Ein japanischer Ermittler in Hamburg
Inspektor Takeda und die Toten von AltonaInspektor Takeda von der Tokioer Mordkommission nimmt an einem Austauschprogramm teil, landet bei der Mordkommission in Hamburg und wird Claudia Harms als Partner zugeteilt. Der erste Fall sieht ganz nach ...
Inspektor Takeda von der Tokioer Mordkommission nimmt an einem Austauschprogramm teil, landet bei der Mordkommission in Hamburg und wird Claudia Harms als Partner zugeteilt. Der erste Fall sieht ganz nach Selbstmord aus – oder etwa doch nicht?
Ein Japaner in Hamburg, verschiedene Kulturen, verschiedene Arbeitsweisen, zwei sehr verschiedene Menschen, die nun miteinander auskommen müssen – das klingt interessant und das ist es auch. Der Autor hat selbst in Japan gelebt, kennt also Land und Leute und kann auch Vergleiche ziehen. Manchmal erscheint mir die Sichtweise auf Deutschland und die Deutschen etwas überspitzt, aber mir fehlt vielleicht auch teilweise der Blick von außen. Insgesamt hat mir gerade die Unterschiedlichkeit der Kulturen, vor allem aus den Blickwinkeln der beiden Partner, sehr gut gefallen.
Auch Takeda gefällt mir sehr gut, er hat seine, nicht immer guten, Erfahrungen in Liebesbeziehungen gemacht, liebt Jazz, vor allem, wenn er ihn selbst auf seinem Saxophon spielen kann, und Whisky, trinkt manchmal etwas zu viel, hat Kampfsporterfahrung und kommt aus einer alteingesessenen japanischen Familie. Er ist sehr sympathisch und bemüht sich, seine Mitmenschen zu verstehen, was ihm oft intuitiv gelingt. Gut gefallen haben mir die Ausflüge in Takedas Vergangenheit.
Probleme bereitet mir Claudia Harms, die mir alles andere als sympathisch ist, aus einer komplizierten Familie stammt und u. a. wohl auch deshalb kompliziert in Liebesdingen ist. Sie will immer perfekt sein, gelingt ihr das nicht, schiebt sie gerne die Schuld auf andere, wovor auch Takeda nicht gefeit ist. Am liebsten hat sie noch ihre Pflanzen, mit denen sie ihr Büro voll gestellt hat. Ihr Verhalten hat mich oft genervt.
Der Fall ist im Grunde interessant und bietet auch die Möglichkeit mitzuraten, hat aber zwischendurch beträchtliche Längen, vor allem in der zweiten Hälfte des Romans. Leider kommt es wieder einmal dazu, dass Ermittler (dieses Mal sogar beide) in Gefahr geraten, wobei mir das in einem Fall absolut konstruiert erscheint, es sich im anderen Fall dagegen interessant und auch spannend entwickelt. Üblicherweise mag ich solche Szenen nicht, hier ist der zweite Fall eine Ausnahme.
Die Auflösung ist nicht unlogisch und insgesamt okay.
Mir hat der Roman recht gut gefallen, besonders der Titelheld und seine Anstrengungen, seinen Job auch in einem fremden Land erfolgreich zu absolvieren, und mit seinen Mitmenschen, deren Mentalität er erst noch in Gänze erfassen muss, klar zu kommen. Das ist auch das große Plus des Romans. Es gibt bereits einen weiteren Roman der Reihe, den ich direkt im Anschluss lesen werde, mal sehen, wie sich die Protagonisten entwickeln und welcher Fall dann ins Haus steht.
Von mir gibt es 3,5 Sterne. Wer außergewöhnliche Ermittler mag, bzw. Ermittler, die sich in außergewöhnlichen Situationen befinden, könnte hier gut unterhalten werden.