte es meiner Meinung nach deutlich mehr Potenzial gegeben, da mir die Figuren an sich gut gefallen haben. Sie hätten einfach nur etwas mehr Zeit und/oder Raum für Entwicklung gebrauchen können.

Die Handlung fand ich wirklich einfallsreich und die Kombination aus griechischer Mythologie mit dem modernen Großstadtleben in New York sehr gelungen. Die Atmosphäre der Geschichte hat mich auf jeden Fall von Anfang an abgeholt. Durch die vielen neuen Namen und Begriffe konnte ich den Erklärungen allerdings manchmal nicht so gut folgen, was der Spannung ab und zu doch ein wenig Abbruch getan hat. Ebenso kamen mir manche Handlungen oder manches Verhalten der Charaktere unlogisch vor und waren für mich nicht so recht nachvollziehbar, wodurch die Geschichte hin und wieder einen in meinen Augen eher willkürlichen Verlauf genommen hat bzw. ich teilweise das Gefühl hatte, etwas zwischendurch verpasst zu haben, das den Verlauf näher erklärt hätte. Da die gesamte Geschichte allerdings ein recht zügiges Erzähltempo hatte, wurde ich trotz dessen immer wieder schnell weiter mitgerissen, was mir gut gefallen und dafür dann auch wieder entschädigt hat.

Fazit
Eine Geschichte mit absolut tollem und atmosphärischem Setting, interessanten, aber leider etwas blassen Charakteren und dem ein oder anderen kleinen Kritikpunkt in Bezug auf die sprachliche/inhaltliche Umsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2023

Interessante Idee, spannende Erzählweise, deprimierende Stimmung

Die Mauersegler
0

Inhalt
In „Die Mauersegler“ von Fernando Aramburu geht es um Toni, der als Philosophielehrer an einem Gymnasium arbeitet, geschieden ist und allein mit seiner Hündin Pepa ein zurückgezogenes und ziemlich ...

Inhalt
In „Die Mauersegler“ von Fernando Aramburu geht es um Toni, der als Philosophielehrer an einem Gymnasium arbeitet, geschieden ist und allein mit seiner Hündin Pepa ein zurückgezogenes und ziemlich einsames Dasein fristet. Eines Tages fasst er daher einen Entschluss: noch ein Jahr lang wird er leben, bevor er sich am 31. Juli das Leben nehmen wird. Dieses Jahr ist für Toni geprägt von vielen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend, aber auch die jüngere Vergangenheit mit seiner Ex-Frau, die ihn immer wieder in seiner Lebensmüdigkeit und seiner Weltsicht bestärken. Doch eines Tages begegnet er einer Frau, deren Hund auch Toni heißt und die es tatsächlich schafft, seinen Entschluss nach und nach ins Wanken zu bringen.

Meine Meinung
Zuerst einmal finde ich die Idee, dass die Geschichte ein Art Countdown ist, nach dessen Ablauf sich der Protagonist das Leben nehmen will, einfallsreich und spannend. Auch dass es für jeden Tag ein Kapitel gibt und man dadurch ein gutes Gefühl bekommt, wie die Zeit fortschreitet, hat mir gut gefallen. Durch die Kürze der einzelnen Kapitel und den größtenteils unkomplizierten Schreibstil hat sich das Buch trotz seiner über 800 Seiten wirklich zügig und flüssig lesen lassen.

Was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist die Tatsache, dass Toni in seinen Erzählungen stark in der Zeit hin und her springt und es oftmals eine Weile dauert bis man verstanden hat, in welcher Zeit seines Lebens man sich gerade befindet. Nach einer Weile habe ich mich aber daran gewöhnt und relativ schnell zuzuordnen gewusst, wohin die Erzählung zeitlich gehört. Durch diese Sprünge und völlig unterschiedlichen Erinnerungen oder Anekdoten ist die Geschichte aber auf jeden Fall durchgehend sehr unterhaltsam und abwechslungsreich gewesen und hat auch eine gewisse Spannung aufrechterhalten.
Interessant fand ich auch, dass durchweg immer wieder auf diverse Ereignisse der spanischen Geschichte eingegangen wurde.

Dadurch, dass Tonis Erzählungen eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten umfasst, konnte man auch sämtliche Personen, die in der Handlung vorkamen, ziemlich gut und ausgiebig kennenlernen. Man konnte sie über lange Jahre begleiten und die unterschiedlichsten Situationen mit ihnen erleben, sodass man am Ende ein recht detailliertes Bild von jedem/jeder von ihnen hatte, was mir gut gefallen hat und mir die Charaktere nah gebracht hat.

Dass Toni sich dazu entschlossen hat, seinem Leben ein Ende zu setzen, lässt darauf schließen, dass er das Leben satthat und ihm nicht gerade positiv gegenübersteht. Nichtsdestotrotz hat mich Tonis Weltsicht und seine Abneigung gegenüber allem und jedem/jeder gegenüber oftmals beim Lesen deprimiert und meine eigene Stimmung getrübt. Einige Szenen, an die er sich erinnert, waren noch dazu aufgrund der Schilderungen schwer erträglich – zum Teil wegen der Ereignisse selbst, zum anderen wegen seiner Einordnung oder seiner eigenen Einstellung dazu, die er beschrieben hat. Dies hat meinen Lesegenuss an einigen Stellen deutlich gemindert, wobei ich den Sinn und Zweck dieser Szenen im Gesamtkontext durchaus verstehe. Meinen Geschmack hat es leider trotzdem nicht getroffen bzw. hätte ich mir ein paar weniger dieser Szenen gewünscht.

Was mir allerdings ziemlich gut gefallen hat, ist Tonis Entwicklung über das Jahr hinweg. Gerade im letzten Drittel des Buches erkennt man, dass er beginnt sich zu verändern, was sich bis zum Ende durchzieht und meiner Ansicht nach auch authentisch beschrieben wird.

Fazit
Insgesamt ein recht unterhaltsames Buch mit einer spannenden Idee. Die allgemeine (deprimierende) Grundstimmung und die Schilderungen einiger Szenen hat mir persönlich allerdings nicht so gut gefallen. Auch ist mir nicht so ganz klar, was der Autor mit der Geschichte vermitteln wollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere