Die erste Hälfte war grandios, ab dann wurde es leider meiner Meinung nach wesentlich schwächer
The Promise - Der goldene HofMeine Meinung
Noch einmal vielen Dank an die Lesejury, dass ich an dieser tollen Leserunde teilnehmen konnte!
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Elizabeth/ Adelaide geschrieben, was ich sehr ...
Meine Meinung
Noch einmal vielen Dank an die Lesejury, dass ich an dieser tollen Leserunde teilnehmen konnte!
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Elizabeth/ Adelaide geschrieben, was ich sehr gut fand, weil man somit nur ihre Gedanken und Gefühle mitbekommt und alle Geheimnisse der anderen verdeckt bleiben.
Das erste Viertel des Buches habe ich in einem Rutsch durchgelesen, weil ich es einfach so gut fand. Wir werden in Elizabeths Welt eingeführt und erfahren die Umstände, wie sie an den Goldenen Hof kommt. Dazu beigetragen, dass ich das Buch auf Anhieb gut fand, hat auch, dass ich sehr gut in die Geschichte reingekommen bin, und auch, dass ich mich gut in Elizabeth und ihre Situation hineinversetzen konnte.
Nach der Einführung nimmt die Geschichte dann schon schnell ihren Lauf: Cedric Thorn, der Sohn von dem Mann, der das Unternehmen vom Goldenen Hof leitet, kommt an ihren Hof und Elizabeth sieht die Chance, ihrem bisherigen Leben zu entfliehen. Da er aber nun weiß, dass sie die Gräfin ist, verbindet die beiden ein Geheimnis, dass sie keinem verraten dürfen.
Am Goldenen Hof lernen wir dann Frauen kennen, die unterschiedlicher nicht sein können, was natürlich deren Zusammenleben spannend macht. Es gibt Rivalen, es entstehen aber auch Freundschaften. So freundet sich Elizabeth, die ab dann unter dem Namen Adelaide lebt, auf dem Weg zum Goldenen Hof mit Tamsin und Mira an, auch wenn die drei eher mehr unterscheidet als verbindet. Man merkt bloß von vornherein, das jede der dreien etwas zu verbergen hat.
Auf dem Weg zum und am Goldenen Hof war es so spannend und interessant, mitzuerleben, wie sich Adelaide ihren Herausforderungen stellt und versucht, ihre wahre Herkunft zu vertuschen. Dazu geben Tamsin und Mira immer mehr Rätsel auf, die mich dazu "gezwungen" haben, weiterzulesen, weil ich natürlich wissen wollte, was dahinter steckt.
Meiner Meinung nach ging es dann aber ziemlich schnell, was an sich ja nicht schlecht ist, weil es den Fortgang der Handlung spannend hält, aber ich dachte, dadurch, dass das Buch "The Promise - Der goldene Hof" heißt, dass das Buch größtenteils eben genau da spielt. Aber dem ist überhaupt nicht so. Tatsächlich werden die Monate am Goldenen Hof sehr schnell runtergerattert, nur um dann überwiegend vom Leben in Adoria zu erzählen. Schlimm fand ich das Ganze aber nicht, ich habe halt bloß lediglich etwas anderes erwartet.
Am Goldenen Hof, auf dem Weg nach und in Adoria passieren weiterhin so spannende Dinge, die einem zum Weiterlesen animieren, wenn nicht sogar zwingen. Die Plottwists habe ich teilweise wirklich nicht kommen sehen und fand ich auch von der Autorin sehr gut umgesetzt. Bei manchen Dingen konnte man vielleicht schon erahnen, dass etwas passiert, aber ich wusste nie, was genau passieren könnte. Andere Dinge wiederum waren sehr offensichtlich und meiner Meinung nach zu klischeehaft.
Jedoch hatte ich vor allem im dritten Viertel des Buches das Problem, dass zu viel passiert ist, was aber alles wieder viel zu schnell abgefertigt wurde. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass die Autorin ihre Seiten vollkriegen und spannende Plottwists einbringen wollte. Am Anfang waren sie auch noch spannend, doch wenn zum gefühlt 1000. Mal ein Plottwist kommt, der nach max. 2 Seiten aufgelöst bzw. abgehakt wird, dann nervt es doch schon und wird langweilig. Das ist zwar sehr überspitzt, aber irgendwie wurden mir ein paar wichtige Sachen viel zu schnell abgehakt. Probleme, die eigentlich eine größere Hürde darstellen sollten, wurden mir zu leicht gelöst. Im Endeffekt fehlte mir dadurch die Spannung und das Drama, was ich mir erhofft hatte, weil viel zu viel zu oberflächlich geblieben ist.
Natürlich gibt es dann noch die Liebesgeschichte von Adelaide. An sich fand ich sie auch schön, aber die Probleme dieser Beziehung wurden zu schnell gelöst bzw. beseitigt. Probleme, die durch die Beziehung entstanden sind, wurden teilweise gar nicht behandelt. Es war mir schlichtweg zu einfach.
Weg vom Negativen, zurück zum Positiven: Natürlich spielt das Werben um einen Freier, den die Mädchen dann später heiraten sollen, eine wichtige Rolle. Und das hat mir wirklich gefallen. Die Bälle fand ich schön beschrieben und auch der Mann, der unbedingt Adelaide heiraten möchte, ist meiner Meinung nach ein sehr stark geschriebener Charakter, der sehr viele Facetten hat. Insgesamt fand ich die Idee dahinter auch wirklich genial.
Auch das Ende hat mir wieder gut gefallen. Auch wenn alles etwas schnell ging und sehr viel offen gelassen wurde, bin ich doch der Meinung, dass etwas mehr Tempo dem Buch zum Ende hin ganz gut getan hat, einfach weil das Buch davor lange auf einer Stelle stehengeblieben ist. Es passierte noch zum Glück so Einiges, was wieder Spannung aufkommen lassen hat. Auch mit dem Ende bin ich an sich zufrieden, auch wenn mir eine bestimmte Sache gefehlt hat. Dass so viel offen gelassen wurde, finde ich auch nicht schlecht, weil mich das lockt, die Folgebände zu lesen, die ja anscheinend aus Sicht anderer Mitstreiterinnen zum selben Zeitpunkt sind. Deswegen hoffe ich, dass dann mehr Geheimnisse gelüftet werden.
Insgesamt sind mir aber einige Charaktere zu blass geblieben, bzw. zu kurz gekommen, die eigentlich eine wichtige Rolle gespielt haben. Aber in diesem Punkt können wir ja auf die zwei Folgebände hoffen.
Adoria, das Land, in das die Mädchen geschickt werden, um einen Mann zu finden, hat schon sehr viel Ähnlichkeit mit Nordamerika zur Zeit, als es von den Europäern besiedelt wurde. Die Einheimischen haben auch sehr viel Ähnlichkeit mit den Indianern und man merkt, wie sich die Autorin daran orientiert hat.
Unsere Protagonistin Elizabeth mag zwar vielleicht etwas arrogant wirken, aber in anbetracht der Tatsache, dass sie so erzogen wurde und nur dieses Leben kennt, wo alle zu ihr aufblicken, kann ich es nachvollziehen und fände es fast sogar komisch, wenn sie nicht ein bisschen arrogant wäre. Dementsprechend hatte ich auch kein Problem damit, fand es sogar recht passend in diesem Buch. Über das Buch hinweg macht sie eine so tolle Charakterentwicklung mit, sie geht sehr reflektiert vor und schützt und hilft ihren Freunden. Außerdem findet sie sich mit ihren neuen Lebensumständen ab ohne zu meckern, sondern versucht, optimistisch zu bleiben. Meiner Meinung nach hat Richelle Mead es geschafft, einen Menschen so zum Guten zu formen und zu gestalten, dass man ihn zum Schluss nur noch mögen kann.
Richelle Meads Schreibstil gefällt mir sehr! Sie schreibt sehr flüssig und durchdringend. An manchen Stellen ist die Sprache zwar etwas altertümlich, was meiner Meinung nach diesem Buch aber den gewissen Charme verleiht.