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Veröffentlicht am 21.09.2023

Langeweile war gestern

Nur 300 km
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Carl macht Urlaub mit seiner Mutter an der Ostsee. Gelangweilt sitzt er in seinem Rollstuhl am Strand, als er Fee trifft. Na ja, das ist vielleicht nicht ganz richtig ausgedrückt, eher trifft Fee ihn – ...

Carl macht Urlaub mit seiner Mutter an der Ostsee. Gelangweilt sitzt er in seinem Rollstuhl am Strand, als er Fee trifft. Na ja, das ist vielleicht nicht ganz richtig ausgedrückt, eher trifft Fee ihn – mit einem ihrer Flipflops, der plötzlich auf Carl zugeflogen kommt und ihn am Kopf trifft. Diese Begebenheit ist erst der Beginn der Geschichte und gibt aber doch schon einen kleinen Einblick in den weiteren Verlauf. Es wird auf keinen Fall langweilig, so viel kann ich jetzt schon versprechen.

„Bin mit Fee in Berlin, abends zurück“ steht auf dem Cover als kleine Notiz irgendwo unterhalb des Buchtitels „Nur 300 km“. Als Fee von Carl erfährt, dass das Verhältnis zu seinem Vater, der in Berlin lebt, nicht ganz einfach ist, dauert es nicht lange, bis sie Carl überredet, sich heimlich auf den Weg zu machen und den Vater zu besuchen. Dass sie für sich selbst auch gute Gründe hat, nach Berlin zu kommen, verschweigt sie erstmal.

Damit beginnt eine aufregende und spannende Reise mit guten und weniger guten Begegnungen und Überraschungen. Die flippige Fee weiß eigentlich genau, wie der Roadtrip ablaufen wird, wenn es da nicht die eine oder andere Schwierigkeit gäbe…

Rüdiger Bertram hat diese Geschichte für Kinder – nach meiner Einschätzung ab 12 Jahre – geschrieben, doch sie hat auch mich als Seniorin restlos begeistert. Fee gibt ein tolles Beispiel dafür, Menschen mit körperlicher Einschränkung ebenso zu begegnen und zu behandeln wie andere. So ganz nebenbei macht der Autor noch auf einige Missstände im Bereich von Barrierefreiheit aufmerksam. Da ist zum Beispiel die Rede von Stehtischen, die von Rollstuhlfahrer nur genutzt werden können, um die Kaugummis zu betrachten, die unter der Tischplatte kleben. Besonders originell demonstriert er das Schneckentempo des Treppenlifts im barrierefreien Ferienhaus.

Ich gebe gern meine volle Leseempfehlung für dieses Buch, das prall gefüllt ist mit Humor und Spannung, mit Überraschungen und auch mit ein paar Tränen, die vergossen werden (dürfen).

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Die Bibel (neu) entdecken

Ein Buch wie kein anderes
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Wenn das Buch von Tricia Lott Williford den Titel trägt „Ein Buch wie kein anderes“, dann spricht sie von der Bibel, die es als Wegbegleiter und Kraftquelle im Alltag zu entdecken gilt.
Doch auch dieses ...

Wenn das Buch von Tricia Lott Williford den Titel trägt „Ein Buch wie kein anderes“, dann spricht sie von der Bibel, die es als Wegbegleiter und Kraftquelle im Alltag zu entdecken gilt.
Doch auch dieses Buch ist wie kein anderes, was Form und Inhalt angeht: ein praktischer Ratgeber, mit einfachen Worten geschrieben.
Obwohl ich mich häufig mit der Bibel oder mit einzelnen Bibelzitaten beschäftige, habe ich hier nochmal neue Wege und Möglichkeiten der Annäherung gefunden. Williford erzählt vieles aus ihrem eigenen Leben und von ihrem Glauben. Man findet Zitate anderer Persönlichkeiten und vor allem zu jedem Abschnitt „Ein paar Ideen für deinen Alltag“.
Da gibt es zum Beispiel eine Anleitung zu der Idee, seine eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben. Faszinierend und nachahmenswert ist für mich auch der Vorschlag, im Atemrhythmus in der Bibel zu lesen oder Gebete zu sprechen.
"Wenn Menschen Partei ergreifen und andere mit Steinen der Kritik bewerfen, dann schau du stattdessen auf diejenigen, die in der Schusslinie stehen..." Auch aus der Bibelstelle der Ehebrecherin ist ein Tipp entstanden, den ich zu beherzigen versuche. Es tut gut, sich immer wieder daran zu erinnern.
Sehr gern empfehle ich dieses Buch nicht nur denen, die sich mit der Bibel gar nicht auskennen und vielleicht sogar Berührungsängste haben, sondern auch allen, die sich gern mit der Bibel beschäftigen und Lust auf neue Wege haben.

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Bewegender Chatverlauf

Hinter den Sternen ganz nah
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„Hinter den Sternen ganz nah“ ist ein Jugendroman von Petra Bartoli y Eckert, der mich zutiefst berührt.
Dabei fand ich es zunächst ein wenig befremdlich, eine Geschichte als Chatverlauf zu lesen. Doch ...

„Hinter den Sternen ganz nah“ ist ein Jugendroman von Petra Bartoli y Eckert, der mich zutiefst berührt.
Dabei fand ich es zunächst ein wenig befremdlich, eine Geschichte als Chatverlauf zu lesen. Doch genau das gehört für die 15-jährige Feli zur Trauerbewältigung. Nachdem sie ihre große Schwester durch einen Unfall verloren hatte, lässt sie den gemeinsamen Chat weiterleben, indem sie ihrer Schwester alles erzählt, was sie erlebt und vor allem auch das, was sie bewegt. Da sind Gefühle tiefster Trauer, Wut, Verzweiflung, Angst und Mutlosigkeit, die ich hautnah miterlebe.
Feli musste kurz nach dem Tod ihrer Schwester Sozialstunden in einem Altenheim ableisten. Das, was für Feli eine Strafe sein sollte, wurde am Ende zu einer Bereicherung. Wie sonst hätte sie Clara kennenlernen sollen? Mir gefällt besonders, dass die Geschichte auch davon erzählt, dass Freundschaft zwischen Jung und Alt gelingen kann.
Eine tolle neue Erfahrung für mich war es, einen Chatverlauf zu lesen, der sich als wunderbare Geschichte herausstellt. Beim Lesen dachte ich nie daran, die Autorin hätte sich die Geschichte ausgedacht. Für mich fühlte es sich so an, als hätte sie sie einfach geschehen lassen.
Von ganzem Herzen meine volle Leseempfehlung für Menschen jeden Alters.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Sallie in der Männerwelt

Vom Himmel die Sterne
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„Das schnellste Mädchen der Welt. Das will ich mal werden. Hab ich heute Morgen beschlossen.“ Das sind die ersten Sätze aus dem Prolog. Schaue ich mir dazu das Cover an, so sehe ich ein glückliches ...

„Das schnellste Mädchen der Welt. Das will ich mal werden. Hab ich heute Morgen beschlossen.“ Das sind die ersten Sätze aus dem Prolog. Schaue ich mir dazu das Cover an, so sehe ich ein glückliches und selbstbewusstes junges Mädchen, das sich „Vom Himmel die Sterne“ holt. Doch ganz so einfach wird es nicht.
Die Geschichte von Sallie Kincaid beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts im ländlichen Virginia. Schon mit fünf Jahren verliert sie ihre Mutter. Darum ist es besonders schön, von der besonderen Beziehung zu ihrem Vater, dem einflussreichen Duke, zu lesen, der seine Tochter liebevoll „Frechdachs“ nennt. Dann geschieht ein verhängnisvoller Unfall, Sallie wird verstoßen und muss ihr Zuhause verlassen.
Sie ist 17, als sie nach dem Tod des Duke nach Hause zurückkehrt. Da hatte sie bereits gelernt, hart zu arbeiten und dennoch ein ärmliches Leben zu führen. Jetzt wollte sie sich behaupten in einer Welt, in der nur die Männer das Sagen haben – eine große Herausforderung, nicht nur in Zeiten der Prohibition.
Gern habe ich mich von Jeannette Walls mitnehmen lassen in eine ungewisse Zeit voller Intrigen und Ungerechtigkeiten. Die Autorin hat fiktive und reale Ereignisse und Personen in einer fesselnden Geschichte miteinander verwoben und so eine packende Familiensaga entstehen lassen.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Mo und Karl

Sieben Tage Mo
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„Sieben Tage Mo“ – Der Titel deutet darauf hin, dass sich alles nur um Mo dreht. Dabei hat Mo doch noch seinen Zwillingsbruder Karl.

Seit seiner Geburt ist Mo geistig behindert, Karl ist gesund zur Welt ...

„Sieben Tage Mo“ – Der Titel deutet darauf hin, dass sich alles nur um Mo dreht. Dabei hat Mo doch noch seinen Zwillingsbruder Karl.

Seit seiner Geburt ist Mo geistig behindert, Karl ist gesund zur Welt gekommen. Ihre Mutter ist überwiegend alleinerziehend und berufstätig. Also muss sich auch Karl oft um seinen Bruder kümmern – und dafür natürlich auf vieles verzichten.

Ich weiß, wie wichtig es ist, dass auch Geschwisterkinder geistig behinderter Menschen wahrgenommen werden und Anerkennung bekommen.

Der Autor Oliver Scherz sagt mit Herz und Verstand das, worauf es ankommt. Er beschreibt sehr realitätsnah, wie es Karl geht, indem er ihn die Geschichte erzählen lässt.

Mich hat das Buch nicht losgelassen. Ich konnte spüren, wie sehr Karl seinen Bruder liebt, aber auch, dass die Belastung für einen zwölfjährigen Jungen sehr groß, manchmal einfach zu groß ist. Viel zu wenig Zeit hat er für sich, für seine Bedürfnisse, seine Freunde…

Für Mo scheint das Leben leichter, sorgloser zu sein. Dass er aber auch ein ganz empfindliches Gespür hat und merkt, wenn er etwas „falsch“ gemacht hat, zeigen Sätze wie: „Mo brauchte beide Hände, um mir über den Rücken zu streicheln.“ Seine Art, sich zu entschuldigen.

Es ist ein berührendes Buch, das auch von gefährlichen Unternehmungen erzählt, von Menschen, die nicht nachdenken, sondern sich lustig machen über Menschen wie Mo, aber auch von denen, die ohne Berührungsängste ganz einfach mit ihm in Kontakt kommen.

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