Düstere Phantastik vom deutschen Altmeister des Genres
Die Schwarze Königin„Das Arsenal des Todes breitete sich vor ihm aus, mit dem er gegen Untote in die Schlacht ziehen würde. Das Pfählchen auf dem Pfad der Ahnen. Die Vampire werden sich bestenfalls totlachen, wenn ich damit ...
„Das Arsenal des Todes breitete sich vor ihm aus, mit dem er gegen Untote in die Schlacht ziehen würde. Das Pfählchen auf dem Pfad der Ahnen. Die Vampire werden sich bestenfalls totlachen, wenn ich damit erscheine.“ (S. 338)
Meine Meinung:
Seit „Ritus“ bin ich ein großer Fan von Markus Heitz´ genialer, düsterer Phantastik. Nun widmet er sich wieder den Vampiren – und zugleich einer unglaublich faszinierenden und schillernden Persönlichkeit der realen Geschichte: Barbara von Cilli (* um 1390), zweite Frau des Kaisers Sigismund und römisch-deutsche, ungarische und böhmische Königin. Gleichzeitig galt sie als Astrologin, Alchemistin und später sogar als Vampirin. Dazu war sie als Zeitgenössin mit Vlad II. bekannt, dem Vater des berühmt-berüchtigten „Dracula“…
Diese (und noch mehr!) höchst interessanten historischen Zusammenhänge müssen auf Markus Heitz ungefähr so gewirkt haben, als würde man Lionel Messi den Ball auf den Elfmeterpunkt vor ein leeres Tor legen. Gewohnt gekonnt verwebt Markus Heitz historische Fakten mit spannender Phantastik, erzählt fesselnd und bildgewaltig eine komplexe, verwobene Geschichte auf zwei Zeitebenen. Während er im ausklingenden Mittelalter Barbara von Cilli und Vlad Tepes II. als schlagkräftiges Duo gegen allerlei Vampirvolk antreten lässt, erscheinen seine beiden Protagonisten in der heutigen Zeit auf den ersten Blick eher weniger action-effektiv: Len, ein junger und eher zurückhaltender Mann, und die Professorin Jolana, die mit ihren über 70 Jahren zwar viel Wissen, aber weniger Schlagkraft in die Waage zu werfen scheint.
Wie gesagt, die Story ist durchaus komplex, gerade auch durch die historischen Personen und politischen Ränkespiele, die Heitz´ in seiner Geschichte verbaut hat. Durch das Voranstellen von „Dramatis Personae“ und „Glossar“ kommt man aber dennoch schnell hinein in diese Geschichte – und zwar sehr, sehr tief! Im Verlauf der gut 530 Seiten verstätigt sich der Sog, den diese Geschichte auslöst, immer mehr und der Autor konfrontiert nicht nur seine Protagonisten, sondern auch uns immer wieder mit überraschenden Wendungen, manche davon mit schockierenden Auswirkungen. Parallel in zwei Zeitebenen tobt der klassische Kampf zwischen „Gut und Böse“, hält uns Lesende in Atem und lässt uns durch die Seiten fliegen. Auf den letzten Seiten dann knüpft Heitz an den Prolog an und spannt damit gekonnt einen Bogen über das gesamte Buch. Wer nun aber hofft, dass am Ende alles aufgelöst und erklärt sei, der sei gleichzeitig gewarnt (ist es nicht!) und bestimmt hoch erfreut: denn so wie ich den Autor verstehe, ist ein Nachfolgeband bereits in Sicht…
Für die Fans seiner Bücher hält Heitz hier übrigens noch ein ganz besonderes Schmankerl bereit: es gibt ein Wiederlesen mit einer alten Bekannten und natürlich auch ein paar Querverweise zu seinen früheren Büchern! 😊
Zur Hörbuchproduktion:
Ein geniales Buch wurde ebenso genial vertont! Es hat mich gefreut, dass einer meiner Lieblings-Hörbuchsprecher dem neuen Buch eines meiner Lieblings-Autoren Leben eingehaucht hat. Mit viel Enthusiasmus und Gefühl, einer unnachahmlichen Stimmodulation und erstaunlicher Schauspielkunst verleiht Uve Teschner den Protagonisten Individualität und Authentizität. Bei Jolanas Part klingt er tatsächlich nach einer alten Frau mit starkem Akzent, während seine Vertonung des namenlosen Dämons für Gänsehaut sorgt. Heitz & Teschner – ein Duo, das perfekt zusammenpasst!
FAZIT:
Mit diesem Buch festigt Markus Heiz seine Stellung als Meister der deutschsprachigen Dark Fantasy – bitte mehr davon!