»Mein Name ist Mary. Bloody Mary. Sie rufen mich, und ich töte sie. Doch dieses Mal nicht. Er hat mich gerufen. Und das hat alles verändert.« Im Jahr 1990 wird die sechzehnjährige Mary Jane Wyler von einem Serienmörder auf grausame Art und Weise umgebracht und findet sich in der Totenwelt wieder. Gefangen hinter Spiegeln, wartet sie darauf, dass jemand nach ihr ruft, um Rache an den Lebenden zu nehmen.Der siebzehnjährige Avian glaubt nicht an diesen Mythos. Um seinem besten Freund zu beweisen, dass alles reine Fiktion ist, ruft er den Rachegeist – und sieht sich plötzlich Bloody Mary gegenüber. Aber ist sie tatsächlich so blutrünstig, wie die Legende behauptet? Oder steckt hinter der Furcht einflößenden Gestalt nur ein einsames Mädchen, das sich nach Mitgefühl und Wärme sehnt?Avian versucht, zu Mary Jane Wyler durchzudringen, doch er spielt dabei mit seinem Leben. »In der Welt der Toten gibt es drei Regeln: Zeige keine Gnade, zeige keine Schwäche, zeige keine Gefühle. Ich habe jede einzelne gebrochen.«
© Quelle: Sternensandverlag
kurze Einblicke:
Ich hatte alles schon erlebt. Verachtung, Neugier, Hohn, Unsicherheit. Und ja, auch Anne.Die meisten Menschen empfanden Furch vor dem Unbekannten. Mir schien es, als fürchtete er das Bekannte. Er wusste ganz genau, dass es mich gab und dass ich hier war. Trotzdem hatte er mich wieder gerufen und ich begriff nicht, warum.
Seite 126
"So ein dunkles lila kann sehr schön sein!" verteidigte ich meine Antwort."Natürlich. Nichts gegen lila.", lenkte Avian mit einem amüsierten und glücklichen Funkeln in den Augen ein. Dabei hob er beide Hände, als wollte er sich vor mir schützen. "Nicht, das du mich deswegen noch erwürgst", sagte er ausgelassen, stockte aber, als ihm klar wurde, was er gerade gesagt hatte."Ich meinte, ... ich meinte ...", begann er, doch unterbrach sich als ich ein zweites Mal am heutigen Tag lachte. Es war in Ordnung, Das, was er gesagt hatte, tat mir nicht weh, es machte mich nicht wütend. Vielleicht lag es an meiner ausgelassenen Stimmung, an dem Kompliment, das er mir gemacht hatte, oder an der Leichtigkeit, die ich mit ihm teilte, aber ich fand es wahnsinnig komisch.
Seite 283
Herrgott, ich war so egoistisch, dass ich wollte, dass er keine andere Frau liebte, wie er mich geliebt hatte."Bitte lebe dein Leben weiter und mach das Beste daraus. Es kann so kurz sein", hauchte ich und hob erneute meine Hand. Ich wollte ihn berühren, ein letztes Mal noch. Wollte mich daran erinnern, wie sich seine Haut anfühlte und wie sie roch, falls ich ins Licht ging, wie ich es hoffte.
Seite 456
meine Meinung:
"Bloody Mary" ist mein ersten Jahreshighlight 2017!
Nadine Roth hat es geschafft mich mit in die Welt einer sagenumwobenen Storie zu ziehen die zu unglaublich gefühlvoll ist, was ich nicht erwartet hatte.
Was habe ich erwartet?
Nach kurzen nachdenken muss ich gestehen, dass ich ein düsteres Erlebnis mit viel Blut und wenig Zwischenmenschlichem erwartete, was mir hier eine Legende nahe bringt und ihren tragischen, sehr schmerzhaften Tod vor Augen führt.
Diese Erwartung hat die Autorin erfüllt - aber auch so viel mehr!
Der Beginn der Geschichte ist tragisch, düster und kalt. Immer wenn jemand vor dem Spiegel stand um "Bloody Mary" zu rufen, bekam ich eine Gänsehaut als wäre ich es selbst, die diesen fatalen Fehler begeht und meinen Henker selbst rufen würde.
Aber bereits nach ein paar Kapitel wendet sich die Geschichte und von Kapitel zu Kapitel wird es gefühlvoller und wärmer. Manchmal sogar so emotional, das mir förmlich das Herz stehen blieb und der Knoten im Hals mich am schlucken hinderte.
Denn klar ist, es kann kein Happy End unter Liebenden werden - immerhin ist Mary sein 25 Jahren tot.
Also wir dieses Buch ein HappyEnd haben? oder wie schafft Nadine Roth es, diesem Buch ein Ende zu schenken welches einen Leser zufrieden zurücklässt?
Die Geschichte war für mich wahrlich atemberaubend!
Avian und Marie Jane nähern sich in kleine Schritten einer Freundschaft, und sie kann dadurch so vieles Erleben was ihr verwehrt wurde. Sie findet sich selbst nach und nach wieder und "Bloody Mary" rückt immer mehr in den Hintergrund.
Sie verschwindet zwar nicht gänzlich, den der Deal zwischen Ihnen ist klar definiert - aber dominierender Charakter ist Marie Jane Wyler, die wirklich bestialisch und tragisch ermordet wurde. Sie wird immer menschlicher und blüht auf. Sie erlebt Gefühle die längst vergessen waren und erkennt, dass sie nicht nur Tod sondern auch ein Monster ist. Keinen Deut besser als ihr Mörder, da sie selbst unzählige Morde begangen hat auf ihrem Weg der Vergeltung.
Nebencharaktere wie Joe, Joeline oder Zoe sind tolle Menschen die es vielleicht sogar in einem Buch lohnt einzeln zu beleuchten.
Ihnen vielleicht eine eigene Geschichte zu geben.
Es ist für mich schwer zu glauben, dass wir es hier mit dem Debüt der Autorin zu tun haben, da der Schreibstil wahnsinnig fein, bildlich, mitreißend und sehr emotional ist. Mit 560 Seiten ist "Bloody Mary" nicht unbedingt ein kurzes Vergnügen, aber es erscheint so da die Seiten einfach so dahin fliegen und mich meine Aussenwelt völlig vergessen ließen.
Das ist etwas, das sehr selten passiert und einer absoluten Anerkennung meinerseits schon einmal voran geht.
Der Stil, die Geschichte und ihr Werdegang bis hin zum Ende ist ein weiteres was mich völlig faszinierte.
Ich könnte auch falsch liegen, aber ich könnte mir vorstellen das es ein Autor mit einem realen Plot schwerer hat den es zu umschmücken gilt. Ich stelle es mir zumindest um ein vielfaches schwerer vor als eine reine Geschichte die auf Gedanken und Ideen basiert. Aber auch das hat Nadine Roth wirklich 1A umgesetzt und es gab während des Lesens bis zum Ende keine Lücken die geschlossen werden mussten.