Cover-Bild Das dritte Licht
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Steidl Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 104
  • Ersterscheinung: 16.05.2024
  • ISBN: 9783969991992
Claire Keegan

Das dritte Licht

Hans-Christian Oeser (Übersetzer)

Irland, zu Beginn der 1980er Jahre: An einem heißen Sommertag liefert ein Vater seine kleine Tochter bei entfernten Verwandten auf einer Farm im tiefsten Wexford ab. Seine Frau ist schon wieder schwanger, noch ein Maul wird zu stopfen sein.
So findet sich das Mädchen bei dem kinderlosen Ehepaar John und Edna Kinsella wieder. An einem ungewohnt schönen und behaglichen Ort, wo es Milch und Rhabarber und Zuwendung im Überfluss gibt. Aber auch ein trauriges Geheimnis, das einen Schatten auf die leuchtend leichten Tage wirft, in denen das Mädchen lernt, was Familie bedeuten kann.
Das dritte Licht (»Foster«) wurde mit dem renommierten Davy Byrnes Award ausgezeichnet und in Irland als The Quiet Girl, ebenfalls preisgekrönt, verfilmt. Nun ist diese meisterhaft komponierte Geschichte über wirkliches Zusammenleben, Zuneigung und Zärtlichkeit endlich wieder in der deutschen Übersetzung von Hans-Christian Oeser bei Steidl erhältlich – in einer neuen, von der Autorin überarbeiteten Fassung.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2023

Poetisches Lesehighlight

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Selten hat mich ein Buch so berührt wie „Das dritte Licht“ von Claire Keegan. Die Autorin braucht keine 100 Seiten, um in ihrer Erzählung eine ganze Welt offenzulegen. Ein Mädchen, das die ganze Erzählung ...


Selten hat mich ein Buch so berührt wie „Das dritte Licht“ von Claire Keegan. Die Autorin braucht keine 100 Seiten, um in ihrer Erzählung eine ganze Welt offenzulegen. Ein Mädchen, das die ganze Erzählung über namenlos bleibt, wird von ihrem Vater an einem heißen Sommertag zu entfernten Verwandten gebracht – und erlebt dort ein ganz neues Bild von Familie.

„Dann, nach einer Weile, wird der Kuchen aufgeschnitten. Die Sahne ergießt sich über den warmen Teig, bildet Lachen.“ (S.17)
Wärme, Zuneigung und Überfluss werden dem Mädchen zuteil – ergießen sich bedingungslos über sie. Beim Lesen steigen unweigerlich Bilder und Fragen auf: Was bedeutet Familie eigentlich? Wie entsteht Bindung? Was brauchen wir im Leben?

Auf dem Buchumschlag steht ein Satz von Jeffery Eugenidis, den ich gerne zitieren möchte, denn ich finde, treffender kann man das Buch kaum beschreiben: „Herzzerreißend, jedes Wort steht am richtigen Platz, und alles ist voller Doppeldeutigkeiten.“

Wirklich beeindruckt bin ich vom Stil der Autorin, die mit so wenigen Worten eine so dichte, fast erdrückende Atmosphäre schafft. Ihre Auswahl - was wird erzählt, was bleibt offen – zwingt dazu Lücken im Kopf zu füllen. Eine große Leseempfehlung!


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Veröffentlicht am 09.05.2023

Sprachlich und inhaltlich dichte Familiengeschichte

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„Das dritte Licht“ von Claire Keegan ist eine Neuauflage, die auf wenigen Seiten eine sprachlich und inhaltlich dichte Geschichte bietet. In den 80er Jahren von der eigenen Familie zu Verwandten verstoßen, ...

„Das dritte Licht“ von Claire Keegan ist eine Neuauflage, die auf wenigen Seiten eine sprachlich und inhaltlich dichte Geschichte bietet. In den 80er Jahren von der eigenen Familie zu Verwandten verstoßen, lerne ein junges Mädchen, was Familie wirklich ist. Aus der Ich-Form erzählt, ist man nah dran an den Erlebnissen und Gefühlen. Der Kontrast zwischen den beiden Familien wird sehr schön deutlich es die Handlung schafft es in wenigen Seiten dennoch einen Spannungsbogen zu haben. Eine Geschichte mit jeder Menge Schmerz und Hoffnung, sprachlich wunderschön erzählt. Ein gelungener Roman über Familie, der durch vor allem durch seine klare und dennoch gewinnende Sprache überzeugt.

Veröffentlicht am 08.05.2023

Die große Kunst der präzisen Worte

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Auf weniger als 100 Seiten begleiten wir ein namenloses Mädchen einen Sommer lang. Sie ist 7 oder 8 Jahre alt und wird von den Eltern zu entfernten Verwandten gebracht, wir sind Anfang der 80er Jahre in ...

Auf weniger als 100 Seiten begleiten wir ein namenloses Mädchen einen Sommer lang. Sie ist 7 oder 8 Jahre alt und wird von den Eltern zu entfernten Verwandten gebracht, wir sind Anfang der 80er Jahre in Irland auf dem Land. Nur langsam setzt sich das Milieu zusammen, in dem sie aufwächst, spärlich, in wenigen Sätzen. Ihre Mutter ist schon wieder schwanger, wieder ein Mund mehr zu stopfen. Der Vater, ein Spieler und Trinker. Es mangelt an vielem, vor allem aber an Liebe und Zuwendung. Doch sie kennt ja nichts anderes.

»Ein Teil von mir will, dass mein Vater mich hier lässt, ein anderer Teil, dass er mich wieder zurückbringt, zu dem, was ich kenne. Ich stecke in der Zwickmühle, wo ich weder die sein kann, die ich immer bin, noch zu der werden kann, die ich sein könnte.« S.15

In reduzierten Miniaturszenen erleben wir, wie sich die Welt des Mädchens ändert. Bei den Kinsellas gibt es Rhabarberkuchen und ein heißes Bad, in dem noch niemand vor ihr gebadet hat. Aber vor allem gibt es Liebe, Zuneigung und Verständnis. Doch es gibt auch ein trauriges Geheimnis, dass einen Schatten über die glücklichen Tage wirft.

Das Bedrückende an der Geschichte war die Tatsache, dass das Mädchen in eine völlig normale Welt kommt, doch allein durch ihre Gedanken fühlt man, wie groß der Unterschied zu ihrem bisherigen Leben ist.

»Hier gibt es Raum und Zeit zum Denken. Vielleicht bleibt sogar Geld übrig.«

Durch die Ich-Perspektive des Mädchens, geschrieben im Präsens, gelangen wir nur schrittweise in seine augenblickliche Welt. Was das Mädchen nicht weiß, was es sich nicht erklären kann, erfahren wir auch nicht als Leser. Es ist ein Herantasten, ein Miterleben. Aber immer schwingt eine latente Spannung mit. So, als würde die Idylle nur trügerisch sein und jeden Moment wie eine Seifenblase platzen.

Das gelingt Keegan vor allem durch die Präzision der Sprache, der wenigen Sätze, die ein exaktes Bild in unserer Vorstellung schaffen. Anderes wird verschwiegen oder nur angedeutet. Deshalb ist es so wichtig, jeden einzelnen Satz in Ruhe zu lesen, erst dann entsteht ein Bild, dessen Lücken nach und nach geschlossen werden.
In diesem Buch gibt es keine Effekthascherei, keine Bewertung oder Auseinandersetzung. Es ist ein leises, schweigsames Buch, dessen Kraft in der Erzählweise an sich liegt. Mit viel Sensibilität sich in die Welt eines Mädchens hineinzuversetzen, die von Lieblosigkeit geprägt war und Spuren hinterlassen hat.
Das Ende ist offen, lässt sich interpretieren und lädt dazu ein, das Buch gleich noch mal von vorn zu lesen. Und das werde ich jetzt auch tun, denn es hat mich zutiefst bewegt.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Eine gefundene Familie

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Irland in den 80er Jahren. An einem Sonntagmorgen wird ein junges Mädchen zu entfernten Verwandten gebracht. Ihre Mutter steht kurz vor der Geburt, weitere Geschwister warten zuhause. Die kinderlosen Kinsellas ...

Irland in den 80er Jahren. An einem Sonntagmorgen wird ein junges Mädchen zu entfernten Verwandten gebracht. Ihre Mutter steht kurz vor der Geburt, weitere Geschwister warten zuhause. Die kinderlosen Kinsellas sollen die Kleine bei sich behalten, „so lange sie wollen“ und sie bei der Arbeit auf dem Hof einsetzen. Zunächst bleibt das Mädchen schüchtern und zurückhaltend; sie weiß nicht, was sie von diesen neuen Menschen zu erwarten hat. Doch dann erlebt sie so glückliche und unbeschwerte Tage wie noch nie zuvor – aber auch diese Familie hat ein trauriges Geheimnis.

„Das dritte Licht“ ist eine Erzählung (oder ein kurzer Roman) der Irin Claire Keegan. Ursprünglich im Jahr 2013 auf Deutsch erschienen, handelt es sich hier um eine von der Autorin überarbeitete Neuausgabe, übersetzt wurden beide Versionen von Hans-Christian Oeser. Die Geschichte wird von der namenlosen Protagonistin in der Ich-Perspektive und der Gegenwartsform erzählt. Dem Alter des Mädchens entsprechend erhalten wir so einen naiven, aber ungetrübten Blick auf die Ereignisse.

Im Verlauf der Handlung geben die Figuren immer mehr über sich preis. Die Familie der Protagonistin hat kaum Geld, da der Vater es stets verspielt. Um ihre vielen Kinder kümmert die Mutter sich nur notdürftig und mit wenig Geduld. Es ist traurig, mitanzusehen, wie das Mädchen bei den Kinsellas zu Beginn jeden Moment damit rechnet, für irgendetwas bestraft zu werden. Das Ehepaar hingegen präsentiert sich bodenständig und ruhig, beide bringen der Kleinen echte Zuneigung entgegen. So entsteht ein starker Kontrast zwischen einer Familie, die ihre Kinder nicht zu schätzen weiß und einer anderen, die sich wünscht, sie hätte eigene.

„Das dritte Licht“ umfasst nur etwa 100 Seiten, aber auf diesen findet sich so viel Schmerz und gleichzeitig Hoffnung auf ein anderes, ein besseres, ein weniger einsames Leben. Und auch, wenn an sich nicht viel geschieht, entschädigt hierfür die wunderbare Sprache. Bei einem Spaziergang mit Kinsella am Meer sagt dieser zu seiner Pflegetochter: „Sieh mal, wo vorher nur zwei Lichter waren, sind jetzt drei.“ Eine tolle Metapher für diese gefundene Familie.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Berührendes Intermezzo

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Diese irische Schriftstellerin war mir bisher unbekannt. Hier erzählt sie eine berührende Geschichte um ein kleines Mädchen.
Die Geschichte spielt in Irland der 80er Jahre. Ab und zu blitzt ein wenig ...

Diese irische Schriftstellerin war mir bisher unbekannt. Hier erzählt sie eine berührende Geschichte um ein kleines Mädchen.
Die Geschichte spielt in Irland der 80er Jahre. Ab und zu blitzt ein wenig Lokalkolorit durch, doch das Augenmerk der Autorin liegt hier bei dem kleinen namenlosen Mädchen.
Ihr Vater bringt sie zu Edna und John Kinsella und sie kümmern sich liebevoll um die Kleine.
Das Mädchen scheint von Haus aus nicht verwöhnt worden zu sein und sie lernt schnell, wie durch Anerkennung und Akzeptanz ihre Unsicherheit genommen wird.
Auch Edna und John werden durch das Mädchen abgelenkt und beide Seiten ergänzen sich hier. Eine Win - win Situation.
Idem die Autorin das Mädchen aus der Ich-Perspektive erzählen lässt, kann ich hautnah nachempfinden, wie sich das Mädchen fühlt und was sie empfindet und bin so in ihr Gefühlsleben eingebunden.
Natürlich wird in der Nachbarschaft gemunkelt und spekuliert, was dies Mädchen bei der Familie Kinsella macht,
doch Edna antwortet wahrheitsgemäß und
nimmt somit die Spitze.
Ich bekomme hier mit, wie sich das Mädchen in der kurzen Zeit positiv entwickelt.
DerText liest sich nicht flüssig, ich habe den Eindruck,das ist beabsichtigt.
Dadurch gibt die Autorin dem lesenden Raum, über das gelesene nachzudenken, innezuhalten und eigenen Ideen im Kopfkino zu entwickeln.
Ein sehr harmonisches Buch mit bewegenden und ungewöhnlichen Situationen.

Vielen Dank an den Steidl Verlag und NetGalley zur freundlichen Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

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