Spannender Reihenauftakt
Wer das Vergessen störtIch war auf das Krimi-Debüt von Tessa Duncan sehr gespannt, denn ich kenne die Autorin bereits von ihren historischen Romanen, die sie unter ihrem Klarnamen Marita Spang und dem Pseudonym Marie Lacrosse ...
Ich war auf das Krimi-Debüt von Tessa Duncan sehr gespannt, denn ich kenne die Autorin bereits von ihren historischen Romanen, die sie unter ihrem Klarnamen Marita Spang und dem Pseudonym Marie Lacrosse geschrieben hat. Deshalb kam der Genre-Wechsel für mich auch etwas überraschend.
Marita ..äh..Tessa hat das typische britische Flair in "Wer das Vergessen stört" wirklich sehr gut eingefangen. Ihre Kenntnisse als klinische Psychologin setzt sie in ihrem erstem Spannungsroman/Krimi ebenfalls perfekt ein.
Ihre Protagoinistin Lily Brown ist ehemalige forensische Polizeipsychologin, die als Psychotherapeutin in Canterbury einen beruflichen Neuanfang wagt.
Eine ihrer Patienten ist Vera Osmond, die unter Panikattacken leidet und die Selbstmord begangen haben soll. Alles spricht dafür und die Polizei schließt den Fall als erledigt ab. Doch Lily ist sich sicher, dass Vera sich nicht das Leben genommen hat. Die letzten Telefongespräche, die sie mit ihr geführt hat, haben ihr bestätigt, dass sie ihre Panikattacken im Griff hatte und einem Geheimnis auf der Spur war.
Der Krimi ist in zwei Teile aufgeteilt und es wird im Wechsel aus der Sicht von Lily, Vera und Samantha erzählt. Dabei gibt es auch Rückblicke in die Vergangenheit.
Im ersten Teil lernen wir sowohl Lily, als auch Vera besser kennen. Wir erleben, wie Lily arbeitet und erfahren mehr über Vera und den Grund ihrer Panikattacken, die sie seit einiger Zeit immer öfters "überfallen". Auslöser sind fast immer Kinder oder deren Geschrei. Da sie diese Panikattacken auch während Vorträgen in ihrem Job bekommt, sucht sie bei Lily Brown Hilfe.
Tessa Duncan lässt uns an der Traumabewältigung teilhaben und bietet Einblicke in die Arbeit, was spannend erzählt wurde. Man erkennt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht, da sie selbst Psychologie studiert hat. Es dauert deswegen ein wenig, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt.
Ein Thema behandelt auch häusliche Gewalt, mit der wir durch Samantha konfrontiert werden. Diese Szenen gingen mir sehr unter die Haut und als Außenstehender ist es oft unverständlich, wie sich vorallem Frauen von anderen Menschen derart behandlen lassen und immer wieder die Schuld bei sich selbst suchen.
Im zweiten Teil geht es großteils um die Aufklärung von Veras Tod und dessen Hintergründe. Für mich bot der zweite Teil eine Menge mehr an Spannung und ich habe ihn in einem Rutsch durchgesuchtet, während ich beim ersten Teil der Geschichte doch etwas länger brauchte.
Die Charaktere sind gut gezeichnet. Lily hat Ecken und Kanten. Sie ist stur, hinterfragt einiges und gibt nicht so schnell auf. Im privaten Bereich ist sie jedoch oftmals inkonsequent und macht dieselben Fehler, wie ihre Patient:innen. Auch zu ihrer Mutter hat sie kein sehr gutes Verhältnis.
Auch Vera und Samantha sind greifbare Figuren, mit denen ich mitgelitten habe. Sowohl ihre Stimmungen, als auch ihre Angst und Wut, waren für mich spürbar. Nicht zu vergessen Kater Mick, der Ähnlichkeiten mit dem tierischen Mitbewohner der Autorin hat...;)
Der Schreibstil ist eher einfach (wie es bei einem Krimi zu 90% der Fall ist) und lässt sich sehr gut lesen. Die Kapitel sind kurz und verleiten dazu, noch schnell ein weiteres zu lesen.
Ich finde es immer wieder bewundernswert, wie unterschiedlich Autor:innen in verschiedenen Genres schreiben können. Ich freue mich schon auf einen weiteren Fall mit Lily Brown und gratuliere der Autorin zu ihrem Krimi-Debüt!
Fazit:
Ein gelungenes Krimi Debüt der Autorin, die mit der Figur der Psychotherapeutin Lily Brown einen interessanten Charakter entworfen hat. Ich freue mich schon auf weitere interessante Fälle.