Persepktivlosigkeit der Jugend in der DDR
Die Freiheit so nahEin weiterer Roman, in dem es um die Teilung Deutschlands und das Leben in der DDR geht. Diesmal bin ich aber in den frühen Achziger Jahren gelandet - eine Zeit, in der ich selbst gerade Teenager und Jugendliche ...
Ein weiterer Roman, in dem es um die Teilung Deutschlands und das Leben in der DDR geht. Diesmal bin ich aber in den frühen Achziger Jahren gelandet - eine Zeit, in der ich selbst gerade Teenager und Jugendliche war. A. A. Kästner erzählt die Geschichte von Kay und seiner Clique, die auf wahren Begebenheiten beruht.
Der Roman basiert auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart sind wir im Jahr 2016 und Kay ist von Hamburg zurück in Rostock. Er kommt zu einer Beerdigung und trifft auf seine alten Freunde.
Der Hauptanteil des Romans spielt jedoch in den Achziger Jahren bis hin zum Fall der Mauer im November 1989. Die acht Jungs der Clique sind eine eingeschworene Gruppe, die sich zum größten Teil seit ihrer Kindheit kennen. Mit dem Schulabschluss beginnt nun der Ernst des Lebens, doch nur einer von ihnen hat eine genaue Vorstellung, was er beruflich machen möchte: Kay. Er will wie sein Vater Seemann werden und die Meere bereisen. Schon als Kind hat er sich für nichts anderes als Schiffe interessiert. Sein Wunsch geht tatsächlich in Erfüllung und er darf anheuern. Kay genießt diese Freiheit in vollen Zügen, die seinen Freunden verwehrt bleibt. Keiner von ihnen hat eine wirkliche Perspektive und es herrscht Frust bei den Jungs. Es wird viel getrunken und auch über Flucht gesprochen. Die Freundschaft gerät immer mehr in Schieflage. Als der Erste von ihnen wegen Republikflucht verhaftet wird, muss auch Kay die Konsequenzen tragen. Er darf seine Ausbildung nicht fortsetzen und fällt in ein tiefes Loch. Immer mehr ist er davon überzeugt, dass es in der Clique einen Verräter gibt....
Am Anfang habe ich mir etwas schwer getan in die Geschichte zu finden. Es passiert sehr lange nicht wirklich viel, außer dass sehr, sehr viel Alkohol fließt und wir es mit pubertierenden rebellischen Jungs zu tun haben. Doch dann spürt man immer mehr die Verzweiflung und die Perspektivlosigkeit. Die Deutsche Demokratische Republik hat für kleine Rebellen keinen Studienplatz oder den Wunschberuf parat. Mich hat erschreckt, welche Kleinigkeiten es oftmals sind, um ins Visier des Staates zu kommen.
Die Jungs der Clique hegen den Wunsch endlich so leben zu dürfen, wie sie möchten. Freiheit ist das Zauberwort und nicht Bespitzelung und Denunziation.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, intensiv und emotional. Ich habe mit Kay mitgelitten, als er seinen großen Traum begraben musste. Natürlich habe ich auch mitgerätselt, wer der Verräter in der Clique ist und welches Begräbnis Kay besucht. Letzteres wird nämlich erst ganz zum Schluss gelöst, was ich sehr gelungen fand. Den Verräter konnte ich nicht so schnell identifizieren, aber wer begraben wird, war mir bald klar.
Berührend und schonungslos.
Fazit:
Ein weiterer empfehlenswerter und auf wahren Begebenheiten basierender Roman aus der Zeit, als Deutschland getrennt war. Emotional und empfehlenswert!