warmherzig, skurill, immer mit einem liebevollen Grinsen = einfach wunderbar
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die DingeHeinz Labensky hatte es zeit seines Lebens nicht leicht: in den 40er-Jahren in einem kleinen Kaff in Brandenburg geboren und aufgewachsen, war er immer ein Außenseiter: in der Schule aussortiert weil minderbegabt, ...
Heinz Labensky hatte es zeit seines Lebens nicht leicht: in den 40er-Jahren in einem kleinen Kaff in Brandenburg geboren und aufgewachsen, war er immer ein Außenseiter: in der Schule aussortiert weil minderbegabt, Sohn einer alleinerziehenden Mutter, der Vater in Russland im Krieg gefallen - da hat man nicht viele Freunde im Ort. Eines Tages kommt eine weitere Außenseiterin: Rita Warnitzke wuchs die ersten Jahre ihres Lebens in einem Kinderheim auf, bevor sie doch zu ihrem leiblichen Vater zog. Die beiden werden besten Freunde, beschützen sich und helfen sich gegenseitig. Sie hilft ihm beim Lesen lernen, er hilft ihr wenn die Jungs mal wieder zu aufdringlich werden. Doch Rita will sich aus der Dorfenge befreien, will was erleben - und zieht nach Berlin. Heinz ist untröstlich, sucht sie, findet sie, und verliert sie endgültig aus den Augen. Viele Jahre später, als alter Mann, lebt er in einem Seniorenheim in Erfurt - und bekommt dort Post, die sein Leben noch mal vollkommen auf den Kopf stellen kann. Er, der vermeintliche Schwachkopf, setzt sich in einen Reisebus nach Warnemünde. Denn er hat einen Brief bekommen von Ritas Tochter, die ihn kennenlernen möchte. Auf der Fahrt kommt er mit mehreren Mitreisenden ins Gespräch, erzählt ihnen in Rückblenden sein Leben, von Rita und ihm. Aber ist auch wirklich alles so passiert, wie er es in seiner Phantasie in Erinnerung hat? Ritas Tochter ist da in einigen Punkten anderer Meinung...
Meine Meinung: mich erinnerte Heinz Labensky in seiner tumben Einfältigkeit oftmals an Forrest Gump. Auf der Fahrt erzählt er von einer skurrilen Begebenheit nach der Anderen, wie er Wolf Biermann, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof kennenlernt, sich auf die Suche nach dem Bernsteinzimmer begibt und den Ost-Berliner Nahverkehr aufmischt. All das ist so liebevoll und mit einem so breiten Grinsen erzählt, dass sich selbiges automatisch auf die Leser überträgt. Man mag das Buch kaum aus der Hand legen in Erwartung der nächsten Wendung... und ist doch überrascht vom finalen Twist. Wer Michael Tsokos bislang nur als Professor für Rechtsmedizin und Thriller-Autor kennt, wird bei diesem Buch überrascht sein. Zusammen mit seiner Frau Anja haben sie gemeinsam ein warmherziges, vergnügliches und durch-und-durch begeisterndes Buch geschrieben. Ich habe mich blendend unterhalten und vergebe selbstverständlich die vollen fünf von fünf Sterne.