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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2023

Cold Case

Treue hat ihre Grenzen
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Bei diesem Südtirol Krimi, dem 10. Band einer Reihe um Fabio Fameo, haben sich die Schwerpunkte verschoben. Fameo ist mittlerweile zum Vicequestore aufgestiegen. Das bedeutet weniger Zeit für die Familie ...

Bei diesem Südtirol Krimi, dem 10. Band einer Reihe um Fabio Fameo, haben sich die Schwerpunkte verschoben. Fameo ist mittlerweile zum Vicequestore aufgestiegen. Das bedeutet weniger Zeit für die Familie und viel Stress in der Einarbeitungszeit. Leider liegt auch die von ihm so geliebte Ermittlungsarbeit jetzt rein in den Händen seiner früheren Kollegen. Die haben alle Hände voll zu tun, weil ein bekannter Weinerzeuger mitten in seinen Weinbergen brutal erschossen worden ist. Ob Erbstreitigkeiten oder Querelen innerhalb der Winzerschaft der Grund sind, das muss noch herausgefunden werden.
Wieder schafft es der Autor, seine Personen sehr lebendig zu schildern. Auch die Liebe zu der Landschaft rund um Bozen liest sich aus jeder Zeile heraus, denn die Straßen, Orte und Gebäude sind real. Eigentlich möchte man sofort dort Urlaub machen.
En passant erfährt man hier wichtige Fakten rund um den Wein und seine Erzeugung, aber alles sehr dezent. Man wird nicht mit Fakten erschlagen, sondern mit Wissen unterhalten.
Der Krimi an sich ist stimmig und spannend bis zum Schluss. Lange ahnt man nicht, wer der Schuft ist.
Auch wenn Fameos Vorgesetzte jetzt kurz vor der Pensionierung stehen, darf man hoffen, dass noch ein, auch für seine Leserschaft, spannendes Arbeitsleben vor sich hat.

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Ein riskanter Auftrag

Bridge Kingdom – Der Schwur der Spionin
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Ithicana ist ein Königreich, das vom Handel lebt, denn das Land selbst kann nichts anbauen und nichts produzieren. In erster Linie aber füllt der Brückenzoll die Staatskasse, denn die umliegenden Länder ...

Ithicana ist ein Königreich, das vom Handel lebt, denn das Land selbst kann nichts anbauen und nichts produzieren. In erster Linie aber füllt der Brückenzoll die Staatskasse, denn die umliegenden Länder sind auf diese Verbindung angewiesen. Ithicana wird auch regelmäßig von seinen Feinden überfallen, die in Besitz der Brücke kommen wollen. Nur mit dem Erzfeind Maridrina existiert seit 15 Jahren ein Friedensvertrag, der in die Vermählung der beiden Königskinder gipfeln soll. Lara, die maridrinische Prinzessin, ist seit ihrem fünften Lebensjahr auf dieses Ereignis vorbereitet worden. Ihre Ausbilder pflanzten Hass in ihr Herz, schulten sie in psychologischer Raffinesse und stählten ihren Körper mit einer übermenschlichen Ausbildung. Lara wurde zu einer gefährlichen Waffe im Körper einer begehrenswerten Frau.
Als sie nach der Vermählung ihren Ehemann Aren nach und nach besser kennenlernt, muss sie erkennen, dass vieles von ihrem Wissen skrupellose Lügen sind, doch sie hat ihren Auftrag, ihrem Volk aus der Armut zu helfen und Ithicana von innen heraus zu zerstören. Täglich vergrößern sich ihre Zweifel, denn sie beginnt Land und Leute zu lieben.
So ein spannendes Buch: Abenteuer, Kämpfe und sehr viel Romantik. Ein total gelungener Mix, durch den der Leser mit flüssiger Feder durch die Autorin getragen wird. Man fiebert mit den Protagonisten mit und ebenso fiebert man einem Ende entgegen, bei dem alle glücklich und zufrieden sind. Doch dieser Gefallen wird dem Leser nicht getan. Man sieht das Unheil schon aufziehen und das erhöht die Spannung auf den Fortsetzungsband.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Putzfrau mit Herz

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Janice ist eine sowohl tüchtige als auch allseits begehrte Reinigungskraft. Leider ist ihr Mann ein sich selbst überschätzender Tunichtgut, der im Prinzip nur Schaden anrichtet. In erster Linie geht Janice ...

Janice ist eine sowohl tüchtige als auch allseits begehrte Reinigungskraft. Leider ist ihr Mann ein sich selbst überschätzender Tunichtgut, der im Prinzip nur Schaden anrichtet. In erster Linie geht Janice putzen, um die durch ihren Ehemann entstandenen Finanzlöcher zu stopfen.
Janice pflegt sehr persönlichen Kontakt mit ihren Kunden, aber ihre neueste Putzstelle ist bei einer widerborstigen alten Dame (Mrs.B), die dennoch eine Art Faszination ausstrahlt. Das Glück von Mrs. B ist allerdings in Gefahr, weil deren rücksichtsloser Sohn sie aus ihrem Zuhause vertreiben will.
Janice schafft endlich die Trennung von ihrem Mann und zusammen mit ihrem neuen Freund stehen sie Mrs. B zur Seite.
Hier reihen sich viele persönliche Geschichten aneinander. Nie werden die Erzählungen langweilig. Vor allem sind sie berührend, denn immer steht ein menschliches Schicksal dahinter. Schnell gewinnt Janice das Herz des Lesers, der einfach permanent die Daumen drückt, dass sie die Machenschaften ihres Mannes und die von Mrs. Bs Sohn kontern kann.
Endlich mal ein berührender Roman, der ohne Längen auskommt. Im Gegenteil, die Handlung wird flott erzählt und ständig passiert wieder etwas Interessantes. Dass es ein schönes Happy End gibt, wird natürlich keinen überraschen.
Sandra Voss liest das Buch sehr einfühlsam in der Hörbuchversion vor, die ich absolut empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Crowdsolving

Wisting und die Tote am Wegesrand
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Dies ist mein vierter 'Wisting'. Genaugenommen sind wir fast schon so etwas wie alte Bekannte. Tatsächlich ist es sehr angenehm, dass sich in Wistings engstem Umfeld nichts ändert und man immer wieder ...

Dies ist mein vierter 'Wisting'. Genaugenommen sind wir fast schon so etwas wie alte Bekannte. Tatsächlich ist es sehr angenehm, dass sich in Wistings engstem Umfeld nichts ändert und man immer wieder auf das gleiche Setting trifft. Auch freut man sich darauf, wie ein Ermittler wie Wisting jedesmal mit derselben Ruhe und demselben Scharfsinn seine Fälle angeht, und dabei nicht den gewollt unangepassten, durch seinen Beruf verschliessenen Detektiv abgibt.
Diesmal geht es um einen merkwürdigen Vermisstenfall. Eine Australierin sucht per Internet Hinweise zu dem Mord an ihrer Freundin in Spanien. Unter ihrer Regie hat sich eine kleine Gemeinde von Hobbydetektiven gebildet, die eifrig recherchiert und postet. Ihre eifrigste Followerin, die Norwegerine Astria, ist plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Und hier setzt die Suche von Wisting an und er bringt Erstaunliches ans Tageslicht.
Wie immer hat Jørn Lier Horst einen zwar unaufgeregten, actionarmen Krimi geschrieben, der aber viel Mitdenken einfordert, vor allem aber sehr logisch und übersichtlich bleibt.
Und ebenfalls wie immer gibt es bei mir mit Vorfreude auf das nächst Buch die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Die liebe Familie

Schönwald
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Die Eröffnung eines queeren Buchladens in einem Berliner Szeneviertel lässt die Schönwaldfamilie aufeinandertreffen. Die Freudenfeier wird gründlich ruiniert durch einen Farbbeutelanschlag einer linken ...

Die Eröffnung eines queeren Buchladens in einem Berliner Szeneviertel lässt die Schönwaldfamilie aufeinandertreffen. Die Freudenfeier wird gründlich ruiniert durch einen Farbbeutelanschlag einer linken Gruppierung, die behauptet, das Startkapital stamme aus Nazivermögen.
In dieser Katastrophe lernt man die ganze Familie Schönwald in all ihren Facetten der Gegenwart und auch der Vergangenheit kennen.
Das Zentrum bildet Ruth, eine brillante Thomas Mann-Kennerin, die ihre Karriere der Familie opferte und zeitlebens ihren Träumen hinterher trauert.
Sie ist wenig sympathisch in ihrer Dominanz und ihrer manipulativen Art. Während man die Lebenswege der anderen Familienmitglieder verfolgt, wird immer deutlicher, welchen Schaden Ruth den anderen zugefügt hat. Beschädigt sind sie alle auf die ein oder andere Weise, und alle wahren ihre Geheimnisse, um nach außen hin im Erfolg strahlen zu können. Aber auch gesellschaftliches Ansehen kann nicht über seelische Armseligkeit hinwegtäuschen. Vieles wäre besser gelungen, wenn man beizeiten offene Worte miteinander gesprochen hätte.
Man ist direkt mittendrin bei den Schönwalds. Man glaubt fast, alle Personen berühren zu können, so detailreich werden sie von Oehmke beschrieben. Er geht dabei sehr in die Tiefe, scheut keinen philosophischen oder geschichtlichen Diskurs, was sich im Umfang des Romans widerspiegelt. Vielleicht schlägt er dabei manchmal über die Stränge und verliebt sich in seine eigenen Gedankenmodelle, aber letztendlich findet er im großen Bogen immer wieder zu seinen Schönwalds zurück.
Deren Kommunikationsunfähigkeit führt ständig zu skurrilen Situationen, die bühnenreif wären, und dadurch die Handlung so lebendig wirken lassen.
Mir hat Schönwald in allen Aspekten ausnehmend gut gefallen. Das Buch liest sich leicht, ist dennoch sehr anspruchsvoll und birgt auf jeder Seite viel Stoff zum Nachdenken.
Ganz klare Leseempfehlung.

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