Cinderella meets Mulan. Crime meets Fairytale.
Dragon Games - Herz aus Feuer„Dragon Games – Herz aus Feuer“ ist der dritte Roman von Ursa Jaumann – und beinhaltet eine Geschichte, in der sich feministische Einflüsse, aktuelle Themen und realitätsnahe Strukturen finden, die mehr ...
„Dragon Games – Herz aus Feuer“ ist der dritte Roman von Ursa Jaumann – und beinhaltet eine Geschichte, in der sich feministische Einflüsse, aktuelle Themen und realitätsnahe Strukturen finden, die mehr Wahrheit zeigen, als gut für die Welt ist. In Kombination mit einer feurigen Protagonistin, einem Hauch Crime, Spannung und berührenden Momenten konnte mich die Autorin wiederholt gänzlich mitreißen.
In einer patriarchischen Gesellschaft, in der Armut und Ungerechtigkeiten durch die Gassen wabern, ist Rebellion in den verschiedensten Formen eine vorhersehbare Konsequenz. Von Überheblichkeit und Wohlstand eingelullt, wähnen sich die gutbetuchten, mächtigen Menschen in Sicherheit, sind blind für Leid und Unzufriedenheit. Ahnden erbarmungslos.
Welcher Zeitpunkt wäre besser geeignet, um ein System zu stürzen, als ein Turnier, bei dem alle Drachenritter des Kontinents plus Gefolge versammelt sind? Wo anfangen, wenn nicht ganz oben?
Vic, einst ein Mädchen aus den Kohleminen, eine „Black“, seit Jahren Knappe im Dienst eines Drachenritters, ist sich der Gefahr bewusst, in der sie jeden Tag schwebt. Doch diese geht nicht von den Kreaturen aus ... Um den einzigen Traum, den sie jemals hatte, näherzukommen – eines Tages selbst über einen Drachen befehligen, Botschafter des Landes, frei werden zu können – ist sie bereit, das Risiko einzugehen, ein Leben zu führen, welches nur ein halbes ist, eine Maskerade.
Nichts und niemand kann ihr Ziel ins Wanken bringen ... oder?
Ursa Jaumann wirft uns mitten hinein, nah an jenen Moment, in dem nicht nur Vics Wünsche torpediert werden, sondern auch ihre Pläne und Ziele in scheinbar weite Ferne rücken. Plötzlich sieht sie sich mit Veränderungen konfrontiert, die ihr weder Zeit lassen, um zu trauern, noch um sich in ihre neue Rolle einzufinden. Als wäre das nicht schon beängstigend genug, schleicht ein Phantom durch Dimondon, welches mit perfiden, heimtückischen Anschlägen Drachenritter samt Knappen aus dem Weg räumt, einen Krieg zwischen den Reichen provoziert. Statt sich um diesen durchaus bedrohlichen Umstand zu kümmern, jagt ihr neuer Sir einer Fremden hinterher. Zu allem Überfluss nehmen die Gesetzeshüter Vic ins Visier – dabei muss die gerade einen wahrlich heiklen Spagat meistern: am Tag der Knappe, des Nachts die Lady…
Stilistisch findet sich hier ein lebendiger, detailreicher Mix, der passend für das historisch anmutende Setting und die herrschenden Konventionen gewählt wurde. Gleichzeitig erhält das Geschehen durch moderne Dialoge und flotte Formulierungen Frische.
Die Charaktere, insbesondere Vic, James und Lance, wurden mit Tiefe gezeichnet, mit Hintergrund und Temperament, einer gewissen Gleichgültigkeit Regeln und Stand gegenüber. Doch auch andere Figuren überraschen mit Auftreten, Reaktionen und der, nicht immer positiven, Rolle, die sie am Ende einnehmen.
Jaumann bestückte ihre wendungsreiche Storyline mit Steampunk-Elementen, leisen technischen Fortschritten, Vibes aus Mulan und Cinderella, wobei Letzteres für „Toris“ ganz eigenes kleines Märchen sorgte – gefährlich und aufregend, ein Schauspiel, so fragil wie der Frieden. Die Autorin macht es den LeserInnen leicht, zu hoffen, zu erschaudern, zu seufzen. Trotz der dunklen Vorahnung, trotz der Gewissheit, dass die Enttarnung ebenso unausweichlich, nur eine Frage der Zeit ist, wie das Bersten von Herzen. Denn manche Lügen explodieren und reißen Krater in Menschen.
Gegebenheiten der Drachenritter, Hierarchien der geschaffenen Welt wurden ausreichend, greifbar dargelegt. Die Handlung ist durchdacht und abwechslungsreich, Action, Romantik und Humor halten sich mit beständiger Aufregung die Waage. Sir James und Tori sorgen für Sinnlichkeit, prickelnde Augenblicke, während Vics Leidenschaft und der Mut, für sich, ihre Überzeugungen und ihren Traum einzutreten, Feuer entfacht.
Die malerische Erhabenheit der Drachen, sanfte Augenblicke und das Herzklopfen, welches die Autorin mit ihren wortreichen Zeichnungen auslöst, stehen im Kontrast zu jener Tristesse, die Armut, Not und Kinderarbeit mit sich ziehen, zu der harten Hand des Gesetzes, die tief bewegt. Verluste häufen sich, Vertrauen wird erschüttert und am Ende bleibt Vic nichts weiter übrig, als sich aufrecht zu halten und das Urteil zu ertragen.
„Dragon Games“: High-Romantasy, die Faszination auslöst, die sich im Gedächtnis festsetzt.