„Ich war doch großgeworden in den Achtzigern, die Sache mit dem Feminismus und der Emanzipation, da war doch irgendwas mit Miniröcken gewesen, das meine Mutter schon Jahre vor mir erledigt hatte?“ (Ebook S. 55)

Um was geht es? ❓
David und Jule sind verheiratet und sind vor ein paar Jahren von der Stadt aufs Land auf einen alten Bauernhof gezogen. Während Jule ihrem Job als Köchin im örtlichen Gutshof nachgeht und den Traum von einer Familie und Kindern noch nicht gänzlich aufgegeben hat, arbeitet David als Anästhesist in der nahegelegenen Stadt und hat eine heimliche Affäre mit der Instagrammerin Hellen. Sie weiß von Jule, umgekehrt ist dies nicht der Fall. Eines Tages kehrt plötzlich die Katze der Vorbesitzer des Bauernhofes zurück, und es scheint so als ob David und Jule sich noch einmal annähern könnten…

Die Geschichte ist immer abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählt. Aus Sicht von Jule und aus Sicht von Hellen. Während die Teile von Jule aus Sicht einer dritten Person geschrieben sind, wendet sich Hellen direkt an Jule und es liest sich wie geschriebene Briefe.
Das Buch vermittelt ein gutes Bild von der Landschaft und den Personen. Es hat bei mir eine regelrechte Sogwirkung entfaltet, ich konnte es kaum mehr weglegen und hab es auch innerhalb eines Nachmittags gelesen. Das hatte ich lange nicht mehr.

Wie hat es mir gefallen?
Dieses Buch passt perfekt in diese Jahreszeit. Die Melancholie über den sich verabschiedenden Sommer, das Hoffen auf noch ein paar schöne Altweibersommer-Herbsttage. Diese Emotionen verspürt man auch beim lesen dieses Buches. Die Traurigkeit von Jule und David über die schwierige Beziehung, in der nicht mehr richtig geredet werden kann, die Hoffnung, das am Ende doch noch alles gut wird.
Mir persönlich kam nur das Ende dann etwas zu abrupt und zu plötzlich, ich wollte aber auch einfach nicht mit dem lesen aufhören. Absolute Leseempfehlung, die Lust auf ein emotionales, zeitgenössisches Herbstbuch haben.

5🍎/5

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„Es müsste auch einen Begriff für diesen vor-partnerschaftlichen Zustand geben, in dem zwar noch keine konkrete Beziehung geführt wird, beide sich aber darin einig sind, sich eine Beziehung vorstellen zu können und so weiter.“ (S. 25)

Um was geht es? ❓
Das Buch umfasst 11 kurze Geschichten in Prosa. Es werden darin in Ich-Perspektive Einblicke in das ungewöhnliche Leben der textenden Person gegeben. Diese bleibt namenlos. In den Kapiteln geht es um Sexualitäten, (Nicht-)Mutterschaft, Tinder-Dates, Drogenkonsum, Beziehungen,…

„Am Ende jedoch hast du vor dem Badezimmerspiegel geweint und gefragt, warum du dir niemals genug bist, und plötzlich bricht es aus mir heraus.“ (S. 105)

Wie hat es mir gefallen?
Eine Protagonistin hat pinkfarbene Haare, muss ich da mehr schreiben? 💗😉 Mach ich aber klar trotzdem.
Sarah Berger hat in diesem Buch schon gegendert, bevor es so ein großes politisches Thema wurde. Die Sprache ist klar und direkt und hat auf mich durch das Ersetzen des Wortes „niemand“ durch „niemensch“ einen ganz einzigartigen Charme. Dieses Buch lädt ein, sich über Schubladendenken hinaus mit der eigenen Identität auseinander zu setzen. Ich möchte jetzt unbedingt die anderen Werke auch lesen.

Große Leseempfehlung!
5 🔥/5

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Ich hab dieses grandiose Cover auf einem Büchertisch gesehen, das Buch eingepackt in Folie, und wusste aber noch vor Lesen des Klappentextes „Ich brauche dieses Buch!“. Und ich wurde nach dem auspacken nicht enttäuscht.

Darin 10 Graphic Novels über zehn junge, lesbische Frauen und deren erste sexuelle Erfahrungen, das Coming-Out, das Verliebtsein oder ihr Begehren. Wundervoll gezeichnet in schwarz-weiß.

Die Texte sind jeweils in der Ich-Perspektive geschrieben und so bekommt man in jeder Kurzgeschichte ein Stück aus dem Leben dieser Frau präsentiert. Die Geschichten spielen im Kanada und Frankreich der 60er und 70er und greifen auch Themen wie Homophobie im Katholizismus, „Skandalfilme dieser Zeit“ und Mädcheninternate auf. Die Protagonistinnen fühlen sich am Ende jeder Kurzgeschichte befreit.
Die Personen sind als Bären, Hasen oder Pferde dargestellt. Mal lernen sie Gebärdensprache, mal tragen sie Blumenkleider und mal tummeln sie sich zu dritt in einem Bett.
Dieses Buch strahlt auf 83 Seiten sehr viel Charme, Witz und Humor mit einem Augenzwinkern aus. Es wird einen Ehrenplatz in meinem Regal bekommen.

Übersetzt aus dem französischen von Christoph Schuler.

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TW, CN: Depression, psychische Erkrankung, Suizidgedanken

„Depression ist fürwahr nicht lustig, Depression muss aber nicht das Ende des Lebens bedeuten. Es ist möglich, ins Leben zurückzukehren, mit Freuden!“ (S. 12)

Was habe ich gelesen?
„Vom Buffet der guten Laune nehm ich die sauren Gurken.“ Geschrieben und gezeichnet von einem Kollektiv um Max Giermann, Helene Bockhorst, Ronja von Rönne, Sonja Koppirz, dem unvergleichlichen Torsten Sträter und vielen anderen. Erschienen im @lappanverlag, 1. Auflage 2022, 125 Seiten

„Wir alle haben seltsame Überzeugungen. Manche denken ernsthaft, Philipp Amthor sei ein Politiker und nicht irgendein Grundschulkind, das aus dem Schachklub ausgebüxt ist.“ (S.76)

Um was geht es?
Das Buch trägt den Untertitel „Komische Kunst über Depressionen“ Und so finden sich neben allerlei lustigen Texten auch zahlreiche Cartoons und Zeichnungen mit tiefschwarzem Humor, die sich in vielschichtiger Weise alle um das gleiche Thema drehen.

„Lass das Licht rein, das ist wichtig. Grade jetzt, wo es wieder so finster aussieht überall.“ (S. 100)

Meine Meinung?
Durch dieses Buch bin ich in gut zwei Stunden Lesezeit durchgeflogen und hab mich oft (laut lachend) wiedererkannt.
Absolute Empfehlung an alle aktiv und passiv von Depressionen Betroffene, Menschen die an der Thematik interessiert sind und vor allem an die „Lach doch einfach mal wieder dann geht’s dir besser“-Sager*innen!

10🥒/5

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„Was Männer nie gefragt werden - Ich frage trotzdem mal" ist das erste Buch der Aufsichtsrätin Fränzi Kühne @effibiest und ist 2021 im @sfischerverlage erschienen. Fränzi Kühne wurde jüngste Aufsichtsrätin in Deutschland.

Sie hat für ihr Buch während der Corona-Pandemie 22 erfolgreiche Männer aus verschiedenen Bereichen interviewt und diese mit Fragen konfrontiert, die meist nur Frauen gestellt werden, zum Beispiel wie sie Familie und Karriere unter einen Hut bringen. Dabei gibt sie auch immer wieder Einblicke, warum sie es für wichtig hielt dieses Buch zu schreiben, wie sie vorangegangen ist, was ihre Beweggründe waren. Nach einzelnen Fragen sortiert gibt sie immer wieder Einblicke in die Antworten der Herren. Oft provokativ geschrieben aber auch immer wieder erklärend. Nach und nach bekommt man immer mehr Eindrücke davon, wie die Interviews abgelaufen sind, und wer welche Fragen besonders privat oder kritisch fand.

Laut Klappentext soll dieses Buch unserer Denkweise einen Spiegel vorhalten und eine Veränderung bewirken. Meiner Meinung nach gelingt das der Autorin gut. Ich habe oft gelächelt und noch öfters mit dem Kopf geschüttelt, aus Verwunderung von manchem Denken. Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen. Auch wenn mir sicher mindestens eine Frage einfällt, die es nicht beantwortet, nämlich "Mit wem haben sie geschlafen, um diesen Posten zu bekommen?" Ich sehe aber natürlich die Indisketion der Frage ein. 😷😉

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