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Veröffentlicht am 13.09.2023

Temporeiche Geschichtsstunde

Die Windsor-Akte
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Die Windsor-Akte ist eine Sammlung von zunächst als hoch geheim eingestufter Akten des Außenministeriums des Dritten Reiches. Mittlerweile sind diese Akten in Teilen veröffentlicht, über die Beziehung ...

Die Windsor-Akte ist eine Sammlung von zunächst als hoch geheim eingestufter Akten des Außenministeriums des Dritten Reiches. Mittlerweile sind diese Akten in Teilen veröffentlicht, über die Beziehung des früheren (und später abgedankten) König Edward VIII. mit hochrangigen Vertretern des Dritten Reichs wie etwa zu von Ribbentrop ist hier zu lesen.

Schon der Prolog hat es in sich, hiermit hat mich der Autor gleich mal in seine Geschichte gezogen. Corporal Lance Ennis und Colonel Pickett entdecken im April 1945 eine Kiste, voll mit Dokumenten, die – in falschen Händen – das Königreich in seinen Grundfesten erschüttern könnten.

Im Jahre 1992 ist der Journalist Roger Ennis besagten Dokumenten auf der Spur, die sein Großvater damals vor der Zerstörung bewahrt hat. Er bittet eine Archivarin, ihm diese Akten zur Verfügung zu stellen. Und die Archivarin erzählt ihm eine Geschichte…

Edward, der Herzog von Windsor und seine Ehefrau Wallis haben sich in Paris niedergelassen, die Nähe Edwards zu den Nationalsozialisten ist der britischen Regierung ein Dorn im Auge. Um über jeden seiner Schritte informiert zu sein, wird der junge Student Ajax Doggerton eingeschleust. Er hat regelmäßig Bericht zu erstatten, wenngleich es nicht immer Brisantes zu vermelden gibt. Zugunsten der geschiedenen, amerikanischen Staatsbürgerin Wallis Simpson hat Edward auf den Thron verzichtet, ist aber mit den Staatsgeheimnissen vertraut. Und hier kommt der Geheimdienst ins Spiel.

Ajax Anwerbung durch den Geheimdienst ist sehr einfallsreich und endlich in Paris angekommen, ist seine erste Begegnung mit Lydia, dem Hausmädchen, äußerst stürmisch. Beide sind sie in Edward und Wallis Haushalt beschäftigt. Das schillernde Paar schmückte sich mit bekannten Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie etwa Picasso, um nur einen zu nennen. Sie reisen viel, die Bediensteten reisen mit. Ajax und Lydia, die ihre Liebe zueinander entdeckt haben, werden auf einer spektakulären Flucht getrennt. Es mischen noch so einige mit, per Auto und Flugzeug geht es ganz schön zur Sache. Diese rasanten Passagen waren mir dann doch zu viel, ein wenig dezenter wäre für mein Empfinden der bessere, der glaubhaftere Weg gewesen. Langweilig jedoch war es an keiner Stelle.

Dirk Husemann hält sich an die historischen Fakten, die fiktiven Elemente waren mir zuweilen zu actionreich, das Drumherum jedoch ist spannend erzählt. Die Windsor-Akte hat mir nichts gesagt und so habe ich ein wenig nachgelesen, was es mit dieser Akte auf sich hat. „Das Tauziehen zwischen England und dem Deutschen Reich um den Herzog von Windsor zählt zu den bizarrsten Episoden des Zweiten Weltkrieges…“ So beginnt das lesenswerte Nachwort, in dem der Autor nochmal alles gut zusammenfasst.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Die Rechtsmedizinerin klärt auf

Mit kalter Präzision
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„Er betrachtet zufrieden sein Werk.“ Alles war perfekt in Szene gesetzt, „der Rest ist ein Kinderspiel.“

Den Start in die neue Reihe um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao wollte ich nicht verpassen, ...

„Er betrachtet zufrieden sein Werk.“ Alles war perfekt in Szene gesetzt, „der Rest ist ein Kinderspiel.“

Den Start in die neue Reihe um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao wollte ich nicht verpassen, lässt Michael Tsokos doch hinter die Kulissen seines Berufsalltags blicken. Es ist nicht das erste und wird bestimmt nicht das letzte Buch von ihm sein, das ich – nach anfänglichen Schwierigkeiten – verschlungen habe.
Und ja, das Hineinfinden ins Geschehen gestaltet sich zäh. Zu viel Fachwissen wird hier gefühlt kleinteilig dargeboten und um nichts zu überlesen, was zur Aufklärung wichtig sein könnte, habe ich mich durch die ersten Kapitel zwar nicht direkt gequält, aber doch musste ich mich am Riemen reißen, um dranzubleiben. Und es hat sich gelohnt, denn dieses allzu ausführliche Fachwissen wird zugunsten der Ermittlungsarbeit auf ein vertretbares Maß reduziert.

Die Ehefrau des Inhabers der Corpore Sano Schönheitskliniken wird erdrosselt aufgefunden. Fremdeinwirkung scheint ausgeschlossen, der Auffindeort spricht dagegen. Die Rechtsmediziner errechnen den Todeszeitpunkt, der sich anhand gängiger Methoden gut eingrenzen lässt und doch kommen bald Zweifel auf. Suizid oder doch Mord? Roderich Kracht, der Ehemann der Toten, scheint schon aufgrund seines zeitlich nachvollziehbaren Alibis unverdächtig.

Es ist der erste Fall um die deutsch-chinesische Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao. Auch wenn sie durchaus von ihrem Chef unterstützt wird, so schafft sie vieles im Alleingang. Von Seiten der Polizei mischt Monica Monti, die Leiterin der Ermittlung, schon auch mit, ebenso die IT-Spezialistin Sara Wittstock. Yao geht in ihrem Beruf auf, ihr Privatleben beschränkt sich auf die Sorge um ihre Schwester, die nach einem schweren Schicksalsschlag alleine nicht mehr zurechtkommt. Mit Sara, der schon erwähnten IT-Expertin, ist Yao auch freundschaftlich verbunden, ihre Recherchen zum aktuellen Fall sind weitere Mosaiksteinchen hin zur Aufklärung. Sie stoßen auf ältere Todesfälle, die Ähnlichkeiten erkennen lassen und deren Spuren in immer dieselbe Richtung weisen. Bald scheint der Täter gefunden und doch gelingt es nicht, ihm die Morde nachzuweisen.

Die kurzen Kapitel sind mit präziser Zeit- und Ortsangabe überschrieben, so hat man stets den Überblick. Die Charaktere sind allesamt authentisch, wenngleich mir Sara Wittstock zu nerdig rüberkommt. Eine Einzelkämpferin abseits des Mainstream, für meinen Geschmack überzeichnet. Yao als Hauptakteurin gefällt mir an und für sich gut, ihre Alleingänge sind zwar nervenaufreibend und hochspannend, realistisch sind sie eher nicht. Dies mal außer Acht gelassen, hat die Buch-Figur Yao in ihrer Gänze durchaus Potenzial. „Verstehen Sie irgendetwas von dem, was der Typ da gerade sagt?“ wird Yao gefragt und ich sage ja, vom Fachwissen, das ich so präzise nicht gebraucht hätte, einmal abgesehen. Denn genau diese Längen, die für mich als Laien eher trocken zu lesen sind, kosten den letzten Stern. Und natürlich werde ich beim nächsten Rechtsmedizin-Thriller wieder dabei sein.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Schillernde Modewelt

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
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Loulou de la Falaise liebt ihre Flohmarktklamotten, sie mag es bunt und ausgefallen. Haute Couture kann sie sich nicht leisten und doch fällt sie mit ihrem extravaganten Kleidungsstil auf, den sie sich ...

Loulou de la Falaise liebt ihre Flohmarktklamotten, sie mag es bunt und ausgefallen. Haute Couture kann sie sich nicht leisten und doch fällt sie mit ihrem extravaganten Kleidungsstil auf, den sie sich in London auf dem Camden Market zusammenstellt. Noch ziemlich jung heiratet sie, diese Ehe jedoch ist nicht von Dauer. Sie führt ein unstetes Leben, sie jettet um die Welt und lernt viele bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit kennen. Eine Begegnung jedoch lässt sie später wieder nach Frankreich zurückkehren – Yves Saint Laurent. Obwohl sie sich in diesem Land nie heimisch gefühlt hat, so wird Frankreich doch noch Heimat für sie.

Michelle Marly macht die 1970er Jahre lebendig, lässt mich in die glanzvolle Welt der Mode eintauchen. Zunächst lehnt sie ab, über Yves Saint Laurent zu schreiben. Als sie dann – neugierig geworden - über ihn und die Frauen in seinem Leben recherchiert, bleibt sie schwerpunktmäßig bei Loulou de la Falaise hängen. Yves und sie waren über dreißig Jahre freundschaftlich und beruflich verbunden. Er sagt einmal über Loulou: „Es vergeht kein Tag, an dem sie mich nicht mit Staunen erfüllt.“

Das ungekürzte Hörbuch über 8:28 Stunden von Harper Audio hat Carolin Haupt eingesprochen. Ihre wunderbar klangvolle Stimme passt perfekt zu diesem Roman, der Loulou de Falaise würdigt, eine begabte, sehr facettenreiche Frau, die mir bis dato nicht sagte, die ich hier kennen- und schätzenlernen durfte.

Der Roman orientiert sich an wahren Begebenheiten, ohne den Anspruch einer Biografie zu haben. So hat die Autorin belegbare Fakten mit den fiktiven Elementen in eine gut hör- bzw. lesbare Form gebracht. Yves Saint Laurent war neben Coco Chanel, Christian Dior und noch so einigen bis heute sehr bekannten Modeschöpfern ein ganz Großer seiner Zunft.

In den letzten 15 Minuten des Hörbuches werden die wichtigsten Personen mit allen Eckdaten ihres Lebens in Kurzform vorgestellt – ein runder Abschluss.

Es war ein interessanter Blick in eine Welt der Reichen und Schönen, es waren unterhaltsame Hörstunden um eine Hauptakteurin, die mir vollkommen unbekannt war. Mick Jagger, Rudolf Nurejew, Andy Walhol, Paloma Picasso, Paul Getty und wie sie alle heißen mögen, haben ihren Weg gekreuzt. Gefühlt alle Berühmtheiten aus Künstlerkreisen waren zugegen, und natürlich spielten auch Drogen in der glanzvollen Modewelt eine nicht zu unterschätzende Rolle.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Emotional erzählte Geschichte rund um die Babyklappe

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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„Klingel an der Hintertür, zähl bis zwanzig, dann lauf weg, das Kind wird in Sicherheit sein.“

Marie Sand erzählt von der Hebamme Henni Bartholdy, einer stillen Heldin, die mit ihrer ersten Babyklappe ...

„Klingel an der Hintertür, zähl bis zwanzig, dann lauf weg, das Kind wird in Sicherheit sein.“

Marie Sand erzählt von der Hebamme Henni Bartholdy, einer stillen Heldin, die mit ihrer ersten Babyklappe schon 1956 Neugeborenen eine Chance aufs Leben bot. Es ist die Nachkriegszeit, wir sind in Berlin in den 1950er Jahren. Auch wenn es aufwärts geht, so ist die Armut noch allgegenwärtig. Henni lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder mehr schlecht als recht, mit Putzstellen hält sich die kleine Familie über Wasser und natürlich packt auch Henni mit an. So auch heute, als sie die Villa der Arztfamilie von Rothenburg säubert. Eduard, der Sohn des Hauses, fällt direkt über den Putzeimer – Henni und Eds erste Begegnung ist ziemlich stürmisch.

Der Sohn aus reichem Hause und die Tochter der Putzfrau begegnen sich, finden sich sympathisch und nicht nur das, sie ziehen sich magisch an. Ihre Geschichte, ihre Liebe, zieht sich durchs Buch. Aber was hat sie zu bieten? Eds Eltern sind wenig begeistert, eine Verbindung schier unmöglich. Vor allem die Frau Mama macht deutlich, dass ihr Sohn in anderen Sphären zu schweben hat. Die Diskrepanz zwischen Arm und Reich ist allgegenwärtig. Als dann die noch sehr junge Henni schwanger wird, drängen sie die von Rothenburgs, unterstützt von ihrer Mutter, zu einem Schritt mit weitreichenden Folgen.

Eine ungewollte Schwangerschaft zieht vieles nach sich. Die Frage nach einer Abtreibung, die Verzweiflung der Frauen, kennt Henni nur zu gut. Sie will helfen, lässt sich als Hebamme ausbilden. Auch um der Kinder willen, sie sollen leben. Und sie lässt sich nicht beirren. Sie denkt an diejenigen, die in Not sind. Deren Leben aus den Fugen geraten ist. Ein Kind heißt: Verantwortung zu tragen, für dieses kleine Wesen da zu sein, das eigene Leben umzukrempeln. Nicht immer kann dies gelingen, nicht jede Mutter freut sich über ihr Baby. Marie Sand erzählt von Müttern, die unbedingt ein Baby wollen und auch von denen, die daran zugrunde gehen. Die einen haben mein Mitgefühl, andere kann ich zwar verstehen und doch möchte ich sie schütteln. Viele Emotionen werden freigesetzt, auch so manches Tränchen vergossen.

Der zweite Erzählstrang handelt von Liv. Auch sie ist ein Findelkind, ihre Adoptiveltern schweigen und doch lässt sie nicht locker. Sie und die Suche nach ihren Wurzeln waren mir nicht so nah, Hennis Part hat mich mehr angesprochen, wenngleich die Liebesgeschichte für meinen Geschmack etwas weniger hätte sein dürfen. Und doch dient sie dazu, den tiefen Graben zwischen den Gesellschaftsschichten zu verdeutlichen.

Marie Sand hat schon in ihrem ersten Roman „Ein Kind der Hoffnung“ von einer stillen Heldin erzählt, in ihrem neuen Buch „Wie ein Stern in mondloser Nacht“ hat sie sich wiederum eines sensiblen Themas angenommen. Immer am Rande der Legalität ist ihre heimliche Heldin für die in Not geratenen da. Ein anrührendes Buch, das ich gerne gelesen habe, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Das Leben der Abelke Bleken oder wie man als Hexe angeklagt wird

Marschlande
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Ganze zwei Tage haben sie gebraucht, um den Scheiterhaufen auf den Wiesen zwischen den Elbströmen zu errichten. Von dort, aus einem Dorf in den Marschlanden, kommt die Hexe her, für deren Verbrennung sie ...

Ganze zwei Tage haben sie gebraucht, um den Scheiterhaufen auf den Wiesen zwischen den Elbströmen zu errichten. Von dort, aus einem Dorf in den Marschlanden, kommt die Hexe her, für deren Verbrennung sie die dafür notwendigen acht Klafter Holz aufschichten müssen.

Die Hexe – das ist die allein lebende Abelke Bleken, die vor fast 500 Jahren hier gelebt hat - in Ochsenwerder, das in den Vier- und Marschlanden liegt, einem ländlichen Hamburger Stadtteil. Sie besaß einen großen Hof, den sie als Frau alleine mit ihren Helfern erfolgreich bewirtschaftete. Nicht jeder sah dies gerne, eine Frau brauchte schließlich einen Mann aus ihren Kreisen, die stolze Abelke hatte sich dem jedoch stets verweigert.

Bei der schlimmen Allerheiligenflut dann war auch ihr Grund und Boden betroffen, der Deich hat entlang ihres Grundstückes nicht gehalten. Bei einem Deichbruch hatten die jeweiligen Anrainer diesen wieder herzustellen, das damalige Deichrecht verpflichtete sie dazu. Ohne Hilfe konnte Abelke dies unmöglich schaffen und auch, wenn es üblich war, dass die Betroffenen zusätzliche Helfer bekamen, so ließen sie Abelke alleine. So kam es, dass sie des Hofes verwiesen wurde, da sie ihrer Pflicht nicht nachkam. Aus der Hufnerin wurde eine Tagelöhnerin.

„Zwei Frauen, die Jahrhunderte trennen - der Wunsch nach Selbstbestimmung, der sie verbindet.“ So lese ich es im Vorfeld. Oberflächlich betrachtet mag das stimmen, nach der Lektüre sehe ich eine starke Abelke Bleken, der ihre zupackende, selbstbestimmte Art zum Verhängnis wurde. Dieser Blick zurück in eine Zeit voller Aberglauben hat mich tief berührt. Sie war eine rechtschaffende Frau, die sich nicht von einem Ehemann hat unterjochen lassen, die auch ohne Mann ihren Hof erfolgreich bewirtschaftet hat. Und genau das zog Neider an, sie wurde denunziert, für Unglücke verantwortlich gemacht, sie wurde als Hexe verleumdet, ihr Schicksal war besiegelt. Von ihr hätte ich gerne noch sehr viel mehr gelesen, dieser historische Teil ist sehr gut gelungen…

…der zweite Erzählstrang eher nicht. Britta Stoever hat sehr wohl auch den Wunsch nach Selbstbestimmung, jedoch ist dieser eher egoistischer Natur. Sie ist eine Zugezogene. Mit Mann und Kindern bewohnt sie nun ein Haus, so richtig angekommen ist sie jedoch noch nicht. Sie macht sich auf, ihr neues Umfeld zu sondieren und stößt dabei auf ein Straßenschild, dem Abelke-Bleken-Ring. Sie forscht nach, liest über die Marschbauern und trifft auf eine Nachbarin, die vieles aus Abelkes Zeit zusammengetragen hat. Ihr Archiv der unerhörten Frauen, die aus der Norm fielen, die aufständisch waren und Wichtiges geleistet haben klingt interessant, Britta will mehr wissen. Auch trifft sie vor einer Kate auf einen Mann, der ihr von der Allerheiligenflut im Jahre 1570 erzählt.

Brittas Nachforschungen schlagen den Bogen zu Abelke. Zwischendurch erlebe ich eine immer unzufriedener werdende Britta, die urplötzlich mit allem hadert, die ohne zu überlegen sich in ein neues, unabhängiges Leben stürzt. Nicht selbstbestimmt, eher egozentrisch, sehr eigennützig und die dann die anderen für ihre monetäre Misere verantwortlich macht. Nein, so agiert keine, die souverän erscheinen will, sie ist eher anmaßend und arrogant. Kurz: Die Figur Britta ist aufs Schlechteste überzeichnet. Schade eigentlich, der Ansatz wäre schon okay gewesen. Die Hamburgerin, die sich in ihre noch neue Heimat einleben will. Wären die privaten, aufgebauschten, selbstgemachten „Probleme“ nicht gewesen oder zumindest nebensächlich geblieben, hätte ich drüber hinweggesehen.

Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Der starke Teil um Abelke verdient höchstes Lob, er hat mich tief in die Geschichte eintauchen lassen. Auch habe ich viel Interessantes von den Marschlanden und deren Eindeichung gelesen. Brittas Part jedoch war in weiten Teilen so gar nicht meins, hier wäre weniger sehr viel mehr gewesen. Dass ich „Marschlande“ dennoch mit 4 Sternen bewerte, hat ausschließlich mit Abelkes Geschichte, die für sich alleine betrachtet die höchste Punktezahl verdient, zu tun.

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