Cover-Bild Kleine Probleme
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Galiani Berlin ein Imprint von Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 07.09.2023
  • ISBN: 9783869712406
Nele Pollatschek

Kleine Probleme

Roman

Nele Pollatschek erzählt eine alltägliche Geschichte, die mitten ins Herz unserer Existenz trifft. Aus einer To-do-Liste entsteht ein schillernder Roman darüber, wie schwer es ist, einfach nur zu leben. 

31. Dezember. Steuererklärung, Wohnung putzen, Bett für die Tochter zusammenschrauben, Lebenswerk schreiben, mit dem Rauchen aufhören – eigentlich wollte Lars, neunundvierzigjähriger Vieldenker und angehender Schriftsteller, die Lücke zwischen den Jahren dafür nutzen, endlich alles zu erledigen, was in den letzten Dekaden so auf der Strecke geblieben ist. Das neue Jahr, so sein Plan, sollte in einem aufgeräumten Leben beginnen. Der Zeitpunkt dafür schien perfekt: Die Kinder waren im Auslandsjahr, die Frau unterwegs. Keiner da, der stören könnte.

Doch die Woche, in der noch alles zu schaffen gewesen wäre – plötzlich ist sie aufgebraucht. Der letzte Tag des Jahres hat begonnen – mit Nieselregen, wie sonst? Das Haus ist immer noch chaotisch. Das Leben sowieso. Und als Lars den ersten Punkt seiner To-do-Liste ansteuert, fühlt es sich an, als müsse er nicht nur sich selbst, sondern eine ganze Welt neu erfinden.

In ihrem lustigen, tragischen und philosophischen Roman erzählt Nele Pollatschek von Chaos und der Sehnsucht nach Ordnung, von perfekten Kindern und unperfekten Eltern, von Liebe, kleinen Schrauben und großen Werken. Vor allem aber erzählt sie von der Schwierigkeit, sein Leben nicht auf später zu verschieben.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2023

So urkomisch, so tragisch, so wunderbar!

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Lars ist 49 Jahre alt und wollte in der letzten Woche des Jahres noch alles schnell erledigen, das schon so lange aufgeschoben wurde. Und dann ist plötzlich der 31. Dezember und die Uhr tickt so laut, ...

Lars ist 49 Jahre alt und wollte in der letzten Woche des Jahres noch alles schnell erledigen, das schon so lange aufgeschoben wurde. Und dann ist plötzlich der 31. Dezember und die Uhr tickt so laut, dass er es nicht mehr überhören kann. Da bleibt nur noch das Scheitern, also besser gar nicht erst anfangen. Oder doch?

Dieses Buch ist ein wahres Juwel! Es bringt so wunderbar auf den Punkt, dass das Aufschieben immer so viel leichter ist, als endlich in die Puschen zu kommen. Und dass sich das dann immer mehr summiert und Kreise zieht, die so hohe Wellen schlagen, dass man darin nur untergehen kann. Unser Protagonist hat einen unschlagbaren Grund, an nur einem Tag all das zu erledigen, das er ein Leben lang vor sich hergeschoben hat. Den Grund erfahren wir jedoch erst relativ spät, wodurch all die lustigen Stellen plötzlich anders aussehen.

Wir bekommen im Grunde von Lars erzählt, was in ihm vorgeht, was er tut (oder eben auch nicht) und was er noch tun muss. Die Kapitel sind quasi die Punkte auf seiner Liste. Es fängt mit dem Kapite Antworten an. Wie wichtig es ist, versteht man am Ende des Buches. Urkomisch geht es mit dem Aufbau eines Bettes weiter. Hier liebte ich jedes Wort und fand Lars einfach nur unwiderstehlich! Im Laufe der weiteren Kapitel mag man nicht nur lachen, sondern auch immer mal wieder weinen. So langsam ahnt man, dass Lars selbst nicht weiß, wie er sich das Ende wirklich vorstellt. Je aussichtsloser die Lage scheint, desto mehr strampelt und kämpft Lars, und wenn es noch so unsinnig und unlogisch ist.

Nele Pollatschek arbeitet hier gekonnt mit der Sprache. Sie lässt Lars Dinge nur halb sagen, nur halb denken, immer wieder Sätze abbrechen oder auch mittendrin umkehren und neue Wege gehen, ihn Wörter erfinden und die wahnwitzigsten Lösungen erdenken. Das strengt teilweise natürlich enorm beim Lesen an, zeigt aber wunderschön den psychischen Zustand von Lars, seine innere Zerrissenheit und seine Angst. Dass dann irrwitzige Theorien und Lösungen entstehen, ist nur stimmig. Der Hammer jedoch ist, dass aller Irrwitz einen dicken, fetten logischen und sinnvollen Kern hat. Das als Leser zu erkennen, sich selbst im einen oder anderen Satz wiederzuerkennen, das raubt den Atem und sorgt dafür, dass man nicht aufhören mag, zu lesen. Selbst wenn man am Punkt ankommt, an dem man Lars schütteln möchte, muss man einfach sehen, wo er landet.

Wer den Wert eines Ringes, der aus Papier und einer Nieze besteht, zu schätzen weiß, der wird das Buch lieben. Ich befürchte aber, dass viele nur den Kopf schütteln werden und nichts mit Lars anfangen können. Das finde ich schade, denn Lars ist mein Held des Jahres. Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Für mich das Buch des Jahres!

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Am Ende des Jahres sitzt Lars wieder einmal mit der Liste unerledigter Dinge da. Dabei hatte er sich so viel vorgenommen. Und dann ist seine Frau Johanna auch noch weg. Nicht mehr ausgehalten hat sie es ...

Am Ende des Jahres sitzt Lars wieder einmal mit der Liste unerledigter Dinge da. Dabei hatte er sich so viel vorgenommen. Und dann ist seine Frau Johanna auch noch weg. Nicht mehr ausgehalten hat sie es mit seinen unerfüllten Träumereien, Hoffnungen und dem immer wieder enttäuscht werden.
Doch heute soll alles anders werden. Er wird die Liste abarbeiten und endlich alles schaffen, was so liegen geblieben ist, Steuererklärung, Nudelsalat, Vater anrufen. Alles Dinge, die fast jeder so auf seiner Liste hat. Und wir begleiten ihn dabei: beim Anfangen, beim doch noch mal aufs Handy schauen, beim abgelenkt sein vom wichtigen Internetsurfen, beim wieder anfangen, fast aufgeben und sich doch nochmal aufraffen. Das alles ist wunderbar beschrieben. Lars Gedanken können so weit abschweifen. Und während er so vor sich hindenkt, bearbeitet er viele gesellschaftsrelevante Themen. So ganz nebenbei. Kein Wunder, dass er zu vielen praktischen Dingen gar nicht kommt.
Diese Gedankenspiele sind für mich die unglaubliche Stärke des Buches. Wenn er philosophiert, welche Merkmale ein Mann heute braucht, um wahrgenommen zu werden. Wenn er alltagsklug feststellt „Wenn es hart auf hart kommt, kann man alles schaffen, aber meistens kommt es weich auf weich, und da bleibt man besser liegen“. Wenn er über Inspiration und Kreativität nachdenkt („Kunst zu machen, in dieser durchalgorithmisierten Netflix- und Marvel- und Spotify-Epoche,…“). Das alles kann man schon zweimal lesen, so genau beobachtet Nele Pollatschek.
Am Ende geht den philosophischen Betrachtungen ein bisschen die Luft aus. Dennoch ist das Buch für mich grandios in seinen Betrachtungen der heutigen Gesellschaft und wie viel es braucht, darin mit all den kleinen Problemen nicht unterzugehen.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Einfach mal anfangen

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Das Buch „Kleine Probleme“ von Nele Pollatschek hat mir sehr gut gefallen. Es geht in erster Linie um den Buchautor Lars, der wie soll man sagen (?) - sehr anstrengend ist. Ein total unstrukturierter, ...

Das Buch „Kleine Probleme“ von Nele Pollatschek hat mir sehr gut gefallen. Es geht in erster Linie um den Buchautor Lars, der wie soll man sagen (?) - sehr anstrengend ist. Ein total unstrukturierter, chaotischer Mensch, der unter Drücketismus und Aufschieberities leidet. Das wäre im Prinzip auch nicht schlimm aber er ist 49 Jahre alt, Familienvater und hat eine Lebenspartnerin also jede Menge Verantwortung. Lars ist (wie man hier bei uns sagen würde) eine absolute Labertasche und so dermaßen in seiner Gedankenwelt verstrickt, dass er zu nichts in der Lage ist also völlig Handlungsunfähig.
Seine Lebensgefährtin hat nun die Flucht ergriffen und er versucht jetzt quasi fünf nach zwölf alles zu retten was geht.

Nele Pollatschek hat hier einen sehr fesselnden und sprachgewaltigen Roman geschrieben, den ich echt brillant finde. Es ist ihr so gut gelungen, Lars mit allen Ecken und Kanten darzustellen, dass ich beim Lesen am liebsten gerufen hätte: „Jetzt steh endlich auf und mach einfach mal!“. Lars ist so anstrengend und das Lesen ist auch teilweise anstrengend, da der Leser mitten in der Gedankenwelt von Lars ist und ich denke, da möchte keiner sein. Wiederum ist das Buch echt lustig und witzig und wie Lars einen Nudelsalat ohne Zutaten zaubert ist echt genial.

Das Buch motiviert auf jeden Fall zum Handeln und ich könnte mir gut vorstellen, dass es für Menschen in Lebenskrisen gut geeignet ist, denn manchmal muss man einfach nur anfangen.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Prokrastination

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Es ist Silvester und Lars versucht in wenigen Stunden das nachzuholen, was er in den Tagen und Wochen zuvor aufgeschoben hat. Nach und nach wird das Ausmaß deutlich, in dem er die Dinge hat schleifen lassen. ...

Es ist Silvester und Lars versucht in wenigen Stunden das nachzuholen, was er in den Tagen und Wochen zuvor aufgeschoben hat. Nach und nach wird das Ausmaß deutlich, in dem er die Dinge hat schleifen lassen. Anhand einer To Do-Liste werden viele banale kleine Probleme und Aufgaben witzig geschildert, um die sich jeder gerne mal drücken würde. Das Buch ist aus der Perspektive von Lars geschrieben und seine Gedanken sind absolut nachvollziehbar, man fühlt sich gespiegelt und verstanden, obwohl Lars schon ein extremer Fall vom Aufschieberitis und Unorganisiertheit ist. Der Frust, den er dadurch seiner Familie verursacht, klingt ebenfalls an. Das Ganze ist trotz der Banalität überraschend unterhaltsam und lässt sich gut lesen. Viele Beobachtungen sind sehr treffend und intelligent und die gelungene Analyse ist sehr gelungen. Der Ton ist eine Mischung aus Leid, Melancholie und Selbstironie und hat einen ganz eigenen Charme. Einige thematische Abschweifungen von Lars hätten etwas kürzer sein können, dennoch vergebe ich 5 Sterne, da ich sehr gut unterhalten wurde.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Aberwitzig und zugleich berührend klug

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Beschreibung
„Wenn es hart auf hart kommt, kann man alles schaffen, aber meistens kommt es weich auf weich, und da bleibt man besser liegen" (S. 63).
Dieses Buch hingegen sollte nicht liegen bleiben, es ...

Beschreibung
„Wenn es hart auf hart kommt, kann man alles schaffen, aber meistens kommt es weich auf weich, und da bleibt man besser liegen" (S. 63).
Dieses Buch hingegen sollte nicht liegen bleiben, es sollte gelesen und gefühlt werden und vor allem die Lesenden in ihrem Alltag abholen.
Nele Pollatschek nimmt uns mit zu 31. Dezember in den Alltag von Lars und schildert dabei, wie erfüllt das Leben ist und dies von uns oftmals doch nicht erkannt wird. Immer unter Druck zu stehen, etwas machen zu müssen, sich den Erwartungen der Gesellschaft anzupassen, das Leben sukzessive aufzuschieben und es nur noch in To-Do Listen zu verpacken - aus kleinen Problemen entstehen stetig größere.
Dabei ist das Datum dieser Handlung nicht zufällig gewählt. Wer kennt ihn nicht, den nieseligen 31. Dezember - ein Tag voller Abschied und Neuanfang, von großen Erwartungen und der Hoffnung, dass ab 24:00 Uhr mit einem Mal alles besser sein soll, dass sich von einer Sekunde auf die andere alles ändert, man ein besserer Mensch ist, der ohne Altlasten das neue Jahr beschreiten kann.
Das Cover steht meines Erachtens sinnbildlich für den Spagat im Leben. Immerzu mit einem Bein auf dem Boden bleiben, nicht abheben dürfen, seine Träume aufgrund zu vieler Erwartungen nicht erfüllen können, aber gedanklich schon deutlich weiter weg. Das schwarze Cover mit dem grauen Nieselregen, welches den tristen Alltag darstellt, von dem man viel zu häufig eingeholt wird. Dabei sollte aus dem grauen Fischreiher doch endlich ein rosa Flamingo werden.
Der Schreibstil ist genau so witzig, klug und einfallsreich wie der Protagonist selbst. Philosophische Gedankengänge tragen durch das Buch und Gegenstände wie Schrauben, Ordnung und Regen bekommen neben gesellschaftskritischen Aspekten eine ganz neue Bedeutung. Auf fast jeder Seite befinden sich herrliche Zitate, Post It’s sollten also bereitliegen. Dieses Buch lädt ein, den Protagonisten mit Mitgefühl zu betrachten, mit ihm in Resonanz zu treten und das Leben selber etwas mehr mit einem Lächeln zu beschreiten.

Fazit
Ein Buch voller Klugheit, Witz und philosophischen Textpassagen. Ein Hommage an die Ordnung, die vielen kleinen (Neu)Anfänge und den Alltag, der häufig viel zu grau erscheint. Dieses Buch ist ein wahrer Goldschatz. Danke, Nele Pollatschek, für diese wundervollen Sätze!
„Ein paar Tage später sah es natürlich wieder ganz genauso aus, und Johanna sagte du solltest echt mal lernen, Ordnung zu halten, und ich sagte, dass ich nicht mal im Ansatz wüsste, was das überhaupt bedeuten solle, Ordnung halten, einen schweren Stapel Bücher könne man halten, einen Hund oder meinetwegen ein Fahrzeug, manchmal besser den Mund, aber Ordnung, die rinnt einem doch sofort durch die Finger" (S. 49).

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