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Veröffentlicht am 19.10.2023

Eine Wahnsinns-Horror-Grusel-Geschichte

Das Nachthaus
2

Alles beginnt mit Luke Skywalker. Fliegen kann er schon mal nicht, so viel steht fest. Schwimmen dagegen klappt super. In rasender Geschwindigkeit treibt Luke davon, dem Dunkel entgegen. „D-d-d-du spinnst ...

Alles beginnt mit Luke Skywalker. Fliegen kann er schon mal nicht, so viel steht fest. Schwimmen dagegen klappt super. In rasender Geschwindigkeit treibt Luke davon, dem Dunkel entgegen. „D-d-d-du spinnst doch, sagte Tom. Er musste Angst haben, dachte ich, denn er stotterte genau einmal mehr als sonst.“

Jo Nesbø einmal ganz anders. Erwartet hatte ich einen Thriller, bekommen habe ich eine Wahnsinns-Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes. Horror, vermischt mit Fantasy und zwischendurch Schwarze Magie.

Richard ist mit seinem Schulfreund Tom unterwegs, als im Nirgendwo eine Telefonzelle steht. Vor lauter Übermut suchen sie aus dem Telefonbuch einen nicht alltäglichen Namen. Tom ist derjenige, der den Hörer hält und dabei Stück für Stück verschwindet. Eine Horrorgeschichte, die im Ort niemand glaubt. Natürlich nicht. Richard wird beschuldigt, mit Toms Verschwinden zu tun zu haben. Die ersten Szenen sind so unvorstellbar wie gruselig. Von Tom fehlt jede Spur und nicht nur der Polizeichef bezichtigt Richard der Lüge. Es bleibt nicht bei dem einen mysteriösen Vermisstenfall, es folgt ein zweiter. Auch die Umstände von Fatsos Verschwinden berichtet Richard haarklein und doch glaubt ihm außer Karen keiner. Und es geschehen noch so viel mehr seltsame Dinge, es wird zunehmend mysteriös.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Zunächst war ich fasziniert von dieser unvorstellbaren Story, auch vom sehr ansprechenden Cover, das positiv heraussticht. Und ja, Jo Nesbø versteht es bestens, zu fesseln und seine Leser bis zuletzt im Unklaren zu lassen. Genau so mag ich es, es sollte nicht vorhersehbar sein und das ist diese Geschichte um das ominöse „Nachthaus“ ganz und gar nicht - auch wenn ich das Buch zwischendurch weggelegt habe, da es mir zu phantastisch, zu abgehoben schien. Ich brauchte einfach eine Lesepause, wollte aber dann schon wissen, wo das Ganze hinführt. Teil zwei spielt fünfzehn Jahre später, die ehemaligen Klassenkameraden treffen sich und nun war ich mit dem „Nachthaus“ einigermaßen versöhnt. Naja, dieses Klassentreffen driftet peu á peu ab, übernatürliche Kräfte sind auch hier am Werk. Im letzten Teil scheint sich der Kreis des Wahnsinns zu schließen, die Erklärung, die Aufklärung hätte ich nie und nimmer so erwartet. So gesehen hat der Autor alles richtig gemacht, auch wenn zwischendurch die Spannung weg war. Ein knallharter Thriller-Fan wird nicht viel Freude an seinem neuesten Werk haben, auch mir war die Story zu übernatürlich. Eine Lektüre für zwischendurch, ein gruselig-schauriger Roman ist „Das Nachthaus“ allemal, Jo Nesbøs Thriller treffen jedoch eher meinen Lesegeschmack.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Genre-Mix

Prophet
1

„Prophet ist das Ende der Welt…“ stellt Adam Rubenstein sachlich fest. Er und der ehemalige MI6-Agent Sunil Rao, der jede Lüge sofort erkennt, werden zu Partnern, als da plötzlich ein Diner steht, als ...

„Prophet ist das Ende der Welt…“ stellt Adam Rubenstein sachlich fest. Er und der ehemalige MI6-Agent Sunil Rao, der jede Lüge sofort erkennt, werden zu Partnern, als da plötzlich ein Diner steht, als mit rationalem Verstand nicht erklärbare Dinge auftauchen, als ein mysteriöser Todesfall direkt nach Ermittlern schreit, die sich mit unkonventionellen Methoden diesen Phänomenen stellen. Schon in Afghanistan haben die beiden Geheimagenten zusammengearbeitet und nun stellen sie sich neuen Herausforderungen. Bei Bedarf stellen sie sich schon mal als Journalisten vor, die an einem Artikel über gespenstische Vorfälle in Sufflok arbeiten.

Rao ist (k)ein menschlicher Lügendetektor, er ist der Spezialist für Wahrheitsfindung, lediglich bei seinem Partner versagt seine Fähigkeit diesbezüglich. Was auch gut ist, denn ein gemeinsames Arbeiten wäre ansonsten nicht möglich. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und doch ergänzen sie sich auf ganzer Linie, auch wenn Adam als Raos Aufpasser fungiert.

Das Hineinfinden ins Buch ist spannend, wenngleich man schon ganz bei der Sache sein muss. So nebenbei lesen geht nicht, man verliert schnell den Faden und die ganze Story driftet dann ins Nichts ab. Zu viele Dinge passieren gefühlt gleichzeitig und Prophet ist so unerklärlich wie faszinierend. Hinter dieses schier nicht greifbare Phänomen versuchen die beiden Agenten zu kommen und hier bietet das Buch neben Science Fiction viel Mystik mit rasanten Thriller-Elementen. Die beiden Akteure sind besonders, ihre spritzigen Dialoge ebenso, sie laden zu immer neuen Höhenflügen ein, es ist ein nahezu unwirkliches Unterfangen.

Das Cover ist nicht zu übersehen, der Titel lädt zum Spekulieren ein und der Klappentext macht Lust auf das ganze Buch. Und ja, ich habe mich bald eingelesen und bin dann doch an meine Grenzen gestoßen. Die schnellen Szenen- und Zeitwechsel verlangen die ganze Aufmerksamkeit, auch viel Absonderliches, ja Befremdliches, nicht Erklärbares ist zu lesen, der Überblick geht verloren. Gedanklich bin ich ab und an weggedriftet, also war ein mehrmaliges Pausieren unabdingbar, um mich später dann wieder ganz der Story widmen zu können. Dieser wilde Genre-Mix hat mich zwischendurch schon genervt, die Liebesgeschichte hätte es für mein Empfinden nicht unbedingt gebraucht. Das Buch ist ganz okay, auch wenn es kein durchgängiges Lesevergnügen war.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Familie und mehr…

Sylter Welle
1

Max Richard Leßmanns „Sylter Welle“ ist „eine schmerzhaft-schöne Liebeserklärung an eine vom Aussterben bedrohte Generation, seinen Großeltern“. So wird mir sein Erstlingswerk nahegebracht und ja, diese ...

Max Richard Leßmanns „Sylter Welle“ ist „eine schmerzhaft-schöne Liebeserklärung an eine vom Aussterben bedrohte Generation, seinen Großeltern“. So wird mir sein Erstlingswerk nahegebracht und ja, diese Aussage erweckt mein Interesse.

Seit jeher reist Max mit Oma Lore und Opa Ludwig nach Sylt. Sie sind mittlerweile alt, den Wohnwagen haben sie gegen ein Hotelzimmer getauscht, auch das Auto hat als Anreise ausgedient. Über drei Tagebekomme ich einen Einblick in die Familie, gleich der erste Tag bietet eine breite Palette an Anekdoten rund um die Leßmanns. Dabei kommen Charaktereigenschaften der Großeltern zum Vorschein, die ihnen nicht immer zum Vorteil gereichen. Vor allem Oma Lore erscheint mir hart und wenig fürsorglich. Zwischendurch blickt Max zurück, erzählt von so manchen Jungenstreich, switcht von einem Gedankenblitz zum nächsten, um dann wieder im Hier und Heute zu sein. Diese Erzählweise ist schon ein wenig ungewöhnlich, jedoch hatte ich diese schnellen Wechsel bald verinnerlicht.

Tag zwei geht emotional in die Tiefe, hier lerne ich sie alle von einer ganz anderen, einer verletzlichen Seite kennen und Tag drei geht mir persönlich zu weit. Nicht alles muss öffentlich gemacht, nicht jede Schwäche ausgeplaudert werden. Und ja, es ist ein autofiktionaler Roman und doch sollten sensible Grenzen nicht überschritten werden.

Auch wenn ich keinem von ihnen gefühlsmäßig näher gekommen bin, so ist Max Richard Leßmann ein unterhaltsamer, gut zu lesender Roman gelungen. Ganz alltägliche Dinge, die im Gedächtnis haften bleiben, wie etwa ein entflohener Vogel und ein kleiner Junge mit einer Hosentasche voller Würmer zum Anlocken, zeigen die liebenswürdigen, die herzlichen Momente auf und ein selbst geschriebenes Lied auf einer Beerdigung lässt so manches Tränchen kullern. Die Gefühlspallette dreht sich weiter, auch Kälte und Unnahbarkeit sind spürbar.

Wenn ich als Resümee ein Hermann Hesse-Zitat stark abwandeln darf, so wohnt nicht jedem Ende ein Zauber inne. Diese „schmerzhaft-schöne Liebeserklärung an die Großeltern“ würde ich meinen Großeltern nicht antun wollen, Tag drei war mehr als grenzwertig.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Für und wider Ingenium

Ingenium
1

„Ingenium“ ist ein Mensch mit besonderen geistigen und schöpferischen Fähigkeiten. Mike Brink kann seit seinem Schädel-Hirn-Trauma die kompliziertesten Rätsel sekundenschnell erfassen und nicht nur das, ...

„Ingenium“ ist ein Mensch mit besonderen geistigen und schöpferischen Fähigkeiten. Mike Brink kann seit seinem Schädel-Hirn-Trauma die kompliziertesten Rätsel sekundenschnell erfassen und nicht nur das, er sieht die Lösung direkt vor sich. Aufgrund dessen bittet ihn eine Gefängnispsychologin, ein seltsames Gemälde zu entschlüsseln. Es stammt von Jess Price, die des Mordes an Noah Cook angeklagt wurde und nun hinter Schloss und Riegel verstummt ist. Ihre Rätsel will Mike entschlüsseln und nicht nur das, er erkennt, dass Jess auch deshalb schweigt, weil jemand sie verfolgt, sie extreme Angst verspürt und diese nicht unbegründet ist. Die Spur führt weit zurück in ein bis dato nicht gelöstes Mysterium.

Mir gefällt das Buch, die Geschichte. Mir gefällt es gar nicht. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, ich bin angezogen, will mehr wissen, bin fasziniert. Und dann ist mir vieles zu langatmig. Was hat dies alles mit Jess Price zu tun, wo ist „eine Verbindung zu dieser Frau, deren Geschichte begonnen hatte, sein Leben zu bestimmen.“ Und ja, die Verbindung sehe ich schon, die Spuren zurück sind auch nachvollziehbar. Es driftet immer wieder ins Übersinnliche, was durchaus okay ist. Dieses Mystische ist nicht das Problem, eher die weitschweifigen Erklärungen dazu, das viel zu Ausführliche, zu trocken Vorgetragene.

Dan Brown + Stephen King = Trussoni. So wird die Autorin, so wird „Ingenium“ beschrieben. An Brown und King denke ich beim Lesen nicht, ich habe sie beide gelesen und auch wenn es schon eine Weile her sein mag, sie wirken immer noch nach. Trussoni kommt meines Erachtens nicht an sie heran.

Die Thriller-Elemente sind gelungen, das große Rätsel bleibt lange rätselhaft. Und doch ergibt dann alles Sinn, es sind so etliche Mächte am Werk, deren Spiel lange nicht zu durchschauen ist. Ein altes Rätsel will gelöst werden, das Ende ist dann für mich zu abgehoben, es gehört eher ins Reich der Phantasie.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Gut, aber nicht so gut wie von Arno Strobel gewohnt

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
2

Ein Wildunfall. Fabian und Isabell sind mit ihrem Wohnwagen in Frankreich unterwegs, als es plötzlich knallt. Ein Reh ist ihnen ins Auto gelaufen. Fabian setzt einen Notruf ab, hat allerdings große Verständigungsschwierigkeiten ...

Ein Wildunfall. Fabian und Isabell sind mit ihrem Wohnwagen in Frankreich unterwegs, als es plötzlich knallt. Ein Reh ist ihnen ins Auto gelaufen. Fabian setzt einen Notruf ab, hat allerdings große Verständigungsschwierigkeiten und die wenigen Autos, die vorbeifahren, halten nicht an. Wie aus den Nichts hält ein Abschleppwagen und auch, wenn die Kommunikation nicht recht klappen will, so ist ihre Notlage eindeutig. Ihr Wohnwagen wird verladen, sie fahren mit diesem Fremden durch die Nacht – es war vor zwei Jahren.

Zurück im Heute wird die forensische Psychologin Evelyn Jancke von der Oldenburger Polizei um Mithilfe gebeten. Im norddeutschen Raum tötet ein Unbekannter scheinbar wahllos Menschen auf äußerst brutale Weise, alle Opfer waren auf Campingplätzen unterwegs. Die SoKo Camping ermittelt, zu der auch Kriminalhauptkommissar Gerhard Tillmann gehört.

Evelyn ist eine brillante Psychologin und doch macht ihr das Verschwinden ihres Bruders Fabian auch nach zwei Jahren noch sehr zu schaffen. Sie ist eine Suchende, hat Albträume, rettet sich in kurze Abenteuer und in Alkohol. Die Beziehung zu Gerhard, dem Kommissar, hat sie schon länger beendet, geblieben ist dennoch eine innige Freundschaft. Er unterstützt sie nach Kräften, ist ihr in jeder Hinsicht ein Freund. Auch dann, als sie ihn bittet, mysteriöse SMS wie etwa „Ich habe dich gesehen. F.“ für sich zu behalten. Sie erhält weitere Nachrichten und auch diese lässt sie Gerhard lesen, er hält sich an sein Versprechen, auch wenn er dafür ein Disziplinarverfahren riskiert.

Schon der Prolog macht neugierig. Auch wenn ich diese ersten Seiten so gar nicht zuordnen kann, müssen sie mit dem nachfolgenden Geschehen zu tun haben. Lange tappe ich im Dunkeln. Und die immer mal wieder dazwischengeschobenen Gedanken, die kursiv abgedruckt sind, scheinen von demjenigen zu sein, der für die Bluttaten verantwortlich zeichnet. Viel Raum wird auch einem Klienten von Evelyn eingeräumt. Ihre Therapiesitzungen bringen sie nicht nur einmal an den Rand des Erträglichen. Kleinbauer, so heißt er, scheint viel von Evelyn und Fabian zu wissen - aber wie kann das sein? Es sind noch etliche Gestalten, die sich ihr direkt aufdrängen. Das Phantombild tut ein Übriges.

Arno Strobel gehört zu den Autoren, denen ich blind folge. Er hat mir mit seinen Psychothrillern viele Gänsehautmomente, unzählige unheimliche und zudem äußerst rätselhafte Stunden beschert und auch sein neuestes Werk kann ich hier einreihen, wenngleich ich sein FAKE/FAKT um einiges besser fand. „Der Trip“ war schnell gelesen. Auch ihn mochte ich nicht weglegen und doch hat er mich nicht so mitgerissen wie erwartet. Ich mag Figuren jenseits des Mainstream, Evelyn gehört für mich in diese Kategorie, auch wenn sie im wahren Leben von diesem Fall schon lange hätte abgezogen werden müssen. Sie ist geradezu besessen davon, ihren Bruder zu finden. Hierbei ist sie zielorientiert, sie ist tough, sie ist forsch, ja draufgängerisch und dann wieder scheint sie eher verbohrt und naiv zu sein, sie dreht sich im Kreis und mit ihr die Story. Das Rasante wird abgelöst von etlichen Längen, die es so nicht gebraucht hätte. Die Aufmachung des Buches dagegen erhält meine absolute Zustimmung. Es zeigt deutlich, dass es jemanden gibt, der hinter dem Zielfernrohr nach Campern Ausschau hält.

Auch wenn mich Arno Strobel mit seinem neuesten Werk nicht so ganz abgeholt hat, so bin ich bei seinem nächsten Thriller wieder dabei, denn er kann es besser. „Der Trip“ hat mich gut unterhalten, ist aber eher Mittelmaß.

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