Canterbury-Fälle Teil 1
Nach einer gescheiterten Beziehung lässt sich Lily Brown, zuvor Polizeipsychologin bei Scotland Yard, in Canterbury als Psychotherapeutin nieder.
Zu ihren ersten Patientinnen gehören Samantha Harris, verheiratet ...
Nach einer gescheiterten Beziehung lässt sich Lily Brown, zuvor Polizeipsychologin bei Scotland Yard, in Canterbury als Psychotherapeutin nieder.
Zu ihren ersten Patientinnen gehören Samantha Harris, verheiratet mit einem gewalttätigen Ehemann, von dem sie emotional abhängig ist.
Und Vera Osmond, die aufgrund eines schlimmen Kindheitserlebnisses unter Panikattacken leidet.
Lily hält Veras Behandlung schon für erfolgreich abgeschlossen, als diese sich wieder bei ihr meldet.
Doch Lily ist abgelenkt durch die erneut misshandelte Samantha. Wenig später wird Vera tot aufgefunden - angeblich Selbstmord.
Lily glaubt nicht daran und stellt Nachforschungen an.
Dabei stößt sie auf ein furchtbares Geheimnis und gerät selbst in Lebensgefahr…
In diesem unfassbar spannend geschriebenen Krimi verleihen die psychologische Aspekte innerhalb der Handlung der Geschichte eine ganz neue Dynamik.
Die Autorin ist ausgebildete Klinische Psychologin und Psychotherapeutin - und das merkt man: Die Frau weiß worüber sie schreibt!
Ein paar der Behandlungsmethoden innerhalb Veras Therapie z.B. fand ich ausgesprochen interessant und auch spannend - das Ergebnis dann jedoch erschütternd.
Denn durch die in der Therapie zurückerlangten Erinnerungen gerät Vera in den Strudel eines lange zurückliegenden Verbrechens, welches sich als immer tiefgehender und dramatischer entpuppt - und sie am Ende das Leben kostet. (Kein Spoiler - das Buch beginnt mit Veras Tod!).
Aber auch der Handlungsstrang rund um Samantha und ihren grauenvollen Ehemann hat mich sehr bewegt.
Wie ist es möglich, dass Frauen in solch ein Abhängigkeitsverhältnis rutschen und warum ist es ihnen fast unmöglich, sich daraus zu befreien?
Der Frust, der sich zeitweilig bei Lily zeigt, war fast mit Händen greifbar!
Auch ich hätte Samantha regelmäßig schütteln können!
Als Lily angegriffen und bedroht wird ist den Leser(inne)n nicht klar, wer es gewesen sein könnte: Samanthas Ehemann oder Veras Mörder(in)?!
Beides erschien mir zu dem Zeitpunkt möglich und realistisch.
Tessa Duncan schreibt unglaublich fesselnd, sodass man durchgehend mit Vera und Samantha bangt und gleichzeitig rätselt, was sich tatsächlich vor so vielen Jahren abgespielt hat, als Veras jüngere Schwester zu Tode kam.
Auch geben vereinzelte Hinweise und kleine Rückblenden dem Gedankenkarussell noch zusätzlich Schwung.
Die Lösung macht einen, auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Geschichte auf einem wahren Verbrechen beruht, sprach- und fassungslos.
"Wer das Vergessen stört" ist der erste Band aus der Reihe "Die Canterbury-Fälle", nach dessen Lektüre ich erstmal einen beruhigenden Tee trinken werde.