Glückskinder, der Krieg ist vorbei, die harten Jahre noch nicht
Wenn man am Sonntagmorgen (halb 6) extra vor allen aufsteht um das Buch in Ruhe zu Ende zu lesen…
Ich muss gestehen das passiert mir nicht oft, aber beim Roman GLÜCKSKINDER von Teresa Simon schon.
Ein ...
Wenn man am Sonntagmorgen (halb 6) extra vor allen aufsteht um das Buch in Ruhe zu Ende zu lesen…
Ich muss gestehen das passiert mir nicht oft, aber beim Roman GLÜCKSKINDER von Teresa Simon schon.
Ein bewegendes Buch aus einer für mich, glücklicherweise, völlig weit entfernten Zeit.
München….Wir schreiben das Jahr 1945, der Krieg ist in den letzten grausamen Zügen. Ich lerne die junge Griet kennen, Zwangsarbeiterin und mit einem enormen festen Lebenswillen. Ihr Mantra um die Zeit zu überstehn: Ich. Bin. Griet. Van.Mook. Ich.Werde. Leben.
Sie wird nach dem Krieg im amerikanischen Sektor in eine Wohnung einquartiert, dort trifft sie auf Toni.
Toni ist ebenfalls im gleichen Alter wie Griet. Sie hatte Glück die Wohnung ihrer Tante, in der sie lebt, wurde von den Bomben verschont. Nun treffen in dieser Zwangs-WG viele unterschiedliche Charaktere aufeinander. Doch alle können ein von sich sagen, sie hatten Glück. Sie haben die grausame Nazi-Zeit überlebt, jede Seele trägt unterschiedliche Erlebnisse und erbarmungslose Schicksale in ihrem Koffer.
Der Krieg ist zwar vorbei, doch die Zeit danach ist geprägt von Hunger, Not und Überlebenskämpfen auf den Straßen.
Ich möchte nicht zu viel von Inhalt verraten, nur so viel die Charaktere erleben enorme Reifungen und Schicksalsschläge. Teresa Simon versteht die Personen zu formen und ihnen Schliff und Stil zugeben. Ebenfalls bemerkenswert die Beschreibung der Straßen von München und der neuwachsenden Kulturszene. Ein wirklich gelungenes Abbild der damaligen Zeiten und eine Mahnung (man kann es nicht oft genug sagen), dass sich solche furchtbaren Zeiten nie wiederholen.
Mehr als einmal hatte ich beim Lesen meine beiden Großmütter vor Augen, sie waren ungefähr so alt wie die beiden Hauptprotagonistinnen… in der Blüte der jungen, unbeschwerten Jahre, durch solche Zeiten zu gehen und sie zu überstehen, davor ziehe ich meinen Hut.
Ich bedanke mich aus tiefsten Herzen für dieses enorm bereichernde Buch.