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Veröffentlicht am 24.01.2024

Bedrückend, düster & ein Hauch von Geschichte

Die Hexen von Cleftwater
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„Martha ist Hebamme, Heilerin und Dienerin“, so sagt es die Buchbeschreibung. „Jeder im Dorf kennt Martha, aber niemand hat sie jemals sprechen gehört. Martha ist stumm.“ Oder zumindest lässt sie dies ...

„Martha ist Hebamme, Heilerin und Dienerin“, so sagt es die Buchbeschreibung. „Jeder im Dorf kennt Martha, aber niemand hat sie jemals sprechen gehört. Martha ist stumm.“ Oder zumindest lässt sie dies die Menschen glauben.

Schon das Cover flüstert von einer Geschichte, die vieles für ihre Leser bereit hält. Schlicht könnte man es nennen, die goldene Schrift auf dunklem Grund. Doch all das liegt im Schatten einer Pflanze, wohl einer Distel, die ihre ganz eigenen Versprechen wispert.

Es war als würde ich kopfüber in die Geschichte purzeln. Gleich auf den ersten Seiten erlebte ich wie schonungslos ausgeliefert die Bewohner des kleinen Örtchens ihren Herren sind und ich erlebte eine tiefe Erschütterung, lähmend, stumm und für meinen Geschmack ein wenig zu nah an Resignation. Unsere Protagonistin, Martha, eine Frau, die durch ein Leiden dazu gezwungen ist stumm zu bleiben, wird in einen unheilvollen Konflikt hineingezogen, als der Hexenjäger Silas Makepeace ausgerechnet sie bittet, die der Hexerei angeklagten Frauen auf Teufelszeichen zu untersuchen. Es ist ein Konflikt, den ich als Leserin mit schwerem Herzen begleitete und oh wie gern wäre ich in diese ungerechte, frauenverachtende Welt eingetaucht, um ihnen allen beizustehen.

Der Schreibstil von Margaret Meyers mag für den ein oder anderen eigenwillig anmuten, doch kaum hatte ich mich in ihm fallen lassen, begann mein Herz zu fühlen. Insbesondere durch Marthas Unvermögen zu Sprechen, obwohl ihr so viele Worte auf der Seele lasten, wurde für mich die Symbolik deutlich. Marthas Stummheit ist die Stimme all derjenigen Frauen, die der Hexenjagd zum Opfer fielen. Und weil sich immer wieder historische Ereignisse in der Romangeschichte verfangen, wurde sie für mich auf düstere Weise noch lebendiger, noch greifbarer, noch spannender.

Für mich ein gelungenes Buch für jeden, der in die dunkelsten Stunden unserer Zeit eintauchen möchte, um jenen zu gedenken, die in Freiheit geboren ihre Stimme und bald darauf ihr Leben verloren.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Die Geschichte faszinierend wie das erste Feuer, die Charaktere so kalt wie Schnee

Snehild - Die Seherin von Midgard
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Kurzmeinung:

Von dem wunderschönen Cover verzaubert und dem Klappentext neugierig gemacht, habe ich mir zunächst die Rezensionen anderer Leser angesehen. Doch auch, wenn die Grundidee wahrlich faszinierend ...

Kurzmeinung:

Von dem wunderschönen Cover verzaubert und dem Klappentext neugierig gemacht, habe ich mir zunächst die Rezensionen anderer Leser angesehen. Doch auch, wenn die Grundidee wahrlich faszinierend ist, die Charaktere zahlreich wie vielseitig, der Schreibstil auf sanfte Weise bildgewaltig und mich der Einfluss der nordischen Mythologie erfreut hat (hier ist es übrigens von Vorteil schon einiges Vorwissen gesammelt zu haben), kann ich die teilweise sogar überschwänglichen Rezensionen leider ebenso wenig teilen wie den Vergleich mit Game of Thrones.

Es tut mir ehrlich leid dies schreiben zu müssen, doch leider war das Buch nicht nach meinem Geschmack und sollte es eine Fortsetzung geben – hier ist mein Wissen etwas spärlich – so werde ich sie nicht weiter verfolgen.


Langmeinung:
Als ich das Cover in seiner digitalen Form sah, war ich gleich hin und weg. Ich liebe diese verschneiten Landschaften, Seen und Wälder und sehe sie gern auf Buchcovern. Die Farben sind stimmig – auch wenn sie auf dem Buch selbst etwas zu kräftig im Bereich der Schärfe und des Kontrastes wirken – und die Schrift wirkt so verschnörkelt und angenehm. Und dann natürlich das Runenamulett mit meinem liebsten Wesen, dem Wolf. Es hat etwas geheimnisumwobenes, mystisches, ganz nach meinem Geschmack. So lockte es mich den Klappentext zu lesen und ich fühlte mich abgeholt.

Das Buch zu lesen war für mich jedoch eher wie ein müßiges Stapfen durch tiefen Schnee. Namen, Orte, Bezeichnungen und Ereignisse fielen auf mich herab wie Schneeflocken. Doch in ihrem dichten Treiben war es mir kaum möglich auch nur eine von ihnen zu fangen, um sie näher zu betrachten. Hier hätte ich mir einen Glossar gewünscht.

Das Buch hat drei Teile, den Nornen zugeordnet und das Schneegestöber zieht sich durch den gesamten ersten Teil. Die Kapitel sind kurz, immer wieder wird zwischen den verschiedenen Charakteren und mit ihnen zwischen den Handlungen und Orten, hin und her gewechselt, ohne auch nur einem von ihnen wirklich Tiefe zu schenken. Und obschon mich die nordische Mythologie ungemein fasziniert, auch wenn ich sie gerade zu Beginn der Geschichte als ausgesprochen blutig empfand, und ich kein vollkommener Anfänger bin, fiel es mir dann und wann schwer den vielen Bezeichnungen zu folgen.

Im zweiten Teil des Buches nun legte sich das Schneegestöber und nur noch vereinzelte Flocken trudelten sacht vom wolkenbedeckten Himmel. Ich vermochte sie zu greifen und näher zu betrachten und bald schon verlor ich mich in ihrer Schönheit. So ließ ich mich verzaubern von einer Schreibweise, die auf ihre ganz eigene Art lyrisch und voller Poesie eine Landschaft beschrieb, dass sie bildgewaltig vor meinem inneren Auge erschien. Auch die Seherin Snehild erhielt das ein oder andere magisch schöne Wort. Leider, und das muss ich wohl am stärksten bemängeln, war die Erzählperspektive nicht nach meinem Geschmack. Nach meinem Gefühl war es die Perspektive des oberflächlichen Betrachters, der nur wiedergibt, was er auch sieht. Auf diese Weise erhielten die Charaktere einfach keine richtige Tiefe. Natürlich verstand man irgendwann Beweggründe und Gedanken, doch eher beruhend auf den Bemühungen des Lesers, statt den Ausführungen der Autorin. Konnte man beispielsweise sehen, dass jemand wütend ist, so wurde dies kurz erwähnt, echte Emotionen/Gedanken blieben jedoch vollkommen aus. Auch Snehild erhielt keine tiefere Beschreibung. So wurden Szenen des Schmerzes und des Kummers beschrieben, aber in mir regte sich rein gar nichts. Sie waren einfach zu kurz, zu flach und zu oberflächlich gehalten. Ebenso empfand ich es als enttäuschend, dass gleich drei Charaktere, die Lieblingscharakterpotential hatten, einfach viel zu kurz kamen und obwohl zumindest einem von ihnen eine größere Wichtigkeit in Snehilds Leben zugeschrieben wurde (hier möchte ich nicht weiter spoilern), so blieb er doch nur eine schattenhafte Randgestalt und der Werdegang wurde in einem einfachen Satz abgetan, als sei es nicht weiter wichtig. Nur schnell weiter mit der Geschichte.

Besonders enttäuschte es mich in diesem Zusammenhang, dass der ein oder andere Name fiel, eine Geschichte der nordischen Mythologie gar nacherzählt wurde und, ob nun aus Gründen mangelnder Recherche oder weil es auf diese Weise die Handlung schneller voran trieb, dennoch Namen durcheinander gebracht wurden und falsche Verwendung fanden.

Auch stieß ich mich ein wenig an der Darstellung der Geschlechter. Ich lese gern von starken Frauen, die klug und charismatisch einen selbstbestimmten Weg gehen, sei er nun vollkommen emanzipiert oder mit dem Wunsch beseelt eine Familie zu gründen und dem Leben der Hausfrau nachzustreben. Doch die Frauen als große Denker und Lenker auf Kosten der Männer, die als ausgesprochen triebgesteuert dargestellt wurden, als wäre ihnen sonst keine besondere Eigenschaft zuzuschreiben, empfinde ich als zu großes Ungleichgewicht.

Ich lasse mich unglaublich gern berieseln, für mich muss es nicht immer das große Ganze geben oder einen übergeordneten Feind, den es zu bezwingen gilt und ich folge mit größter Wärme den Hauptcharakteren in ihrem Leben. Doch hier faszinierte mich zwar gerade die junge Snehild, doch da sie, für meinen Geschmack, weder Tiefe noch Entwicklung erfuhr, ist diese Faszination furchtbar ernüchternd. Und so gibt es leider doch zu viele Dinge, an welchen ich mich stoße und ich lege das Buch leise an seinen Platz in meinem Bücherregal.

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Eine unerwartete Reise nach Schweden

The Happiness Blueprint
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Kurzmeinung: Für mich KEIN hyggeliger Wohlfühlroman, doch als kleine Lovestory mit ernsten Themen durchaus interessant

Rezension:
Der Seufzer mit dem ich dieses Buch schließe ist lang und tief.
„Clever, ...

Kurzmeinung: Für mich KEIN hyggeliger Wohlfühlroman, doch als kleine Lovestory mit ernsten Themen durchaus interessant

Rezension:
Der Seufzer mit dem ich dieses Buch schließe ist lang und tief.
„Clever, witzig und skandinavisch-hyggelig: ein Roman mit Herz, Charme und Frauenpower!“ So wurde das Buch beschrieben und so ließ ich mich auf eine Geschichte ein, deren Klappentext mich gleich für sich einnahm und deren Cover mit seinen sanften, harmonischen Farben und der wunderbar bildgebenden Schriftart, so heimelig wirkt.

Doch leider musste ich bereits auf den ersten Seiten feststellen, dass die versprochene Atmosphäre auf sich warten ließ. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Klara und Alex erzählt und statt skandinavisch-hyggeliger Gemütlichkeit erwarteten mich Minderwertigkeitskomplexe, Familienstreitigkeiten und Depressionen. Damit musste ich erst einmal zurecht kommen und ich brauchte lange, um in die Geschichte hinein zu finden. Vielleicht ganz gut, dass auch die Geschichte ihre Zeit braucht, um in Schwung zu kommen. Nämlich ungefähr bis zur Hälfte des Buches, erst hier treffen Klara und Alex aufeinander ~

So lernte ich auf gemächliche Weise die Charaktere kennen.
Klara, eine kluge, junge Frau, neurodivergent und Diabetikerin hat ihre Schwierigkeiten damit sich in der Welt zurecht zu finden und sie scheint erst jetzt, in jener Zeit, in der wir Leser ihr Leben begleiten, so richtig dazu zu lernen. In ihrer Vergangenheit liegen tiefe Schwierigkeiten mit ihrer Familie, die es aufzuarbeiten gilt und sie macht es sich schwer, denn sie spricht nicht wirklich an, was ihr Problem ist. Lediglich wir Leser bekommen einen ausschweifenden Eindruck darüber was sie alles zu bemängeln hat, auch an sich selbst. Und während sie von anderen, insbesondere von den Mitarbeitern in der Firma ihres Vaters, Respekt ihr gegenüber als Frau einfordert, hält sie sich selbst keineswegs mit klischeehaften Denkweisen und bitteren Vorurteilen zurück. Nun…

Und dann wäre da noch Alex, der durchaus das Potential hat ein kleiner Bookboyfriend zu sein, wäre er nicht so tief in seinen Depressionen gefangen. Erst als er Klara kennen lernt, scheint sein Seelenschiffchen seinen Anker gefunden zu haben und er zeigt sich von einer ausgesprochen charmanten, humorvollen und liebevollen Seite – ausgenommen einige kleine Ausrutscher, die der Geschichte ein wenig Lebhaftigkeit verschaffen sollten -.

Auffallend ist der Schreibstil, der eigens auf die Charaktere zugeschnitten ist und obschon er ein wenig Eingewöhnung bedurfte (waren doch insbesondere bei Alex die Sätze sehr knapp und scheinbar unvollständig gehalten, da er seinen depressiven Zustand spiegelte), empfand ich ihn als gute Idee der Autorin, denn er schenkte den Charakteren noch einmal mehr Lebendigkeit. Ab Hälfte des Buches und mit der Entwicklung der Charaktere (Alex mehr als Klara) geriet der Schreibstil dann auch zunehmend lockerer und angenehmer zu lesen.

Und auch, wenn ich mich mit dem Buch ausgesprochen schwer getan habe, mich sogar ein wenig betuppt fühlte, möchte ich erwähnen, dass es durchaus einen Mehrwert hat, wenn man ein wenig Eigeninitiative als Leser aufweist.
Denn neben all dem Drama, welches vielleicht ein wenig zu viel des Guten war und hier und da konstruiert wirkte, waren gerade die schweren Themen wie Minderwertigkeitskomplexe, Depressionen, Autismus und Neurodivergenz – mehr oder weniger stark ausgearbeitet – durchaus interessant. Nicht nur Klara scheint ein kleiner Sonderling zu sein; in dieser Geschichte trägt jeder sein Päckchen, seine kleine oder auch große Eigenart, seine Seltsamheit … und nicht alles davon ist wirklich verständlich oder nachvollziehbar. Es regt jedoch zum Nachdenken an, auch über sich selbst.

Und ich fand die Aufmachung des Buches an sich sehr gelungen. Nicht nur das Cover ist ein echter Hingucker und lädt dazu ein kleine Details zu finden, die sich in der Geschichte widerspiegeln, auch lohnt es sich das Buch beim Aufschlagen einmal näher zu betrachten. Hier möchte ich jedoch nicht zu viel vorweg nehmen ~

So kann ich abschließend sagen, dass die Geschichte zwar nicht das war, was ich aufgrund der gegebenen Informationen wie beispielsweise dem Klappentext erwartet und mir auch erhofft hatte und immer wieder wirkte sie für mich wie eine zusammenhanglose Ansammlung von Ereignissen, eine Geschichte, der der so genannte rote Faden fehlte, jeder Menge Drama und ein kleines bisschen Lovestory, aber man kann ihr vielleicht eben aus diesen Gründen eine gewisse Wirklichkeit und Echtheit nachsagen und nicht zuletzt das Aufmerksam machen auf Themen, die in unserem Alltag vielleicht untergehen, führte für mich dazu, doch noch gut gemeinte 3 Sterne zu geben.

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