Manchmal braucht es eine Initialzündung
NachttankstelleSo auf den ersten Blick ist Uwe Fiedler, Ende dreißig, Dauerstudent, planlos, jobbt an der Nachttankstelle, wohnt noch in der gemeinsamen Wohnung mit der Ex, ein Loser. Auf den zweiten Blick irgendwie ...
So auf den ersten Blick ist Uwe Fiedler, Ende dreißig, Dauerstudent, planlos, jobbt an der Nachttankstelle, wohnt noch in der gemeinsamen Wohnung mit der Ex, ein Loser. Auf den zweiten Blick irgendwie auch. Man muss schon öfter hinschauen, um Uwe etwas abzugewinnen. Erst die Begegnung mit Jessy, einer Tresenkraft, und Matuschek, einem Lebenskünstler, bringt ein bisschen Schwung in Uwe und dessen Leben. Der sympathische, aber auch ein bisschen nervende Langeweiler beginnt tatsächlich, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen!
Kaum zu glauben, dass dieses Buch eigentlich schon acht Jahre auf dem Markt ist und völlig an mir vorbeigegangen ist! Noch unglaublicher ist, dass man es nicht merkt, dass es schon so viele Jahre alt ist – es ist zeitlos und behandelt nach wie vor aktuelle Themen treffsicher und punktgenau. Die Geschichte kommt so banal daher, dabei ist sie doch tiefgründig und vielschichtig. Unser Protagonist Uwe Fiedler hat eine urkomische Art, mit der Sprache umzugehen. Da nutzt er gleichermaßen Fremdwörter, als seien sie das normalste auf der Welt (er gibt gar nicht damit an, sie zu kennen, das darf man nicht falsch verstehen!), als auch erstaunlich simple Ausdrücke, fast schon Kindersprache. Einige Sätze sind urkomisch allein aufgrund der Wortwahl. Warum denn einfach, wenn es auch geschwollen geht? Vor allem – wenn es irgendwie geschwollen sogar noch treffender ist? Ich liebe es, wenn das jemand so gekonnt anbringt. Herrlich, unterhaltsam und unnachahmlich! Allein schon daran würde ich Uwe Fiedler sofort überall heraus erkennen!
Man kann Uwe anfangs nicht so wirklich leiden, weil er einfach gar nix allein auf die Reihe bekommt. Doch so nach und nach hat man das Gefühl, bei Uwe ist so viel unglücklich gelaufen, dass man an seiner Stelle wohl auch so ziemlich lethargisch geworden wäre. Man wünscht ihm Mut und Kraft und vor allem endlich mal einen Aufwärtstrend.
Die Ereignisse spielen ihm in die Hände und man dankt dem Universum, dem Kosmos, dem Schicksal, dem Karma oder auch Gott, dass es doch Gerechtigkeit zu geben scheint. Auch wenn das eine oder andere eher aus einem Märchen zu kommen scheint, sind die Wendungen doch klasse und machen Spaß. Vor allem, weil ganz viele der Themen wahre Evergreens sind und wohl niemand komplett ohne Wiedererkennung bleiben wird. Jeder von uns hat schon das eine oder andere davon erlebt und genau das macht diese Story so enorm gut. Kleines wird Groß und man selbst ist mit sich mehr zufrieden, als vor der Lektüre. Ich wurde super gut unterhalten und gebe sehr gern die vollen fünf Sterne.