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Veröffentlicht am 15.09.2023

Dankbarkeit

Das Mosaik meines Lebens
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Das Mosaik meines Lebens” von Michaela Wiebusch wurde wunderschön in verschiedenen Blautönen illustriert von Gisela Goopel.

Der Roman handelt von den 12 weiblichen Archetypen und den Weg der Selbstfindung.

Lisa ...

Das Mosaik meines Lebens” von Michaela Wiebusch wurde wunderschön in verschiedenen Blautönen illustriert von Gisela Goopel.

Der Roman handelt von den 12 weiblichen Archetypen und den Weg der Selbstfindung.

Lisa entflieht dem Alltag, ihren Sorgen und ihrer Familie. Sie nimmt sich eine Auszeit in Griechenland, wo sie bereits als Kind oft ihre Urlaube verbracht hat. Dort trifft Lisa auf eine alte Bekannte und ein Mosaik mit zwölf weiblichen Archetypen oder auch zwölf Urbilder unseres Ichs, in welchem ein Geheimnis verborgen ist, welches seit Jahrhunderten gehütet wird. Lisa muss das Geheimnis selbst lüften, auch ihre alte Bekannte Judith wird ihr nicht helfen.

Im Griechischen Museum für Kunst und Geschichte tritt Lisa mit den Archetypen in Kontakt. Jede einzelne stellt sich vor und wird von Lisa gesehen, von der Herrscherin (Selbstkritik, Kontrolle) bis zur Liebenden (Liebe/Selbstliebe) und Schöpferin (Achtsamkeit/Vertrauen) werden alle vorgestellt und sehr bildlich erklärt. Lisa erkennt ihre Schwächen, Ängste und Glaubenssätze die sie fesseln und macht sich bewusst, dass sie selbst ihr Leben und somit ihre Gefühle und Gedanken steuern kann. Ein wunderschöner Weg zur Selbstfindung und Selbstliebe wird in diesem Buch aufgezeigt.

Auszug:
Wie kann ich die Liebe rufen, wenn sich mein Herz verschließt?

“Atme goldenes Sonnenlicht ein und lenke es in dein Herz, halte zwei, drei Sekunden den Atem an, um dann alles, was dich belastet und beschwert, mit dem Ausatmen fortzuschicken.”

Das klingt so einfach meint Lisa.

“Alles wird einfach, denn die Liebe ist im Grunde ganz einfach. Vertraue auf deinen Atem.“

Lisa lernt, sich selbst anzunehmen und durch die Archetypen sich, ihre Ehe und ihre Beziehungen anders zu bewerten. Die Änderung beginnt bei ihr selbst, erst dann wird sich auch alles andere ändern. Die lähmende Angst gilt es zu erkennen und anzunehmen. Lisa nimmt ihre Archetypen an und dadurch ändert sich ihr ganzes Blickfeld.

S. 208 “Ich fühle mich wie eine Regisseurin, die ihr Ensemble betrachtet. Ich kenne jede Rolle und kann die Auftritte und Dialoge nach meinen Wünschen gestalten und so das Theaterstück meines Lebens inszenieren.”

Die Autorin hat einen Ratgeber mit einer berührenden Geschichte verwoben; die Protagonistin wird sehr authentisch beschrieben und die weiblichen Archetypen sind phantasievoll gezeichnet, ihre Eigenschaften wurden sehr gut ausgearbeitet und man kann sich als Leserin in den einzelnen Figuren wiederfinden.
Der Schreibstil ist flüssig , leicht und märchenhaft, die Erzählung ist sehr auf das Weibliche ausgerichtet.

Schön finde ich die Illustrationen im Buch und die Beschreibung der zwölf Archetypen im Anschluss an den Roman.

“Dankbarkeit in unserem Herzen ist wie ein Magnet für das Glück.”
S.224
Auch ich bin dankbar, dass ich dieses inspirierende Buch vorab lesen durfte. Eine Leseempfehlung von Herzen, vor allem für Menschen, die sich inspirieren lassen und neue Wege suchen.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Highlight der Gegenwartsliteratur

Muna oder Die Hälfte des Lebens
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“Muna oder Die Hälfte des Lebens” von Terezia Mora.
Ein verstörendes, erschütterndes Highlight der Gegenwartsliteratur.

Muna wächst bei ihrer verwitweten, alkoholabhängigen Mutter, einer wunderschönen ...

“Muna oder Die Hälfte des Lebens” von Terezia Mora.
Ein verstörendes, erschütterndes Highlight der Gegenwartsliteratur.

Muna wächst bei ihrer verwitweten, alkoholabhängigen Mutter, einer wunderschönen Theaterschauspielerin in der DDR auf.
Kurz vor ihrem Abitur lernt sie den älteren Französischlehrer, Fotografen und Bildredakteur Magnus kennen. Magnus ist verschlossen, schroff und für die junge Abiturientin Muna der schönste Mann. Sie bezirzt ihn und nach einer gemeinsamen Nacht verliebt sich das junge Mädchen in den barschen, undurchschaubaren Mann mit der Zornesfalte.
Zwei Tage danach verschwindet Magnus während einer Radtour in Rumänien oder Bulgarien kurz vor dem Mauerfall.
Muna kann ihn nicht vergessen und als sich ihr Leben nach sieben Jahren wieder kreuzt, ist sie nicht nur intelligent und sehr hübsch, sondern immer noch besessen von dem Lehrer.
Weder junge noch ältere Männer hatten eine Chance in all den Jahren, ihre Liebe gehörte ausschließlich Magnus. Sie schreibt Briefe an Magnus, welche ihn nie erreichen. Er kam nie wieder zurück in die alte Heimat.
Muna würde alles für Magnus geben und muss dies auch, als die beiden ein Paar werden. Sie stellt unglaublich viel in der ersten Hälfte ihres Lebens wegen ihm zurück, ihre Arbeit, ihre Dissertation, ihre Freunde und ihre Familie.

Magnus ist ein Mensch, der “eine Theateraufführung nicht verlässt, weil man das, was einen empört, zur Gänze kennenlernen muss, bevor man das Recht erworben hat, es abzulehnen.” Seine Emotionen sind wie eine Achterbahnfahrt, seine Gefühle nicht greifbar.

Muna will ihn nicht provozieren und doch macht sie genau dies…..!
Daraufhin kommt seine Zornesfalte hervor und Magnus wird ein anderer Mensch. Oder war er immer schon so?

Im Laufe der Jahre wird die lose Beziehung mit Magnus immer wieder von unkontrollierten Gewaltakten durchzogen. Seine unberechenbare Art macht Muna die Leichtigkeit unmöglich. Er erniedrig und zeigt ihr immer wieder seine Verachtung. Sie lernt, in der toxischen Beziehung zu manipulieren, zu bezirzen, ihre körperlichen Reize einzusetzen, sowie Rücksichtnahme auf seine Bedürfnisse und Stimmungen zu nehmen. Solidarität ihm gegenüber war ihr immer sehr wichtig.
Und natürlich immer Sex - danach ist es wieder eine zeitlang “normal” zwischen dem Paar.
Muno ist in einer Abhängigkeit, die will es nicht bemerken und erlebt einen Zusammenbruch, als Magnus sich von ihr trennt.
Und doch hat Muna statistisch gesehen noch eine Hälfte Leben vor sich.
Ist sie in der Lage, diese Hälfte ohne Magnus zu überstehen? Ihr Leben in den Griff zu bekommen? Ihre Dissertation fertigzustellen und eine vernünftige Arbeit anzunehmen?

Die Autorin hat einen unglaublich fesselnden Schreibstil, der mich als Leser:in in den Bann gezogen hat.
Die Geschichte einer klugen, attraktiven Frau, die alles zurücklässt nur um einem Mann zu gefallen, seine Liebe und sein Begehren zu spüren und extremes Leid an Geist und Körper zulässt.
Ein Buch voller Emotionen, die so intensiv und berührend sind, dass man den Roman nicht mehr zu Seite legen kann.
Die Unterhaltungskunst wird durch die wechselnden Orte und Protagonisten erhöht.
Die Charaktere wurden sehr gut ausgearbeitet und nicht nur die Protagonisten wurden authentisch beschrieben, auch die Nebendarsteller:innen wurden treffend gezeichnet.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman der Gegenwartsliteratur geschrieben.
Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Für Jung und Alt

Sieben Tage Mo
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Oliver Scherz hat mit seinem Roman „ Sieben Tage Mo“ ein berührendes Buch über Zwillinge geschrieben, die unterschiedlicher nicht sein können.
Der geistig behinderte Mo, unberechenbar und fordernd geht ...

Oliver Scherz hat mit seinem Roman „ Sieben Tage Mo“ ein berührendes Buch über Zwillinge geschrieben, die unterschiedlicher nicht sein können.
Der geistig behinderte Mo, unberechenbar und fordernd geht er durch sein Leben und Karl, sein Bruder der sich aufopfernd um ihn kümmert, mit ihm verrückte Sachen erlebt und Mo kompromisslos liebt.
Und doch ist es ihm oft zuviel, er möchte unbeschwert sein, mit seinen Freunden spielen und ein Mädchen treffen-ohne Mo.
Er möchte für seine Eltern wichtig sein, genau wie Mo.
Zwischen den Gefühlen hin- und hergerissen ist Karl, als er ein Date mit der wunderschönen Nida hat. Seine Mutter muss schon wieder arbeiten und er hat Mo an der Backe. Und es gibt keine Alternative.
Soll er das Date mit Nida einfach verstreichen lassen? Sicherlich nicht!
Mo kann kurz alleine zu Hause bleiben. Meint Karl - er wird sich auch beeilen.
Bis Karl einen Anruf bekommt und sein Herz in die Hose rutscht. Was ist passiert? Was hat Mo angestellt?
Es ist allein seine Schuld, was auch immer passiert ist. Mo ist geistig behindert und er hat nicht aufgepasst…., resümiert Karl.
Die Geschichte ist kurzweilig und doch sehr nachhaltig. Gerne für Jugendliche und Erwachsene geeignet. Der Autor hat einen unglaublich mitreißenden Schreibstil, man kann die Empfindungen von Karl sehr gut nachempfinden und versteht seine Gedankengänge.
Überforderung, Liebe und Mitgefühl spielen in dem Roman eine große Rolle und zeigen auch, trotz unfassbarer Liebe, wie Bedürfnisse und das eigene Ego in den Vordergrund drängen.
Die Eltern sind berufstätig und drücken dem pflichtbewussten Karl mit der Verantwortung für seinen behinderten Bruder eine zu große Bürde auf. Karl möchte auch gehört werden, frei sein und seine Interessen verfolgen.
Ein Balanceakt beginnt für Karl: Balancieren zwischen der Liebe zu seinem Bruder, der Erschöpfung und dem Verlust der eigenen Lebensfreude ist für einen 12jährigen ein Päckchen zu viel und Karl handelt nicht mehr vernünftig und erliegt seinen unterschiedlichen Gefühlen.
Die beiden Charaktere werden sehr authentisch und intensiv beschrieben, die Emotionen gleichen einer Achterbahnfahrt und obgleich der Roman kurz gehalten wird, ist er für den Leser mitreißend und nachhaltig.
Ein wahres Highlight für Jung und Alt.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Ohne Raum und Zeit

Meine langen Nächte
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“Meine langen Nächte” von Ilva Fabiani.

Anna Alrutz, Dienstnummer 271207 lebt in einer Art Halbschatten ohne Raum und Zeit.
Der Wind hebt das Schattenwesen Anna hoch und der Leser wird in die verschiedenen ...

“Meine langen Nächte” von Ilva Fabiani.

Anna Alrutz, Dienstnummer 271207 lebt in einer Art Halbschatten ohne Raum und Zeit.
Der Wind hebt das Schattenwesen Anna hoch und der Leser wird in die verschiedenen Kapitel ihres kurzen Lebens getragen.

Anna wächst mit ihrer kranken Schwester und ihrem fettleibigen Bruder in einer wohlhabenden Familie auf.
Der Vater ist Arzt und die Familie verbringt ihre Sommer nicht in Luxusorten, sondern in Salzgitter.
Dort lebt der Pastor Heinrich Rudinski, ein guter Freund der Familie und Annas erste Liebe.
Ihre Liebe für Rudinski empfindet Anna, wie eine Hand, die sich im Magen zu einer Faust ballt, Warmes und Schmerzhaftes wird zugleich empfunden. Und erst in einer anderen Welt wird ihr einiges klar …

Helene, Anjas beste Freundin, kommt auch jedes Jahr in den Ferien nach Salzgitter zu ihrer Großmutter und die Mädchen führen ein unbeschwertes Leben.

Um so schwieriger ist Annas Begeisterung für den Nationalsozialimus zu verstehen, aber ihre Eltern können es nicht verhindern.

Anna wird immer mehr in den Sog von Hitlers Worten gezogen.
“Wir brauchen neue Horizonte, neue Hoffnungen”, mit diesen und weiteren Worten werden die Kameraden in eine neue Partei gelockt.

Männer und Frauen folgen den Worten, ersehen sich eine Bewegung, die dem deutschen Volke den Glauben wiedergibt.

Die wirtschaftliche Krise hat Deutschland in den Abgrund getrieben und der junge, entschlossene und mutige Hitler zeigt den jungen Leuten auf, dass die Deutschen wieder emporsteigen werden.

Seine Worte waren wie Peitschenhiebe und die Menge jubelte vor Begeisterung.

Auch in Anna wurde die Hoffnung genährt und erst mit ihrer Existenz als Schattenwesen wurde ihr bewusst, was für einem Irrglauben oder Wahnsinn sie nachgerannt ist.

Ihr Weg ist steinig und doch klar in seinen Linien, Anna liebt Ordnung. Sie hat dem Führer ihre Treue geschworen und erst mit ihrer Liebe zu Therence Picard, kurz Thierry genannt, ein Halbjude aus Frankreich und Medizinstudent beginnt ihr Idealismus zu bröckeln.

Bis dahin hat sie jedoch mit ihrem nicht-arischen Professor Hartmann unglaublich viele Zwangssterilisationen durchgeführt.
Der Führer hat angeordnet, dass Frauen mit vermeintlichen Erb-und Geisteskrankheiten Zwangssterilisiert werden müssen und der Professor hat mit Annas Hilfe die Anordnungen des Führers systematisch umgesetzt.

Anna beginnt eine Beziehung mit dem Halbjuden Thierry und beschreibt diese wie folgt:

“Ich hieß Anna Alrutz, Dienstnummer 271207. Ich war eine braune Schwester und hatte eine unvernünftige Beziehung mit einem Blatt. Im Herbst.”

Sachlich, klar und prägnant erzählt die Autorin aus Annas Leben, ihre Sichtweise aus der Schattenwelt und erklärt ihr handeln zu Lebzeiten.
Anna weckt verschiedene Emotionen und die Autorin lässt den Leser tief in die Handlungen während fer Nazizeit eintauchen.
In das Leid, das Elend, die unglaublichen Machenschaften gegenüber vermeintlich andersartigen Menschen, die geplante Ausmerzung aller Menschen, die keine Arier sind, aber auch das Glück, die Hoffnung, das Mitgefühl und die Liebe werden hervorgehoben.

Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und real sind in Göttingen 787 Frauen sterilisiert worden. Ein intensiver, sehr eindrucksvoller und lesenswerter Roman, der nachhallt.
Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Ein feinfühliges Werk

Die Bücherjägerin
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„…ich habe das gefühlt, dass es um Verhältnisse geht, Verhältnisse und Maßstäbe. Denn so ist das, wenn man das Verhältnis verliert und den Maßstab einer Karte mit dem der Realität verwechselt, plötzlich ...

„…ich habe das gefühlt, dass es um Verhältnisse geht, Verhältnisse und Maßstäbe. Denn so ist das, wenn man das Verhältnis verliert und den Maßstab einer Karte mit dem der Realität verwechselt, plötzlich werden Karte und Welt eins und man ist blind für das, was wirklich da ist.“

Sarah und ihre Schwester Milena wurden von der bunt schillernden Tante Amalia nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen.

Nun lebt Sarah allein in der großen Villa mit dem verwilderten Garten. Ihre Schwester Milena ist verheiratet und ausgezogen und ihre geliebte Tante ist plötzlich verstorben und hat Sarah mit all den Büchern, Karten, Antiquitäten und Schulden in dem großen Haus zurückgelassen.
Sarah kann nicht so gut mit Menschen umgehen und ist in der Welt der Bücher zu Hause. Sie ist eine Restauratorin und Bücherjägerin geworden, wie ihre Tante - nur stiller und farbloser meint sie.

Sie versucht nach Amalias Tod die Aufträge abzuarbeiten, um die geerbten Schulden zu minimieren und die Villa zu erhalten.

Benjamin, ein Bibliothekar aus England steht plötzlich vor ihrer Türe und überredet Sarah die Suche nach einem verschollen Teil einer römischen Karte, der Tabula Peutingeriana, aufzunehmen. Angeblich hatte Amalia eine Spur zu diesem fehlenden Stück.

Sarah, weder Menschenfreund noch kommunikativ willigt ein, die Suche nach der Karte fortzuführen. Ihre große Schwäche ist jedoch das fehlende Erkennen von Emotionen, Ironie und Gefühlen. Ihre Welt besteht aus klaren Aus-/Ansagen.
Somit beginnt eine abenteuerliche Reise mit dem unbekannten Benjamin; die Suche stellt ihr Leben auf den Kopf und doch weiß Sarah, dass man den vorgezeichneten Weg verlassen muss um zu erkennen, was wirklich zählt im Leben.

Bisher war die Liebe in ihrem Leben eine Aneinanderreihung von verpassten Gelegenheiten, Missverständnissen und hoffnungslosen Wünschen.
Amalia zeige ihr den Weg, sich in Büchern zu verstecken. So wurden diese zu Sarahs Zufluchtsort. Viel zu oft war sie versunken in ihrer Welt und der Weg zurück in die Realität oft sehr schwer.

Auf der Reise durch Frankreich und England wird viel Schmerz vor allem aus der Vergangenheit aufgewirbelt und verarbeitet.

Eine Vergangenheit mit Fehlern, Verlusten und Entscheidungen.

Sarah lernt auf ihrer Reise, dass Liebe bedeutet, Fehler zu machen und anderen Menschen etwas anzutun, aber auch verzeihen und verstehen.

„Wenn wir etwas Schönes, leuchtend Helles sehen, vergessen wir die Dunkelheit, die es erst sichtbar macht.“

Die Liebe wird facettenreich beschrieben und auch die teils unbedachten rassistischen und sexistischen Äußerungen werden zerpflückt. Familiäre Bande und freundschaftliche Beziehungen ziehen sich durch die Erzählung und die Wichtigkeit der Emotionen und Ehrlichkeit wird aufgezeigt.

Die Protagonisten werden sehr gefühlvoll, authentisch und lebendig mit Ecken und Kanten dargestellt. Der Schreibstil ist flüssig und leicht, die Orte bildlich gezeichnet und der Geruch oder besser Duft der Bücher wird sehr intensiv beschrieben.

Eine Hommage an die alten Bücher, verstaubt und doch voller Leben.

Das Wissen aus Büchern ist eine Brücke zwischen den verschiedenen und unterschiedlichen menschlichen Rassen.
Eine Brücke aus Papier und doch eine Verbindung der Gegenwart in die Vergangenheit. Diese Brücke aus Papier zeigt Benjamin auf eine empathische Weise.


Sanft, berührend und unglaublich warmherzig wurde der Roman geschrieben, nachdenklich lässt er mich als Leser zurück.

Die Aussage von Tante Amalia „Die Welt ändert sich nicht zum Besseren, wenn wir nicht selbst daran arbeiten“ ist unglaublich wertvoll, weil niemand kommt um uns zu retten. Wir müssen uns selbst retten.

Eine klare Leseempfehlung für dieses feinfühlige Werk.

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