Da liegt ein Buch seit ca. einem Jahr im Regal der Buchhandlung und sagt nix. Ich weiß gar nicht, wieso es bisher an mir vorbeigezogen ist – denn es fällt zweifelsohne voll in mein Beuteschema. Die Lektüre dieses Schmuckstücks solltet Ihr übrigens auch in Erwägung ziehen – denn für dieses Buch würde ich unser Bewertungsschema am liebsten kurzfristig mal eben erweitern.
Eigentlich ist ganz gut, dass Nevermoor erst letzte Woche bei uns eingezogen ist. Denn Band 2 soll am 18. März 2019 im Handel erhältlich sein, so habe ich eine relativ kurze Wartezeit.
Protagonistin ist also Morrigan Crow – ich finde ja den Namen schon großartig. Wer die Reihe um Nicholas Flamel gelesen hat, dem ist Morrigan als Krähengöttin ein Begriff. Morrigan ist verflucht und all jenen ist es vorherbestimmt am Abend ihres elften Geburtstags zu sterben. Das hört sich ja schon ganz schön traurig an. Ich kann Euch aber versichern, dass das eher schräg bis zeitweise sogar lustig ist. Ich will hier gar nicht zu sehr ins Detail gehen – aber die Autorin versteht es mit Wortwitz umzugehen.
Wie Phoenix aus der Asche taucht quasi kurz vor Ihrem Ableben Jupiter North auf und nimmt sie mit nach Nevermoor ins Hotel Deucalion. Dieses Setting liebe ich – in so einem Hotel möchte ich auch mal wohnen. Denn das Hotel ist wahrhaft magisch. Ihr Zimmer gleicht bei ihrem Einzug einem kargen Stübchen und verändert sich mit der Zeit immer mehr und passt sich ihrer Stimmung und ihren Bedürfnissen an. Ich glaube manchmal spielt es einfach auch nur verrückt. So findet sie eines Abends eine Hängematte vor, am anderen Abend ein pompöses Himmelbett.
Besonders gut gefällt mir auch der Rauchersalon, in welchem variierende Dämpfe aus den Wänden quellen (z.B. dunkelgrüner Salbeidampf – zur Förderung des Philosophierens). „Normale Menschen“ sucht man im Deucalion natürlich auch vergebens. Dabei wirken die Darstellungen und Erklärungen aber nicht überladen, sondern sind gerade genau passend. Morrigan lebt dort förmlich auf – war ihr Leben doch bislang dadurch geprägt, dass sie als Verfluchte für alle negativen Sachen in ihrer Heimatstadt verantwortlich gemacht wurde. Zudem gibt es im Hotel auch noch die ein oder andere Besonderheit und einige Geheimnisse zu entdecken.
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Hatte ich schon davon berichtet, dass dieser Zustand der Glückseligkeit im wahrsten Sinne des Wortes natürlich auch von einer Gefahr überschattet ist? So wie es sich für eine ordentliche Story gehört – denn sonst wäre es ja irgendwann langweilig. Morrigan muss nicht nur um ihre Daseinsberechtigung in Nevermoor fürchten. Sie hat einige ziemlich schwere Prüfungen zu bestehen um nicht des Landes verwiesen zu werden. Und eigentlich hat sie gar keine Ahnung was sie machen soll. Glücklicherweise findet sie in Hawthorne einen Freund, der mit ihr durch Dick und Dünn geht und übrigens auch immer offen ist für irgendwelche Streiche.
Ich liebe ja gute Jugend-Fantasy und ich glaube diese Reihe muss den Vergleich mit Harry Potter nicht fürchten. Das World Building finde ich ebenso grandios. Wie es weitergeht und wie sich diese Welt noch entwickelt bleibt natürlich abzuwarten. Aber der Auftakt dieser Reihe begeistert mich genau so, wie es damals „Die Kammer des Schreckens“ geschafft hat.
Die Altersempfehlung ist ab 10 Jahren. Mein Bücherwurm in Ausbildung wird in ein paar Wochen 10, aber an dieses Buch wollte sie sich noch nicht heranwagen. Es sieht mit immerhin 428 Seiten für das Alter ja erstmal auch schon relativ gewaltig aus. Thematisch wäre es absolut passend, gar keine Frage. Wenn also ein Kind sich nicht vor etwas umfangreicheren Büchern scheut – das ist genau das Richtige. Ich selbst habe 2 Tage gebraucht, da es mich wirklich mitgenommen und begeistert hat. Dieses Buch ist also unbedingt auch für Erwachsene zu empfehlen. Ich habe auch schon von ganz vielen anderen begeisterten (erwachsenen) Lesern gehört.
Der Schreibstil – witzig, kurzweilig und mitreißend. Mehr muss ich da gar nicht sagen – es macht einfach Spass das Buch zu lesen.
Das Cover – wunderschön und magisch. Mich stört einzig, dass es einen losen Schutzumschlag hat. Die nehme ich immer beim Lesen ab, damit auch wirklich nichts dran kommt. Aber das ist klagen auf extrem hohem Niveau.
Fazit: Eines der Bücher, welches mit absolut und ohne Einschränkung mitgerissen hat. Ich bin absolut begeistert und kann es einfach nur weiterempfehlen.