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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2024

Der ostdeutsche Forrest Gump

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Heinz Labensky blickt auf ein langes Leben zurück, in dem er vielleicht nie Ostdeutschland verlassen, aber trotzdem so einiges erlebt hat. Als er unerwartet einen Brief der Tochter seiner Jugendliebe Rita ...

Heinz Labensky blickt auf ein langes Leben zurück, in dem er vielleicht nie Ostdeutschland verlassen, aber trotzdem so einiges erlebt hat. Als er unerwartet einen Brief der Tochter seiner Jugendliebe Rita erhält, steigt er in einen Flixbus von Erfurt nach Rostock, um diese zu treffen. Unterwegs lässt er seine Mitreisenden und somit auch die Leser durch sein illustres Leben reisen, in dem er immer wieder die Wege mit Persönlichkeiten der Geschichte kreuzen durfte.

Die Grundidee, die Forest Gump-Handlung auf ein ostdeutsches Setting zu übertragen, ist definitiv nicht schlecht und in diesem Buch eigentlich auch ziemlich gut umgesetzt. So sind die verschiedenen Episoden in Labenskys Leben nicht nur unterhaltsam, sondern vermitteln teilweise auch interessante Aspekte der deutschen Geschichte (wobei man sich hier natürlich auch über ausgedachte Elemente im Klaren sein muss). Vor allem die Suche nach dem Bernsteinzimmer fand ich sehr interessant. Auch der Humor hat mir an vielen Stellen gut gefallen.

Leider zieht sich die Geschichte an vielen Stellen sehr stark und vor allem Labenskys fehlende Intelligenz wurde mir an einigen Stellen ein bisschen zu sehr ausgeschlachtet und hinterlies in mir oft die Frage, ob es angemessen ist, sich über solches lustig zu machen. Das Buch hätte definitiv mit 100 Seiten weniger auskommen können.

Letztendlich muss man auch zugeben, dass das, was die Geschichte so spannend macht, ja gar keine originelle Idee, sondern einfach nur ein Abklatsch von Forrest Gump ist - wenn auch sehr gut gelungen.

Heinz Labenskys Geschichte ist ein interessanter Ausflug in die deutsche Geschichte mit einer spannenden Grundidee, die aber leider ihre Längen hatte.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Die Macht der Bücher

Die Buchbinderin von Oxford
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In "Die Buchbinderin von Oxford" lernen wir Peggy kennen, die, nun ja, Bucherbinderin in Oxford ist. Das Buch nimmt uns nicht nur mit in ihren Arbeitsalltag während des Ersten Weltkriegs mit, sondern wir ...

In "Die Buchbinderin von Oxford" lernen wir Peggy kennen, die, nun ja, Bucherbinderin in Oxford ist. Das Buch nimmt uns nicht nur mit in ihren Arbeitsalltag während des Ersten Weltkriegs mit, sondern wir erfahren auch, wie sie es als Vollwaise schafft, für sich und ihre geistig behinderte Schwester Maude auf einem Hausboot zu sorgen, lernen die illustren Charaktere des Stadtteils Jerichos kennen und erleben, wie sich Peggy verliebt. Doch eigentlich will Peggy noch so viel mehr, da sie nicht nur Bücher bindet, sondern diese auch gern liest und ihr größter Wunsch darin besteht, zu studieren. Das ist aber in der damaligen Zeit so gut wie unmöglich für ein Mädchen aus ihren Verhältnissen...

Selten habe ich so lange gebraucht, um in ein Buch reinzukommen. Dabei ist die Geschichte eine wahre Liebeserklärung an Bücher, das Lesen, aber auch an das Buchbinden. Wer sich für letzteres interessiert, wird die sehr detaillierten Beschreibungen, die vor allem am Anfang des Buches sehr oft auftreten, sicher mögen... aber für alle anderen ist es sicher zu langwierig. Auch wenn mir das Buch definitiv eine Wertschätzung für den Prozess des Buchbindens gegeben hat, habe ich jedoch immer ziemlich schnell Interesse an der Geschichte verloren, wenn es zu sehr ins Detail ging. Allgemein versucht die Autorin auch extrem viele Themen unterzubringen, die zusätzlich dafür sorgen, dass das Buch unnötige Längen hat.

Das ist wirklich sehr schade, denn vor allem im letzten Drittel hatte das Buch es dann doch geschafft, dass mir die Charaktere am Herzen lagen und ich total mit ihnen mitgefiebert habe.

Wer also mehr über das Buchbinden und Oxford während des Ersten Weltkrieges erfahren möchte, wird sicher viel Freude mit diesem Buch haben. Für mich war "Die Buchbinderin von Oxford" eine Geschichte, die locker auch mit 100 bis 200 Seiten weniger ausgekommen wäre.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

So baut man keine Spannung auf...

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Acht Jahre sind vergangen, seitdem die Schulfreunde William und Erik in einen Autounfall geraten sind, bei dem Erik querschnittsgelähmt zurückgeblieben ist. In der Zwischenzeit sind die beiden Fremde geworden, ...

Acht Jahre sind vergangen, seitdem die Schulfreunde William und Erik in einen Autounfall geraten sind, bei dem Erik querschnittsgelähmt zurückgeblieben ist. In der Zwischenzeit sind die beiden Fremde geworden, dafür ist William mit Eriks Schwester Emily zusammengekommen. Zu deren Hochzeit kommen die beiden Familien nach langer Zeit wieder komplett zusammen und es wird klar, dass noch nicht komplett geklärt ist, was in der Unfallnacht genau passiert ist.

"Nur eine Lüge" hat eine wirklich sehr spannende Grundstory. Man weiß zwar von vornherein, dass es sich um einen Krimi handelt, jedoch wird erst relativ spät klar, was für eine kriminelle Tätigkeit im Zentrum des Konflikts steht. Auch die Idee, die Geschichte aus den Perspektiven der vier Familienmitglieder von Erik zu erzählen, fand ich wirklich super.

Leider hat mich der Schreibstil der Autorin doch ziemlich oft aus der Lektüre rausgeholt. Störend fand ich da vor allem die viel zu kurzen Kapitel, die fast immer auf einen Cliffhanger enden, welche wiederum erst deutlich später auf meist ziemlich banale Art und Weise aufgelöst werden. Das ist sicher ein simples Stilmittel, um Spannung aufzubauen, aber das hat hier gar nicht geklappt und hat bei mir eher nur für Frust gesorgt. Auch manche Entwicklungen gegen Ende fand ich etwas konstruiert und nicht nachvollziehbar.

"Nur eine Lüge" hatte eine fantastische Prämisse, leider konnte mich die Umsetzung nicht so wirklich überzeugen.

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Liebe auf Umwegen

In Liebe, deine Lina (Mühlbach-Saga 1)
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Lina wird unverheiratet schwanger. Was heute meistens kein großes Problem darstellt, ist in Linas Zeit kurz vor der Jahrhundertwende eine Katastrophe. Denn obwohl Albert sie liebt und sie heiraten will, ...

Lina wird unverheiratet schwanger. Was heute meistens kein großes Problem darstellt, ist in Linas Zeit kurz vor der Jahrhundertwende eine Katastrophe. Denn obwohl Albert sie liebt und sie heiraten will, haben seine Eltern am Ende das letzte Wort und er lässt sie mit dem Kind allein sitzen. Zum Glück ist Karl zur Stelle, Linas Freund aus Kindertagen und selbst uneheliches Kind. Er erklärt sich bereit, Lina zu heiraten und ihr Kind als seines anzunehmen. In "In Liebe, deine Lina" verfolgen wir nun das Leben von Lina und ihrer Familie bis zum 1. Weltkrieg mit allen Höhen und Tiefen.

Gerade in der ersten Hälfte des Buches gab es so einiges, was mich unheimlich an diesem Buch gestört hat. Die Geschichte basiert auf der realen Familiengeschichte der Autorin, daher ist es nicht allzu überraschend, dass es schnell kitschig wird und die Figuren ziemlich schwarz-weiß gezeichnet sind. Gerade die doch recht modernen Ansichten der Protagonisten zu Kolonialismus und Antisemitismus fand ich doch etwas unrealistisch, andererseits kann ich verstehen, dass man über seine eigenen Urgroßeltern nicht schlecht schreiben möchte. In diesem Fall hätte man aber auch einfach fiktive Persönlichkeiten nehmen können. Was mich außerdem sehr am Schreibstil störte, war das ständige und relativ plötzliche Hin- und Herspringen der Perspektiven, oft innerhalb von Kapiteln. Ich hätte es besser gefunden, wäre das gesamte Buch aus Linas Sicht gewesen, das wäre konsequenter gewesen. Allgemein hat mir manchmal ein Fokus auf das Wesentliche gefehlt.

Trotz des doch recht pathetischen und leicht chaotischen Schreibstils muss ich jedoch zugeben, dass mich die Geschichte irgendwann wirklich abholen konnte. Die Probleme, die Lina und ihre Familie umgeben, sind spannend und gleichzeitig sicher auch typisch für ihre Zeit. Man merkt, dass die Autorin wirklich tief in ihre Familiengeschichte eingetaucht ist und gut recherchiert hat.

Tatsächlich muss ich am Ende zugeben, dass ich, obwohl ich einiges an diesem Buch mangelhaft fand, ich defintiv Lust auf den kommenden Folgeband habe.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Netter Ausflug aufs Land

Landgang
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In "Landgang" tauscht Linda Zervakis das hektische Hamburger Großstadtleben gegen Reeddach-Idylle an der Ostsee. Dabei begleiten wir sie und ihre Freundin, wie sie das zusammen gekaufte Haus in Stand setzen, ...

In "Landgang" tauscht Linda Zervakis das hektische Hamburger Großstadtleben gegen Reeddach-Idylle an der Ostsee. Dabei begleiten wir sie und ihre Freundin, wie sie das zusammen gekaufte Haus in Stand setzen, sich als Selbstversorger versuchen und Bekanntschaft mit einigen illustren Dorfcharakteren machen.

Dieses Buch ist nett für zwischendurch - nicht mehr und nicht weniger. Ich hatte davor und danach eher ernstere Bücher gelesen, da war diese Auflockerung, die man an einem entspannten Wochenendtag locker durchbekommt, genau das Richtige. Besonders mochte ich den Humor der Autorin, besonders in ihren Erzählungen über die Dorfgemeinschaft.

Ich persönlich hätte tatsächlich mehr von den Menschen drumherum gehört als von den zahlreichen gärtnerischen Aktivitäten, die sie und ihre Mitbewohnerin unternehmen - aber das ist hier sicherlich Geschmacksache. Das Ende des Buches kam für mich etwas plötzlich und war meiner Meinung nach nicht so ganz rund. Sicher hängt das auch damit zusammen, dass es sich hier um wahre Erzählungen handelt und dass vielleicht gegen Ende einfach nichts so recht Spannendes passiert ist, trotzdem war der Abschluss doch etwas abrupt und es waren irgendwie noch einige Fragen offen.

Wer also wie gesagt einen kurzen Abstecher aufs Land wagen will, wird hier sicher eine schöne Lektüre für zwischendurch finden, aber man sollte nicht zu viel erwarten.

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