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Veröffentlicht am 06.10.2017

Gut gemachter Politthriller

Oxen. Das erste Opfer
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Der etwas ungewöhnliche Titel des (Hör-)Buches geht auf die Hauptfigur Niels Oxen zurück. Sein Name ist selten und so erinnern sich die Menschen meist sofort an ihn: Niels Oxen, der höchstdekorierte Elitesoldat ...

Der etwas ungewöhnliche Titel des (Hör-)Buches geht auf die Hauptfigur Niels Oxen zurück. Sein Name ist selten und so erinnern sich die Menschen meist sofort an ihn: Niels Oxen, der höchstdekorierte Elitesoldat in der Geschichte Dänemarks. Und genau dieser Niels Oxen hat sich komplett zurückgezogen, er zieht lebt sogar im Wald um seine Ruhe zu haben. Sein treuer Begleiter ist der Hund Mr. White mit dem er nachts umherstreift. Bei einem dieser Spaziergänge macht Oxen merkwürdige Beobachtungen und wird schließlich in einen Mordfall verwickelt. Für die Polizei erscheint er verdächtig, gleichzeitig erkennen die Ermittler die Chance die sich ihnen bietet. Denn wer könnte besser geeignet sein als Oxen selbst um den Mord aufzuklären?

Der Autor Jens Henrik Jensen hat hier auf den ersten Blick bewährte Elemente zusammengemischt: Der einsame Wolf Oxen, abgehalftert und verdreckt, aber mit einer guten Seele. Das Klischee von der rauen Schale mit weichem Kern ist hier voll erfüllt. Im Laufe der Geschichte gibt es außerdem eine weibliche Hauptrolle, mehr wird aber nicht verraten! Außerdem natürlich Morde, die irgendwie zusammenhängen ohne, dass man die Motive kennt.

Auf den zweiten Blick ist die Geschichte aber nicht so einfach. Denn Oxen ist zwar ein Kriegsheld, aber er ist auch traumatisiert. Die Szenen, die seine Zeit in Kriegsgebieten beschreiben sind teilweise nur schwer auszuhalten.Trotzdem oder gerade deshalb sind sie wichtig und gehören zu diesem Buch. Denn es bleibt nicht bei der Lösung eines Mordfalls, sondern stellt auch (fiktive) politische Machtverhältnisse dar. Passend zur Verstrickung wird es rasanter, brutaler und zu einem echten Thriller.

Dreh- und Angelpunkt bleibt aber Oxen, der Held und Verlierer gleichzeitig ist. Sein Charakter ist interessant und dabei wird nicht einmal das ganze Potential ausgeschöpft. Fast, als wolle sich der Autor noch etwas aufheben für einen zweiten Band. Auch wenn man dies am Ende nicht glauben mag, denn Oxen verändert sich nicht, es findet keine Wunderheilung statt. Dass dieser Mensch Teil eines Teams wird, sich einfügt und auf andere Rücksicht nimmt ist nur schwer vorstellbar. Es handelt sich allerdings um eine Trilogie und somit folgen noch zwei Bücher mit Niels Oxen.

Erwähnt sein noch, dass der Originaltitel „De haengte hunde“ ist. Ja, es kommen Tier zu Schaden, auch das war für mich schwerer zu ertragen als ein toter Politiker. Es ist ein Thriller, in den auch Blut fließt und Unschuldige zu Opfern werden können. Einiges wird mir noch eine Weile schwer im Magen liegen, der Autor hat hier fast nebenbei auf Verbrechen aufmerksam gemacht, die täglich begangen werden. Das muss man aushalten können, dafür wird man mit einer guten Story belohnt, die auch ein Stück dänische Geschichte enthält.

Gesprochen wird das Hörbuch von Dietmar Wunder, der auch die Synchronstimme von Hollywoodgrößen wie Adam Sandler, Jude Law und vor alle Daniel Craig als James Bond ist. Trotzdem hat man das Gefühl, Wunder spricht hier nur für Oxen und versetzt sich voll in die Geschichte um den Soldaten hinein. Seine Stimme passt gut und so kann man ihm über die Dauer von etwa 13,5 Stunden gebannt zuhören.


Ein zurecht gefeiertes Buch, dass natürlich auch einige Schwächen hat. Über diese kann man aber gut hinwegsehen, daher eine uneingeschränkte Empfehlung für alle, die ein wenig Blut vertragen können.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Wie es zu einem Mord kommt

Am Ende des Schweigens
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Worum geht’s?

Der Prolog beginnt damit, dass in einem Ferienhaus mehrere Bewohner tot aufgefunden werden. So blutig das Buch beginnt, so beschaulich geht es dann erst einmal weiter: Die Freunde, die jedes ...

Worum geht’s?

Der Prolog beginnt damit, dass in einem Ferienhaus mehrere Bewohner tot aufgefunden werden. So blutig das Buch beginnt, so beschaulich geht es dann erst einmal weiter: Die Freunde, die jedes Jahr nach „Stanbure House“ fahren werden vorgestellt und langsam lernt der Leser ihre Sorgen und Geheimnisse kennen. Es handelt sich um drei Paare, bei denen die Männer schon seit Jugendtagen befreundet sind. Patricia und Leon sind wohlhabend, ihnen gehört das Anwesen und sie reisen mit ihren verwöhnten Töchtern an. Tim und Evelin sind nach außen auch ein Traumpaar, allerdings sind Kinder ausgeblieben und auch finanziell stehen sie nicht gut dar. Alexander ist geschieden und fährt mit Tochter Ricarda ins Ferienhaus - und seiner neuen Freundin Jessica. Wir sehen das meiste aus Jessicas Sicht, sie ist das erste Mal mit den Freunden unterwegs und nimmt viele negative Zwischentöne wahr.

Die Situation eskaliert, als ein Mann auftaucht, der behauptet einen Erbanspruch auf das Haus zu haben...

Meine Meinung:

Das Buch lebt von der Ausarbeitung der Figuren, nicht von der Jagd nach einem Täter. Man taucht vollkommen in die Welt der Freunde an, die unter der schillernden Fassade alle ihre Probleme haben. Wie tief diese teilweise gehen, wird natürlich erst im Laufe des Buches klar. Auch wer genau ermordet wurde ist nicht von Anfang an klar und bis zum Schluss bleibt es spannend. Denn je besser man die Menschen kennen lernt, desto mehr Motive sind möglich und am Ende könnte es jeder getan haben.

In der Zwischenzeit erleben wir Urlaub und Alltag, so wird Jessica trotz aller Bemühungen nicht von Alexanders Tochter akzeptiert. Diese ist gerade mitten in der Pubertät und findet in Stanbury House ihre erste große Liebe.

Ein schönes Buch, aber nichts für Leser, die nur schnell ein Verbrechen aufklären möchten.

Veröffentlicht am 08.07.2017

Mallorca abseits des Ballermanns

Der Drachen-Klau
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Dies ist bereits der vierte Band um die Ermittlerin Molly Preston. Obwohl sie für Wirtschaftskriminalität zuständig ist, wird sie immer wieder in Mordfälle und andere Verbrechen verwickelt.
Es dauert ...

Dies ist bereits der vierte Band um die Ermittlerin Molly Preston. Obwohl sie für Wirtschaftskriminalität zuständig ist, wird sie immer wieder in Mordfälle und andere Verbrechen verwickelt.
Es dauert nicht lange, da wird sie auch in ihrem Urlaub auf Mallorca in ein eigenartiges Verbrechen verwickelt. Während ihr Freund, ein bekannter Autor, für einen Krimi im Bereich der Bandenkriminalität recherchiert lernt Molly die schöne Nachbarinsel Sa Dragonera kennen. Natürlich ist sie zum Geocachen dort, aber das tritt schnell in den Hintergrund.
Sie lernt einen deutschen Auswanderer kennen, der Kontakte zu den Gitana, den spanischen Roma, hat. Molly möchte einen Kontakt zwischen einer jungen Gitana und ihrem Freund herstellen, um ihm bei seinen Recherchen zu helfen, aber dann kommt alles ganz anders...

Der Krimi ist spannend und gut geschrieben. Man merkt, dass die Autorin Erfahrung hat und ihr Handwerk beherrscht. Besonders Molly Preston hat mir sehr gut gefallen, sie ist mir richtig ans Herz gewachsen. Man muss die Vorgänger nicht kennen, obwohl es nicht schadet um sich von der Hauptfigur ein Bild zu machen. Das Thema Geocaching wird leider nur sehr kurz angerissen und spielt keine Rolle im Buch. Der Urlaubsinsel Mallorca und der kleinen „Dracheninsel“ wird dafür sehr viel Raum gewidmet und machen Lust auf Urlaub. Die Landschaftsbeschreibungen sind wundervoll, dabei aber auch sehr differenziert. So wird auch auf die ärmeren Viertel aufmerksam gemacht und an Orte geführt, die ein normaler Tourist wohl nicht zu sehen bekommt.

Eine Empfehlung, nicht nur als Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 29.06.2024

Ein persönlicher Fall für Gianna Pitti

Was der See birgt
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Das Geheimnis des Gardasees ist der erste Teil einer Krimi-Reihe rund um die junge Reporterin Gianna Pitti.
Ihr erster Fall ist in vielfacher Hinsicht sehr persönlich. Am Jachthafen von Riva wird ein ...

Das Geheimnis des Gardasees ist der erste Teil einer Krimi-Reihe rund um die junge Reporterin Gianna Pitti.
Ihr erster Fall ist in vielfacher Hinsicht sehr persönlich. Am Jachthafen von Riva wird ein Toter gefunden und Gianna hofft auf eine gute Story. Doch sie erkennt den Mann sofort, hatte sie doch am Abend zuvor noch ein Date mit ihm. Sie ermittelt natürlich auf eigene Faust und gerät dabei in ein Netz von Geheimorganisationen. Zusammen mit ihrem Onkel, der langsam immer vergesslicher wird, gerät sie immer tiefer in die Geschichte und damit auch in Gefahr.

Der Gardasee dient hier als wundervolle Kulisse, ist in erster Linie Wohnort der Protagonisten. Dadurch lernt man die Gegend aus einer anderen Perspektive kennen. Auch die Schattenseiten des Tourismus werden angerissen, allerdings nicht wirklich vertieft. Es bleibt ein cozy Regiokrimi, der sofort Lust auf Urlaub weckt.
Ich freue mich auf weitere Fälle mit Gianna und ihrer schrägen Familie.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Weniger wollen müssen

Anti-Girlboss
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Auch ich gehöre zu den Frauen, die schon einige Bücher über Selbstoptimierung und Zeitmanagement gelesen haben. Natürlich verkaufen sich Ratgeber gut, die einem zeigen möchten, wie man noch produktiver ...

Auch ich gehöre zu den Frauen, die schon einige Bücher über Selbstoptimierung und Zeitmanagement gelesen haben. Natürlich verkaufen sich Ratgeber gut, die einem zeigen möchten, wie man noch produktiver und organisierter wird. Und damit automatisch erfolgreicher.
Nadia Shehadeh macht es anders. Für mich ist sie eine erfolgreiche Frau, aber sie ist definitiv kein Girlboss. Sie beginnt damit, den Begriff selbst zu umreißen. Würde man einen erfolgreichen Mann wirklich „Boyboss“ nennen? Wohl kaum. Es ist immer noch die Ausnahme, dass Frauen in Führungsetagen wichtige Positionen einnehmen. Und so wird insbesondere von Frauen erwartet große Ziele zu haben: Kinder, Karriere, Heirat... dies nicht zu wollen ist gesellschaftlich kaum akzeptiert.
Ein sehr schönes Zitat aus dem Buch ist: „Wie so viele habe ich lange Zeit gedacht, ich wäre nicht gut genug, nicht so motiviert, engagiert und fleißig, wie es auf irgendeine ominöse Art und Weise richtig gewesen wäre […] So, wie ich im Nachhinein gern auf alle möglichen Diäten verzichtet hätte, hätte ich gern auch auf die Hustle-Gedanken in meinem Kopf verzichtet.“

Neben theoretischen Passagen über die kapitalistische Leistungsgesellschaft erzählt Nadia Shehadeh auch viel privates. So ist dieses Buch auch Biografie einer sehr interessanten Person. Vielleicht hätte ich mir sogar zwei Bücher gewünscht: Eines über patriarchale Strukturen im Kapitalismus und eines über die Autorin selbst, die wirklich viel zu erzählen hat. Dabei geht es auch um sehr persönliche Augenblicke, etwa die Zeit nach dem Tod ihrer Eltern. All das hat die Autorin in dieses kleine Buch gepackt. Es ist kurzweilig und interessant zu lesen, mich hat es neugierig auf Nadia Shehadeh und ihren Blog shehadistan.com gemacht.

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