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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2023

..., aber irgendwie mocht ich's

Zeiten der Langeweile
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Mila ist dreißig und entscheidet sich, offline zu gehen. Sie möchte nicht mehr gesehen werden, keine Spuren mehr im Internet hinterlassen und sich von all dem befreien, was online über sie existiert. Doch ...

Mila ist dreißig und entscheidet sich, offline zu gehen. Sie möchte nicht mehr gesehen werden, keine Spuren mehr im Internet hinterlassen und sich von all dem befreien, was online über sie existiert. Doch aus Abstinenz wird Einsamkeit.

Ich kann das Buch tatsächlich ganz schwer einordnen und wenn ich ehrlich bin, weiß ich auch gar nicht genau, wie bzw. ob ich es wirklich gut fand.

Mila ist eine Protagonistin, die uns viel an ihren gedanken teilhaben lässt, Ängste teilt und an deren Seite wir ihren Alltag bestreiten. Oft sind ihre Gedanken widersprüchlich, ebenso oft nicht nachvollziehbar. Man fragt sich ständig, ob sie nicht irgendetwas overthinkt, sich ein wenig zu sehr in etwas reinsteigert und warum sie manchmal handelt, wie sie handelt. Aber dennoch war ich gern an ihrer Seite. Erlebte fasziniert ihren Detox, den sie hin und wieder brach. Begleitete ihre Paranoia, die sich schnell aufbaute, aber auch immer mal wieder abflachte. Hörte ihren großen Monologen zu, die sie Freund:innen präsentierte. Aber irgendwie mocht ich all das. Ich mochte die Distanz, die zwischen uns herrschte, weil ich mich so nicht über die aufregen konnte, sondern meine Leselust überwog.

Ebenso mocht ich den Schreibstil. Er ist unaufgeregt, ungeschönt und sehr modern. Es hat einfach Spaß gemacht, Belanglosigkeiten zu verfolgen, den Alltag zusammen mit Mila neu zu entdecken und in eine Vergangenheit abzutauchen, die es so für uns nie gegeben hat.

Die Geschichte bescherte mir einfach ein paar gute Stunden, zog sich nicht endlos in die Länge und war wirklich angenehm zu lesen. Daher mocht ich's. Auch wenn mich meine Rezension das erste Mal selbst verwirrt: Ich mochte das Buch, wüsste aber auch nicht, für wen es genau gedacht ist.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Cozyness mit ein wenig Spice

Buttercream Witch
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Das kleine und gemütliche Dorft Snickerford ist Schauplatz von „Buttercream Witch“. Millie selbst hat zwar der Zauberei abgeschworen, jedoch versorgt sie zusammen mit ihrer Großmutter die Hexen des Dorfes ...

Das kleine und gemütliche Dorft Snickerford ist Schauplatz von „Buttercream Witch“. Millie selbst hat zwar der Zauberei abgeschworen, jedoch versorgt sie zusammen mit ihrer Großmutter die Hexen des Dorfes mit ihrer magiebringenden Torte. Eines Tages wurden ihre Torten jedoch mit schwarzer Magie vergiftet, sodass Millie von der Tortenbäckerin zur Snickerford-Retterin wird. Sie möchte unbedingt herausfinden, wer für die schwarze Magie in den Torten verantwortlich ist, denn entgegen der Meinung der anderen Hexen ist sie komplett unschuldig.

Die Geschichte wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Einmal aus der von Hexe Millicent und einmal aus der von Remington, einem rothaarigen und äußerst attraktiven Tortenlieferanten. Ich hab beide Blickwinkel total genossen, weil ich so sowohl eine Bindung zu Millie als auch zu Remi aufbauen konnte. Ich mag einfach Einblicke in die Köpfe der Charaktere, um sie besser verstehen zu können.

Allgemein waren die Charaktere gefühlt alle wie ein großer Freundeskreis. Ich mochte Millie sofort und würde alles dafür geben, um ihren entschleunigten Tag mit ihr zu verbringen. Ich mag ihre humorvolle, tollpatschige und manchmal bissige Art – sie ist einfach komplett friendship goals. Ebenso mocht ich natürlich auch Remi, der sich sehr gut an Millies Charakter angeschmiegt hat. Ich hätte noch unendlich viele Stunden mit den beiden verbringen können und war wirklich traurig, als ich ans Ende des Buches gelangt bin.
Auch die Nebencharaktere hatten alle ihre Daseinsberechtigung und füllten die Geschichte mit unfassbar viel Wärme. Snickerford fühlte sich einfach an wie Stars Hollow: Ein Ort, der sich nach Zuhause anfühlt, obwohl man noch nie da gewesen ist.

Meckern auf höchstem Niveau: Manchmal hat man find ich gemerkt, dass die Autorin sonst eher im Kinderbuch-Genre unterwegs ist. Gerade zu Beginn wurd ich das Gefühl öfter mal nicht los, einen Young-Adult-Roman in den Händen zu halten. Das lässt aber relativ schnell nach, was nicht zuletzt dem Spice zu verdanken ist, der sich immer mal wieder einschlich :)
Ebenso fand ich, die Szenen der von schwarzer Magie besessenen Hexen hätten ruhig hier und da noch ein wenig mehr Raum verdient. Manchmal ging es mir einfach ein wenig zu schnell und unbeschadet von dannen. Das mag aber auch daran liegen, dass die Geschichte für mich noch locker 300 Seiten hätte mehr haben können, weil ich das cozy Gefühl in vollen Zügen genossen habe.

Ich hab die Geschichte um Millie und all die tollen Charaktere in Snickerford sehr gemocht. Ich hab mich direkt wohl und gut aufgenommen gefühlt. Sie eignete sich hervorragend für einen gemütlichen Tag auf dem Sofa, an dem man eingekuschelt in eine warme Decke gehüllt, eine heiße Schokolade schlürft.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Typischer Sager-Spannungsroman

Hope's End
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Alten- und Krankenpflegerin Kit hat nach langer Zeit endlich wieder einen Auftrag bekommen. Passend zu ihrer momentanen Lage, landet sie in Hope's End. Denn nach einem Vorfall ist das Kits letzte Chance, ...

Alten- und Krankenpflegerin Kit hat nach langer Zeit endlich wieder einen Auftrag bekommen. Passend zu ihrer momentanen Lage, landet sie in Hope's End. Denn nach einem Vorfall ist das Kits letzte Chance, um sich zu beweisen. Doch direkt bei Kits Eintreffen wird ihr klar: Hier stimmt etwas nicht. Sie wird das Gefühl einer dunklen Bedrohung nicht los. Liegt das nur an den drei Morden, die ihre neue Klientin in eben diesem Haus begangen haben soll oder ist da noch etwas anderes, das Kits Nackenhaare aufrechtstehen lässt?

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal aus Kits, die sich die meiste Zeit in der Gegenwart befindet und einmal aus Sicht von Leonora, der alten Frau, die diese pflegt. So bildet sich nach und nach ein Gesamtbild, dessen Puzzlestücke jedes für sich schon einzelne Schocker sind.

Wie ich es von den meisten Sager Romanen gewöhnt bin, ist der Spannungsbogen nicht bis zum Bersten gespannt. Die Geschichten laufen oft etwas langsam an, dümpeln ein wenig herum und nehmen es gegen Ende so richtig an Fahrt auf. Ich genieße aber die stetige Bedrohung, die zwischen jeder einzelnen Zeile zu spüren ist. Allein das langsam zerfallende Herrenhaus gibt schon viel her, aber auch die Charaktere sind alle auf ihre ganz eigene Art und Weise mal mehr und mal weniger unheimlich.
Ich konnte von Anfang an nicht sagen, wem ich traue und was hinter all der ganzen Geschichte steckt, da ich bei allen ein ungutes Gefühl hatte und man ständig auf der Hut sein musste.

Eine ganz besondere Note kam für mich durch das Aufeinandertreffen von Kit und Leonora zustande. Beides Frauen, die sich zu unrecht beschuldigt fühlen, von der Gemeinschaft jedoch vorverurteilt wurden. Jede geht auf ihre ganz eigene Weise mit der eigenen Situation um, doch im Grunde genommen sitzen sie im gleichen Boot.

Das Ende hab ich so nicht kommen sehen. Ich hatte schon sowas in der Art im Kopf, aber durch die Erklärungen des Autors war dennoch die eine oder andere Überraschung versteckt.

Punktabzug gibt es für mich, weil es gegen Ende doch ein wenig zu artifiziell für meinen Geschmack gewesen ist. Das Rad wurde nicht neu erfunden, aber die plötzliche Geschwindigkeit, in der die Zusammenhänge aufgedeckt wurden, war mir doch ein wenig too much.

Alles in allem aber wieder ein sehr angenehmes Lesevergnügen :)

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Wirklich, wirklich gut

Der Näher
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Martin Abel ist Fallanalytiker des Landeskriminalsamts in Stuttgart. Als in der Nähe von Köln zwei schwangere Frauen verschwinden, übernimmt er den Fall und landet im kleinen, beschaulichen Gummersbach. ...

Martin Abel ist Fallanalytiker des Landeskriminalsamts in Stuttgart. Als in der Nähe von Köln zwei schwangere Frauen verschwinden, übernimmt er den Fall und landet im kleinen, beschaulichen Gummersbach. Kurze Zeit später werden zwei Leichen in einem unterirdischen Hohlraum gefunden: eine Mutter mit ihrem Neugeborenen. Das Ungewöhnliche: Die Frau verschwand bereits vor Jahren.
Als kurz darauf eine der beiden vermissten Frauen wieder auftaucht, gibt es erste Hinweise auf den skrupellosen Täter. Martin Abelsieht sich einer Bestie gegenüber. Ob er sie schnappen wird?

Der Schreibstil hat mir unwahrscheinlich gut gefallen, weil er eine Atmosphäre erzeugen konnte, die mir das Blut in den Adern gefrieren und mich an menschlichen Abgründen teilhaben ließ.

Es war das erste Buch, das ich von Rainer Löffler gelesen habe, obwohl der Herr tatsächlich aus dem Nachbarort meiner Heimatstadt kommt. Eins ist mir jedoch sofort bewusst geworden: Es wird nicht das letzte Buch sein, das ich von ihm gelesen habe. Ich hab selten so eine packende Geschichte in Händen gehalten, die mich nachts wach gehalten hat. Der Spannungsbogen war wirklich durchweg auf einem guten Level gespannt, sodass es mir an nichts fehlte. Die zahlreichen Wendungen, die ich oft so nicht habe kommen sehen, trugen ebenfalls ihren Teil dazu bei.

Anfangs hatte ich zwar meine Schwierigkeiten mit dem Protagonisten Martin, aber von Seite zu Seite wurde er mir immer sympathischer. Auch die Nebencharaktere waren gut platziert und vor allem dosiert.

Ein Thriller, das genau die nötige Brutalität hatte, ohne konstruiert zu wirken. Nichts für schwache Nerven, aber genau das, was ich in dem Moment gebraucht habe.
Hin und wieder war es mir ein wenig zu übertrieben, aber alles in allem eine wirklich gelungene Geschichte mit überraschenden Wendungen und einem für mich unvorhergesehenen Ende.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Atmosphärisch

ANGST
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Mia ist eine 25jährige Schauspielstudentin, die bei einem Museumsbesuch überraschend Viktor kennenlernt, der sie zu Beginn zu faszinieren scheint. Am Ende des Abends merkt sie jedoch bereits, dass sich ...

Mia ist eine 25jährige Schauspielstudentin, die bei einem Museumsbesuch überraschend Viktor kennenlernt, der sie zu Beginn zu faszinieren scheint. Am Ende des Abends merkt sie jedoch bereits, dass sich ein ungutes Gefühl in ihr breitmacht. In den folgenden Tagen geschehen merkwürdige Dinge, die Mias Gefühl noch verstärken. Das alles können keine Zufälle sein. Was zunächst mit einem Bauchgrummeln begann, schlägt schnell in Angst um. Doch anstatt sich ihrer Opferrolle hinzugeben, dreht sie den Spieß um.

Ich bin super gut ins Buch reingekommen und mochte die Atmosphäre sofort. Es hatte von Anfang an etwas Bedrohliches, das zwar zunächst noch nicht greifbar war, aber dem man unbedingt auf die Spur gehen wollte. So wurde man durchs Buch getragen und fand kaum eine Minute, in der man hätte verschnaufen und das Buch beiseite legen können.
Für mich war nicht durchweg ein offensichtlicher Spannungsbogen vorhanden und auch wenn mir relativ bald klar geworden ist, in welche Richtung die Geschichte geht und welche Fährten wohl falsche sind, wollte ich dennoch die endgültige Auflösung wissen und die Herleitung erfahren.

Die Charaktere fand ich an sich eigentlich alle authentisch. Mias Angst war spürbar, auch wenn ihre Wandlung für mein Empfinden ein wenig zu schnell durchlaufen wurde. Dennoch find ich die Message dahinter bzw. die Intention nicht verkehrt.
Viktor wurde mir stellenweise ein wenig zu drastisch dargestellt. Ich weiß, dass das der Inbegriff von Stalking ist, aber teilweise hatte ich das Gefühl, dass es ein wenig zu gewollt gewesen ist.
Mias Mitbewohnerin Yvonne war mir von Anfang an unsympathisch, aber ich mochte einfach die Mischung zwischen Sympathie- und Antipathieträger:innen, weil es einfach authentisch ist.

Auch wenn die Geschichte für mein Empfinden noch ein wenig unvorhersehbarer hätte sein können, hab ich es einfach total genossen, den Charakteren über die Schulter zu schauen. Ich mag Mengers Schreibstil einfach wahnsinnig gern, weil er mich dazu bringt, mich voll und ganz auf den Inhalt zu fokussieren.

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