Eine spannende Reise durch die Magie der Sprache und die Schattenseiten des Kolonialismus. Ein Buch, das bewegt und nachdenklich macht.
„Babel“ ist ein Buch von erstaunlicher Tiefe und Komplexität. Es ist ein Roman, der nicht nur in seinen Bann zieht, sondern auch dazu anregt, über die Macht der Sprache, über die Grausamkeit des Kolonialismus ...
„Babel“ ist ein Buch von erstaunlicher Tiefe und Komplexität. Es ist ein Roman, der nicht nur in seinen Bann zieht, sondern auch dazu anregt, über die Macht der Sprache, über die Grausamkeit des Kolonialismus und über die Opfer des Widerstands nachzudenken.
Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert und folgt Robin Swift, einem chinesischen Waisenjungen, der nach dem Tod seiner Mutter von einem mysteriösen Professor zum Studium nach Oxford an das Königliche Institut für Übersetzung gebracht wird - auch bekannt als „Babel“. Kuangs Oxford ist dabei nicht nur ein Zentrum des Wissens, sondern auch ein Ort, an dem Magie und Politik eng ineinander verflochten sind. Die Autorin entwirft eine Welt, in der die Kunst der Übersetzung nicht nur den Sinn der Worte transportiert, sondern auch ganze Nationen beherrscht. Die Kunst des Silberwerkens, das mit Hilfe von verzauberten Silberbarren verloren gegangene Bedeutung wiederherstellt, verhalf dem britischen Empire zu Macht und zur Kolonialisierung weiter Teile der Welt. Eine düstere Realität verbirgt sich jedoch hinter der Fassade von Wissen und Fortschritt. Im Laufe der Geschichte steht Robin vor der Herausforderung, seine Identität und Loyalität zwischen „Babel“ und dem Hermesbund, einer Widerstandsorganisation, zu finden. Als Großbritannien in einen ungerechten Krieg mit China verwickelt wird, muss Robin eine Entscheidung treffen, die nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern das ganzer Nationen beeinflussen wird. Die Art und Weise, wie Kuang komplexe Themen wie Identität, Unterdrückung und Widerstand in einer beeindruckenden Geschichte über Sprache und Magie einbettet, macht „Babel“ bemerkenswert. Die Komplexität der Welt, in der die Protagonisten leben, spiegelt sich in ihren Entwicklungen und Konflikten wider. Besonders eindrucksvoll ist Kuangs Fähigkeit, Emotionen und moralische Dilemmata überzeugend zu vermitteln. Während man mit den Charakteren mitfiebert und mitleidet, wird man als Leser:in mit den eigenen Vorurteilen und Privilegien konfrontiert. Mit einigen Wendungen nimmt die Handlung im letzten Teil des Buches richtig Fahrt auf. In der Mitte des Buches wird die Handlung stellenweise etwas langatmig.
Alles in allem ist „Babel“ ein spannender Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. „Babel“ greift Themen auf, die auch in unserer heutigen Welt von großer Bedeutung sind. Rebecca F. Kuang hat mit „Babel“ ein Meisterwerk geschaffen, das noch lange nach dem Lesen in den Gedanken der Leser:innen nachhallt. „Babel“ ist wie ein Traum, den man nach dem Aufwachen unbedingt weiterträumen möchte. Für alle, die gerne in mystische Welten abtauchen und dabei über das Leben nachdenken wollen, ist „Babel“ eine Pflichtlektüre.