Wie intelligent ist das Leben auf der Erde?
Im Spiegel des KosmosIch kenne den Astrophysiker Neil deGrasse Tyson bereits aus seiner Sendung "Unser Kosmos – Die Reise geht weiter", in der er anschaulich Philosophie und Wissenschaft miteinander verbindet. In diesem Buch ...
Ich kenne den Astrophysiker Neil deGrasse Tyson bereits aus seiner Sendung "Unser Kosmos – Die Reise geht weiter", in der er anschaulich Philosophie und Wissenschaft miteinander verbindet. In diesem Buch setzt er diese Grundhaltung fort. Mit einem Augenzwinkern versucht er, mittels nüchterner Fakten einen objektiven Blick auf unsere Welt zu werfen. Obwohl es sich um ein wissenschaftliches Sachbuch handelt, verzichtet deGrasse Tyson auf eine zu komplizierte Sprache, sodass man auch als Nicht-Physiker alles problemlos verstehen kann.
Seine Themen im Buch sind vielfältig. So beschäftigt er sich mit Fragen verschiedener alltäglicher Belange. Ist es wirklich besser, wenn man Vegetarier ist? Welche Bedeutung hat eine Hautfarbe? Welchen Nutzen bringen Gesetze? Wer ist für die Bevölkerung empfehlenswerter: Republikaner oder Demokraten? Was passiert, wenn Physiker in Las Vegas in ein Hotel gehen? Der Astrophysiker versucht dabei klar, zwischen Fakten und Meinungen zu trennen.
Manche seiner Positionen können daher dem einen oder anderen durchaus provokativ vorkommen oder wenig empathisch. Es geht ihm aber weniger darum, jemanden von einer Seite zu überzeugen, sondern lediglich, dass man einen Blick über den eigenen Tellerrand probiert und sich mit einer anderen Sicht auf die Welt auseinanderzusetzt. Dabei sollte man sich an den realen Fakten orientieren und nicht von rein guter Rhetorik einlullen lassen.
Das Buch liest sich flüssig und regt hin und wieder zum Schmunzeln an. Es wird nie zu trocken oder zu realitätsfern. Häufig benutzt er als Gedankenspiel Aliens, die unbedarft auf unserer Erde landen und einen völlig neuen Blickwinkel auf unsere eingefahrenen Strukturen haben. Viele seiner Denkanstöße waren für mich nicht unbedingt neu. Er hat sie aber durchaus lesenswert und unterhaltsam herübergebracht.
Allerdings hat mich doch der stark amerikanische Bezug gestört. Globalere Beispiele zu finden, wäre passender gewesen. Zumal es ihm ja gerade um die Völkerverständigung auf allen Ebenen geht. Da sollte man nicht regional begrenzt denken. Insofern hat mich das lange Kapitel zu Demokraten und Republikaner doch ein wenig genervt. Zudem hat er sich insbesondere hierbei meiner Meinung nach zu sehr auf nackte Zahlen konzentriert, ohne dabei den gesellschaftlichen, historischen und sozialen Kontext der jeweiligen Zeit mit zu berücksichtigen.
Bei einzelnen Aussagen habe ich auch eher mit der Stirn gerunzelt. Etwa bei seiner Darstellung der ComicCon oder bei seiner Behauptung, dass Kuhmilch und Honig die bestmöglichen Ernährungsquellen für alle darstellen: eine gute Ernährungsquelle, die leicht reproduzierbar ist und den Lebewesen nicht wehtut. Naja, die Halte- und Lebensbedingungen der Milchkühe hat er dabei irgendwie vergessen.
Insgesamt fand ich das Buch dennoch kurzweilig und durchaus interessant. Viel Neues konnte ich zwar nicht daraus nehmen, aber zumindest hat mich seine humorvolle Sprache voller persönlicher Anekdoten gut unterhalten.