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Veröffentlicht am 06.09.2023

Überraschend

Viktor
1

[TW: Antisemitismus, Nationalsozialismus, Diskriminierung, Gewalt]

"Das wir jüdisch waren, wusste ich von Kind an, nicht aber was es bedeutete. Mein jüdisches Bewusstsein bestand hauptsächlich ...

[TW: Antisemitismus, Nationalsozialismus, Diskriminierung, Gewalt]

"Das wir jüdisch waren, wusste ich von Kind an, nicht aber was es bedeutete. Mein jüdisches Bewusstsein bestand hauptsächlich aus dem vagen Gefühl, dass wir ein unergründliches Geheimnis mit uns herumtragen, ein Geheimnis das auch mir anhaftet, wie eine nicht benennbare angeborene Abweichung, ein zusätzlicher Makel zu all meinen anderen. Erst im Laufe der Zeit fanden sich Schlüssel, die mir unsere in  Mysterien gehüllte Existenz begreiflich machten."
Viktor. S 17f.

Judith Fanto erzählt die Geschichte einer Wiener Familie die ebensogut für viele andere Jüdische Familien nach dem Zweiten Weltkrieg stehen könnten. Man spricht nicht über das Judentum, nicht über die Geschichte und am allerwenigsten über Viktor den gescheiterten, unliebsamen Spross der die Familie enttäuscht hat. Geertje, das jüngste Mitglied der Familie beschließt das sich das ändern muss und begibt sich auf Spurensuche um nicht mehr denken zu müssen das ihr Jüdisch sein ein Makel wäre. Diese Suche führt sie unter anderem nach Polen
So entfaltet sich ihr die Geschichte von Viktor die auch Teil ihrer eigenen ist und sie beginnt den Teil ihrer Identität zu entdecken den ihre Familie ihr ganzes Leben verleugnet hat. Während der Handlung wird immer deutlicher das Viktor alles andere als das schwarze Schaf der Familie war und auch Geertje, die seit sie denken konnte ein Gefühl von unvollständigkeit verfolgte verändert sich sehr.

"Als Kind war ich immer bestrebt gewesen, mein Anderssein auf ein Minimum zu reduzieren, vor allem innerhalb der Familie. Jetzt empfand ich eine innere Leere, einen Mangel an erworbener Identität, und mir wurde klar, dass ein Mensch, der sich im eigenen Stamm nicht zu Hause fühlt, die nicht automatisch anderswo ist." S. 85

Erzählt wird teilweise Geertjes und teilweise Vikrots Geschichte die sich ja aufgrund der Verwandtschaftsverhältnisse durchaus manchmal überschneiden. So wird ein lebhaftes Bild der Wiener Gesellschaft, ein Soziogramm der  jüdischen Gesellschaft und ein Stück Zeitgeschichte gekonnt in eine spannende Romanhandlung verwebt die wirklich wunderbar zu lesen ist,  einem sowohl das Gefühl des damaligen Zeitgeistes sowie auch den Eindruck vermittelt sich unmittelbar in der Geschichte zu befinden zeigt auf wie sich Jahrhundertelanger Internalisierter Antisemitismus auf die betroffenen auswirken kann und welche Folgen das für viele Menschen der Jüdischen Gemeinde haben könnte.
Ein toller Roman mit einem total unerwarteten plottwist.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Was für eine Lebensgeschichte

Ihr werdet mich niemals brechen
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"Das Angola erinnerte an eine Sklaven Plantage, die es früher ja auch einmal gewesen war. Die Insassen waren nach Rassen getrennt; die meisten Gefangenen waren schwarz. Die afroamerikanischen Häftlinge ...

"Das Angola erinnerte an eine Sklaven Plantage, die es früher ja auch einmal gewesen war. Die Insassen waren nach Rassen getrennt; die meisten Gefangenen waren schwarz. Die afroamerikanischen Häftlinge erledigten 99 Prozent der Feldarbeit mit ihren Händen [....]. Die weißen Aufseher ritten auf ihren Pferden die Reihen der Arbeitshäftlinge ab, Gewehre quer über den Sattel gelegt, und brüllen dir Männer pausenlos an : 'Schneller arbeiten, ihr alten Säcke' oder 'Nigger' "

Was hier klingen mag wie aus einem Film über Sklaverei war für Albert Woodfox seine tägliche Realität. Er verbrachte mehr als vier Jahrzehnte im berüchtigten Angola - Gefängnis.
Demütigungen, psychische sowie physische Gewalt durch die Wärter standen dort auf der Tagesordnung die auch immer wieder versuchten die einzelnen Inhaftierten gegeneinander auszuspielen und sich die schwächsten für ihre Gewaltakte und Vergewaltigungen herauspickten. Wie schafft man es in einer Umgebung zu überleben in der alles darauf ausgerichtet ist einen zu demütigen, zu demoralisieren und zu brechen? Um nicht Verstand und Überlebenswille zu verlieren angesichts des Rassismus, der Gewalt und der Menschenunwürdigen Behandlung beschloss Albert Woodfox das er standhaft bleiben muss um nicht unterzugehen. Die Kraft dafür zog er unter anderem aus seinem Glauben an die Black Panther Partie und der zunehmenden Solidarität.

"Ihr werdet mich niemals Brechen" wird zu seinem Leitspruch und seinem Rettungsanker und ist daher auch ein Buchtitel wie er passender nicht sein könnte. Ein unglaublich wichtiges, erschütterndes und berührendes Buch das einem die Augen öffnet, jedoch sicher nichts für zartbeseitete. Ich bin normalerweise jemand der Bücher förmlich verschlingt. Dieses musste ich aber immer wieder kurzzeitig unterbrechen und zur Seite legen weil mich das gelesene so erschüttert hat. Es brauchte immer wieder etwas Zeit um alles sacken zu lassen.

"Ziemlich traurig, dass ich erst ins Gefängnis gehen musste, um zu erfahren, dass es in diesem Land und überall auf der ganzen Welt bedeutende Afroamerikaner gab, und um Vorbilder zu finden die ich doch eigentlich schon in der Schule hätte kennenlernen müssen. " S. 107 f

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Ein absolutes Highlight

Kinder sprechen mit dem Dalai Lama
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Was ist Ihre Position zum Konflikt in Syrien?, Warum lassen wir zu, dass Menschen an Hunger Sterben?"

Das alles und noch viel mehr wollen Kinder vom Dalai Lama wissen.

Dieser besucht immer wieder Schulen ...

Was ist Ihre Position zum Konflikt in Syrien?, Warum lassen wir zu, dass Menschen an Hunger Sterben?"

Das alles und noch viel mehr wollen Kinder vom Dalai Lama wissen.

Dieser besucht immer wieder Schulen um den Dialog mit Kindern zu suchen. Claudia Rinke, eigentlich Juristin und die Autorin dieses Buches, hatte die Chance an diesen Treffen teilzunehmen. Heraus kam dieses tolle Buch dessen Grundidee mich sofort angesprochen hat.

Der Dalai Lama beantwortet Fragen von Kindern und spricht dabei über seine eigene Kindheit, über den Umgang mit Wut, Angst und Schmerz und das auf eine ganz besondere Art. Man merkt beim Lesen wie viel es dem Dalai Lama bedeutet mit der jungen Generation in Kontakt zu treten und ihnen einen friedlichen Weg zu zeigen die Welt ein Stück besser zu machen. Es werden viele Themen behandelt wie der Buddhismus, verschiedene politische Konflikte, Abtreibung, Sterbehilfe und vieles mehr. So entsteht ein authentisches Bild des Dalai Lama und gleichzeitig wird den Sorgen, Ängsten sowie Idealen und Hoffnungen der jungen Generationen eine Plattform geboten um sich auszudrücken und ihre Gedanken zu äußern.

Das Buch ist sehr tiefgründig, toll geschrieben und wunderschön gestaltet. In meinen Augen hat es die Auszeichnung als schönstes Kinder - und Jugendbuch die es 2015 bekommen hat eindeutig verdient. Ein wahres Highlight.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Eine wunderbare Frau

Das Buch der Hoffnung
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In acht Jahrzehnten habe ich einige Katastrophen erlebt, den Anschlag vom elften September, Amokläufer an Schulen, Selbstmorattentate, um nur einige zu nennen, und ich weiß welches Leid entsteht. [....]. ...

In acht Jahrzehnten habe ich einige Katastrophen erlebt, den Anschlag vom elften September, Amokläufer an Schulen, Selbstmorattentate, um nur einige zu nennen, und ich weiß welches Leid entsteht. [....]. Doch jedes Mal, wenn mir der Mut sinkt, erinnere ich mich an die vielen erstaunlichen Geschichten von Personen, die sich mit Hoffnung, Unerschütterlichkeit und Entschlossenheit den "Mächten des Bösen" entgegenstellen. [...] ich bin überzeugt, dass das Böse unter uns weilt. Aber viel machtvoller und ermutigend sind die Stimmen derjenigen, die sich dagegen erheben.
S 10f. Jane Goodal

Jane Goodal ist meiner Ansicht nach eine unglaublich beeindruckende, willensstarke Frau. Sie wirkt, wenn man sie reden hört und sieht extrem sanft  allerdings auch wie eine Person  mit einer außergewöhnlichen Entschlossenheit. In diesem dünnen Büchlein unterhält sich die  Primatenforscherin mit Douglas Abrams darüber wie es ist wenn man die Hoffnung nicht aufgibt, wie man damit umgeht wenn man glaubt die Hoffnung verloren zu haben, und warum ebendiese Hoffnung ihrer Meinung nach das ist was unsere Welt noch vor der drohenden Katastrophe retten könnte. Sie spricht hier von existentiellen Dingen und ist sich dabei der Tragweite dessen was sie der Welt attestiert völlig bewusst. Sie gibt sich jedoch nicht dem Fatalismus hin sondern sucht immer wieder nach konstruktiven Lösungsvorschlägen für die großen Probleme der Menschheit und lädt alle die ihr gehör schenken dazu ein die Hoffnung nicht aufzugeben. Denn nur mit Hoffnung kann die Welt zum Guten verändert werden.

Mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen. Jane Goodall ist eine wirklich inspirierende Person. Douglas Abrams hat es wunderbar gemeistert hier ein Bild dieser bewundernswert Frau zu Zeichnen das unglaublich authentisch wirkt. Man hat das Gefühl dabeizusitzen wenn die beiden sich unterhalten. Man erfährt viel aus dem Leben von Jane. Biografisches, motivierendes, trauriges und faszinierendes. So befindet sich auf diesen wenigen Seiten unglaublich viel Inhalt der sich lohnt gelesen zu werden.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Toll

Erde gut, alles gut
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"Wir schreiben ohne erhobenen Zeigefinger und gehen das ganze lustig und unterhaltsam an."
Spätestens bei dieser Beschreibung in der Anfrage von Lukas und Lukas ob ich ihr Buch lesen möchte war ich überzeugt ...

"Wir schreiben ohne erhobenen Zeigefinger und gehen das ganze lustig und unterhaltsam an."
Spätestens bei dieser Beschreibung in der Anfrage von Lukas und Lukas ob ich ihr Buch lesen möchte war ich überzeugt das dieses Buch interessant wird. Und meine Erwartungen waren nicht zu hoch.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind Themen die extrem wichtig sind. Aber um ehrlich zu sein kann es auch mal nerven ständig zu hören: du darfst dies nicht, du solltest das nicht.

Lukas Gisbrecht und Lukas Wittman haben hier viele nützliche und sehr lehrreiche Tipps zusammengetragen wie man Nachhaltigkeit in seinen Alltag integrieren kann. Aber es wird weder geprädigt noch bekommt man beim Lesen Bauchschmerzen und Ängste das die Welt bald untergeht.

Das ganze Buch ist toll geschrieben, sehr lehrreich, interessant illustriert und verbindet nützliche Tipps mit einer Sprache bei der man das Gefühl hat ein Freund würde einem anregungen geben was man tun könnte um den Alltag Nachhaltiger zu gestalten.

Ich könnte mir gut vorstellen das man dieses Buch gut für den Geografieunterricht verwenden kann oder generell wenn man mit jungen Menschen über Umweltthemen sprechen möchte, was diese erfahrungsgemäß sehr interessiert, aber oft eher trocken abgehandelt wird. Wenn man das vermeiden will ist man mit dem Buch von Lukas und Lukas defenitiv gut beraten.

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