Jetzt schlägts dreizehn! Ideenreicher Fantasyroman
DreizehnfurchtMoritz (Momme) Bang leidet unter Zwangsstörungen. Seine Angst vor der Zahl 13 lässt eigentlich keinen geregelten Alltag zu. Als er eine Jobzusage als Haushüter einer alten Villa außerhalb Berlins bekommt, ...
Moritz (Momme) Bang leidet unter Zwangsstörungen. Seine Angst vor der Zahl 13 lässt eigentlich keinen geregelten Alltag zu. Als er eine Jobzusage als Haushüter einer alten Villa außerhalb Berlins bekommt, nimmt er diese Chance wahr, seinen Zwängen zu entfliehen. Doch der Eigentümer ist seltsam und scheint von Mommes Dreizehnfurcht zu wissen. Als er eine weiße Frau, die eigentlich gar nicht im Haus sein dürfte, durch eine Tür verschwinden sieht, die auch nicht da sein sollte (die führt in das eigentlich nicht existente 13. Zimmer des Hauses) überwindet er seine Ängste und tritt ebenfalls durch die Tür. Er landet aber nicht in einem Zimmer, sondern in Dreizehneichen, einer Parallelwelt Berlins, die Fortschritt, Elektrizität, Medizin, Technik ablehnt und deren Uhren dreizehn Stunden haben. Die Schwestern, eine Art Widerstandsgruppe, schmuggeln immer wieder Medizin von Berlin nach Dreizehneichen. Die Policey, allen voran Policeyoberst Primus Falke, ist hinter den Schwestern her. Sehr bald wird aber klar, dass in Dreizehneichen irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht und dubiose Männer die Macht an sich ziehen wollen. Mittendrin Momme, der eher unfreiwillig Teil des Widerstands und damit vor riesengroße Probleme gestellt wird, die ihm und anderen das Leben kosten könnten.
Ich fand es total faszinierend, von Mommes Zwangsstörungen zu lesen und konnte mich Dank der ausführlichen Beschreibungen auch echt gut in ihn hineinversetzen. Der Schreibstil ist lebendig, detailliert und bildhaft, die Story konnte mich sehr fesseln. Allerdings war sie mir im Mittelteil streckenweise ein bisschen zu langatmig und ausufernd. Dafür war das erste und vor allem das letzte Drittel super spannend und ich habe richtig mitgefiebert. Die Idee, quasi eine dem Fortschritt trotzende Parallelstadt von Berlin zu schreiben, hat echt was. Mir hat vor allem auch gefallen, dass es sich anfühlte, als würde ich eine Geschichte auf zwei Zeitebenen lesen: Gegenwart (Berlin) und Vergangenheit (Dreizehneichen). Die Figuren sind vielschichtig und nach und nach herauszufinden, wer ein falsches Spiel spielt oder nicht, macht echt Spaß.
Das Cover ist wie ich finde ausgezeichnet ausgewählt und sehr passend mit den beiden sich spiegelnden Berlin-Skylines, von denen bei einer die Zeichen des technischen Fortschritts fehlen. Toll auch: im Vorsatz ist eine Karte der Stadt Dreizehneichen und im Nachsatz eine von Berlin.
Fazit: eine außergewöhnliche Fantasygeschichte fernab vom Mainstream. Im Mittelteil kurz mal langatmig, sonst aber absolut fesselnd und faszinierend. 4/5 Sterne.