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Garten_Fee_1958

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2017

Küchenrezepte mit Pfiff

Meine DIY-Küche
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Ein Do it yourself Ratgeber im super praktischen Format erhält der Leser 44 tolle und vor allen Dingen ausgefallene Ideen und Anleitungen für Aufstriche, Eingemachtes, Frühstück, Gebäck, Getränke, Gewürze, ...

Ein Do it yourself Ratgeber im super praktischen Format erhält der Leser 44 tolle und vor allen Dingen ausgefallene Ideen und Anleitungen für Aufstriche, Eingemachtes, Frühstück, Gebäck, Getränke, Gewürze, Pasten und Saucen; Herzhaftes, Knabbereien und Süßigkeiten.
Mir gefielen direkt vom ersten Eindruck Inhaltsangabe und Leseprobe, doch der Ratgeber ist viel besser, denn es hat mich beim Nachmachen überzeugen können. Ich habe einige Rezepte selbst ausprobiert und die Anleitung ist einfach, nachvollziehbar und die Zeitangaben stimmen. Toll fand ich außerdem die Tipps zu den Rezepten. Die Auswahl der Rezepte ist gut gelungen, für jeden Geschmack ist etwas dabei, man kann selbst kreativ werden und einige der Rezepte sind grandiose Geschenkideen und kleine Mitbringsel, wie zum Beispiel Limoncello und Kaffeelikör.
Die Einleitung trifft absolut auf das Buch zu - wenn man einmal einen Freien Nachmittag hat, ist dieses Buch absolut perfekt und die Gerichte schmecken einfach super lecker. Die Ausstattung einer Küche, die im Vorwort angesprochen wird, hat fast jeder in der Küche, selbst ein Single-Haushalt; …und die benötigten Zutaten kann man wirklich überall kaufen….
Sehr interessant fand ich auch die Erklärungen und Erläuterungen zu Back und Zuckerthermometer und die einfachen Rezepte sind meiner Meinung nach auch für Anfänger absolut geeignet.
Eine Bereicherung für die Küche und der „Strudel der Glücksgefühle“ schmeckt einfach nur traumhaft und ist schnell und einfach gemacht.

Veröffentlicht am 14.09.2017

Aberglaube und Werwolf

Die Salbenmacherin und die Hure
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Nürnberg im Juli 1409. Durch wochenlang anhaltende drückende Hitze verdorrt das Korn auf den Feldern und die Einwohner Nürnbergs kommen dadurch nicht mehr zur Ruhe. Der Gestank in der mittelalterlichen ...

Nürnberg im Juli 1409. Durch wochenlang anhaltende drückende Hitze verdorrt das Korn auf den Feldern und die Einwohner Nürnbergs kommen dadurch nicht mehr zur Ruhe. Der Gestank in der mittelalterlichen Stadt ist teilweise unerträglich, die Menschen werden immer gereizter und sehnen sich nach Regen. Sie befürchten Missernten und immer mehr Menschen erkranken an einem unbekannten Fieber. Als ein grauenhaft verstümmelter Leichnam am Ufer der Pregnitz gefunden wird ist den Einwohnern Nürnbergs sofort klar, dass kann kein Mensch getan haben – nur Werwölfe richten ihre Opfer so zu. Olivera, die Protagonistin des Romans, glaubt nicht an Werwölfe und zusammen mit Ihrem Ehemann Götz begibt sie sich auf die Suche. Doch die Menschen um sie herum wollen einen Schuldigen, egal wie und es beginnt eine Jagd, die auch vor Unschuldigen nicht Halt macht…
Die Autorin Silvia Stolzenberg schreibt leicht und flüssig, spannend und fesselnd. Der Spannungsbogen des Romans steigt langsam an und ist am Ende fast zum Bersten gespannt. Man kann diesen Roman nur schwerlich aus der Hand legen. Die Charaktere des Romans wirken authentisch und besonders Olivera ist eine Frau, die einerseits Stärke zeugt, aber auch sehr menschlich agiert.
Die Kapitel sind kurz, logisch aufeinander aufgebaut und obwohl ich beide Vorgängerromane nicht kannte, war ich sofort mitten im Geschehen. Das alte Nürnberg wurde so bildhaft beschrieben, dass es nicht schwer fällt, mit den Menschen durch die Gassen zu laufen und die Stadt vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Hervorragend recherchiert sind auch die Kunst des Salbenherstellens und die Foltermethoden, man spürt, dass die Autorin sich sehr intensiv und ausführlich damit beschäftigt hat und sie vermittelt in meinen Augen ein recht realistisches Bild über das Leben des Mittelalters.
Siliva Stolzenburg vermittelt den Leser aber noch mehr, die doch recht oft abstrusen Denkweisen der damaligen Zeit, forciert durch die Kirche und die Machthaber, das Volk dumm und unwissend zu halten, um die eigenen Pfründe zu sichern und zu bewahren.
Der Roman endet mit einer offenen Frage, einem sogenannten Cliffhanger, wer ist der ominöse Auftraggeber, dass zu erfahren, müssen wir Leser uns noch ein wenig Geduld aufbringen..was man aber angesichts des gerade gelesenen Romans gerne tut.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Trollig

Saufen nur in Zimmerlautstärke
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Den absolut passenden Titel erhält der Roman von Hans Rath von der Inhaberin eines Hotels in Berlin, der Witwe Helga Pohl…
Nachdem ihm ein Arzt eine Auszeit wegen seiner Herzprobleme verordnet hat, entschließt ...

Den absolut passenden Titel erhält der Roman von Hans Rath von der Inhaberin eines Hotels in Berlin, der Witwe Helga Pohl…
Nachdem ihm ein Arzt eine Auszeit wegen seiner Herzprobleme verordnet hat, entschließt sich Adam, nach Island zu fliegen, wo er immer schon mal hingewollte und dort in der Natur auszuspannen und über sein Leben nachzudenken, das momentan mit Problemen stark belastet ist. Dort angekommen, gerät er in einen Sturm, fällt von einer Klippe und wird gerettet, von Magnus, einem kleinwüchsigen, zerzaustem, bärtigem Troll. Adam steht damit in Magnus Schuld und bietet ihm an, ihn mitzunehmen – und weil Magnus alles was Adam sagt, wortwörtlich nimmt, fliegt er mit Adam zurück nach Berlin. Damit beginnt ein großes Abenteuer, während Adam mühsam versucht sein Leben in Ordnung zu bringen, hat Magnus wenig Verständnis für Regeln und menschliche Gepflogenheiten und stürzt Adams Leben ins völlige Chaos…
Sowohl Adam als auch Magnus, der gerne interessante und kluge Lebensweisheiten von sich gibt, sind sympathische Protagonisten.
Eine spritzige, humorige Geschichte, die mit gekonnt leisen Tönen unser modernes Leben hinterfragt.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Chicago 1886 - ein Rückblick des Arbeiteraufstandes

Mit Müh und Not
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Ein sehr gut gelungenes Cover mit einem Bild aus dem historischen Chicago zieht die Blicke sofort in seinen Bann.
Der dritte Band des Auswanderer-Krimis spielt im Jahr 1886 in Chicago, der ehemaligen ...

Ein sehr gut gelungenes Cover mit einem Bild aus dem historischen Chicago zieht die Blicke sofort in seinen Bann.
Der dritte Band des Auswanderer-Krimis spielt im Jahr 1886 in Chicago, der ehemaligen Wirkungsstätte der beiden Polizisten Bob und Jack Hundorf, die den Polizeidienst quittiert haben und nun im Dakota-Gebiet leben. Historisch angelehnt an den Haymarket Bombenanschlag, ein mehrtägiger Streik, indem es darum ging, die tägliche Arbeitszeit von zwölf auf acht Stunden zu reduzieren, wird Andreas Brenner, ein Reporter der Zeitung verhaftet, da der zum Zeitpunkt des Anschlages vor Ort war. Bob und Jack Hundorf reisen sofort nach Chicago, um ihrem Freund zu helfen…
Der Autor beschreibt in seinem Roman eindrucksvoll die emotionale Stimmung der Arbeiter in Chicago, die teilweise in erbärmlichen heruntergekommenen Behausungen lebten, mehr schlecht als Recht von dem Geld leben konnten und von wenigen, aber mächtigen Unternehmern ausgebeutet wurden, Geschichte, die den meisten hier in Deutschland eher unbekannt ist. Außerdem erfährt der Leser, dass ca. ein Drittel der damaligen Bevölkerung deutsche Einwanderer waren. Die historischen Ereignisse werden sehr authentisch geschildert, der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser sofort hinein in die Geschichte. Nicht zuletzt hat der Autor in der Leserunde weitere Bilder zur Verfügung gestellt, nicht nur, um die damalige Kluft zwischen arm und reich zu dokumentieren, sondern dem Leser ein Gefühl für die damaligen Umbrüche zu geben und auch die Spuren der deutschen Einwanderer aufzuzeigen.
Dennoch war es für mich nicht unbedingt ein Krimi, in meinen Augen wäre die Bezeichnung, hervorragend recherchierte Geschichte und Gesellschaft des frühen Amerikas, bezeichnender gewesen.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Drei Frauen, drei verschiedene Schicksale

Marlenes Geheimnis
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Ein wunderschön gelungenes Cover, eine junge Frau mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zum Bodensee. Im Hintergrund die weit entfernte Landschaft um den Bodensee in diffuses Licht getaucht.
Drei Frauen, drei ...

Ein wunderschön gelungenes Cover, eine junge Frau mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zum Bodensee. Im Hintergrund die weit entfernte Landschaft um den Bodensee in diffuses Licht getaucht.
Drei Frauen, drei verschiedene Schicksale. Marlene hat sich nach ihrer Vertreibung aus ihrer Heimat, dem ehemaligen Sudetendeutschland am Bodensee niedergelassen und zusammen mit ihrer Mutter Eva eine erfolgreiche Schnapsbrennerei aufgebaut. Nach Evas Tod erhält ihre Nichte Nane das Tagebuch ihrer verstorbenen Großmutter Eva, denn viele Dinge weiß Nane nicht und Stück für Stück fördert dieses alte Tagebuch ein lang gehütetes Geheimnis ans Tageslicht, verbunden mit immer noch schwelenden Familienstreitigkeiten…
Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist voller Emotionen, flüssig und fesselt den Leser von Beginn an, es fällt schwer, diesen Roman aus der Hand zu legen. In zwei unterschiedlichen Erzählsträngen, dem der Vergangenheit und Gegenwart erfährt der Leser Stück für Stück eine sehr tragische Familiengeschichte, deren Anfänge im Jahr 1942 im damals von deutschen Truppen besetzten Reichenberg dem heutigen Liberec beginnen. Die Schilderungen sind mit großer Sensibilität und Feingefühl geschrieben, gehen tief ins Innere, bewegen und machen traurig. Flucht, Vertreibung, damals wie heute aktuell – doch hat die Generation damals viel verschwiegen, versucht, ihr Trauma alleine aufzuarbeiten, die Folgen tragen wir als Nachkriegsgeneration noch immer.
Parallel beschreibt sie auch die Vergeltungsmaßnahmen der nationalsozialistischen Besatzmacht nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich in Prag, die vollständige Zerstörung und Ermordung der Einwohner des Dorfes Lidice in Tschechien. Brigitte Riebe hat mit den handelnden Charakteren sehr facettenreiche und vor allen Dingen sehr authentische Personen geschaffen, sie entstehen Stück vor Stück durch die Handlung, der Leser kann sie visualisieren, kann sich in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen.
Der Leser spürt, dass dieser Roman mit großem Engagement und mit starker innerer Anteilnahme geschrieben wurde.
Ein außergewöhnlicher Roman mit hohem historischem Anspruch, einzigartig, tief bewegend, voller Emotionen und bis ins Innerste berührend.