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Veröffentlicht am 31.10.2023

Ruhige Geschichte über Familie

Endstation Malma
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Alex Schulman schreibt in "Endstation Malma" über drei Protagonistinnen und deren Reise:
Harriet, die mit ihrem Vater auf dem Weg zu einer Beerdigung ist.
Oskar mit seiner Freundin, nach einem großen Streit.
Und ...

Alex Schulman schreibt in "Endstation Malma" über drei Protagonistinnen und deren Reise:
Harriet, die mit ihrem Vater auf dem Weg zu einer Beerdigung ist.
Oskar mit seiner Freundin, nach einem großen Streit.
Und Yana, im Handgepäck ein Fotoalbum ihres Vaters.
Was die drei außer ihrem Ziel, dem Bahnhof Malma, verbindet, wird den Leser
innen im Laufe des Buches offenbart.

Schulman erzählt dabei in einer ruhigen, unaufdringlichen Art die Geschichte dreier Generationen und verwebt ihre Geschichten dabei nach und nach zu einer gemeinsamen.
Zunächst scheint es so, als spielten die drei Perspektiven sich gleichzeitig ab, schnell wird einem aber bewusst, dass Jahrzehnte zwischen den einzelnen Schicksalen liegen.
Dabei vermittelt der Autor eine Botschaft: Was wir als Kinder erleben, beeinflusst unser Verhalten als Erwachsene.

Wie schon in "Die Überlebenden" kreiert Schulman einen einzigartigen Aufbau: Verschiedene Charaktere, verschiedene Zeiten, verschiedene Geschichten, die an einem gemeinsamen Schauplatz stattfinden: Im Zug nach Malma.
Durch diese Besonderheit hat mich das Buch direkt in seinen Bann gezogen und nicht wieder losgelassen.

Er schafft es außerdem, ganz gewöhnlichen Menschen Leben einzuhauchen, tiefe Gefühle zu erwecken und Empathie für jeden Protagonisten herbeizuführen.

Diese Geschichte über eine gewöhnliche schwedische Familie kam so leise und unauffällig daher und hat mich dabei voll und ganz ergriffen. Alex Schulman ist meiner Meinung nach ein großartiger Erzähler und ich hatte direkt nach dem Beenden des Buches das Bedürfnis, es noch einmal zu lesen.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Eine ländliche Gesellschaft im Wandel

Altes Land
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Vera Eckhoff lebt in einem Bauernhaus im Alten Land. Vor über sechzig Jahren landete sie mit ihrer Mutter als Flüchtling hier und kam doch nie richtig an.
Nun steht ihre Nichte Anne mitsamt Sohn vor der ...

Vera Eckhoff lebt in einem Bauernhaus im Alten Land. Vor über sechzig Jahren landete sie mit ihrer Mutter als Flüchtling hier und kam doch nie richtig an.
Nun steht ihre Nichte Anne mitsamt Sohn vor der Tür. Vera nimmt sie auf und die beiden eigenbrödlerischen Frauen nähern sich zu einer Art Familie an, die sie vorher nie hatten.

Nachdem "Mittagsstunde" für mich ein absolutes Highlight war, wusste ich, dass ich auch die anderen Romane von Dörte Hansen lesen muss. "Altes Land" hat mich dabei nicht enttäuscht.
Mit einem einfachen und doch lyrischen Schreibstil befördert die Autorin ihre LeserInnen direkt nach Norddeutschland.
Mit kritischem Blick berichtet sie von einer sich wandelnden Gesellschaft und schafft es dabei, einen Bogen zu spannen zwischen Geflüchteten und Traumatisierten des zweiten Weltkrieges, sowie satirisch dargestellten Städtern, die aufs Land ziehen und dort auf die Alteingesessenen treffen.
So schafft sie es ganz unauffällig, sowohl tiefe Betroffenheit, als auch den ein oder anderen Schmunzler bei den Lesenden auszulösen.

Sie erschafft eine Vielzahl an schrulligen, liebenswürdigen und starken Charakteren mit all ihren Wünschen, Ängsten, ihren Ruhelosigkeiten und der Suche nach Heimat.
Dabei stechen besonders die Protagonistinnen Vera und Anne heraus, doch auch jegliche Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet.

Für mich war es ein Buch, was mir mal wieder aufgezeigt hat, warum ich so gerne lese und ich freue mich nun auf Hansens dritten Roman "Zur See".

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Bleibt im Gedächtnis

Eva
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Verena Kesslers "Eva" beleuchtet die Leben von vier Frauen, deren Schicksale alle miteinander verbunden sind: Eine spricht sich öffentlich dafür aus, dass die einzige Lösung für den Klimawandel ist, keine ...

Verena Kesslers "Eva" beleuchtet die Leben von vier Frauen, deren Schicksale alle miteinander verbunden sind: Eine spricht sich öffentlich dafür aus, dass die einzige Lösung für den Klimawandel ist, keine Kinder mehr zu bekommen. Eine hat einen unerfüllten Kinderwunsch. Die nächste hat drei Kinder und die letzte hat ihres an einer Krankheit verloren.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Klimawandel und Mutter-/ Frausein.

Es wird nacheinander aus der Sicht der jeweiligen Personen geschrieben, dabei kann man sich gut in die Gedanken- und Gefühlswelt jeder einzelnen versetzen und alles nachvollziehen.
Es wird deutlich, dass es kein Richtig und Falsch beim Thema Kinderwunsch gibt, wie ambivalent Muttergefühle sein können und dass keine der Optionen ein Garant für Glück sein muss.

Auch das kontroverse Thema, sich aufgrund des Klimas nicht mehr fortzupflanzen, finde ich sehr interessant ebenso wie die im Buch aufgeführten Diskussionen darüber. Mich als Mutter beschäftigt das Thema sehr, auch schon vor den Schwangerschaften.
Kessler lässt hier viel Meinungsfreiraum und drängt in keine Richtung.

Das Ende und Fazit des Buches hat mir auch sehr gut gefallen (obwohl der letzte Teil nochmal sehr emotional und schwer zu ertragen war), somit war es ein absolut rundes und gelungenes Werk, defintiv ein Highlight.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Außergewöhnliche Neuinterpretation

Tell
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Joachim B. Schmidt erzählt die Geschichte des Schweizer Freiheitskämpfers Wilhelm Tell neu - und wirft ein ganz anderes Bild auf den Sagenhelden.

Er macht aus ihm einen Menschen, der auf den ersten Blick ...

Joachim B. Schmidt erzählt die Geschichte des Schweizer Freiheitskämpfers Wilhelm Tell neu - und wirft ein ganz anderes Bild auf den Sagenhelden.

Er macht aus ihm einen Menschen, der auf den ersten Blick gar nicht so sympathisch wirkt. Interessant ist hierbei, dass Schmidt Tell selbst erst ganz zum Schluss zu Wort kommen lässt; das restliche Buch über formen nur die Gedanken anderer ein Bild des Mannes. Es wird schnell klar: Niemand kann den eigenbrödlerischen Bauern besonders gut leiden.
Die berühmte Apfelszene (in der der Autor übrigens zur schriftstellerischen Hochform auffährt) stellt dann einen wichtigen Wendepunkt dar: Tell wird verletzlich, ein Mann mit Vergangenheit und auf einmal sieht man doch auch Positives in ihm. Kurz gesagt: Schmidt holt ihn von seinem Helden-Sockel runter und macht einen ganz normalen Menschen aus ihm.

Das Buch besteht aus vielen kurzen Sequenzen, in denen je aus der Perspektive einer anderen Figur berichtet wird. Dies hat nicht nur eine unglaubliche Dynamik zur Folge, sondern unterstreicht auch die Kernaussage des Buches: Tell ist nur einer von vielen Individuen oder um es mit Schmidts Worten zu sagen: "Sie sind alle Tell."

Schiller hat seinerzeit Figuren mit bestimmten Charaktereigenschaften geschaffen, Schmidt hingegen haucht jeder dieser Figuren Leben ein und macht aus ihnen authentische, menschliche Personen mit Ängsten, Träumen, einer Vergangenheit.
Selbst mit dem Habsburger Landvogt Gessler kann man mitfühlen; es wird deutlich, dass es den stereotypen Prota- und Antagonisten nicht gibt.

Ich bin wirklich begeistert von dieser Neuinterpretation der Tell-Sage, Schmidt hat hier großes schriftstellerisches Können bewiesen und ein spannendes und zugleich emotionales Werk mit Tiefe geschrieben, welches ich nur wärmstens empfehlen kann. Für mich definitiv eines meiner Jahreshighlights.

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Tierischer Wimmelspaß rund um die Welt

Mein großes Sachen suchen: Alle Tiere der Welt
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Mit "Alle Tiere der Welt" hat Ravensburger ein neues, umfangreiches Wimmelbuch aus der Reihe "Mein großes Sachen suchen" herausgebracht.

Auf elf Doppelseiten wird je ein Lebensraum präsentiert. Eingeleitet ...

Mit "Alle Tiere der Welt" hat Ravensburger ein neues, umfangreiches Wimmelbuch aus der Reihe "Mein großes Sachen suchen" herausgebracht.

Auf elf Doppelseiten wird je ein Lebensraum präsentiert. Eingeleitet wird jeder davon durch einen kurzen Infotext, aus dem Kinder (und Erwachsene) viel lernen können.
Die einzelnen Lebensräume sind sehr detailreich gestaltet und es gibt wirklich eine Menge zu entdecken. Meine Tochter beschäftigt sich gerne auch mal zwanzig Minuten mit nur einem Bild.

Die vorgestellten Tierarten reichen von exotischen Wildtieren bis zu heimischen Exemplaren, wodurch wohl für jedes Kind etwas dabei ist.
Positiv hervorheben möchte ich auch, dass der Zoologisch-Botanische Garten Stuttgart bei der Entstehung des Buches fachlich beraten und unterstützt hat.

Empfohlen wird das Buch ab 2 Jahren, durch das große Format und die stabilen Pappseiten kann es aber auch schon jüngere Kinder begeistern - meine Tochter ist 1,5 und möchte es am liebsten tagtäglich anschauen.

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