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Veröffentlicht am 23.09.2023

Wir sind genug

Nie gut genug
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„Wir müssen nichts besser machen und nicht perfekt sein.“ Das klingt in den Ohren eines Perfektionisten völlig haltlos. Grund genug, dieses Buch zu lesen, um hinter die Maske zu blicken.

Autor Thomas ...


„Wir müssen nichts besser machen und nicht perfekt sein.“ Das klingt in den Ohren eines Perfektionisten völlig haltlos. Grund genug, dieses Buch zu lesen, um hinter die Maske zu blicken.

Autor Thomas Curran schreibt von der steigenden Tendenz zum Perfektionismus in der Gesellschaft, dem Drang nach Wachstum, Leistungs- und Konsumzwang und wie wir uns davon befreien, quasi erfolgreich scheitern, ohne noch im Misserfolg nach Selbstoptimierung zu suchen.

„Das Wachstumsdenken gibt vor, dem Misserfolg einen hohen Wert beizumessen, aber in Wahrheit ist genau das Gegenteil der Fall.“

Wie die Befreiung gelingen kann? Radiale (Selbst-) Akzeptanz ist der Schlüssel. Ganz klar, positives Denken ist hier nicht ausreichend, anders mit Fehlschlägen umgehen schon. Die Ursache für den abwertenden Antreiber in uns, sieht der Autor im Außen - in „kulturell bedingten Vorstellungen“. Einfluss darauf zu nehmen, ist außerhalb der eigenen Möglichkeiten. Mit seinem Buch zielt Thomas Curran darauf ab, mit dieser Einsicht bereits Teil der Lösung zu sein. Wissen ist Macht!

Bei mir hat das ein paar Dinge angestoßen und mir verdeutlicht, wo ich nochmal ran muss. Perfektionismus kriecht in jeden Lebensbereich, wenn man nicht aufpasst. Der angenehme sachlich kompetente, ehrliche und bedachte Schreibstil hat mir gut gefallen.

Thomas Curran gibt gerade zum Ende hin Hoffnung, sich dem zu stellen, ohne sich etwas anzumaßen. Dabei werden, beim aufmerksamen Lesen, auch Lösungsansätze vorgestellt! Hier hätte ich mich jedoch über eine anschauliche Übersicht gefreut. Wer sich eine umfassende Sicht auf die Dinge erhofft, die zum Umdenken animieren, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Mission Impossible

Kleine Probleme
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Es ist Freitag, der 31. Dezember und das Unerledigte soll nicht mit, ins neue, aufgeräumte Jahr. Dreizehn Stichpunkte stehen auf Lars „Zu erledigen“-Liste, für die er weniger als zehn Stunden übrig hat. ...

Es ist Freitag, der 31. Dezember und das Unerledigte soll nicht mit, ins neue, aufgeräumte Jahr. Dreizehn Stichpunkte stehen auf Lars „Zu erledigen“-Liste, für die er weniger als zehn Stunden übrig hat. Jedem der Punkte ist ein Kapitel gewidmet oder auch Zwei. Einiges davon scheint machbar, anderes ambitioniert, ähnlich den Vorsätzen für das neue Jahr und manches scheint unmöglich zu schaffen. Lars guckt kritisch, ja, beinahe vernichtend auf sein Leben, von dem er sich ein anderes wünschen würde, mit einem besseren Ich, einem Ich, das tut, was es sich vornimmt und das Leben nicht auf später verschiebt. Dabei erinnert sich der neunundvierzigjährige Ich-Erzähler an seine Kinder, seine Frau Johanna, ihre Stimme in seinem Kopf und es ist faszinierend, wie Nele Pollatschek philosophisch abschweift, wenn es darum geht, zu putzen oder ein Bett zusammenzubauen. Galante Übergänge berichten davon, das Unmögliche zu schaffen und nicht aufzugeben - und immer schwingt der Stolz mit, am Ende einen Hacken auf der To-do-Liste setzten zu können.

Das Leben und all die unerledigten Sachen. Nele Pollatschek geht der Tragik des Lebens auf humorvolle Weise nach und erzählt vom Sich-neu-erfinden und Alles-beim-Alten lassen, vom Nicht-Hinschauen, vom Alles-oder-nichts-Denken, der Liebe zu Listen, Überforderung, Aufschieberei und der Sehnsucht nach Ordnung, Freiheit und erreichten Zielen. Beim Lesen wechselte mein Gemüt zwischen Bewunderung, für das gekonnte Einfangen des „Vieldenkers“, für das eigene Wiedererkennen und innerliche Kopfnicken, die vielen lustigen Szenen (Nudelsalat, Vater anrufen) und zwischen Überdruss, bei all den Pleumeln, Plodden, Knülpen und Niezen, der Anstrengung, den endlosen Sätzen, da hatte ich manchmal keine Lust mehr, ähnlich wie Lars, der beim fünften Punkt auf der Liste (Geschenke einpacken) am liebsten die Geschichte beenden wollte. Doch ich hatte Mitgefühl für Lars, deren Frau Abstand brauchte, der depressive Gedanken brütet, nach Hilfe schreit, den Druck braucht, um anzufangen. Da steckt eben auch ganz viel Wahrheit drin, ganz viel lockere Schreibkunst, einfach die gute Unterhaltung des Zerdenkens, Weiterschweifens und Umdenkens.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Beziehungen auf Augenhöhe führen

Ent-Eltert euch!
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In diesem Ratgeber geht es darum, sich weiterzuentwickeln und eine emotional distanzierte, aber gleichzeitig mitfühlende Position einzunehmen, was einen respektvollen und klaren Umgang (mit den Eltern) ...


In diesem Ratgeber geht es darum, sich weiterzuentwickeln und eine emotional distanzierte, aber gleichzeitig mitfühlende Position einzunehmen, was einen respektvollen und klaren Umgang (mit den Eltern) möglich machen könnte. Zugehörige Themen wie Selbstführsorge oder Ängste werden dabei nur angedeutet. Deshalb hilft der Ratgeber vor allem, einen guten Überblick zu erhalten, da alles verständlich und nachvollziehbar erklärt wird. Die wichtigsten Ansätze werden deutlich und neben den ersten Aha-Momenten, erhält man zudem einiges zum Nachdenken. Durch die vielen (konstruierten) Fallbeispiele, machte der Ratgeber einen sehr praktischen Eindruck. Tatsächlich ist das ganze Thema aber so komplex und anspruchsvoll, dass es nicht leicht ist, nach der Lektüre tatsächlich in den aktiven Prozess überzugehen - zumal die häufigsten familiären Dynamiken betrachtet werden, aber eben auch nicht alle. Insgesamt ist es auch eine aufwühlende Thematik, für die man sich bereit fühlen sollte.

Interessant waren die (konstruierten, aber authentischen) Dialoge zwischen Kind und Mutter oder Vater, und die Entwicklung vom Ist-Zustand zum Besseren. Hilfreich fand ich, das eigene Kreisgefühl zu visualisieren (um Grenzen zu erkennen) und die vorgestellten Mittel zur Selbstregulierung. Besonders die erzeugten Bilder prägen sich gut ein, wie die Leiter hoch- oder runterzusteigen, den eigenen Garten oder andere Visualisierungen. Etwas unglücklich fand ich, die Zerteilung der Fallbeispiele, die erst im abschließenden Kapitel mit Handlungsalternativen noch einmal aufgegriffen werden und (für mich) viel zu knapp ausgefallen sind.

Fazit: “Ent-Eltert euch!" macht Hoffnung und Mut, dranzubleiben, zu sich selbst zu stehen und bietet Impulse für bewusste Gestaltungsmöglichkeiten von (elterlichen) Beziehungen. Wer hier Handlungsbedarf sieht, für den könnte sich ein Blick ins Buch lohnen, um mehr darüber zu erfahren. Wer sich bei den Fallbeispielen wiedererkennt, könnte sehr davon profitieren.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Mysteriösen Prophezeiung

Mord auf der Insel Gokumon
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Ein neuer Fall für Privatermittler Kosuke Kindaichi, der klassischen Krimiserie aus Japan. Kosuke Kindaichi kehrt aus dem Krieg zurück und reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um der einflussreichen ...

Ein neuer Fall für Privatermittler Kosuke Kindaichi, der klassischen Krimiserie aus Japan. Kosuke Kindaichi kehrt aus dem Krieg zurück und reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um der einflussreichen Familie seines Kriegskameraden Chimata Kito die Todesnachricht zu überbringen, der auf einem Rückführungsschiffs gestorben ist. Seine letzen Worte prophezeien ein düsteres Verbrechen: »Ich will nicht sterben. Ich ... ich ... darf nicht sterben. Ich muss nach Hause. Sonst werden meine drei Schwestern ermordet…« Als Gast des reichsten Fischereibetriebes auf der Insel versucht Kosuke mehr herauszufinden, um die drei Schwestern und die Cousine zu schützen, doch die Bewohner reagieren mit Misstrauen und Argwohn. Es herrscht eine unheilvolle Atmosphäre der Angst und man fragt sich: »Warum löste Chimata Kitos Ableben eine solche Panik auf der Insel aus? Was versetzte ihre Bewohner in derartige Alarmbereitschaft?» Die Insel Gokumon, wo nur Nachfahren von Piraten und Sträflingen lebten, mit dem unheilvollen Namen Höllentor oder Gefängnistor.

»Die rätselhaften Honjin-Morde» konnten mich überzeugen. Sollte man den ersten Teil nicht kennen, ist das unproblematisch, denn darauf wird sogar eingegangen und man wird direkt angesprochen. Diese Fortsetzung verläuft nach den selben Mustern: viele skurrile Figuren, die in einem Personenregister aufgeführt werden, viele Details und eine unvorhersehbare Handlung zum Miträtseln, weil man den selben Wissensstand hat, wie der Ermittler, ein ungewöhnliches Setting, eine unaufgeregte Erzählweise, die nach und nach des Rätsels Lösung ansteuert und Haikus. Im zweiten Teil erfährt man auch noch ein bisschen mehr über Kosuke, aber diesmal wirkt die Handlung sehr aus der Zeit gefallen, wenn man das Frauenbild bedenkt. Insgesamt wurde ich wieder gut unterhalten, auch wenn mir der erste Teil ein wenig besser gefallen hat.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Übernatürlich, mystisch und spannend

Ingenium
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"Ingenium - Das erste Rätsel" erzählt von Mike Brink, ein, bis zu seiner Verletzung, aufstrebender Football-Star. Seit einem erlittenem Schädel-Hirn-Trauma besitzt er die Begabung, Muster zu erkennen und ...

"Ingenium - Das erste Rätsel" erzählt von Mike Brink, ein, bis zu seiner Verletzung, aufstrebender Football-Star. Seit einem erlittenem Schädel-Hirn-Trauma besitzt er die Begabung, Muster zu erkennen und Rätsel zu lösen. Dadurch wird eine Psychologin auf ihn aufmerksam, um mit seiner Unterstützung die Gemälde von der stummen Patientin Jess Price zu entschlüsseln, die wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Damit beginnt die spannende Geschichte, die Mike in düstere Geheimnisse verstrickt.

Ich mochte, wie Mikes genialer Verstand arbeitet. Das Savant-Syndrom ist sehr faszinierend. Durch Mike erhält man Einblicke in diese Inselbegabung, ihre Vor- und Nachteile. Der Erzählstil führt mit Bildhaftigkeit und Klarheit lebhaft durch die Story, die sich nach und nach entschlüsselt. Danielle Trussoni greift dabei in einige Genre-Kisten, lässt sich nicht von den Grenzen der Realität aufhalten und spinnt ein Netz aus vielen Figuren. Diese große Vielfalt hat einen hohen Unterhaltungsfaktor. Es wird gruselig, mysteriös, rätselhaft, schockierend, spannend, religiös, wissenschaftlich und fantasievoll. Besonders die unheimliche Atmosphäre im Sledge House, gehört zu meinen Highlights. Dabei verliert sich Danielle Trussoni immer wieder in Details, medizinischer, mathematischer und spezifischer Natur, die das Tempo drosseln. Der Fokus liegt auf der Handlung, weniger auf den Figuren, die nur in Ansätzen Tiefe erfahren und weitestgehend oberflächlich bleiben. Hier ergeben sich einige Schwächen, der inkonsequenten Figurenausarbeitung. Insgesamt war "Ingenium - Das erste Rätsel“ aber ein packender Genre-Mix voller Geheimnisse, Rätsel und Mystery, der alte Mythen mit modernder Verschwörungen vermischt und dazu einlädt, mitzurätseln. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und hoffe, dass das vielversprechende Potenzial noch weiter ausgeschöpft wird.