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Veröffentlicht am 19.10.2023

Mord ohne Agatha Christi

Mord im Christmas Express
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Die frisch pensionierte Polizistin Roz reist mit dem Zug in einem Schlafwagen an Weihnachten von London aus zu ihrer in den Wehen liegenden Tochter in den schottischen Highlands. Angelehnt an das Setting ...

Die frisch pensionierte Polizistin Roz reist mit dem Zug in einem Schlafwagen an Weihnachten von London aus zu ihrer in den Wehen liegenden Tochter in den schottischen Highlands. Angelehnt an das Setting von Agathas berühmtem Kriminalroman „Mord im Orientexpress“ befinden sich an Bord sowohl ein Opfer als auch ihr Mörder. Als der Zug entgleist und mitten in der schneeverwehten Pampa liegen bleibt, muss Roz aktiv werden und ermitteln.

Ich hatte unglaublich viele Erwartungen an diesen Krimi – er versprach ein weihnachtliches Setting und wurde mit Agatha Christie beworben. Als großer Fan der Autorin musste ich daher diesen Roman umgehend lesen. Leider konnten meine hohen Erwartungen jedoch nicht getroffen werden. Im Vordergrund des Romans steht die Hauptfigur Roz, die so einigen emotionalen Ballast mit sich herumschleppt. Dieser wird intensiv aufgearbeitet und ausgebreitet – die Mordermittlungen und -aufklärungen geraten dabei allerdings so sehr in den Hintergrund, dass ich nicht mehr unbedingt von einem Kriminalroman sprechen würde. Roz dreht gefühlt einmal an ihrem Zauberwürfel (hierdurch kann sie sich entspannen und abschalten) und schon hat sie die Lösung. Ermittlerisch wirkte der Roman auf mich wenig glaubhaft. Auch Agatha Christies Auseinandernehmen von Persönlichkeiten, Psyche und Figuren, das spannende Sezieren des menschlichen Miteinander hat mir gänzlich gefehlt. Hierdurch mangelte es leider auch an Spannung. Die Geschichte selbst wirkte auf mich angenehm cozy, richtig in Weihnachtsstimmung gebracht hat es mich aber leider nicht. Nach Abstreifen meiner Erwartungen habe ich den Roman wegen der kuscheligen Atmosphäre dennoch ganz gern gelesen. Auch der Schreibstil war sehr angenehm und hätte das Potential, einen Agatha Christie Roman zu formulieren. Thematisch wurden vor allem sexuelle Belästigung, Missbrauch und Vergewaltigung behandelt. Das fand ich grundsätzlich gut und wichtig. Jedoch wirkte die Aufarbeitung eindimensional und zu wenig ausgearbeitet. Die Protagonistin Roz selbst war mir mittelmäßig sympathisch. Sie war gefühlt durchweg mit sich selbst beschäftigt. Schade!

Fazit: An sich ist dies ein solider Roman für Zwischendurch, in dem es auch zum Mord kommt. Mit der Werbung „Weihnachtsflair“ und „Agatha Christie“ tut sich der Roman jedoch keinen Gefallen.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Umbruch

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Inhalt: Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die ...

Inhalt: Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will.
Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiß sie, dass ihr das niemals gelingen wird.

"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" ist der erste Roman, den ich von der Autorin Doris Knecht gelesen habe. Ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde und bin auch hinterher gefühlt nicht viel schlauer geworden. Die Autorin hat einen einprägsamen, sehr angenehmen und melodischen Sprachstil, der mich sehr für sie eingenommen hat. Die Geschichte selbst wirkte auf mich jedoch eher wie ein Flickenteppich, bei dem die Protagonistin vergangene Erlebnisse und Erinnerungen aneinanderreiht. Ich konnte mich nicht so recht in sie hineinversetzen - vielleicht bin ich mit Anfang 30 auch noch zu jung dafür? - und die Figur selbst blieb für mich stets gesichtslos. Ihre Kinder und Mitmenschen hingegen wurden für mich sehr bildhaft dargestellt, zudem konnte ich einige Gedanken und Ängste der Protagonistin nachvollziehen. Insgesamt fand ich, dass es keine schlechte Geschichte war - aber so richtig fesseln konnte sie mich leider auch nicht.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Realitätsnah

Going Zero
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Inhalt: Zum Wohl der nationalen Sicherheit hat die CIA in Zusammenarbeit mit Silicon-Valley-Wunderkind Cy Baxter ein ultimatives Überwachungsprojekt entwickelt. Zehn Personen sind für den letzten Betatest ...

Inhalt: Zum Wohl der nationalen Sicherheit hat die CIA in Zusammenarbeit mit Silicon-Valley-Wunderkind Cy Baxter ein ultimatives Überwachungsprojekt entwickelt. Zehn Personen sind für den letzten Betatest ausgewählt worden, bei dem es darum geht, alle Datenspuren auf null zu reduzieren und 30 Tage unentdeckt zu bleiben. Eine von ihnen ist, als vermeintlich leichte Beute, die als Erste gefunden werden würde, eine unauffällige Bibliothekarin aus Boston. Doch Kaitlyn Day schafft es, die Jägerteams immer wieder zu überraschen, und erweist sich als talentierter als alle anderen Spielteilnehmer. Für sie geht es um viel mehr als 3 Millionen Preisgeld.

"Going Zero" ist der erste Roman, den ich vom Autor Anthony McCarten gelesen habe. Ich war sehr neugierig, da der Autor ebenfalls diverse Skripte zu bekannten Filmen geschrieben hat. Der Roman wird in kurzen Kapiteln aus wechselnder Sicht der Protagonisten wiedergegeben. Ich fand es spannend und beeindruckend, mitzuerleben wie das private Unternehmen von Cy Baxter Jagd auf die 10 "Zeros" macht, um sie vor Ablauf der 30 Tage zu finden. Gruselig muteten dabei die diversen Methoden und technischen Möglichkeiten an, insbesondere weil der Ablauf und die Technik bereits existieren. Insofern hat der Thriller eine realitätsnahe Komponente, die einen ein ums andere mal verunsichert und grübeln lässt. Insbesondere, wenn man an die aktuellen Entwicklungen im Bereich Social Media bedenkt. Die Protagonistin Kaitlyn Day schafft es mit großer Anstrengung immer wieder, den Fängen von Cy Baxter zu entwischen und der Roman gipfelt zuletzt in einer überraschenden Wendung. Den elaborierten Sprachstil empfand ich als angenehm, allerdings haben detailreiche Beschreibungen dazu geführt, dass eine "Hochspannung", in der ich nur so über die Seiten fliege, ausblieb. Der Thriller war packend und ich wollte stets wissen, wie es ausgeht, aber dennoch kam ich von der Seitenanzahl aufgrund der Dichte der Beschreibungen und Gedanken einzelner Figuren nur langsam voran. Hier hätte eine abschnittsweise Ausdünnung ein rasanteres Tempo ermöglichen können, denn ein Pageturner ist es leider nicht.

Schlussendlich beendete ich den Roman mit einem flauen Gefühl - die Grundidee, Sicherheit mit Überwachung der individuellen Freiheit gegenüberzustellen, ist wichtig und hier erschreckend realitätsnah aufgearbeitet worden.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Kein Thriller

One of the Girls
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Lexis Junggesellinnenabschied hätte so traumhaft werden können – gemeinsam mit ihren 5 Freundinnen in einer Villa auf einer griechischen Insel. Doch leider trügt die Idylle und schon bald wird klar, dass ...

Lexis Junggesellinnenabschied hätte so traumhaft werden können – gemeinsam mit ihren 5 Freundinnen in einer Villa auf einer griechischen Insel. Doch leider trügt die Idylle und schon bald wird klar, dass jede Frau etwas zu verbergen hat. Als die Masken fallen, kommt es zur Eskalation und einer Leiche…

Auf diesen Roman war ich unglaublich gespannt! Als großer Fan der Serie Pretty Little Liars fühlte ich mich vom Klappentext direkt angesprochen. Das Setting ist unglaublich toll und die Idee der Geschichte hat mich sehr angefixt! Insgesamt konnten meine hohen Erwartungen leider nicht vollends getroffen werden. Der Roman hat mit einem melodischen, bildhaften Sprachstil einen wirklich tollen Lesefluss und konnte mit der ein oder anderen Überraschung aufwarten, leider fehlte es mir jedoch an Thriller-Elementen und raffinierten Plot-Twists. Wirklich gegruselt habe ich mich nicht. Zwar gab es spannende Szenen und ich wollte stets wissen, wie es weiter geht, aber der richtige „Thrill“ und die Gänsehaut blieben aus. Einen Pretty Little Liars Moment hatte ich daher nicht. Dennoch hat mir der Roman in der Gesamtkonstellation gut gefallen und war vor allem sehr kurzweilig. Ich würde ihn aber eher als spannenden Frauenroman bezeichnen, da vor allem die zwischenmenschlichen Verhältnisse der einzelnen Frauen zueinander im Fokus standen. Das Finale war für mich doch recht überraschend, sodass ich trotz ausgebliebenem Grusel mit einem „zufriedenen“ Gefühl aus dem Roman ging.

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Leichte Kost

Sylt oder Süßes
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Inhalt: Hotelchefin Doreen Grüning, 43, durchtrainiert, kontrolliert und immer im Kaloriendefizit, soll einen abgerockten Zeltplatz auf Sylt zum Luxus-Glamping-Resort umgestalten. Keine leichte Aufgabe, ...

Inhalt: Hotelchefin Doreen Grüning, 43, durchtrainiert, kontrolliert und immer im Kaloriendefizit, soll einen abgerockten Zeltplatz auf Sylt zum Luxus-Glamping-Resort umgestalten. Keine leichte Aufgabe, denn alles soll heimlich und unauffällig vonstatten gehen, um nicht den Zorn der Sylter Heimatschutz-Aktivisten zu erregen. Doch die Jungs vom Camping-Restaurant und die eigenwillige Rezeptionistin Stine kommen ihr auf die Schliche und sind alles andere als begeistert, dass auch noch dieses Sylter Kleinod den Reichen und Schönen geopfert werden soll. Heimlich beschließt die Campingplatz-Crew, Doreen umzustimmen. Die Jungs gehen mit ihr surfen und bekochen sie. Und Stine bringt ihr zur Entspannung das Stricken bei. Schon lange hatte Doreen nicht mehr so viel Spaß. Doch als ihr ihre Hosen nicht mehr passen und das ganze Projekt zu scheitern droht, zieht sie die Notbremse: Ab sofort hält sie wieder eisern Diät und bestellt schon mal die Bagger. Wäre da nur nicht der Ur-Sylter Hinnerk, der ein so freies und anderes Leben lebt und ihr zeigt, wie gut es tut, loszulassen …

Ich habe bereits mehrere Sylt-Romane der Autorin Claudia Thesenfitz gelesen und mag den lockeren Schreibstil und das Setting auf meiner Lieblingsinsel. Auch der neueste Roman war wieder kurzweilig und unterhaltsam. Mir hat vor allem die Wandlung der Protagonistin Doreen von einer unsympathischen und kontrollsüchtigen Frau mittleren Alters hin zu einer liebenswerten, entspannteren Campingplatz-Bewohnerin gefallen. Das Ende wurde mir persönlich etwas zu schnell abgehandelt, insbesondere für die beginnende Romanze hätte ich mir noch mehr Szenen der Zweisamkeit gewünscht. Nichtsdestotrotz habe ich mich wieder gut unterhalten gefühlt. Insgesamt leichte Kost für Zwischendurch!

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