Hochspannende Verfolgungsjagd um das Schicksal Europas
Die Windsor-AkteEin rätselhafter Besucher stellt das Leben des jungen Studenten Ajax Doggerton auf den Kopf. Als erfolgreicher Ruderer in Cambridge wird er vom britischen Geheimdienst als Spion beim abgedankten König ...
Ein rätselhafter Besucher stellt das Leben des jungen Studenten Ajax Doggerton auf den Kopf. Als erfolgreicher Ruderer in Cambridge wird er vom britischen Geheimdienst als Spion beim abgedankten König Edward rekrutiert. Dort sei er als Bediensteter getarnt in Paris, wo Edward mit seiner bürgerlichen Ehefrau Wallis lebt, um einem schlimmen Verdacht nachgehen. Die Hinweise verdichtet sich, dass der ehemalige König sich mit Adolf Hitler und den Nazis zu verbünden gedenkt. Dabei besteht die Gefahr, dass er Staatsgeheimnisse ausplaudert und somit Deutschland im zweiten Weltkrieg einen Vorteil gegenüber Großbritannien verschafft. Als Ajax dann in Paris eine falsche Entscheidung trifft, beginnt ein spannendes Tauziehen um Edward - denn sein Bündnis kann zur Zerreißprobe für Europa werden.
Dier Geschichte hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Schon allein das Cover ist sehr gelungen und spiegelt die Atmosphäre und die Charaktere perfekt wider. Der Erzählstil ist flüssig und der Geschichte absolut angemessen. Allerdings finde ich diese manchmal ein bisschen zu „unangepasst“, da sich die Sprache nicht den unterschiedlichen Zeiten und Ständen der Personen unterordnet. So spricht der aus einfachen Verhältnissen stammende Ajax sowohl gegenüber Edward und Wallis genauso wie zu Lydie. Auch Edward als Aristrokat müsste meines Empfindens nach eine etwas gehobenere Sprache nutzen. Dafür benutzt der Autor jedoch im Allgemeinen eine sehr bildliche Sprache mit sehr treffenden Vergleichen, was das Lesen sehr angenehm macht.
Vor dem Lesen des Buches kannte ich die Windsor Akte noch nicht, wohl aber die Gerüchte um Edward und Wallis sowie auch die um seine eventuelle Affinität zum Nationalsozialismus. Die Historie wurde hier sehr treffend geschildert und durch die Verbindung mit Fiktion lebendig ausgearbeitet. Obwohl Ajax und Lydie im historischen Kontext nur Erfunden zu sein mögen, sind sie die wahren Helden der Geschichte. Lydie ist mein Lieblingscharakter mit ihrer Stärke und den von Liebe getriebenen Mut. Ajax ist mir persönlich zu vielschichtig und ungreifbar, aber dennoch durchaus sympathisch. Edward als fast schon Nebenfigur in dieser / seiner Geschichte und vor allem Wallis kommen dagegen gar nicht gut weg. Sie wirken sehr festgefahren, engstirnig und egoistisch; Wallis sogar manipulativ. Alle zusammen bilden eine bunte Mischung und verhelfen der Geschichte zu Vielschichtigkeit.
Das Lesen des Buches viel mir trotz der Deklarierung als Historischer Roman sehr leicht von der Hand und ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit während des Lesens verflogen ist. Das Tempo der Erzählung ist sehr hoch und spitzt sich immer dramatischer zu. Der Spannungsbogen ist sehr gut gelungen und das Ende fast schon eine tröstende Umarmung nach dem rasanten Verlauf der Ereignisse.
Auch wenn mir die Dramatik hier vielleicht zu überspielt war und für mich vor allem die Verfolgungsjagd von Katharina und Lydie viel zu glimpflich und unbeschadet verlief, bin ich doch froh um den Ausgang. Das Ende versöhnt mich etwas mit den unrealistischen Timings und Zufällen, die den beiden immer wieder zu Gute kommen. Das Buch verspricht Hochspannung und Tempo mit sympathischen Helden, die über sich hinauswachsen. Dieses Versprechen hat der Autor mehr als gehalten.