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Abibliophobia

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2023

Obsessiv

Zeiten der Langeweile
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Ich bin genauso alt wie die Autorin, ich habe gestern mein neues Handy eingerichtet und war maximal genervt davon und ich verbringe sowieso zu viel Zeit mit Handy und Social Media. Die ideale Voraussetzung ...

Ich bin genauso alt wie die Autorin, ich habe gestern mein neues Handy eingerichtet und war maximal genervt davon und ich verbringe sowieso zu viel Zeit mit Handy und Social Media. Die ideale Voraussetzung also, um dieses Buch zu lesen. Das Cover und der Klappentext überzeugen mich und ich bin wahnsinnig gespannt. Das erste Buch das ich lese indem es um Corona geht. Es passt einfach alles, weil ich genau das Alter der Protagonistin habe und mit ihr auf eine nostalgische Zeitreise gehen kann. Das Buch besticht durch eine klare Beschreibung fast emotionslos, die einen dennoch in seinen Bann zieht. Durch das Buch wird einem erst einmal bewusst wie viele Spuren man im Internet hinterlässt. Man bekommt es fast mit der Angst zu tun. Die Protagonistin wird immer fanatischer, man fragt sich ob sie nicht von einem ins andere Extrem gerät und damit genauso ihre Zeit verschwendet. Sie wird immer paranoider, schaltet ihre Kamera dauerhaft aus und das als Dozentin die Vorlesungen hält. Das nimmt alles schnell Überhand. Es ist mutig, aktuelle Themen wie Corona und Impfgegner mit in die Story zu nehmen, selbst aktuell konnte man sich kaum dran erinnern, wie das alles war. Wird das Buch in 10 Jahren gelesen wird keiner wissen, worum es geht, andererseits ist social media ja auch im permanenten Wandel und der Status quo bei Veröffentlichung schon wieder ein anderer. Mit jeder Seite wird es immer übertriebener: wie bei allen Situationen und Lebenseinstellungen denke ich, dass ein vernünftiges Mittelmaß gesund ist ohne in beide Extreme abzurutschen. Stellenweise ist sie schon sehr besessen. Unabhängig von Corona isoliert sich sich schon sehr. Eine eigene Einstellung haben ist ok, aber andere Leute verteufeln, die diese Meinung nicht teilen ist schon sehr intolerant, besonders wenn man selbst Rücksichtnahme einfordert. Kritische Reflexion ist ok, aber es sollte nicht das gesamte Leben inkl. Jobwahl bestimmen. Digitale Ruhe ist ok, aber wenig bis keine soziale Interaktion ist schon sehr schwierig. Insgesamt war mir das Buch dann doch zu eingefahren und extrem.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2022

Empathie ja oder nein?

Verheizte Herzen
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Das Cover ist Geschmackssache, ich bin kein Fan großer Blumen, aber es fällt auf jeden Fall auf. Der Titel ist äußerst passend und der Klappentext vielversprechend. Als Erstes kam mir in den Sinn, dass ...

Das Cover ist Geschmackssache, ich bin kein Fan großer Blumen, aber es fällt auf jeden Fall auf. Der Titel ist äußerst passend und der Klappentext vielversprechend. Als Erstes kam mir in den Sinn, dass das Thema wirklich mal neu ist. Persönlich habe ich keine Bezugspunkte dazu, da ich noch nie Geliebte war 😊, umso spannender ist das Thema. Ich verurteile Betrug seit und wollte einfach wissen, inwiefern das Buch einen Einfluss auf meine Meinung und Werthaltung hat – würde ich vielleicht sogar Mitleid mit der Protagonistin haben?
Bücher und ihre Themen müssen einen reizen und das ist hier definitiv der Fall. Wie denke ich über das Thema nach Abschluss der letzten Seiten? An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, als organisierter aufgeräumter Mensch machen mich die eingerückten Zeilen etwas nervös 😊 Auch die Geschwindigkeit mit der man die Seiten liest (da sie wenig Text beinhalten) ist neu für mich. Die direkte Ansprache an ihren toten Geliebten ist sehr eindringlich, man spürt die Trauer und Verzweiflung, noch bevor man irgendetwas über diese Person erfährt.
Ein Verlust ist ein Verlust und jeder hat das Recht auf seine Art zu trauern.
Ein paar Sätze treffen mitten ins Herz wie z.B. „Woher sollen wir wissen, welche Tage später einmal Wendepunkte sind?“. Die Sprache ist klar und schonungslos, beizeiten derb, aber einen Liebesroman mit schwülstigen Sätzen hatte ja auch niemand erwartet. Gekonnt werden das Kennenlernen und der Anfang der Beziehung in die Tragödie eingesponnen. Die Spannung bleibt, da der Leser zu Anfang noch nichts über den Tod des Geliebten erfährt. Trotz weniger Worte auf den einzelnen Seiten, kommt unfassbar viel Inhalt mit, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Zwischendurch entdeckt man immer wieder liebevolle Elemente zwischen den knallharten Sätzen: an einigen Stellen fast poetisch und dann wieder kühl und brutal. Obwohl ich skeptisch war und es nicht wollte, muss ich sagen, dass mich das Buch schnell gefesselt hat. Der Schreibstil zieht in einen Bann, ob man will oder nicht.
Geschickt werden die Verletzungen der Vergangenheit eingewebt bis zur schwierigen Kindheit zurück, sehr gut dargestellt. Die Autorin hat einen sehr guten Blick für Details, Schilderungen sind niemals überflüssig, sondern sagen immer etwas aus. Zwischendurch nervt das Weinerliche und Besitzergreifende allerdings sehr. Es wird an einigen Stellen so getan, als wäre eine Affäre etwas Gesellschaftsfähiges, das man sich ab und an mal gönnen darf. Natürlich mag man die Protagonistin nicht, sie ist kalt, lügt, ist gewissenlos und drängt sich nach dem Tod wie eine Psychopathin ist das Leben und die Familie der Witwe. Aber ein wenig versteht man sie doch und am Ende stellt sich die Frage: Würde man es vielleicht ebenso machen, wenn man solch einen Verlust erlitten hat und macht uns genau diese Frage vielleicht sogar so große Angst?

Veröffentlicht am 15.02.2020

Hatte ich mir anders vorgestellt

Sweet Sorrow
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Da ich bereits von "Zwei an einem Tag" begeistert war, hatte ich mich sehr auf den neuen Roman von Nicholls gefreut. Vorab schon einmal: das ist das schönste Buch, das ich in den Händen gehalten habe. ...

Da ich bereits von "Zwei an einem Tag" begeistert war, hatte ich mich sehr auf den neuen Roman von Nicholls gefreut. Vorab schon einmal: das ist das schönste Buch, das ich in den Händen gehalten habe. Die Idee keinen Schutzumschlag zu verwenden, sondern ein glänzendes, hochwertiges und absolut liebevoll gestaltetes Cover hat mich optisch komplett überzeugt.
Man beginnt das Buch mit gemischten Gefühlen, da man automatisch an die eigene erste Liebe denkt, man schwelgt in schönen Erinnerungen. Die witzige und selbstironische Einführung von Chrles Lewis, dem nach seinem Schulabschluss die Welt offensteht, hat mich überzeugt. Er ist ein typisch unsichtbarer Junge, der erst nach der Schulzeit zu sich selbst findet. Die Sprache ist herrlich bildhaft, gerade wenn es um Sachen wie den ersten Kuss geht. Dann begegenet Charlie endlich Fran Fischer und erst kann man sich überhaupt nicht vorstellen, dass auch den beiden ein Paar wird.
Dies ist kein reiner Liebesroman, es geht ums Erwachsen werden, um die Trennung der eigenen Eltern, um Freunde , um Depressionen, um Familie und eben auch um die Liebe. Die Geschichte ist sehr realistisch erzählt, nichts wird verklärt, dramatisiert oder ramtischer beschrieben als es ist. Ein toller sachlicher Stil, der mich sehr beeindruckt hat.
Charlie ist nicht nostalgisch und verschwendet nicht viele Gedanken an seine Vergangenheit, aber ausgerechnet dann holt sie ihn wieder ein. Man wartet mit Spannung darauf, ob es zu einem Wiedersehen zwischen ihm und Fran kommt. Die Überleitungen sind intelligent gewählt, sodass man immer wieder Neues über Charlies Familie und ihre Entwicklung erfährt. Zwischendurch zieht sich die Geschichte allerdings etwas, die Theaterproben sind für meinen Geschmack nicht besonders spannend.
Dennoch ist dies endlich mal ein authentisches Buch über die erste Liebe, kein Hollywoodkitsch, sondern eine Geschichte mit langsamer Annäherung und großer AUfregung. Man erinnert sich daran, wie unbeholfen man selbst damals war, wie die Beziehung langsam wächst und eventuell auch auseinander geht. Ein schönes Buch mit einem realistische Ende, kein klassisches, aber dennoch ein Happy End. Es kommt allerdings nicht an die anderen Romane von Nicholls heran.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Nicht nur für Fußballfans

Der Manndecker
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Im Roman "Der Mannsdicker" tingelt der ehemalige Fußballspieler Achim mit seinem Fußballprogramm durch Dorfkneipen, die gerade mal von einer Handvoll ortsansäßigen Hobbykickern besetzt sind. Die Gage reicht ...

Im Roman "Der Mannsdicker" tingelt der ehemalige Fußballspieler Achim mit seinem Fußballprogramm durch Dorfkneipen, die gerade mal von einer Handvoll ortsansäßigen Hobbykickern besetzt sind. Die Gage reicht teilweise nicht einmal für ein anschließendes Besäufnis.
Vorab sei gesagt, dass ich absolut kein Fußballfan bin, dennoch hat mich das Buch neugierig gemacht. Der Humor ist eher befremdlich, wenn man sich daran gewöhnt hat, aber durchaus lustig. Achim ist zynisch und unglaublich selbstironisch. Ich mag den klischeehaften Bezug zum Sauerland, da ich selbst in der Nähe von Soest aufgewachsen bin. Sätze wie "...vielleicht war der Händedruck ja die Umarmung des Sauerlandes..." bringen mich sehr zum Lachen. Manche Witze sind wirklich gut, andere entlocken mir nicht mal ein müdes Lächeln.
Achim verkauft sich im Roman selbst als Lebemann, ist aber weit davon entfernt sein Leben wirklich im Griff zu haben. Er wirkt leicht großkotzig, als gehöre ihm die Welt, was ihn nicht wirklich sympathisch macht, aber das wird wohl auch die Intention dahinter sein. Dass er sich im Buch neu verliebt ist schön, mich stört allerdings, dass er ja immerhin noch eine Frau zuhause hat. Für mein Empfinden wird der Humor zum Ende schlechter, ein wenig als ginge dem Buch die Puste aus. Manchmal hat man aber auch Mitleid mit dem unbeholfenen Achim, weil er so viel Glück hat und es trotzdem noch vermasselt. Ein nettes Buch, das mich dennoch nicht so richtig überzeugt.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Nicht nur für Buchliebhaber

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine
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Das Cover ist einladend, der Name der Autorin versteckt sich im Schild des Buchladens. Ein Buchladen, dem ich allein auf Grund des Covers schon einen Besuch abstatten würde.
Noch besser als ein Buchladen ...

Das Cover ist einladend, der Name der Autorin versteckt sich im Schild des Buchladens. Ein Buchladen, dem ich allein auf Grund des Covers schon einen Besuch abstatten würde.
Noch besser als ein Buchladen sind zwei Buchläden. Die Idee, dass Sophie und Sarah ihre Buchhandlungen tauschen finde ich sehr gut. Sätze wie „Meine Bücher zurückzulassen war als würde ich einen Teil von mir selbst zurücklassen“ sprechen jedem Buchliebhaber aus der Seele.
Die Beschreibung der jeweiligen Buchläden ist sehr detailliert, sodass man direkt das Gefühl hat mitten im Laden zu stehen. Freund Ridge finde ich persönlich zu schmalzig, passt aber zu Saras romantischer Art. Teilweise ist die Handlung vorhersehbar, was aber nicht wirklich stört. Sara ist manchmal wirklich sehr naiv, man wünscht sich, dass sie in Paris das Selbstvertrauen findet, was ihr fehlt. Dennoch ist es schön sie auf ihrer Reise zu begleiten und zu sehen, wie sie immer mutiger wird und sich in Paris verändert.
Toll sind die vielen Marotten der Buchhändler, die man an sich selbst auch immer wieder entdeckt. Bücher, Paris, Liebe, ein mysteriöser Liebesromanautor: was braucht man mehr für einen romantischen Roman. Jeder der Protagonisten hat seine eigene Geschichte und seine eigene Liebe zu Büchern, die sehr schön beschrieben wird.
Das Buch ist nicht nur ein Liebesroman, sondern auch eine kleine Hommage an all die schönen Bücher dieser Welt. Ein rundherum schönes Buch für Menschen, die an die Magie besonderer Städte, Bücher und an die Liebe glauben.