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Veröffentlicht am 19.10.2023

Auf der Suche nach der Mona lisa

Die Erfindung des Lächelns
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Im August 1911 wird Da Vincis Mona Lisa aus dem Louvre entwendet, um zwei Jahre später wieder aufzutauchen. Wer, wie, warum liegt im Dunklen.

Der Autor nimmt dieses Ereignis, das wesentlich zur Berühmtheit ...

Im August 1911 wird Da Vincis Mona Lisa aus dem Louvre entwendet, um zwei Jahre später wieder aufzutauchen. Wer, wie, warum liegt im Dunklen.

Der Autor nimmt dieses Ereignis, das wesentlich zur Berühmtheit der Mona Lisa beigetragen hat, zum Anlass, seine Phantasie spielen zu lassen, um die Leerstellen zu füllen. Das Ergebnis ist ein in weiten Teilen unterhaltsamer Roman mit humorvollen Szenen und vielen, manchmal ,in meinen Augen zu vielen, Informationen zum damaligen Kulturbetrieb.

Die ersten Kapitel des Romans waren herausfordernd, da es vier Handlungsstränge gibt und dadurch viele Namen und leider kein Personenverzeichnis. Auch scheint es keine Bezugspunkte zwischen ihnen zu geben.

Vincenzo, ein italienischer Hilfsarbeiter, arbeitet ab und zu im Louvre. Immer am Existenzminimum träumt er von Ruhm und Geld.

Jelena , eine russische Immigrantin und überzeugte Anarchistin, beteiligt sich an kriminellen Aktivitäten der Gruppe, bekommt aber Skrupel, ob es gerechtfertigt ist, einfache Menschen zu töten. Durch einen Zufall lernt sie die berühmte Tänzerin Isadora Duncan kennen.

Isadora verehrt den Magus Aleister Crowley. Sie selbst legt sich öfters die Tarotkarten. Isadora hat Crowley versprochen, ihn bei seinen Beschwörungen zu unterstützen.

Mehr zufällig kommen Picasso und sein engere Kreis ins Spiel. Durch den spektakulären Raub werden die Vorgänge rund um den Louvre näher beleuchtet. Der Autor schildert die Zustände im Museum, die mich wirklich entsetzt haben. Mangelnde Sauberkeit bis hin zu Ratten, kein Überblick über den Bestand der Ausstellungsstücke und desaströse Sicherheitsvorkehrungen. Picasso hat in der Vergangenheit zwei gestohlene Statuetten gekauft .

Und dann gibt es natürlich noch den Vertreter des Gesetzes. In diesem Fall ist es Inspector Juhel Lenoir. Und er ist meine Lieblingsfigur. Nicht nur, dass ich seine Vorliebe für Schokolade teile, er ist einfach das, was er sein soll - ein guter motivierter Kriminalbeamter und ein absoluter Kulturbanause. Seine Gedanken zu den oft etwas verschrobenen Kunstgrößen und deren Werke waren für mich immer ein willkommener Quell der Heiterkeit.

Auch Picasso sorgt für humorvolle Szenen. dazu gehört für mich unter anderem die Szene, als er zusammen mit seinem Freund Guillaume mitten in der Nacht versucht, die Statuetten los zu werden.

Bindeglied in diesem großen Tableau ist die Mona Lisa, die mehrfach den Besitzer wechselt und den Geschehnissen eine neue Wendung gibt.

Wenn ich davon absehe, dass mich die Flut an Personen und Informationen zu deren Werken und politischen Strömungen manchmal fast erschlagen hat, ist der Roman in seiner Gesamtheit sehr unterhaltsam und voller Humor und auch Ironie. Wie am Ende alle losen Enden in das Gesamtbild eingebunden werden und alle Fragen zufriedenstellend beantwortet werden, ist beeindruckend.

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Veröffentlicht am 07.10.2023

Dunkle Geheimnisse der Vergangenheit

Glutspur
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Zu Beginn ein kleiner Hinweis, man sollte das Buch möglichst in langen Abschnitten lesen. Zumindest trifft dieser Einwand auf mich zu, denn die Ereignisse sind auf drei Handlungsstränge angelegt. dass ...

Zu Beginn ein kleiner Hinweis, man sollte das Buch möglichst in langen Abschnitten lesen. Zumindest trifft dieser Einwand auf mich zu, denn die Ereignisse sind auf drei Handlungsstränge angelegt. dass man schon mal den Überblick verlieren kann. Ich habe auch ein wenig mit der Vielzahl in meinen Ohren fremdländisch klingenden Namen gekämpft, was auch zu meinem holprigen Lesestart beigetragen hat.

Liv Jensen hat den Polizeidienst in Nordjütland quittiert und ist nach Kopenhagen gezogen. Sie versucht sich nun als Privatdetektivin. Ihr Mentor bei der Polizei bittet sie, in einem alten nie gelösten Mordfall erneut zu ermitteln.

Livs neue Wohnung ist im Haus von Hannah Leon und deren kranken Vater. Hannah ist in einer Krise nach einem persönlichen Schicksalsschlag.

Und dann ist da noch der Automechaniker Nima, der auf dem Gelände vor dem Haus eine Werkstatt betreibt. Er ist der Hauptverdächtige in einem aktuellen Mordfall.

Liv trägt für mich eindeutig den Hauptteil der Handlung. Ich bin mit mir uneins, ob ich sie mag. Sie wirkt auf mich verloren und scheint ein Trauma erlitten zu haben. Was sie sicher ist, eine gute Ermittlerin, die nicht aufgibt, bis sie die Lösung des Falles hat.

Auch Hannah ist einsam, kümmert sich um ihren Vater und versucht herauszufinden , wie es zu dem Schicksalsschlag kommen konnte.

Am meisten mochte ich Nima, der gerade als er endlich in Dänemark angekommen scheint, durch den Mordverdacht erneut den Boden unter den Füßen verliert.

Nach und nach ergeben sich Schnittmengen zwischen den drei Fällen. Namen und Orte tauchen kreuzweise auf. Bis fast zur letzten Seite bleibt das Motiv im Dunkeln. Es hat mich insoweit überzeugt, als es zur Persönlichkeit des Mörders passt, der seine persönlichen Vorteile und Rache über menschliches Mitgefühl und Gerechtigkeit stellt.

Der Krimi liest sich fesselnd und abwechslungsreich. Ein wenig Raum für Ruhe bieten Beschreibungen der kargen Landschaft . Ansonsten hält mich die Handlung in Atem, wenn ich sie mir auch etwas weniger problembeladen gewünscht hätte.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Eine Liebesgeschichte zauberhaft wie ein Märchen

Die Melodie von rotem Ahorn
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Lisa studiert in Japan. Nach einer gescheiterten Beziehung hält sie sich von Männern fern und ist doch einsam.

Nick arbeitet bei einer Kölner Firma und muss in deren Auftrag nach Japan. Nick ist wenig ...

Lisa studiert in Japan. Nach einer gescheiterten Beziehung hält sie sich von Männern fern und ist doch einsam.

Nick arbeitet bei einer Kölner Firma und muss in deren Auftrag nach Japan. Nick ist wenig begeistert, sieht aber keine Möglichkeit, sich zu entziehen.

Gleich bei der Ankunft in Japan läuft Lisa Nick über den Weg. Beide spüren eine gewisse Anziehungskraft., gehen aber ihrer Wege. Kurz darauf treffen sie sich wieder zufällig und vereinbaren ein Wiedersehen, zu dem Nick zu spät kommt. Der Wunsch, den anderen näher kennenzulernen, lässt sich nicht verdrängen. Durch die Vermittlung von Nadine, Lisas Freundin, verbringen die beiden einen zauberhaften Tag. Die Tatsachen sprechen gegen ihre Liebe. Nick wird Japan in wenigen Tagen verlassen. Lisa bleibt wegen dem Studium in Japan . Eine Fernbeziehung ist für sie undenkbar. Schweren Herzens trennen sich die beiden.

Was mir von Anfang an sehr gut gefallen hat, Lisa und Nick erzählen in der Ich-Form abwechselnd die Ereignisse aus ihrer Sicht. Besonders spannend fand ich, dass ich Einblicke in ihre Gefühlswelt bekommen habe. Welche Befürchtungen sie hatten. Manches davon hat mich zum Schmunzeln gebracht. Wie habe ich mit Lisa gelitten, als Nick nicht zur verabredeten Zeit in der Bar erschien und war gleichzeitig mit Nick in Panik, weil es immer später wurde.

Lisa und Nick sind sehr sympathisch und waren mir in kurzer Zeit so vertraut wie jemand aus meinem Freundeskreis. Ich konnte es nicht fassen, dass Nick tatsächlich zurück nach Deutschland fliegt und Lisa seine Nachrichten ignoriert. So gemein konnte das Schicksal nicht sein !

Und tatsächlich gibt es eine überraschende Wendung.

Eingebettet ist die berührende Liebesgeschichte in Beschreibungen der prachtvollen japanischen Landschaft und zu meiner Freude gibt es auch kurze Einblicke in die japanische Kultur, die gerne mehr hätten sein dürfen.

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Veröffentlicht am 29.09.2023

Eine ungewöhnliche Männerfreundschaft

Picassos Friseur
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Wer erwartet in dem Buch leichtes Friseurgeplänkel zu finden, wird überrascht sein, denn erzählt werden die Lebenswege von Arias, dem Friseur und verschiedene private Facetten Picassos.

Ich lerne Arias ...

Wer erwartet in dem Buch leichtes Friseurgeplänkel zu finden, wird überrascht sein, denn erzählt werden die Lebenswege von Arias, dem Friseur und verschiedene private Facetten Picassos.

Ich lerne Arias näher kennen und dadurch bekommt Picasso für mich schärfere Konturen. Die beiden Männer verbindet vieles, auf das sich die Verbundenheit der beiden gründet und dennoch sind sie grundverschieden.

Beide sind Exil-Spanier und fühlen sich trotz langer Jahre in Frankreich immer noch als Fremde. Beide sind Mitglieder in der spanischen Kommunistischen Partei und begeisterte Stierkampfanhänger. der Stierkampf ist für sie das Symbol für das traditionsreiche und gute Spanien.

Arias stammt aus einem kleinen Dorf bei Barcelona. Schon als Jugendlicher hat er als Friseur gearbeitet. Er war überzeugter Kommunist und hat aktiv im spanischen Bürgerkrieg gekämpft und wurde auch verwundet. Im Exil hat er die spanische KP weiterhin aktiv unterstützt.

Picasso wurde in eine wohlhabende bürgerliche Familie geboren. Er ging früh nach Paris. Er hat Francos Diktatur vehement abgelehnt und den Widerstand und die KP durch großzügige Spenden unterstützt, aber nie aktiv gekämpft.

Beide lernen sich zufällig kennen, als Picasso sich bei Arias die Haare schneiden lässt. Schnell entwickelt sich eine enge Beziehung. Sie gehen gemeinsam zum Stierkampf und schwelgen in Erinnerungen an das alte Spanien. ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Freundschaft zwischen den beiden gegeben hätte , hätte es nicht diese Klammer eine Verbindung geschaffen.

Ansonsten sind die beiden grundverschieden. Arias hat sich seine Existenz selbst erarbeitet. Er war mit seiner großen Liebe Simona verheiratet und ihr immer treu. er liebte seine Kinder und war stolz auf sie.

Picasso musste sich um Geld keine Sorgen machen. Er war bereits zu Lebzeiten ein gefeierter Star. Er muss über ein großes Charisma verfügt haben, denn er zog die Frauen an wie Honig die Fliegen . dabei hat er sie nach kurzer zeit gedemütigt und erniedrigt. Diese Seite Picassos kannte ich nicht und sie hat mich abgestoßen und schockiert. ich habe den Eindruck gewonnen, dass er sehr schwierig im Umgang gewesen ist. manche Angewohnheiten gehen in meinen Augen weit über das Stadium einer Marotte hinaus. Picasso war die Sonne, um die sich alles dreht. Sicher hat zum Bestand der Männerfreundschaft beigetragen, dass Arias kein Problem hatte, sich selbst zurückzunehmen und vieles hingenommen hat, ohne negativ zu werten. Das macht für mich den Charme aus, ein Blick auf den Privatmann Picasso zu bekommen und nicht auf das gefeierte Genie. Leider muss ich zugeben, dass mir Picasso dadurch nicht sympathisch wurde. Mit Arias wäre ich vielleicht sogar zum Stierkampf gegangen

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Über allem die Liebe !

Das Collier mit der Herzblume
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Die Autorin erzählt zwei Liebesgeschichten auf zwei verschiedenen Zeitebenen.

Die 15jährige Charlotte lebt 1943 im kleinen deutschen Ort Hangeck. Trotz Krieg hat sie eine fast unbeschwerte Zeit. Das wird ...

Die Autorin erzählt zwei Liebesgeschichten auf zwei verschiedenen Zeitebenen.

Die 15jährige Charlotte lebt 1943 im kleinen deutschen Ort Hangeck. Trotz Krieg hat sie eine fast unbeschwerte Zeit. Das wird von einem Tag auf den anderen alles anders. Das Nazi-Gift findet Eingang in die Dorfgemeinschaft. Charlottes Vater wird verhaftet. Ihre beste Freundin Ilse wird in die Schweiz geschickt. Und das schlimmste, Paul, Charlottes große Liebe, muss fliehen, weil er jüdische Wurzeln hat. Charlotte heiratet einen anderen, bekommt Kinder, kann Paul aber nie ganz vergessen.

Nach ihrem 90zigsten Geburtstag bittet Charlotte ihre Enkelin Hannah, mit ihr in die alte Heimat Hangeck zu reisen. Zufällig trifft Hannah dort einen jungen Mann. Beide finden sich sympathisch und tauschen Adressen aus. Die Geschichte, die 1943 in Hangeck begann, findet nach einigen Schwierigkeiten ein berührendes Ende.

Ich bin in meiner Meinung zum Roman zweigeteilt, so wie die Geschichte selbst. Charlottes Schicksal im Jahr 1943 hat mich stark berührt. Ich habe mit ihr die Schmetterlinge im Bauch gefühlt, wenn sie sich mit Paul getroffen hat. Paul musste man einfach lieben - gutaussehend, verständnisvoll, treu und fürsorglich. Ich habe mit Charlotte gelitten, als ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde - Verlust der Freundin, Verlust der großen Liebe, ohne zu wissen, ob es ein Wiedersehen gibt, Angst um den Vater und zuletzt der Verlust der Heimat.

Das war spannend, emotional und mitreißend.

Der Teil, der in der Gegenwart spielt, erzählt erneut eine schöne Liebesgeschichte. Auch hier scheint das Schicksal in Gestalt einer missgünstigen Verlobten sich gegen die Verliebten zu stellen. Doch die Verluste von damals sind nun der Schlüssel zum Glück. Es gibt einige sehr romantische Szenen und die Beschreibungen der Schweizer Bergwelt machen Lust, sie sich einmal selbst anzusehen.

Ich fand es auch berührend, dass am Ende zusammen kommt, was zusammen gehört.

Was mich gestört hat, die Ereignisse im Jetzt waren allzu vorhersehbar. Die Vergangenheit spielte nur noch eine Nebenrolle, die die beiden Handlungsstränge verband.

Hat mich das Buch gut unterhalten ? Kann die Autorin gut erzählen ? Beide Fragen kann ich mit gutem Gewissen mit Ja beantworten.

Kurz gesagt, wer gerne eine romantische Liebesgeschichte liest, bei der die Liebe erst auf Umwegen den Sieg davon trägt, bei der sich die Handlung über mehrere Generationen erstreckt, ein wenig historisches Ambiente dazu kommt und am Ende die Liebe siegt, kann mit diesem Roman nichts falsch machen.

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