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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2023

Ein Pferd verbindet

Das Gemälde
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Ich habe den Roman "Das Gemälde" von Geraldine Brooks gesehen und wusste sofort, dass dies ein Buch für mich ist. Schon das Cover spricht mich sehr an, aber was mir am besten gefällt, ist, dass es eine ...

Ich habe den Roman "Das Gemälde" von Geraldine Brooks gesehen und wusste sofort, dass dies ein Buch für mich ist. Schon das Cover spricht mich sehr an, aber was mir am besten gefällt, ist, dass es eine Geschichte auf drei Zeitebenen ist, nicht wie sonst meist, ein Blick in die Vergangenheit und damit zwei Zeiten und zwei Ebenen.

Jeder und jede wird in diesem Buch wohl einen Lieblingserzählstrang finden. Ich finde die Figur des Theo besonders anziehend, denn er hat eine gute Weltsicht, während ihm allerdings Rassismus entgegenschlägt. Aber auch die anderen Teile der Geschichte haben mich berührt und das Lesevergnügen abgerundet.

Brooks hat einen sehr flüssigen, wortgewandten und auch wortgewaltigen Schreibstil, der mich von der ersten Seite an begeistert hat. Nein, nicht von der ersten Seite an, denn auf der ersten Seite dachte ich noch, der Schreibstil wäre komplett abgehoben und nicht wirklich lesbar, aber das hat sich ja bald geklärt. Theo merkt dies ja selbst auch bald. Noch jetzt sehe ich ihn, wie er auf dem abgelegten Sperrmüll der Nachbarin vor der Haustür das Gemälde entdeckt. Alles ist klar, bildhaft und gut vorstellbar.

Die Thematik des Buches ist sehr vielschichtig und geht vom Pferdesport über Sklaverei, den Bürgerkrieg bis zum heute weiterhin existierenden Rassismus. Dabei sind die Erzählungen um Jarret und seinen Vater am eindrucksvollsten, aber die Schilderungen sind gleichermaßen auch erschütternd und grausam. An Theo und Jess wird deutlich, dass - man weiß es ja auch - Rassismus weiterhin seinen Platz in der Gesellschaft hat.

Brooks hat einen großen Roman geschrieben, der mir sehr am Herzen liegt. Dabei ist es auch ein schöner Nebeneffekt, dass hier wahre Begebenheiten mit Fiktion verbunden werden. "Das Gemälde" ist eines meiner wenigen echten Lesehighlights des Jahres. Gern würde ich mehr von der Autorin lesen!

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Jeannette Walls und ihre starken Frauen

Vom Himmel die Sterne
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Während Jeannette Walls in ihren Vorgängerwerken viel über ihr eigenes Leben und das ihrer Familie schreibt, ist "Vom Himmel die Sterne" nun ein rein fiktiver Roman (auch das aber nicht ihr erster). Die ...

Während Jeannette Walls in ihren Vorgängerwerken viel über ihr eigenes Leben und das ihrer Familie schreibt, ist "Vom Himmel die Sterne" nun ein rein fiktiver Roman (auch das aber nicht ihr erster). Die Szenerie ist aber ähnlich geblieben.

"Vom Himmel die Sterne" ist wieder ein Roman über eine starke Frau, Sallie Kincaid, die ihren Vater, den Duke, vergöttert, die aber in ihrer Familie nicht die Hauptrolle spielt. So wird sie auch nach einem Unfall ihres Bruders, den sie zu verantworten hat, aus der Familie "entfernt" oder "verstoßen", darf erst wieder heimkommen, nachdem die Stiefmutter verstorben ist.

Wie auch Walls' eigener Vater dealt der Duke mit Schwarzgebranntem in der Zeit der Prohibition. Die damalige Zeit, ein wichtiges, wenn auch unnützes Kapitel der amerikanischen Geschichte, wird lebendig, ebenso, wie auch das Aufstreben und die Stärkung der Frauen. Sallie selbst sieht sich nicht als typisches Mädchen oder Frau. Sie trägt die Kleidung, in der man damals nur Männer gesehen hat, fährt und lebt nach ihren eigenen Regeln.

Das Buch hat mich wieder begeistert, weil mich die beschriebene Zeit sehr interessiert und auch die Werke der Autorin mich bisher sehr begeistert haben. An "Schloss aus Glas" kann das Werk nicht ganz anknüpfen, was aber daran liegen mag, dass man hier weiß, dass dies die wahre Geschichte über Walls' Kindheit ist. Ansonsten ist dies wieder ein Buch, das meinen Geschmack in Thema, Schreibstil und Emotionalität genau trifft. Ich vergebe daher natürlich die volle Sternzahl.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Hat doch noch mein Herz erobert

Baddog und Goodboy
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"Baddog und Goodboy" von Olschi fand ich schon am Anfang ganz gut, aber manche Bilder sind sehr klein, ich konnte gar nicht immer sehen, was passiert. Dafür würde ich einen halben Stern abziehen. Die Story ...

"Baddog und Goodboy" von Olschi fand ich schon am Anfang ganz gut, aber manche Bilder sind sehr klein, ich konnte gar nicht immer sehen, was passiert. Dafür würde ich einen halben Stern abziehen. Die Story ist cool, klar gegliedert und gut nachzuvollziehen. So weit, so gut. Doch dann hat das Buch, das ich heute an einem Tag beendet habe, doch noch mein Herz ganz erobert.

Zum Inhalt: Während Baddog, ein Hund in einer Art Batman-Kostüm, versucht, den Menschen zu schaden, versucht Goodboy dies zu verhindern. Ohne es zu wissen, rettet Baddog aber das Mädchen Sarah vor einem Entführer. Das Mädchen adoptiert Goodboy und möchte sich gern auch Baddog annehmen, denn der hat sie ja (ungewollt) gerettet. Doch Baddog gehorcht einem mysteriösen Shadow, der nur das Schlechteste für die Menschen möchte...

Wenn Baddog nach Hause kommt, legt er sein Kostüm ab, und dann ist der fiese Hund - ein kleiner, süßer Dackel, der sehr harmlos aussieht. Ich finde diese Wandlung unglaublich gut gelungen, denn Baddog hat ja auch seine Gründe, warum er so ein böser Hund ist oder sein möchte. Und hier hat das Buch auch mein Herz ganz erobert.

Die Zeichnungen sind schwarz-weiß, aber dennoch sehr detailliert. Wenn Sarah erst offene Haare trägt und plötzlich einen Pferdeschwanz, so sieht man dann am Rande des Bildes auch, wie sie diesen macht. Der kleine Baddog sieht zum Teil ganz verletzlich und auch sehr lieb aus. Goodboy nimmt nie sein Kostüm ab, warum, verrät die Autorin aber nicht.

Am Ende des Buches gibt es noch ein paar Seiten mit Erklärungen und Informationen auch zur Entstehung des Buches. Ich fand diese sehr gut und eine gute Ergänzung zum Buch. Leider kann es wohl von "Baddog und Goodboy" keine Fortsetzung geben, weil diese eher nicht zum Schluss des Buches passen würde. Aber mir als nicht-typische Comicleserin hat dieses Buch sehr gut gefallen!

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Waldmutter

So weit der Fluss uns trägt
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Nach dem Sumpfmädchen in "Der Gesang der Flusskrebse" kommt nun wieder ein allein gelassenes Mädchen, das "Waldmädchen" Victoria, bei der ich schon einige Parallelen zum Sumpfmädchen Kya sehe. Ob sich ...

Nach dem Sumpfmädchen in "Der Gesang der Flusskrebse" kommt nun wieder ein allein gelassenes Mädchen, das "Waldmädchen" Victoria, bei der ich schon einige Parallelen zum Sumpfmädchen Kya sehe. Ob sich die Autorin Shelley Read für "So weit der Fluss uns trägt" hier ihre Inspiration gesucht hat? Auf jeden Fall haben beide Romane sehr viel Lokalkolorit, was ich besonders gern mag.

Der Reads Roman spielt in Iola, einer Kleinstadt, die dem Aufstauen des Gunnison River geopfert wird. Zusammen mit zwei weiteren Orten wird die Stadt komplett geflutet, die Bewohner müssen alle weichen. Schön wäre es gewesen, wenn Read hier im Anhang ein wenig Historisches und vielleicht in Foto angehängt hätte, aber man findet die Information natürlich auch so.

Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Victoria, die früh ihre Mutter und weitere Familienangehörige verloren hat, verliebt sich in einen Native American, eine Schande zur damaligen Zeit (nach dem 2. Weltkrieg). Die Liebe kann in Iola keinen Bestand haben, doch Victoria hält daran fest und flieht später in den Wald. Die Familie zerfällt komplett und Victoria muss im Wald eine schlimme Entscheidung treffen..

Der Roman beginnt sehr malerisch und intensiv und verliert dann an Ausdruckskraft. In der Mitte gibt es auch einige Längen, denn Victoria ist viel allein und managt ihr Leben auch fast ganz allein. Am Ende nimmt der Roman wieder Fahrt auf.

Dass die andere Frau überhaupt so handelt, wie es im gesamten Verlauf auch angenommen wird, hätte ich eher nicht gedacht. Wenn mir das passiert wäre, hätte ich es nicht gemacht. Viel mehr kann hier aber nicht verraten werden. Daher ist der weitere Verlauf der Handlung doch eher unwahrscheinlich, aber eben im Roman so passiert.

Was mich gestört hat, war zum Teil die Übersetzung. Der Originaltext ist malerisch und sprachlich sehr variabel und gut, aber ich hatte das Gefühl, dass die Übersetzerin, Wibke Kuhn, doch viel über ein Übersetzungsprogramm gemacht hat. Daher hört man quasi oft noch die Originalsprache, auch, wenn sie im Deutschen gar nicht mehr angebracht ist. Manchmal macht das Deutsche dann auch keinen Sinn oder ist auch schlichtweg falsch. Ich würde die Übersetzerin also nicht empfehlen, aber das kann ich dem Roman selbst ja nicht anlasten.

Insgesamt hat "So weit der Fluss uns trägt" von Shelley Read 4,5 Sterne verdient, aber an die "Flusskrebse" kommt er doch nicht heran.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Rührt und berührt

Elternhaus
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"Elternhaus" von Ute Mank ist ein Roman, den ich größtenteils in einer Nacht durchgelesen habe. Wenn man dies sagen kann, muss man einfach 5 Sterne geben. Das Buch wird aber vor allem so 50- bis 60jährigen ...

"Elternhaus" von Ute Mank ist ein Roman, den ich größtenteils in einer Nacht durchgelesen habe. Wenn man dies sagen kann, muss man einfach 5 Sterne geben. Das Buch wird aber vor allem so 50- bis 60jährigen gefallen, die vermutlich viel aus ihrer Kindheit 1:1 wiederfinden werden, Jüngere wird dieses Buch wohl eher wenig berühren.

Der Roman dreht sich auch ums Elternhaus und die Eltern der drei Schwestern Sanne, Gitti und Petra. Dabei stehen Erstere und Letztere im Mittelpunkt, über Gitti erfährt man nicht so viel. Die Leben der Schwestern und ihre Entwicklung werden in den Fokus gestellt; das Elternhaus ist nur der verbindende Punkt. Dabei rückt dieses auch immer mehr in den Hintergrund, was man nicht erwartet hätte. Am Ende bleibt auch alles um das Elternhaus offen, was für mich etwas unbefriedigend war, hatte ich mir doch schon eine tolle Lösung ausgedacht, aber mit diesem Ende muss man wohl leben, wenn der Roman einen so berührt hat wie mich.

Das Buch hat mich besonders berührt, weil ich zur gleichen Zeit aufgewachsen bin und viele Außerungen der Autorin ganz genau kenne. Es ist, als ob sie über mein Leben geschrieben hätte. Viele Dinge aus der Vergangenheit hat sie wiederbelebt, vieles, das ich bereits vergessen hatte. Aber viele Familien müssen wohl zu dieser Zeit sehr ähnlich "getickt" haben, sodass mir das sehr vertraut vorkommt. Weiterhin habe ich mich zu einem großen Teil mit einer der Schwestern identifizieren können, sodass ich meinte, die Autorin schriebe über mich!

"Elternhaus" war also für mich ein sehr intensives Leseerlebnis, dem ich gern 5 Sterne gebe, das ich aber nicht jeder Leserschaft empfehlen würde, wie ich bereits oben schon erwähnt habe.

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